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Produktdetails
Trackliste
CD
1Secret Agent00:05:21
2Ijo00:05:13
3Switch00:04:49
4Celebrate00:07:54
5Ayenlo00:04:57
6Busybody00:04:34
7Pariwo00:05:53
8Nina Lowo00:05:44
9Atuwaba00:00:50
10Alutere00:03:44
11Elewon Po00:05:41
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2009

Der größte Schlagzeuger
Einer für vier: Tony Allens klassischer Afrobeat

Tony Allen, dem ehemaligen Schlagzeuger von Fela Kuti, sagt man nach, den Afrobeat gleichsam erfunden zu haben - Brian Eno nennt ihn den "wahrscheinlich großartigsten Schlagzeuger aller Zeiten". Und Damon Albarn von Blur erzählt in Interviews, der Tony-Allen-Groove habe ihn zum Tanzen gebracht. Auf seinem neuen Album "Secret Agent" zeigt der Nigerianer Tony Allen jedenfalls, dass sein Name zu Recht gerühmt wird: einen derart zwingenden Vorwärtsdrang findet man in der zeitgenössischen Popmusik selten. Schon das erste, das Titelstück "Secret Agent", gibt die Stoßrichtung vor. Geradlinig ist das Spiel des Schlagzeugers, doch gleichzeitig funky und von großer Finesse.

Auch wenn der Beat sich euphorisch nach vorn stemmt - diese fesselnde Musik hat ihre Wurzeln tief in den siebziger Jahren. Damals gründete der in Paris lebende Allen gemeinsam mit Fela Kuti die Band Afrika 70, seitdem hat er auf unzähligen Alben - auf seinen eigenen oder auf denen befreundeter Musiker - Schlagzeug und Percussion gespielt. Sein Spiel, jene so einzigartige Melange aus westafrikanischem Highlife, Jazz, traditioneller nigerianischer Yoruba-Musik und amerikanischem Funk, hat sich seitdem nur wenig verändert. Schon damals wurde verwundert wahrgenommen, wie ein einzelner Drummer nur so spielen kann: so komplex, so variantenreich wie vier Schlagzeuger auf einmal.

Er habe schon am Anfang seiner Karriere verstanden, wie wichtig es ihm sei, das Rückgrat der Musik zu sein, hat Tony Allen einmal gesagt. Das Rückgrat ist er nun auch auf diesem Album. Nicht einmal, dass er allzu viele Noten spielen würde, Sperenzchen sind ihm fremd: Es ist dieses stürmische Drängen, das ihn auszeichnet.

"Secret Agent" ist die erste Veröffentlichung Allens nach dem großen Erfolg mit seiner Nebenband The Good The Bad And The Queen, wo er mit Damon Albarn, dem ehemaligen Clash-Mitglied Paul Simonon und Simon Tong von The Verve an einer spektakulären und wahrhaft grenzüberschreitenden Dub-Afrobeat-Indie-Folk-Variante arbeitet. Ging es bei dieser Gruppe darum, aus vielen Facetten ein neues musikalisches Bild entstehen zu lassen, so zieht "Secret Agent" seine Verführungskraft nicht aus schillernder Vielfalt, sondern eher aus zwingend-swingender Eindeutigkeit.

Der 1940 geborene Allen und seine Musiker aus Nigeria, Kamerun und Frankreich präsentieren hier alles, was eine unwiderstehliche Afrofunk-Platte braucht: mitreißende Bläser und Gitarren, warm tönende Keyboards, ergreifende Sängerinnen und Sänger aus Nigeria, darunter Allen selbst, flammende Texte, Zeilen wie Borsten, welche die politische Wirklichkeit, die Korruption in der Heimat beklagen und sogar zum Widerstand aufrufen. "Pariwo" etwa ist so ein Stück: Schreit, macht euch bemerkbar! Es ist der aufrührerische Geist des klassischen Afrobeat, der in dieser Musik steckt.

Das vielleicht schönste Lied des Albums ist das letzte: Es heißt "Elewon Po", was so viel wie "zu viele Gefangene" bedeutet. Es ist ein wundervolles Beispiel dafür, wie in der afrikanischen Popmusik traurige Wahrheiten mit musikalischer Leichtigkeit erzählt werden. Allen singt es selbst. Und er spielt den Beat dazu. Und der ist tatsächlich, wie Gastsängerin Ayo in einem anderen Stück intoniert, "ein Rhythmus voller Gold, Klasse und Freude".

MARC PESCHKE

Tony Allen, Secret Agent. Word Circuit 1046816 (Indigo)

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