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Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 519 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2024
Lupus
Rode, Tibor

Lupus


ausgezeichnet

Cover und Titel fand ich ausgesprochen vielversprechend. Ich finde, die Debatte über Wölfe ist teilweise - auch durch die Politik - sehr aufgeheizt und ich war gespannt, wie das Thema hier in den Plot einfließt. Dabei fand es von Anfang an glaubwürdig, wie der Autor ein Bild der Sachlage aber auch eines über die emotionalen Befindlichkeiten der verschiedenen Lager zeichnet. Das war treffend und hat meine Neugierde befeuert, ob wirklich Wölfe Schuld sind am Tod einiger Jäger. Aber schnell wird klar, dass hier eine ganz andere durchweg menschliche Gruppe ihre Finger im Spiel hat.

Die zwei Hauptakteure, eine Tierärztin und ein Staatsanwalt, fand ich eine sehr kluge Wahl und durch deren Job-bedingte Standpunkte werden zwei wichtige Facetten in das Thema eingebracht. Aber beide müssen zusammenarbeiten und ihre vorgefassten Meinungen ändern, bis sie den Tätern auf die Spur kommen.

Ein ausgesprochen spannender Wissenschaftsthriller den ich wämstens empfehlen möchte.

Bewertung vom 10.09.2024
Das Geheimnis der Glasmacherin
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


sehr gut

Ich schätze die Bücher von Tracy Chevalier und war sehr gespannt auf das neue Buch "Das Geheimnis der Glasmacherin". Die Aufmachung erhält schon mal die volle Punktzahl. Ein ausgesprochen schön gemachtes Cover mit einem tollen Farbschnitt. Etwas für Buch-Ästheten.

Womit ich mich etwas schwer tat, war der erzählerische Kniff, der für meinen Geschmack etwas zu phantastisch war und nie erklärt wird. Nämlich, dass das Buch im 15.ten Jahrhundert beginnt und dann über die nächsten über 400 Jahre die Personen weitgehend die Selben bleiben. Ich nehme mal an, die Autorin wollte eine Generationen umfassende Geschichte über das Muranoglas erzählen aber den Leser nicht mit ständig wechselnden DarstellerINNEn verwirren.

Aber mich hat statt dessen dieser Modus Operandi verwirrt und auch wenn mir das Buch gut gefallen hat, sehr informativ und schön geschrieben ist, muss ich dafür ein Pünktchen abziehen. Mir wäre es anders lieber gewesen. Egal ob man nur ein,zwei Generationen erzählt hätte oder die Darsteller über die vielen Jahre neue gewesen wären. Da bin ich tatsächlich etwas altmodisch.

Bewertung vom 10.09.2024
Die Frauen jenseits des Flusses
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

Ich bin ziemlich geflasht vom neuen Buch von Kristin Hannah. Ich kenne und schätze die Autorin ja schon lange. Aber diesmal hat sie sich, meiner Meinung nach, wirklich übertroffen mit einer Geschichte, wie ich sie so noch nie gelesen habe.

Es gibt sehr viele Bücher von Männern im Krieg. Aber nur ganz wenige erzählen von den starken Frauen, die auch schon immer in den Kriegs- und Krisengebieten ihr Leben riskiert haben und über sich hinaus gewachsen sind. Das ist in vielen Formen passiert, hier werden vor allem die Erfahrungen der Krankenschwestern in Vietnam geschildert. Aber damit nicht genug, dürfen wir die Frauen auch zurück in der Heimat begleiten und müssen miterleben, wie sie versuchen, das Erlebte zu verarbeiten und weiter zu leben und wie die Gesellschaft sie oft für ihre Leistungen nicht angemessen würdigt.

Die Darstellerinnen im Buch wachsen einem sehr schnell ans Herz. Ich habe sie sehr bewundert, wie sie alles meistern und dass sie zueinander stehen und sich nie unterkriegen lassen. Wie schön, dass die Autorin dieses Thema in einem Buch aufgegriffen hat. Und sie findet genau die richtige Sprache und den richtigen Ton.

Volle Punktzahl.

Bewertung vom 10.09.2024
Ich fürchte, Ihr habt Drachen
Beagle, Peter S.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen


sehr gut

Lang, lang ist es her, dass ich "Das letzte Einhorn" von Peter S. Beagle gelesen habe. Schon damals hat mir gefallen, dass er eine ganz neue Geschichte erzählt, die alte - auch liebgewonnene - Vorurteile aufbricht, die die gewohnten Pfade verlässt, in denen Einhörner meist wunderbar und unerreichbar sind, Prinzen auf weißen Pferden reiten und heldenhaft denken, Prinzessinnen schön, naiv und wehrlos sind, und in denen Drachen groß, feuerspeiend und sehr gefährlich dargestellt werden.

