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Reportagen von der Quelle mehrerer Hochkulturen, dem Land am Nil.
Ägypten sei reicher an Wundern als jedes andere Land, schwärmte schon Herodot. Sein Urteil ist heute gültiger denn je. Auf dem fruchtbaren Boden der schmalen Strom-Oase sind im Anschluss an die pharaonische auch eine hellenistische, eine christliche und eine islamische Hochkultur gediehen. Sie alle haben nicht nur grandiose Kunstschätze hinterlassen, sondern auch die hier lebenden Menschen geprägt, deren besondere Friedsamkeit, Frömmigkeit und Courtoisie bei jedem empfindsamen Gast aus Europa bis heute zu den bleibendsten…mehr

Produktbeschreibung
Reportagen von der Quelle mehrerer Hochkulturen, dem Land am Nil.
Ägypten sei reicher an Wundern als jedes andere Land, schwärmte schon Herodot. Sein Urteil ist heute gültiger denn je. Auf dem fruchtbaren Boden der schmalen Strom-Oase sind im Anschluss an die pharaonische auch eine hellenistische, eine christliche und eine islamische Hochkultur gediehen. Sie alle haben nicht nur grandiose Kunstschätze hinterlassen, sondern auch die hier lebenden Menschen geprägt, deren besondere Friedsamkeit, Frömmigkeit und Courtoisie bei jedem empfindsamen Gast aus Europa bis heute zu den bleibendsten Reiseeindrücken zählen. Dieses so liebenswürdige Wesen von Land und Leuten dem Gewalt, wie sie verhetzte Attentäter in den vergangenen Jahren gelegentlich ausübten, im Grunde fremd ist bildet denn auch neben all den phantastischen Kunstdenkmälern und Naturlandschaften den roten Faden fürjene Entdeckungsreise, zu der dieser Reportageband einlädt. Von den heillos übervölkerten modernen Stadtvierteln Kairos, zu den Tauchparadiesen am Roten Meer, in die weltabgewandten Oasen der westlichen Wüste und natürlich zu den Pyramiden führen die verschlungenen Wege, auf denen sich Walter M. Weiss dem Phänomen Ägypten nähert.
Autorenporträt
Walter M. Weiss, geboren1961, ist Publizist (u.a. für Die Zeit, Geo, Neue Zürcher Zeitung) und Autor zahlreicher Kultur- und Reiseführer. Den Nahen und Mittleren Osten kennt er seit vielen Jahren und leitet regelmäßig Reisegruppen durch den Iran.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2007

Schleifen und Schlaufen

Walter M. Weiss begibt sich auf ägyptische Erkundungsreisen zwischen Märchen und Moderne, Moloch und Peripherie. Allen historischen und kulturellen Vereinnahmungsversuchen zum Trotz tritt zwischen den Zeilen und inmitten der postkolonialen Realität immer wieder die archaische Lebensenergie und inhärente Dynamik Ägyptens hervor. So beschreibt der Autor Kairo variationsreich als "Wucherung in der Wüste" und "Kapitale des charmanten Chaos". Dabei grenzt sich Weiss angenehm ab von der rhetorischen Pflichtübung der Beschwörung des Apokalyptischen in der Ägypten-Berichterstattung, indem er neben den auch porträtierten "Zabbalin", Kairos "Menschen auf der Müllhalde", Analphabetismus und anderen körperlichen und geistigen Verelendungstendenzen solche positiven Entwicklungsansätze wie Sozialprojekte und Geburtenkontrolle, Kairos neues Kanal- und Abwasserklärsystem oder neben den negativen ökologischen Folgen des Sadd-el-Ali-Staudamms auch die Vermeidung von Dürrekatastrophen erwähnt. In pittoresken, nostalgisch angehauchten Reportagen wie "Melancholie auf Alexandrinisch" oder "Von den Schleifen und Schlaufen der Kalligraphen" begibt sich der Autor immer wieder auf eine Spurensuche und Tour d'horizon des Traditionellen. Auch wenn er gelegentlich doch die schwärmerisch-märchenhaften Erwartungshaltungen und gängigen Ägyptenattribute bedient, so spielt er auch mit den Klischees, um sie als Kunstprodukte der Psyche der vermeintlichen Bildungsreisenden und letztlich eurozentrische Traumwelten der Tourismusindustrie zu entlarven. Neben den Ballungszentren Kairo und Alexandria zieht es den um ein umfassendes Ägypten-Bild bemühten Autor immer wieder in die Wüste und zu Außenposten der Zivilisation. Seine Initiationsreise zum Antoniuskloster führt ihn dorthin, wo die "Menschen in der Wüste statt nuklearer Waffen ihre Seelen testeten". Während der Autor seine Beobachtungsgabe gerade in solchen Refugien des Spirituellen auszuspielen vermag, wirkt der letzte Text "Die klassische Niltour", der sich auf Beschimpfungen der "ignoranten Horden" und ihrer Verlegenheitssouvenirs beschränkt, wenig originell.

sg

"Das Erbe der Götter. Ägyptische Ambivalenzen" von Walter M. Weiss. Picus Verlag, Wien 2006. 185 Seiten. Gebunden, 14,90 Euro. ISBN 3-85452-916-3.

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