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Der Karneval von Rio, feurige Sambas und der Traumstrand der Copacabana prägen die Vorstellungen, die man sich allgemein von Brasilien macht. Es sind Klischees, die sich zuckerhuthoch rund um das südamerikanische Land türmen, Klaus Hart freilich nicht interessieren. Der Journalist, der zwölf Jahre in Rio de Janeiro lebte, war hautnah dran, am Alltag in Brasilien: dem unbekannten, exotischen und oft erschreckenden. Hart berichtet vom brutalen Alltag der Straßenkinder in den Slums, vom Goldrausch in Amazonien, wo in den Schürfercamps nach dem schnellen Reichtum gegraben wird; vom fast…mehr

Produktbeschreibung
Der Karneval von Rio, feurige Sambas und der Traumstrand der Copacabana prägen die Vorstellungen, die man sich allgemein von Brasilien macht. Es sind Klischees, die sich zuckerhuthoch rund um das südamerikanische Land türmen, Klaus Hart freilich nicht interessieren. Der Journalist, der zwölf Jahre in Rio de Janeiro lebte, war hautnah dran, am Alltag in Brasilien: dem unbekannten, exotischen und oft erschreckenden. Hart berichtet vom brutalen Alltag der Straßenkinder in den Slums, vom Goldrausch in Amazonien, wo in den Schürfercamps nach dem schnellen Reichtum gegraben wird; vom fast aussichtslosen Kampf der Umweltsheriffs und der Akkulturation der letzten Indios; von den Nazis in Rio, für die "Hitler" und "Mussolini" beliebte Vornamen sind und von der kleinen jüdischen Gemeinde Brasiliens; vom organisierten Verbrechen in den Slums der großen Städte, in denen neofeudale Strukturen herrschen; vom "Kulturgut" Stundenhotel, das in Brasilien so gar nichts Halbseidenes an sich hat , oder von der Flucht vieler Brasilianer vor dem Alltag in die Academia de Dan a - wo charismatische, charmante Sambalehrer in die Rolle von Seelentröstern schlüpfen und durchaus zu nationalen Idolen werden können.
Autorenporträt
Klaus Hart wurde 1949 in Oldisleben, Thüringen, geboren und studierte Journalistik. Zwölf Jahre lang lebte er in Rio de Janeiro als freier Korrespondent für deutsche, österreichische und Schweizer Medien, arbeitete für die "Neue Zürcher Zeitung" und die "BBC", produzierte Musiksendungen über die Musica Popular Brasileira, verfaßte Reiseführer und Reisebücher. In der "Anderen Bibliothek" des Eichborn-Verlags erschien von ihm im 99er Band "Fernstenliebe - Ehen zwischen den Kontinenten" das Kapitel "Eros am Abgrund".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.02.2002

Ferne

"Unter dem Zuckerhut. Brasilianische Abgründe" von Klaus Hart. Picus Verlag, Wien 2001. 168 Seiten. Gebunden,14,90 Euro. ISBN 3-85452-738-1.

Klaus Hart "recherchiert" immerfort, er "recherchiert" in den Favelas, während des Karnevals, in der Sambaschule, über Nazis und Juden, in den Stundenhotels, auch über die Erotik der Brasilianer und läßt den Leser dann neben vielen anderen Details wissen, daß "die US-Schauspielerin Amy Irving, Ex-Frau von Steven Spielberg, jetzt mit dem großen brasilianischen Filmemacher Bruno Barreto verheiratet, offen bekennt, wie sie der neue Mann, das neue Land umkrempelten". Weiteres auf Seite 96, allerdings tun sich die brasilianischen Abgründe "Unter dem Zuckerhut" auch da nicht auf, und wenn Klaus Hart hie und da hinabzusteigen wagt, dann bleibt er bei vordergründigen Partyberichten, banalen Presseschauen und hinlänglich bekannten Vorurteilen stehen. Man hätte es schon vor der Lektüre bei bloßem Blick auf das Inhaltsverzeichnis wissen müssen. Titel und Untertitel richten sich selbst: "Anatomie eines Slums - Das global organisierte Verbrechen hat längst die Straßenkinder rekrutiert", "Karneval mit Mangueira - Schöner, schrecklicher Wahnsinn - das größte, ekstatischste Volksfest der Erde strotzt vor Begeisterung und Gewalt", "Kulturgut Stundenhotel - Brasiliens moderne Lustschlößchen sind überhaupt nichts Halbseidenes, sondern hochpopulär, stehen neben Schulen und Kirchen". Klaus Hart muß wohl gespürt haben, daß seine Recherchen in Rio nicht ganz so ergiebig ausfallen werden, und so versucht er "Unter dem Zuckerhut" auch hastig recherchierte Reportagen über Indianer, Amazonien und den Urwald unterzubringen. Und weil ihm das offensichtlich auch noch zuwenig an Recherche und Sendungsbewußtsein ist, streut er fortwährend und kursiv hervorgehoben seine Kenntnisse des Portugiesischen nebst Übersetzung in den Text. So erfährt seine Leserschaft wenigstens, daß "meninos" Jungens sind, "macumbeira" eine Priesterin, "mamador de xereca" muß hier unübersetzt bleiben, und "sacanagem" ist eine Sauerei. Nach so vielen "ensaios", als Proben, walte "lei do silêncio": das Gesetz des Schweigens. (hph)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Verriss des mit "hph" kürzelnden Rezensenten fällt ziemlich gnadenlos aus. Selbst wenn Autor Klaus Hart hie und da in die brasilianischen Abgründe "Unter dem Zuckerhut" hinabzusteigen wage, bleibe er bei "vordergründigen Partyberichten, banalen Presseschauen und hinlänglich bekannten Vorurteilen" stehen. Genüsslich zitiert der Rezensent ein paar Plattheiten aus dem Inhaltsverzeichnis. Klaus Hart müsse wohl gespürt haben, dass seine Recherchen in Rio nicht so ergiebig ausfallen würden. So versuche er, "auch hastig recherchierte Reportagen über Indianer, Amazonien und den Urwald" unterzubringen.

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