Hier sind die Drachen eher eine Plage, die man mit speziellen Drachenjägern - bessere Kammerjäger - bekämpfen möchte. Vor allem, da eine Hochzeit ansteht und da die Räume gesäubert sein sollen. Der Drachenjäger will eigentlich lieber Leibdiener sein, die Prinzessin ist genervt, dass sie immer im Hintergrund stehen soll, während der Prinz sie rettet und der Prinz muss noch sehr an seinem Heldenprofil arbeiten.

Wer sich also abseits des gängigen Genres mal mit einer schrägen und überraschenden Fantasygeschichte unterhalten lassen will, der ist hier goldrichtig.
Für mich hätte das Buch etwas umfangreicher und ausführlicher sein dürfen. Aber was für ein wundervolles Cover und was für eine nette Idee.

Bewertung vom 05.08.2024
Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2
Engels, Lars

Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2


sehr gut

"Glutmoor" ist der zweite Band einer Krimireihe. Ich konnte ihn aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen.

Der vorliegende Fall ist denkbar dramatisch, denn eine vierköpfige Familie wurde erschossen. Nur eine Tochter hat durch Zufall überlebt. Die Ermittlungen sind schwierig und bringen einige überraschende Wendungen. Dabei ist die Spannung durchgehend hoch und am Ende gibt es sogar eine Art Showdown.

Die Konstellation des Ermittlerteams fand ich ungewöhnlich. Da die Schwiegermutter von Kommissar Janosch Janssen seine Chefin ist. Dadurch kommt es beruflich schon mal zu Spannungen. Aber immerhin wird der Chefin diesmal zugestanden, dass sie nicht einfach die böse Chefin ist sondern ein eigenes kompliziertes Privatleben hat und ihr Verhalten aus diesem resultiert. Ich mag es, wenn das Privatleben logische Auswirkungen auf den Job hat ohne diesen aber zu behindern.

Die Rhön spielt eine untergeordnete Rolle, was ich schade finde. Ein guter deutscher Krimi der Lust auf mehr macht. Teil eins wird also erworben.

Bewertung vom 05.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


ausgezeichnet

"Unser Buch der seltsamen Dinge" hat meine Erwartungen mehr als übertroffen. Aber der Reihe nach.

Das Cover ist eher unscheinbar und zurückhaltend und unter dem Titel kann man sich nicht wirklich etwas vorstellen. Wir landen in Yorkshire in einer ärmlichen Gegend Englands. Dort geht gerade ein Serienkiller um und Miv's Vater überlegt ernsthaft, dass die Familie in eine bessere Gegend ziehen könnte. Aber Miv möchte dort bleiben, wo auch ihre beste Freundin Sharon lebt und so beschließen die zwei Teenager sich auf die Suche nach dem Mörder zu machen, damit der Vater keinen Grund mehr für einen möglichen Umzug hat.

Ich fühlte mich emotional an Bücher wie "Stand by me" erinnert. Die Welt der Erwachsenen ist düster und voller Lügen und Grausamkeiten. Die Welt der Mädchen ist voller Mut und Zuversicht. Miv und Sharon werfen einen Blick hinter die Vorhänge ihrer Nachbarn. Sie finden Wahrheiten und Geheimnisse, die sie gar nicht vermutet hatten. Und während der Leser erschrocken ist, sind die zwei jungen Leute gewitzt und klug und mit einer Energie dabei, das einem warm ums Herz wird.

Ein Buch, dass mich absolut begeistert hat.

Bewertung vom 05.08.2024
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


sehr gut

Warum fühle ich mich immer wieder hingezogen zu Büchern, die keine Wohlfühlbücher im eigentlichen Sinne sind. Keine Bücher, die Freude und Leichtigkeit versprühen. Wer selbst einmal einen großen Verlust erlitten hat, der möchte vielleicht erfahren, wie andere Menschen damit umgehen. Welche Wege hinaus führen aus einem tiefen Tal. Denn am Ende ist da vielleicht ein Hoffnungsschimmer und der ist umso strahlender, wenn es vorher eine große Dunkelheit gab.

