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Der Vergleich der Menschheit mit einem umgeworfenen Spiegel, der anstelle Gottes die Materie in sich aufnimmt, geht auf Gregor von Nyssa zurück. Damit wird ein Denken und Wollen charakterisiert, das allein vom Irdischen beherrscht wird. Gegen diese Haltung haben sich die Kirchen in West und Ost von jeher gewandt, allerdings mit unterschiedlicher Bewertung des menschlichen Willens. Dabei kam im Westen die Willensfreiheit mit der Vorstellung der göttlichen Prädestination in Konflikt, im Osten musste das Problem der Wahlfreiheit der menschlichen Natur Christi gelöst werden. Wie und mit welchen…mehr

Produktbeschreibung
Der Vergleich der Menschheit mit einem umgeworfenen Spiegel, der anstelle Gottes die Materie in sich aufnimmt, geht auf Gregor von Nyssa zurück. Damit wird ein Denken und Wollen charakterisiert, das allein vom Irdischen beherrscht wird. Gegen diese Haltung haben sich die Kirchen in West und Ost von jeher gewandt, allerdings mit unterschiedlicher Bewertung des menschlichen Willens. Dabei kam im Westen die Willensfreiheit mit der Vorstellung der göttlichen Prädestination in Konflikt, im Osten musste das Problem der Wahlfreiheit der menschlichen Natur Christi gelöst werden. Wie und mit welchen Konsequenzen dies für das jeweilige Gottesverständnis geschah, ist das Thema dieses Buches.
Der Vergleich der gefallenen Menschheit mit einem umgeworfenen Spiegel, der anstatt Gott die ungeformte Materie in sich aufnimmt, geht auf Gregor von Nyssa zurück. Damit wird nicht nur ein pervertiertes Denken der Menschen charakterisiert, sondern auch ein Wollen, das Gott aus dem Blick verloren hat und allein vom Irdischen beherrscht wird. Gegen diese Haltung haben sich die Kirchen in West und Ost von jeher gewandt. Sie kommen dabei allerdings schon seit dem Ende des 4. Jahrhunderts zu einer unterschiedlichen Sicht der Kraft und Bedeutung des menschlichen Willens. Während im Westen unter dem Einfluss von Augustins Prädestinationslehre die menschliche Willensfreiheit weithin zum Problem wird, ist es für die orthodoxe Theologie östlicher Herkunft wichtig festzuhalten, dass Gott dem Menschen bei seiner Erschaffung mit der Vernunft auch den Willen geschenkt hat, um nach eigenem Entschluss zu wählen zwischen dem Weg zur Gemeinschaft mit Gott und der Verlorenheit in der Gottesferne. Denn ohne die eigene Zustimmung ist dem Menschen eine Vereinigung mit Gott nicht möglich. Gott zwingt niemanden zu seinem Heil, sondern will die Menschen zu Partnern Seiner Schöpfung machen. Damit ist für die östlich-orthodoxe Theologie eine Prädestinationslehre im Sinne Augustins oder Calvins ausgeschlossen und die Vorsehung bleibt darauf beschränkt, dass Gott das Böse auf Zeit zu¬lässt. Doch auch die Orthodoxe Theologie gerät seit Maximus Confessor hinsichtlich der Willensproblematik in Schwierigkeiten, nämlich bei der Frage, ob der menschliche Wille in der Person Jesu Christi wie bei allen anderen Menschen eine Wahlfreiheit gehabt habe. Am Beispiel von elf repräsentativen Theologen des 20./21. Jahrhunderts werden abschließend verschiedene Lösungsmöglichkeiten dieses Problems aufgezeigt und schließlich zusammenfassend deutlich gemacht, was die in West und Ost unterschiedliche Sicht der Willensfreiheit für das jeweilige Gottesverständnis bedeutet.
Autorenporträt
Dr. Susanne Hausammann ist emeritierte Professorin für Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal.