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«Haben Sie jemals eine junge Bäckersgehilfin geliebt?...
... Eine nach frischer Hefe duftende, mit krausem Haar und leicht biegbaren Fingernägeln ausgestattete Liebhaberin, die die Umrisse Italiens in einer Pigmentzeichnung auf ihrem Oberschenkel trägt und mit einer Stimme spricht, die Sie - nein, natürlich nicht. Ich sehe schon: Haben Sie alles nicht», denkt er, der Ich-Erzähler, und schweigt angesichts eines Gegenübers, das nie begreifen würde, warum ein Mensch solch eine Mühsal auf sich nimmt: 784 Schienenkilometer in einem Nachtzug von Basel nach Roma-Tiburtina, nur um sich wund zu…mehr

Produktbeschreibung
«Haben Sie jemals eine junge Bäckersgehilfin geliebt?...

... Eine nach frischer Hefe duftende, mit krausem Haar und leicht biegbaren Fingernägeln ausgestattete Liebhaberin, die die Umrisse Italiens in einer Pigmentzeichnung auf ihrem Oberschenkel trägt und mit einer Stimme spricht, die Sie - nein, natürlich nicht. Ich sehe schon: Haben Sie alles nicht», denkt er, der Ich-Erzähler, und schweigt angesichts eines Gegenübers, das nie begreifen würde, warum ein Mensch solch eine Mühsal auf sich nimmt: 784 Schienenkilometer in einem Nachtzug von Basel nach Roma-Tiburtina, nur um sich wund zu lieben, alle 14 Tage, und anschließend wieder 12 Tage alleine, ohne Luise, zu sein. Eine unmögliche Liebe also. Und wieder bricht er auf, seiner Sehnsucht entgegen, doch diesmal endet seine Reise vorzeitig in dem vom Betrieb der Welt vergessenen Bahnhof von Domodossola. Ein Streik der italienischen Bahnarbeiter verhindert seine Weiterfahrt. Oder halten ihn die geomagnetischen Störungen hier fest? Festsitzen auf dem Mittelmeridian der geomagnetischen Weltvermessung. Jedenfalls ist er gefangen, streunt ziellos umher zwischen Bahnhofbuffet und einem schäbigen Hotelzimmer, folgt widerwillig der Einladung eines jungen Grenzbeamten, der nebenbei Drogen und Motorräder verschiebt, und erst im Morgengrauen einer nicht enden wollenden Nacht bietet sich endlich die Chance zu fliehen.
Autorenporträt
Urs Mannhart, geboren 1975 in Rohrbach, Schweiz, studierte Germanistik, Anglistik, Philosophie, arbeitete als Journalist, Velokurier und Nachtwächter. Zusammen mit Christoph Simon und Lorenz Langenegger gehört er zu den Mitgliedern der Literaturgruppe die Autören. Als Reporter berichtet Mannhart u.a. aus Ungarn, Serbien, Kosovo, Rumänien, Russland, Weißrussland und der Ukraine. Er lebt in Langenthal und Moutier.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Von einem "leidenschaftlichen" Roman weiß Rezensentin Andrea Lüthi zu berichten. Worum es geht? Natürlich um Liebe und, noch dramatischer, darum, dass der Liebhaber im Wartesaal des Bahnhofs Domodossola hängen bleibt und nur von seinen Erinnerungen kosten kann. Aus dieser Not seines Ich-Erzählers schlage der Autor kräftig Kapital, indem er den Roman komplett als Bewusstseinsstrom inszeniere. Beim Warten auf den Zug nach Rom gerate der Verliebte in einen "traumähnlichen" Zustand, der ihn über kleine Details zu entferntesten Überlegungen verleite. Doch immer, so die Rezensentin, kehrten diese Gedankenflüge zur Geliebten zurück und beispielsweise zu den Wollmützen, die sie zu stricken pflege. Auf einen Streich könne Urs Mannhart so zugleich die Liebe des Helden und die Geliebte plastisch werden lassen. Der Schluss allerdings sei überraschend, verrät Andrea Lüthi schon einmal, und entlasse den Leser aus seiner "traumverlorenen Stimmung".

© Perlentaucher Medien GmbH