Erzählt wird im neuen Buch von Daniela Krien vom schier unfassbaren Verlust der eigenen Tochter. Nichts Schlimmeres kann es für Eltern geben. Deshalb zerbricht die Ehe von Linda an diesem Schicksalsschlag und es scheint, als wäre das glückliche Leben zu Ende. Aber unsichtbare Kleinigkeiten geben ihr immer wieder Halt, ziehen sie nach oben, weisen ihr einen Weg. Und Linda ist eine sehr starke Frau, die nicht aufgibt. Die die Herausforderung des Schmerzes annimmt und sich freikämpft. Und am Ende ist da mehr als nur ein Hoffnungsschimmer. Am Ende ist da ein neues, ein anderes, ein drittes Leben. Gehaltvolle Lektüre.

Bewertung vom 05.08.2024
Skyhunter - A Silent Fall
Lu, Marie

Skyhunter - A Silent Fall


sehr gut

Skyhunter war mein erstes Buch von Marie Lu. Es handelt sich um eine Mischung aus Jugendfantasy und Dystophie. Das Cover ist wirklich sehr ansprechend und lässt sicher einige im Laden aufmerksam werden.

Talin ist eine junge Kriegerin, die ihre Heimat mit allen Mitteln gegen die Förderation verteidigen will. Anfangs ist die Übermacht des Feindes erdrückend und Talins Kampf scheint aussichtslos. Als sie den Kriegsgefangenen Red vor der Hinrichtung bewahrt, scheint sich das Blatt zu wenden. Denn Red hat ein Geheimnis und Talin spürt, dass sie eine seltsame Verbindung haben. Und vielleicht können sie gemeinsam den Krieg doch noch zu ihren Gunsten wenden.

Man wird sofort in die Story hineinkatapultiert und die Autorin treibt den Plot mit hohem Tempo voran. An der ein oder anderen Stelle hätte sie gern etwas innehalten und den Protagonisten mehr Raum für ihre Entwicklungen geben können. Dennoch hat es Spaß gemacht, das Buch durch zu suchten. Ich freu mich auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 05.08.2024
Das Wesen des Lebens
Turpeinen, Iida

Das Wesen des Lebens


ausgezeichnet

"Das Wesen des Lebens" ist kein Roman im eigentlichen Sinne. Vielmehr ist es eine Ansammlung an vielfältigen Geschichten über drei Jahrhunderte hinweg. Dabei fungiert die Stellersche Seekuh, eine Tierart, die vor vielen Jahrzehnten durch den Mensch ausgerottet wurde, als zentraler Faden, der die verschiedenen Erzählungen miteinander verbindet. Sowohl als ausgestorbene Tierart als auch als Forschungsobjekt, als Fundstück der Archäologen, als Sinnbild für den Raubbau an der Natur und etwas, was unwiederbringlich verloren gegangen ist.

Man muss sich auf dieses Buch einlassen, dann beschenkt es einen mit vielen kleinen Schätzen. Man begleitet mehrere Expeditionen rund um die Welt. Die Natur und die Tierwelt spielen eine zentrale Rolle in den Geschichten. Das Mäandern ist in diesem Buch ein wunderbares Programm, dem ich gerne gefolgt bin. Jeder Abschnitt besticht durch die schöne Sprache aber auch durch die wichtigen Aussagen über das Wesen des Lebens und das Wesen der Menschen. Ein Buch, über das man wunderbar diskutieren und nachdenken kann.

Bewertung vom 14.07.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


sehr gut

Der Autor Javier Zamora wächst in El Salvador aus. Seine Eltern sind arm und beschließen, den kleinen Sohn in der Heimat beim Großvater zu lassen und illegal in die USA einzuwandern. Dies gelingt zwar, aber jahrelang können sie ihr Kind nicht nachholen. Als sie etwas Geld gespart haben, wird ein Schleuser bezahlt und der neunjährige Junge macht sich auf den Weg. Mit einer Handvoll Leidensgefährten beginnt eine Odyssee für ihn.

Der Autor erzählt seine eigene Lebensgeschichte. Und er erzählt es aus der Sicht eine kleinen Jungen. Dadurch wirkt das Ganze noch etwas eindringlicher und authentischer. Am Ende gelingt das Unternehmen aber er hat Dinge auf der gefahrvollen Reise erlebt, die ein Kind dieses Altern nicht erleben müssen sollte.

Das Buch prangert die Ungleichheit der Systeme, die Skrupellosigkeit der Schleuser und das Desinteresse der Amerikaner an. Liest sich gut und da es eine wahre Geschichte erzählt auch emotional berührend.