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"Selten habe ich Farbigkeit, Duft und Licht der französischen Mittelmeerküste genauer und unaufdringlicher beschrieben gefunden." Die Zeit Michel hat Erfolg: als Architekt und bei den Frauen. Und Michael hat Angst: vor Schwimmbädern und vor der Liebe. Eine Reise an die Côte dAzur, an den idyllischen Ferienort Saint-Raphael, weckt Stimmen in ihm. Es sind die Stimmen zweier Frauen, die sein Leben berührt haben. Für Elisabeth, die Berliner Fotografin, ist Michel die große Liebe. Hélène ist ohne ihren Mann mit ihren beiden Kindern in Saint-Raphael.
In einem virtuos gefügten Puzzle führt Tanja
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Produktbeschreibung
"Selten habe ich Farbigkeit, Duft und Licht der französischen Mittelmeerküste genauer und unaufdringlicher beschrieben gefunden." Die Zeit
Michel hat Erfolg: als Architekt und bei den Frauen. Und Michael hat Angst: vor Schwimmbädern und vor der Liebe. Eine Reise an die Côte dAzur, an den idyllischen Ferienort Saint-Raphael, weckt Stimmen in ihm. Es sind die Stimmen zweier Frauen, die sein Leben berührt haben. Für Elisabeth, die Berliner Fotografin, ist Michel die große Liebe. Hélène ist ohne ihren Mann mit ihren beiden Kindern in Saint-Raphael.

In einem virtuos gefügten Puzzle führt Tanja Langer nach und nach in die geheimnisvolle Tragödie Michels hinein, die ihn gezwungen hat, an diesen Ort zurückzukehren.

Der 'Spiegel' nahm Tanja Langer beim Erscheinen dieses Debüts 1999 in die Riege des literarischen Fräuleinwunders auf.
Autorenporträt
Langer, Tanja
Tanja Langer wurde 1962 in Wiesbaden geboren und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Sie inszenierte und verfasste Theaterstücke und arbeitet als Journalistin und Schriftstellerin. Tanja Langer schrieb Erzählungen, Romane und Hörspiele. Zuletzt verfasste sie das Libretto für die Oper 'Kleist' von Rainer Rubbert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.1999

Es müssen Muscheln sein
Tanja Langers Romandebüt "Cap Esterel"

Ein gutaussehender Münchner Architekt steht im Strandrestaurant vor einer wichtigen Entscheidung: Salade Niçoise oder Muscheln mit Pommes und Mayo? Zwar greift der Deutsche an der Côte d'Azur gern zum landestypischen Thunfisch. Doch Michel befindet sich auf einer Urlaubsreise in die eigene Vergangenheit. Deshalb wählt er schließlich Muscheln. Alles erinnert ihn an Elisabeth, die Berliner Fotografin, die ihn, lange ist es her, in die Geheimnisse der Liebe einführte und verließ. Oder war es vielleicht genau umgekehrt? Wie dem auch sei: Der melancholische deutsche Michel hat sich in demselben Studio einquartiert, in dem er vor einem Vierteljahrhundert den letzten Urlaub mit seinen Eltern verbrachte. Damals hatte sich seine Mutter in den algerischen Eisverkäufer Jules verliebt. Es kam nicht zum Äußersten, weil die Mutter ertrank. Jetzt ist ihr Sohn, von einer Meeresphobie traumatisiert, hingerissen zu zwei Frauen. Die Regressionstherapie im Paradies der Schönen und Reichen schlägt an: Gleich nachdem er sich endlich schwimmend ins offene Meer hinauswagte, ruft Michel seine Geliebte an. "Wenn deine Mutter stirbt", sagt der Dichter, "Wer kann da helfen? / Wein um die Gute, / rauf dein braunes Haar, / allein dann kehre zu den Freunden wieder . . ."

"Passer le pas de l'Esterel" ist eine französische Redensart und heißt soviel wie eine beschwerliche, gefährliche Reise machen. Für Michel hat sich die mühselige Reise in die Kindheit gelohnt, für den Leser nicht in demselben Maße. Tanja Langer erzählt in ihrem Prosadebüt eine einfache Geschichte von Liebe und Leid, Verlust und Wiederfinden recht kompliziert. Aus drei verschiedenen, sich allmählich überschneidenden Perspektiven, in siebenundsiebzig Schnappschüssen, Urlaubsimpressionen und Briefen nähert sie sich einer Wahlverwandtschaft an, die sich am selben Ort, aber in der nächsten Generation wiederholt. Das Gravitationsgesetz bleibt sich gleich: Am Anfang ist das Herz ein "kräftiger Muskel", am Ende ein "schwaches Tierchen", dazwischen ein zittriges Pflänzchen im Mistral.

Tanja Langer hat nicht umsonst einen Satz des Fotografen Richard Avedon als Motto gewählt: "Ich wußte, daß alle Bilder, die mir entgingen, für immer verloren waren." Thema und Erzählstruktur überfordern indes ihre erzählerische Kraft. Hin und wieder gelingen ihr schöne impressionistische Sommerbilder, aber unter die gelungenen Schnappschüsse mischen sich doch auch Kunstdrucke, Poesieaufkleber und sogar Kitschpostkarten. Mag sein, daß sich ihre Stimmungsmalerei so zum hübschen kleinen Ferienalbum runden. Zu einem hellen Erzählfilm oder Roman reicht es nicht.

Die Leichtigkeit des Südens ist nicht das Metier der siebenunddreißigjährigen Journalistin. Im Hals sitzt "der berühmte Frosch, der Wächter ungeweinter Tränen", und bläht seine Backen. Der "Motor des inneren Kühlschranks" stottert, bis die "bröckelig-klebrigen Beziehungen" vollends auseinanderfallen. Sätze wie "Die normalen weißen Kaffeetassen wirkten winzig und künstlich vor der Kulisse ihrer Aufmachung" lassen die mediterrane Glut jedenfalls bald erkalten, und so hat Michel schwer an seinen Miesmuscheln zu knacken: "Etwas zittrig vom Schwimmen . . . und vom ersten Glas Wein, machten die Muscheln Michel zu schaffen." MARTIN HALTER

Tanja Langer: "Cap Esterel". Roman. Verlag Volk & Welt, Berlin 1999. 138 Seiten, 28,- Mark.

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