Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit großer Freude hat Norbert Lennartz diese Neuübersetzung von Vita Sackville-Wests 1932 erschienenem Roman "Eine Frau von Vierzig Jahren" aufgenommen. Das Werk ist in seinen Augen ein packendes Porträt der vom Viktorianischen Zeitalter geprägten Generation. Im Mittelpunkt sieht er Evelyn Jarrold, für ihn eine der berührendensten literarischen Frauenfiguren seit Emma Bovary, der es nicht gelingt, sich von gesellschaftlichen Konventionen zu lösen und nach dem Tod ihres im Krieg gefallenen Gatten mit einem jüngeren Mann eine neue Beziehung einzugehen. Auch wenn das Werk erzähltechnisch nicht dem modernen Roman huldigt, sondern eher viktorianischen Schriftstellern verpflichtet bleibt, zeigt sich Lennartz tief beeindruckt von Sackville-Wests Darstellung der Zerrissenheit Evelyn Jarrolds. Sein Fazit: ein "Meisterwerk", das jetzt in einer neuen Übersetzung von Heddi Feilhauers zu entdecken ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2013NEUE TASCHENBÜCHER
Die zeitlose
Dramatik einer Liebe
Er ein junger Aristokrat aus den Reihen der Arbeiterpartei, sie eine Schönheit aus einer reichen Industriellenfamilie, und beide verbindet, trotz eines Altersunterschieds von 15 Jahren, ein Amour fou. Als der Roman „Eine Frau von vierzig Jahren“ 1932 erschien, löste er in der englischen postviktorianischen Gesellschaft einen Skandal aus. Vita Sackville-West setzte das literarische Skalpell der Ironie und Distanz an. Das Innenleben der Personen demaskiert sich im Interieur, das sie sich entwerfen, und im sezierenden Blick der anderen. Scheinbar nüchtern und teilnahmslos streut sie verschwenderisch die Beschreibung der Innenausstattung der Herrenhäuser über die Seiten, Evelyns Welt, und dazu im Kontrast Bilder des heruntergekommenen Landguts des Miles Vane-Merrick. Doch nicht gesellschaftliche Zwänge, sondern die zeitlose Dramatik dieser Liebe berührt, in der die grenzenlose Hingabe der Freundin vom Helden als Verpflichtung und Fessel empfunden wird. Und sie ihm sein Verhalten, seine Abgrenzung im realen Leben, als selbstsüchtig und grausam vorwirft. Eine hoffnungslose Liebe, die mit starken emotionalen Bildern endet.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Vita Sackville-West: Eine Frau von vierzig Jahren. Aus dem Englischen von I.Knust und anderen. dtv 14233. München 2013. 9,90 Euro.
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Die zeitlose
Dramatik einer Liebe
Er ein junger Aristokrat aus den Reihen der Arbeiterpartei, sie eine Schönheit aus einer reichen Industriellenfamilie, und beide verbindet, trotz eines Altersunterschieds von 15 Jahren, ein Amour fou. Als der Roman „Eine Frau von vierzig Jahren“ 1932 erschien, löste er in der englischen postviktorianischen Gesellschaft einen Skandal aus. Vita Sackville-West setzte das literarische Skalpell der Ironie und Distanz an. Das Innenleben der Personen demaskiert sich im Interieur, das sie sich entwerfen, und im sezierenden Blick der anderen. Scheinbar nüchtern und teilnahmslos streut sie verschwenderisch die Beschreibung der Innenausstattung der Herrenhäuser über die Seiten, Evelyns Welt, und dazu im Kontrast Bilder des heruntergekommenen Landguts des Miles Vane-Merrick. Doch nicht gesellschaftliche Zwänge, sondern die zeitlose Dramatik dieser Liebe berührt, in der die grenzenlose Hingabe der Freundin vom Helden als Verpflichtung und Fessel empfunden wird. Und sie ihm sein Verhalten, seine Abgrenzung im realen Leben, als selbstsüchtig und grausam vorwirft. Eine hoffnungslose Liebe, die mit starken emotionalen Bildern endet.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Vita Sackville-West: Eine Frau von vierzig Jahren. Aus dem Englischen von I.Knust und anderen. dtv 14233. München 2013. 9,90 Euro.
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