Produktdetails
Trackliste
CD EXTRA/enhanced
1Jenny Was A Friend Of Mine00:04:04
2Mr. Brightside00:03:45
3Smile Like You Mean It00:03:57
4Somebody Told Me00:03:22
5All These Things That I've Done00:05:03
6Andy, You're A Star00:03:14
7On Top00:04:19
8Change Your Mind00:03:12
9Believe Me Natalie00:05:07
10Midnight Show00:04:03
11Everything Will Be Alright00:05:45
12Glamorous Indie Rock And Roll00:04:17
13Somebody Told Me (Closed Captioned)00:03:21
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2005

Immer schön Rocker
Warum die Bands The Killers und The Bravery einander nicht mögen

Wenn Musiker in der Öffentlichkeit schlecht über andere Musiker reden, dann handelt es sich dabei in der Regel um Engländer, und meistens sind Noel und Liam Gallagher von der Gruppe Oasis die beiden Beteiligten. Jetzt gibt es zwei amerikanische Bands, die einander offiziell nicht mögen. Dabei sind sie sogar bei derselben Plattenfirma: The Killers aus Las Vegas und The Bravery aus New York. Beide machen nicht allzu harte Rockmusik, die einen mit viel Synthesizer (The Bravery), die anderen mit noch mehr (The Killers). Beide haben einen Sänger, der großen Wert auf sein Styling legt, der eine benutzt Kajal (Sam Endicott von The Bravery), der andere auch (Brandon Flowers von The Killers). Und beide Bands gelten als vielversprechende Neuentdeckungen im Musikgeschäft, in dem Rockmusik gegenüber Hip-Hop langsam wieder an Bedeutung zu gewinnen scheint.

The Bravery gibt es noch nicht viel länger als ein Jahr, vor wenigen Tagen erst ist ihr Debütalbum erschienen, und doch gelten sie schon als Band des Jahres, als neue Sensation, als die neuen Strokes, die neuen Franz Ferdinand, die neuen Wer-auch-immer-je-mit-Gitarre-gesehen-wurde. Mit dem Begriff Hype liegt man wohl nicht ganz falsch: In England stieg ihr Album vergangene Woche auf Platz 4 in die Charts ein, BBC wählte sie zur wichtigsten Band des Jahres 2005, der amerikanische "Rolling Stone" schloß sich an, und weil ihr Sänger so aussieht, als wolle er aussehen wie der junge Morrissey, hat er es bis auf die Titelseite der italienischen "L'uomo Vogue" geschafft.

Dabei klingt die Musik von The Bravery nicht unbedingt: neu. Eher so, als hätte man die englische Synthesizer-Band Duran Duran Mitte der achtziger Jahre schockgefroren und im New York von heute zu neuem Leben erweckt; einem New York, in dem Coolness längst ihre Unschuld verloren hat. Enge Lederjacken, Nietengürtel und runtergelaufene Cowboystiefel gibt es dort bei H&M oder Urban Outfitters schon in der Kinderabteilung zu kaufen. Und die fotogenen Jungs von den Strokes, deren Väter Modelagenturen besitzen (soviel zum Thema Indie Rock), haben den Laufsteg bereitet für Bands, die mit dem Beatles-Songbook unter dem Kopfkissen schlafen. The Bravery: Noch eine Band also, die auf Fotos nie lacht, mit Make-up experimentiert, weil das sexuell so toll vieldeutig ist, und sich ihre musikalischen Vorbilder in den achtziger Jahren sucht: The Cure, Joy Division, New Order, Level 42, The Smiths - von allem ist ein bißchen was dabei, aber das muß ja nicht unbedingt schlecht sein. Und ist es auch nicht. Herausgekommen sind ein paar sehr hübsche Songs, ein paar hübsche und ein paar langweilige, und das ist mehr, als viele andere Bands für sich geltend machen können.

Zum Beispiel The Killers. Die haben nur zwei gute Songs. Einer heißt "Somebody Told Me", der andere ist die eben erschienene neue Single, "Mr. Brightside". Es ist das mit Abstand beste Stück auf ihrem Album, ein wirklich großartiger Song über Eifersucht, der ganz einfach mit einer Gitarre anfängt, im Mittelteil ziemlich viel Wut entfaltet und trotz beachtlichen Tobens ganz zart und voll Sehnsucht ist. Die restlichen Stücke auf dem Debütalbum "Hot Fuss", das bei uns Ende vergangenen Jahres erschien, verschwinden unter Synthesizer-Nebel und elektronischen Effekten, wie Produzenten sie sich ausdenken, wenn sie nicht an die Songwritingfähigkeiten einer Band glauben. Die Texte machen die Sache nicht eben besser. Wann hat man je etwas Blöderes gehört als "Glamorous Indie rock 'n' roll is what I want / it's in my soul / it's what I need". Oder auch: "I got soul / but I'm not a soldier" (bemerke: soldier - ausgesprochen wie "soul-dier").

