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Stefan Zweig reist mit seiner Geliebten Lotte und der Schreibmaschine an, Joseph Roth kommt trotz Schnapsverbot, um Ferien mit seinem besten Freund zu machen und zu schreiben. Er verliebt sich ein letztes Mal: in Irmgard Keun, die bloß wegwollte aus dem Land der Bücherverbrenner. So sonderbar die Freundschaft zwischen dem Millionär Zweig und dem begnadeten Trinker Roth ist, so überraschend ist die Liebe zwischen Roth und der jungen, leidenschaftlichen Keun. Es kommen noch mehr Schriftsteller nach Ostende. Sonne, Meer, Getränke es könnte ein Urlaub unter Freunden sein. Wenn sich die politische…mehr

Produktbeschreibung
Stefan Zweig reist mit seiner Geliebten Lotte und der Schreibmaschine an, Joseph Roth kommt trotz Schnapsverbot, um Ferien mit seinem besten Freund zu machen und zu schreiben. Er verliebt sich ein letztes Mal: in Irmgard Keun, die bloß wegwollte aus dem Land der Bücherverbrenner. So sonderbar die Freundschaft zwischen dem Millionär Zweig und dem begnadeten Trinker Roth ist, so überraschend ist die Liebe zwischen Roth und der jungen, leidenschaftlichen Keun. Es kommen noch mehr Schriftsteller nach Ostende. Sonne, Meer, Getränke es könnte ein Urlaub unter Freunden sein. Wenn sich die politische Lage nicht täglich zuspitzte, wenn sie nicht alle verfolgt würden, ihre Bücher nicht verboten wären, wenn sie nicht ihre Heimat verloren hätten. Es sind Dichter auf der Flucht, Schriftsteller im Exil. Präzise, kenntnisreich und mitreißend erzählt Volker Weidermann von diesem Sommer kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, in dem Zweig, Roth und Keun noch einmal das Leben feiern, wie es nur die Verzweifelten können.
Autorenporträt
Volker Weidermann, geboren 1969 in Darmstadt, war Gastgeber des Literarischen Quartetts im ZDF. Seit 2021 leitet er das Feuilleton der Zeit. Er ist Autor zahlreicher Bücher, u. a. 'Träumer. Als die Dichter die Macht übernahmen' und 'Mann vom Meer' und Herausgeber der Reihe 'Bücher meines Lebens'.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Volker Weidermann hat eine kleine Passage aus dem Leben Stefan Zweigs aufgetan, die von sämtlichen Zweig-Biografen bisher weitestgehend ignoriert worden ist, berichtet Andreas Isenschmid: einen Sommerurlaub 1936, wo sich im belgischen Seebad Ostende damals die halbe deutsche Literatur tummelte. Aus dieser Konstellation hat Weidermann in "Ostende 1936" eine feine historische Erzählung gebastelt, wie sie Zweig gefallen hätte, vermutet der Rezensent. Mancherorts montiert Weidermann, was er in Briefen oder anderem Material entdeckt hat, mit einer "Wünschelrute für erstklassige Zitate", anderes wird sich auf überlieferte Ereignisse stützen, wie etwa auf die gegenseitige Schreibhilfe, die sich Zweig mit seinem Freund Joseph Roth leistete, manches mag schließlich fabuliert sein - aber wer wollte es dem Autor bei so viel Lesespaß verübeln?, fragt sich Isenschmid.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2014

