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Sein Vater war Maurer, er selbst machte eine Ausbildung zum Elektromechaniker und Funkelektroniker. Als Arbeiterkind lernte Kurt Beck das Leben in einfachen Verhältnissen mit all seinen Härten kennen. Und erfuhr schon früh die Ungerechtigkeit des bestehenden Bildungssystems. Als er 1972 in die SPD eintrat, hatte er bereits mit der Gewerkschaftsjugend Demonstrationen organisiert, für Jugendzentren und ein Berufsbildungsgesetz gekämpft. Und er blieb in seiner Heimat Rheinland-Pfalz tief verwurzelt.
Als Kurt Beck 2006 das Amt des SPD-Parteivorsitzenden übernahm, war seine Partei in der Krise.
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Produktbeschreibung
Sein Vater war Maurer, er selbst machte eine Ausbildung zum Elektromechaniker und Funkelektroniker. Als Arbeiterkind lernte Kurt Beck das Leben in einfachen Verhältnissen mit all seinen Härten kennen. Und erfuhr schon früh die Ungerechtigkeit des bestehenden Bildungssystems. Als er 1972 in die SPD eintrat, hatte er bereits mit der Gewerkschaftsjugend Demonstrationen organisiert, für Jugendzentren und ein Berufsbildungsgesetz gekämpft. Und er blieb in seiner Heimat Rheinland-Pfalz tief verwurzelt.

Als Kurt Beck 2006 das Amt des SPD-Parteivorsitzenden übernahm, war seine Partei in der Krise. Die Kluft zwischen Reformpolitik und traditionellen sozialdemokratischen Werten drohte die SPD zu zerreißen. Durch die Große Koalition und den Erfolg der Linkspartei geriet sie zusätzlich unter Druck. Und: Kurt Beck selbst rückte ins Kreuzfeuer der Kritik. Nicht nur die Medienberichterstattung trug dazu bei, seine Position in der Partei zu schwächen. Bis zu jenem 7. September 2008, an dem er die Konsequenzen zog und seinen Rücktritt als Parteivorsitzender erklärte.

In seinem Buch erzählt Kurt Beck von seinem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und die fatalen Folgen der Globalisierung. Er bezieht Stellung zu den aktuellen Konflikten, die die SPD heute und in Zukunft beschäftigen werden. Er skizziert seine Visionen für die Zukunft seiner Partei und unseres Landes. Und er spricht darüber, wie es sich anfühlt, wenn aus Jubel Pfiffe werden und Heckenschützen im Hinterhalt agieren. Das ehrliche Selbstporträt eines Politikers und Menschen, der sich durch alle Höhen und Tiefen seiner politischen Laufbahn hindurch treu geblieben ist. Und der für die Menschen, denen er sich verantwortlich fühlt, streitet.
Autorenporträt
Kurt Beck (Jahrgang 1949) tritt 1972 in die SPD ein, siebzehn Jahre später wird er Ortsbürgermeister von Steinfeld, 1994 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Seit 2003 ist Beck erst unter Gerhard Schröder, dann unter Franz Müntefering und schließlich unter Matthias Platzeck stellvertretender Bundesvorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. 2006 übernimmt er den Parteivorsitz. Im September 2008 erklärt er seinen Rücktritt von diesem Amt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2008

