Wer war Jesus Christus? Wie wurde Saulus zu Paulus? Warum feiern wir Weihnachten und Ostern, und was bedeutet das Pfingstwunder? Sybil Gräfin Schönfeldt erzählt vom Leben und Wirken Jesu in wohltuend klarer Sprache und nah am Original, mit zahlreichen Erläuterungen zum Verständnis des historischen und glaubensgeschichtlichen Hintergrundes. Klaus Ensikat hat dazu meisterhafte Federzeichnungen geschaffen. Entstanden ist eine faszinierende Entdeckungsreise auf den Spuren eines Menschen, dessen Botschaft die Welt verändert hat.
Das Neue Testament neu erzählt und gemalt – Von Matthias Drobinski
Jesus ist barfuß, als Bub, als Prediger, am Kreuz. Er hat lange, dunkelblonde Haare und einen Vollbart, seine Kleider sind blassblau und weiß, und selbst als ihm die Soldaten des Pilatus die Dornenkrone aufs Haupt drücken, lächelt er seltsam entrückt. Es ist schwer, Jesus zu zeichnen, selbst für einen wie Klaus Ensikat, den Meister unter den Grafikern, der eigentlich schon alles gezeichnet hat, Kariakturen für die DDR-Satirezeitschrift Eulenspiegel , die Figuren des Fantasy-Autors Tolkien, Märchenszenen.
Rund um Jesus herum aber, da wimmelt und lebt es. Es schaut der Josef bei der Geburt sorgenschwer, es schreit der Besessene, den Jesus heilt, sich die Dämonen aus dem Leib, die Sünderin zerfließt vor dem Herrn, dessen Füße sie salbt, es jubelt das Volk beim Einzug in Jerusalem, nur einer dreht sich zum Betrachter um, fragend: Glaubst du das?
Ensikat hat gemeinsam mit Sybil Gräfin Schönfeldt das Neue Testament „für Kinder und Erwachsene neu erzählt“, wie es im Untertitel des schön aufgemachten Buches heißt. Die Bibel nachzuerzählen geht schnell schief. Entweder gibt es kitschige Anekdötchen, oder der Autor breitet seine eigene Jesus-Geschichte aus, wie er sie schon immer mal erzählen wollte. Die Autorin umgeht diese Fallen, sie erzählt einfach, aber nicht platt von Jesu Leben und Lehre, von Tod und Auferstehung. Immer sieht der Leser, welches Evangelium sie zitiert; auch Kindern ab neun, vielleicht zehn Jahren, die das Buch interessieren könnte, darf man sagen, dass es vier Evangelien gibt und nicht eins. Sie erklärt die Zeit Jesu und stellt ans Ende ein ordentliches Glossar, von dem auch Erwachsene lernen können. Vor allem aber schaffen Text und Bilder gemeinsam eine eigene Atmosphäre: leise, fast schüchtern nähern sie sich ihrem Thema. Sie müssen nicht dogmatisch erklären, warum die Bibel doch recht hat, und auch nicht, warum sie eine Erfindung ist. Gerade deshalb lässt man sich von diesem Buch berühren.
Die Bibel. Das Neue Testament
Für Kinder und Erwachsene neu erzählt von Sybil Gräfin Schönfeldt. Mit Bildern von Klaus Ensikat. Tulipan 2011. 250 Seiten, 29,95 Euro.
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