Natürlich gelten auch die Killers mit ihrer Vorliebe für melodramatische Synthesizerklänge und Kajal als die neuen New Order / Duran Duran / The Cure / Muse oder wer sonst noch je mit einem Keyboard gesehen wurde. The Killers waren im vergangenen Jahr, was The Bravery heute sind, das "nächste große Ding im Rock" ("New York Post") - ihr Album war für drei Grammys und zwei Brit Awards nominiert, sie spielten als Vorgruppe für Morrissey, Elton John erklärte sie zu seiner Lieblingsband.

Und jetzt haben diese beiden Bands einen Streit miteinander angefangen, einfach so, ohne ersichtliche Not. The Bravery hätten überhaupt nur einen Plattenvertrag bekommen, weil es seine Band The Killers gebe, sagte der Sänger der Killers, Brandon Flowers, in einem Interview mit MTV. Außerdem seien sie nicht mit ganzem Herzen dabei, weil sie insgeheim ganz andere Musik mögen würden. Flowers: "MEMBERS OF]Ich habe Gerüchte gehört, daß Bandmitglieder auch in einer anderen Art Band spielen. Wie soll man das verteidigen? Wie kann man sagen ,ich liebe, was ich heute mache', wenn man vorher in einer Ska-Band war. Ich sehe die Strokes spielen oder Franz Ferdinand, und da stimmt es. Bei The Bravery habe ich dieses Gefühl nicht. Ich glaube, die Leute werden sie durchschauen."

Sam Endicott, der Sänger von The Bravery, antwortete ebenfalls per Interview: "Dieser arme kleine Typ hat doch nur Angst. Ich fühle mich schlecht, schlecht über ihn zu reden, das ist, als ob man ein Mädchen schlägt. Als ob man ein Kind ärgert, das im Rollstuhl sitzt - er hat keinen Charakter und nicht das kleinste bißchen Humor." Und dann holte er zum Schlag unter die Gürtellinie aus, was in diesem Fall nicht allzu schwer gewesen sein dürfte, denn der zu beleidigende Mann, der Bassist der Killers, ist zwei Meter groß. "Sie haben diesen einen Typen in der Band, der aussieht wie ein kleines holländisches Mädchen mit Bart", sagte Endicott, "wie ein zwei Meter großes, radioaktiv mutiertes holländisches Mädchen."

Da hört also jemand, huch, heimlich Ska, und bei den anderen spielt einer, der aussieht wie ein Mädchen mit Bart. Wie geht noch mal die Melodie, die Kinder feixend singen, bevor sie ganz schnell nach Hause zu ihrer Mutter rennen und die Tür von innen verriegeln? Und das, bitte schön, soll die Zukunft des Rock 'n' Roll sein?

Was für ein Glück, daß in wenigen Wochen ein neues Album von Oasis erscheint. Es trägt den schönen Titel "Don't Believe the Truth", die erste Single, "Lyla", ist schon jetzt im englischen Radio und im Internet zu hören. Ein monotones Stück Musik, das genauso klingt, wie Oasis eben klingen, also ziemlich nölig und toll arrogant, und das einem aus Versehen dann doch nicht mehr aus dem Kopf geht, aber nicht unangenehm. Im englischen Musikmagazin "NME" hat Noel Gallagher jetzt schon mal ein leichtes Grollen von sich gegeben. Auch das neue Oasis-Album sei wieder das beste seit "Definitely Maybe", sagte er, und daran habe ja wohl auch niemand je gezweifelt, außer seinem Bruder Liam - "aber der ist ja ohnehin wie eine Frau, die permanent wegen irgendwas ihre Tage hat". Wenn sein Bruder über dem Indischen Ozean aus einem Flugzeug fallen würde, fuhr er fort, wäre seine einzige Frage, ob es da unten Haie gäbe. "Wenn ja: Großartig!" So geht das, Kinder.

JOHANNA ADORJÁN.

The Bravery: "The Bravery". The Killers: "Hot Fuss". Beide bei Universal erschienen. Oasis: "Lyla" erscheint am 17. Mai bei Sony und ist schon jetzt zu hören auf www.oasisinet.com.

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