Freundschaft am Abgrund
Volker Weidermann ruft zum Abschiedsfest der europäischen Kultur
Was ist das für ein Buch, das den Titel
„Ostende“ trägt, im Untertitel „1936, Sommer der Freundschaft“ heißt, aber ohne Gattungsbezeichnung erscheint? Ein geschickt arrangiertes Sachbuch? Eine Novelle, die auf literarhistorischen Fakten gründet? Der FAS-Literaturkritiker Volker Weidermann erzählt von zwei österreichischen Autoren, die im Sommer 1936 in Ostende noch einmal das Glück erleben – umgeben von einem illustren Kreis, der sich wie zu einem Abschiedsfest der europäischen Kultur in dem belgischen Küstenort eingefunden hat.
  Der Zeitpunkt, noch einmal das Panorama der deutschen Literatur auszubreiten, ehe deren Protagonisten in alle Richtungen ums Leben flüchten mussten, ist von Weidermann klug gewählt. Wer sehen wollte, für den war im Sommer 1936 längst zu erkennen, dass die Nationalsozialisten sich mit der Herrschaft über Deutschland nicht zufrieden geben werden; aber andere mochten damals noch ihre Illusion hüten, über Deutschland und Italien wäre befristet eine autoritäre Ära verhängt, die eines nicht allzu fernen Tages am demokratischen Widerstand in diesen Ländern auch wieder ihr Ende finden werde.
  Erzählt wird von einer Sommerfrische, aus der keiner erholt ins bürgerliche Leben zurückkehren wird. Die einen bereiten sich an ihrem Ende darauf vor, in den spanischen Bürgerkrieg zu ziehen, andere beginnen verzweifelt, nach irgendeinem Land zu suchen, in dem sie noch einmal neu beginnen könnten, und zwei, die beiden zentralen Gestalten des Buches, machen sich auf, ihren Tod zu suchen.
In „Ostende“ steckt ein Roman, es ist der Roman der Freundschaft, die den weltberühmten, reichen, über die Maßen freigebigen Stefan Zweig und den von materieller Not niedergedrückten, im Alkohol verkommenen Joseph Roth verbunden hat. Diese Freundschaft hatte über Jahrzehnte Bestand, wiewohl sie nicht nur innig, sondern auch prekär war von Anbeginn, investierte doch der eine, Zweig, viel Sorge, Zeit und Geld in sie, um von Roth dafür oft mit kränkenden Anklagen und übler Nachrede bedankt zu werden. Zweig, dessen Werk neuerdings in aller Welt wiederentdeckt wird, liebte Roth nicht nur wie einen Bruder, wie er schrieb, als er Nachricht von dessen Trinkertod in Paris erhielt, sondern verehrte ihn auch als jenes Genie, für das er, der mit so leichter Eleganz zu formulieren verstand, sich selbst nicht hielt.
Im Sommer 1936 hat Zweig die verquälte Ehe mit Friderike von Winternitz beendet, das einst geliebte Salzburg mit seinem berühmten Schlösschen auf dem Kapuzinerberg verlassen. Nun bestellt er Lotte Altmann nach Ostende, die blasse junge Sekretärin, der er seine Bücher diktiert und die als seine zweite Frau mit ihm nach Brasilien ins Exil und dort 1941 in den Tod gehen wird.
  Auch Roth erfährt 1936 noch einmal das unverhoffte, gar nicht mehr ersehnte Liebesglück, denn nach Ostende kommt auch die junge, viel umschwärmte Irmgard Keun, die sich sofort in ihn verliebt. Roth ist bereits vom Alkohol gezeichnet: die Haut schuppig, das Gesicht aufgedunsen, die Beine voller Wasser. „Sie versucht, ihm das Trinken abzugewöhnen, und er, es ihr anzugewöhnen. Ich glaube, er gewinnt“, diese richtige Prognose, die Volker Weidermann in seinem gut recherchierten Buch zitiert, stammt von Egon Erwin Kisch, dem kommunistischen Reporter aus der ideologisch sehr heterogen zusammengesetzten Tafelrunde von Ostende.
Weidermann hat sich durch Berge von Sekundärliteratur gearbeitet und weiß seine Funde zumeist unangestrengt in sein Buch zu integrieren. Hermann Kesten, der schon genannte Egon Erwin Kisch, Ernst Toller und seine 23 Jahre jüngere Frau, die Schauspielerin Christiane Grautoff, Arthur Koestler, Otto Katz und Klaus Mann würdigt er in markanten Porträts. Häufig wechselt der Autor vom neutralen Bericht zur intensiven Vergegenwärtigung, wobei er dann stilistisch etwas forciert auf Pointe, auf den rhetorischen Effekt setzt. Was ihm jedenfalls gelingt: das bewegte und bewegende Bild einer literarischen Freundesgruppe am Abgrund, die durchaus repräsentativ für die deutsche Literatur, die europäische Kultur steht.
KARL-MARKUS GAUSS
Erzählt wird von einer
Sommerfrische, aus der keiner
in die Normalität zurückkehrt
          
  
  
  
  
  
Volker Weidermann: Ostende. 1936, Sommer der Freundschaft.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014.
160 Seiten, 17,99 Euro, E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2014

AUS DER REDAKTION

Volker Weidermanns neues Buch heißt "Ostende - 1936, Sommer der Freundschaft" (KiWi, 160 Seiten, 17,99 Euro), und es geht darin zum Beispiel um die Utopie des solidarischen, selbstlosen, gemeinsamen Arbeitens von Schriftstellern, um politische Utopien geht es auch, reaktionäre, träumerische, revolutionäre. Es geht um die irrsinnige Freundschaft zwischen Stefan Zweig und Joseph Roth, die Blitzliebe zu Irmgard Keun, Champagner, Strand und Möglichkeiten, am Leben zu bleiben.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»[Dieses Buch] gehört wie der Besuch im Haus von James Ensor unbedingt zu einem Besuch Ostendes.« Josef Kelnberger Süddeutsche Zeitung 20220625