Der Dichter Klopstock ist in Zürich und wünscht sich die Gesellschaft von jungen Damen. Gar nicht so leicht in der sittenstrengen Schweiz, in der die unverheirateten Frauen mit keinem Mann allein sein dürfen. Hirzel, Klopstockbewunderer, plant deshalb eine Lustfahrt mit jungen Paaren und
Alleinstehenden, bei der die Partner schon zu Beginn per Zufall getauscht werden. Und mittendrin der bewunderte…mehrDer Dichter Klopstock ist in Zürich und wünscht sich die Gesellschaft von jungen Damen. Gar nicht so leicht in der sittenstrengen Schweiz, in der die unverheirateten Frauen mit keinem Mann allein sein dürfen. Hirzel, Klopstockbewunderer, plant deshalb eine Lustfahrt mit jungen Paaren und Alleinstehenden, bei der die Partner schon zu Beginn per Zufall getauscht werden. Und mittendrin der bewunderte Dichter, der von einer jungen Frau ganz besonders verzückt ist.
Ein letzter Tag Unendlichkeit knüpft an eine wahre Begebenheit an. Die Lustfahrt hat tatsächlich stattgefunden und der Autor, selbst studierter Germanist, der als Journalist und Übersetzter arbeitet, rekonstruiert die Begebenheiten anhand von Aufzeichnungen und Briefen der Mitgefahrenen. Dass hier und da künstlerische Freiheit ausschmückt, lässt er dabei nicht verborgen. Dennoch schwingt auch beim Lesen ab und an durch, dass die Worte einer subjektiven Aufzeichnung nachempfunden sind. Mitunter verschachtelt sich dadurch die Erzählung, was irritieren kann.
Die Sprache ist dabei wirklich schön. Leicht der historischen Begebenheit angepasst und gerade dadurch lässig dem immer wieder nach mehr schreiendem modernen Stil gegenüberstehend hat sie nicht nur einen Hauch von Geschichte, sondern auch von Klassik anhaften. Trotzdem oder gerade darum ist sie gut und flüssig zu lesen und passt zur Geschichte selbst wunderbar. Die Annäherung an die Geschehnisse ist dadurch vereinfacht und das Zurechtfinden in der sittlichen Epoche wird erleichtert.
Fast als krasser Gegensatz dazu ist mitunter der Inhalt selbst. Klopstocks Verhalten wird immer forscher, unverschämt und von einer männlichen Dominanz getrieben, die das Weibliche per se begehrt, die eigenen Bedürfnisse aber voranstellt, (was durchaus historisch gesehen kein Bruch mit der Norm ist). Hier wird kein Dichter ideologisiert und auf ein Podest gehoben, sondern ein „Superstar“ enttarnt und vermenschlicht. Enttäuschung wird sichtbar, gerade bei der jungen Frau, der Klopstock Avancen macht. Die krasse Realität und Fehlerhaftigkeit des verehrten Charakters wird deutlich. Der Dichter ist auch nur ein Mensch.
Durch die Lustfahrt als Tagesausflug umrahmt gewinnt die Geschichte so eine eigene Spannungskurve, die von Begehren, Hoffnung, Enttäuschung und Verlust erzählt und ohne fulminantes Ende auskommt, aber keineswegs langwierig oder fade wirkt. Die Entwicklung der Fahrt paart sich mit der Entwicklung der kleinen Liebesgeschichte und der Entwicklung des Enttarnens. Dabei verschleiert der Autor nichts und dichtet selbst an den passenden Stellen durchaus sinnhafte Bezüge dazu, ergänzt das ein oder andere Ereignis, was sich so nahtlos in die Erzählung einpasst, dass erst der Hinweis zum Schluss, was nun Dichtung und was Wahrheit ist, Aufklärung bietet.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist eine gelungene Erholung zur modernen „sensationsreichen“ Publikumsliteratur und natürlich auch für die Germanistin in mir interessant. Ein gutes Buch, dass ich jedem, der nicht nur seichte Unterhaltung mag und gerne auch reale historische Bezüge in seinen Büchern weiß, ans Herz legen kann.