Die große Verletzlichkeit des Menschen Kurt Beck
Der aus seinem Amt gedrängte SPD-Vorsitzende ist dem Berliner Politikbetrieb stets mit Misstrauen begegnet
Es ist dies ein bisschen ein „Hätte-Wäre-Könnte”-Buch. Hätte Kurt Beck als SPD-Chef nicht schwere Fehler gemacht, so dass sein Ansehen in den eigenen Reihen immer mehr erodiert wäre, dann wäre er wohl am Ende auch nicht zurückgetreten. Und dann könnte er in der politischen Praxis weiter jene politischen Akzente setzen, die er in seinem Buch, neben der üblichen Polit-Prosa, das solche Bücher offenbar immer enthalten müssen, immer wieder andeutet.
Becks Autobiografie ist seltsam zwiespältig. Einerseits beschreibt sich Beck dort als Sozialdemokraten alten Schlages: in kleinen Verhältnissen aufgewachsen, sich Schritt für Schritt nach oben gekämpft, dem ganzen Theoriegedöns der studentisch geprägten SPD herzlich abhold, geerdet, pragmatisch und durchaus voller Stolz auf das Erreichte. Einer wie Beck, so der Tenor, lässt sich nicht so leicht aus den Schuhen stoßen. Zugleich aber schwingt im Aufstieg und Fall des Politikers Beck die große Verletzlichkeit des Menschen Beck mit, die ihm letztlich zum Verhängnis wurde. Wie er schildert, dass er als Kind wegen einer Hautkrankheit ein Außenseiter war, der nicht mal Ministrant werden durfte, weil andere Eltern Angst hatten, ihre Kinder könnten sich an den Messgewändern anstecken, ist anrührend und entlarvend zugleich. Es zeigt, dass hinter der stabilen Fassade des erfolgreichen Mainzer Ministerpräsidenten ein zutiefst misstrauischer und leicht kränkbarer Mann steckt.
Beck hätte gar nicht das nachgeschobene Vorwort über die Hintergründe seines Rücktritts schreiben müssen. Die Gründe für sein Scheitern in Berlin ziehen sich auch durch die anderen Kapitel. Beck schreibt zwar viel von Vertrauen und Vertrauensvorschuss, die seine Art der politischen Führung ausmachten. In Wirklichkeit hat er im Berliner Politikbetrieb nicht nur ein wenig gefremdelt, wie es anfangs vermutlich den meisten passiert, er ist ihm von Beginn an mit abgrundtiefem Misstrauen begegnet.
„Freudige Gefühle wollten sich allerdings nicht einstellen”, schreibt Beck über seine Berufung als SPD-Chef und beklagt sich über ein „öffentliches Mobbing”, das er in diesem Ausmaß nicht erwartet hätte. Er räsoniert über eines der „Krebsübel” der Berliner Politik, dass gute Leute, kaum dass sie geholt seien, sofort geschwächt würden. „Dabei wird gern über Bande gespielt. Das ist weder meine Welt, noch mein Politikstil.” Selbst den Umstand, dass man ihn in Berlin „einer Art Modediktat” habe unterwerfen wollen und Berliner Journalisten an seinen Krawatten herumgemäkelt hätten, hält Beck für erwähnenswert. Auch im Nachhinein verteidigt Beck seine Entscheidung, die Berliner Parteizentrale nach seiner Berufung nicht mit Getreuen zu besetzen, nicht ohne dabei jenen Zug zur Larmoyanz zu zeigen, mit dem er auch nach seinem Rücktritt eher unangenehm aufgefallen ist. Er habe auf Vertrauen gesetzt: „Zweifellos bin ich bitter enttäuscht worden.” Im Rückblick betrachtet, wäre es wahrscheinlich besser gewesen, Beck hätte sich im Willy-Brandt-Haus mit ein paar vertrauten Gesichtern aus Rheinland-Pfalz umgeben.
Dass die Beziehung zwischen Beck und Franz Müntfering praktisch zerrüttet ist, ist so weithin bekannt, dass Beck daraus in seinem Buch auch kein Hehl mehr zu machen braucht. „Unser Politikstil, die Art, Machtfragen zu klären, sind schwer vereinbar”, schreibt Beck. Kanzlerin Angela Merkel hingegen kommt bei Beck ganz schlecht weg, er macht sie persönlich für das schlechte Klima in der großen Koalition verantwortlich. Dabei argumentiert Beck ganz ähnlich wie Müntefering in seinem Buch: Merkel übe ihr Amt „sehr stark parteipolitisch aus”. In der Union wird Merkel genau der umgekehrte Vorwurf gemacht: Dass sie zu wenig als CDU-Vorsitzende agiere.
Politisch kann Beck für sich in Anspruch nehmen, mit dem neuen Grundsatzprogramm für eine gewisse Befriedung in der SPD gesorgt zu haben. Und er kann nun auch sehr schlüssig begründen, warum die Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes für Ältere richtig gewesen ist. Das Interessanteste an Becks Buch ist die Auseinandersetzung mit der Linken. So selbstbewusst, so klar, wie er hier darlegt, warum die Annäherung zwischen SPD und Linkspartei ein langwieriger Prozess ist, bei dem sich die Linke bewegen müsse und nicht die SPD, hätten sich viele SPD-Mitglieder ihren Vorsitzenden schon früher gewünscht. PETER FAHRENHOLZ
KURT BECK: Ein Sozialdemokrat. Pendo Verlag, München 2008. 19,90 Euro, 206 Seiten.
„Nicht die SPD
öffnet sich zur Linkspartei,
sondern umgekehrt
muss es kommen.”
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