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Lars Henrik GassFilm und Kunst nach dem KinoAktualisierte und erweiterte NeuausgabeDer Film kommt dem Kino abhanden, das als Massenmedium allmählich verschwindet. Kino hat eine eigenständige gesellschaftliche Wahrnehmungsform hervorgebracht, die den Film von den Künsten unterschied. Das ist der Befund von Lars Henrik Gass' so thesenfreudiger wie kenntnisreicher Streitschrift, die nun endlich in einer aktualisierten und deutlich erweiterten Neuausgabe erscheint. Gass hat ein parteiisches, auch polemisches Buch über den Niedergang des Kinos geschrieben. Er beschreibt die Bedingungen, unter denen…mehr

Produktbeschreibung
Lars Henrik GassFilm und Kunst nach dem KinoAktualisierte und erweiterte NeuausgabeDer Film kommt dem Kino abhanden, das als Massenmedium allmählich verschwindet. Kino hat eine eigenständige gesellschaftliche Wahrnehmungsform hervorgebracht, die den Film von den Künsten unterschied. Das ist der Befund von Lars Henrik Gass' so thesenfreudiger wie kenntnisreicher Streitschrift, die nun endlich in einer aktualisierten und deutlich erweiterten Neuausgabe erscheint. Gass hat ein parteiisches, auch polemisches Buch über den Niedergang des Kinos geschrieben. Er beschreibt die Bedingungen, unter denen Film heute als Kunstform entsteht und sichtbar wird. Zur Sprache kommen dabei viele Filme und Installationen (von Cyprien Gaillard, Douglas Gordon, Christian Marclay, Jesse McLean, Jon Rafman, Julian Rosefeldt, Steven Spielberg, Andy Warhol u.a.), historische Erscheinungsformen des Films (Expanded Cinema, Experimentalfilm, Found Footage, Installationen, Musikvideo usw.), vor allem aber die Frage nach der institutionellen, medialen oder systemischen Logik von Filmförderung, Internet oder Kunstbetrieb. Gass analysiert die gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen einer postkinematografischen Gegenwart anhand von Fernsehen, DVD, Internet, Filmfestivals, Ausstellungen oder Museen. Mehr als alles andere aber ist Film und Kunst nach dem Kino ein Manifest für eine Wahrnehmungsform: Vielleicht lässt sich das Kino erst im Moment seines Verschwindens wirklich verstehen. Und vielleicht haben wir die Lehre und die Kritik des Kinos nie dringender gebraucht als heute.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2017

Digitale
Vereinsamung
Ein Buch über
„Film und Kunst nach dem Kino“
Der Film vergisst das Kino. War die Projektion bewegter Bilder jahrzehntelang nur als gemeinschaftliches Seherlebnis im Kino denkbar, kann man heute in der S-Bahn Leute beobachten, die auf ihren Telefonen Netflix schauen. Filme werden, selbst im öffentlichen Raum, immer mehr zur Privatsache. Wahrscheinlich werden dank einer Vielzahl neuer Vertriebswege derzeit mehr Filme angeschaut als jemals zuvor. Aber es wird auch bemerkbar, wie diese neuen Vertriebsformen einen Einfluss auf den Film ausüben, der nicht vorgesehen war.
2012 veröffentlichte Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, ein Buch über das Verschwinden des Kinos aus den Filmen: „Film und Kunst nach dem Kino“. Er traf damit einen Nerv, da sich die Kinobranche gerade mitten in der Digitalisierungsphase befand. Der Kinofilm mit 24 oder 25 analogen Bildern pro Sekunde wurde durch bis zu 48 hochauflösende Pixelmosaike pro Sekunde ersetzt. Aber seitdem hat sich für Film und Kino schon wieder viel getan, weshalb Gass seinen Text noch mal erweitert hat.
Denn Kino ist für ihn eine besondere Wahrnehmungsform, die gerade verloren geht – mit noch nicht absehbaren Folgen. „Das Verschwinden von Kino geht einher mit Prozessen in postindustriellen Gesellschaften, die ihre Wirklichkeitszugänge vollkommen neu klären und bestimmen müssen, ihre kommunikativen Grundlagen ebenso wie ihre im engeren Sinne demokratische Verfassung.“ Mit dem Bedeutungsverlust des Kinos geht nicht nur eine Neuausrichtung der Filme auf eine digitale Auswertung und durch das Fördersystem in Deutschland auch auf eine grundsätzliche Eignung für das lineare Fernsehen einher. Auch die kulturelle Praxis der Filmvorführung mit ihren gemeinschaftlichen Ritualen vom termingebundenen Zusammentreffen bis zum stillen, kollektiven, passiven Erleben geht zugunsten einer Individualauswertung verloren.
Gass verkündet aber nicht bloß den Untergang des Abendlandes. Er beschreibt Filmfestivals, den Kunstbetrieb und andere Institutionen, die, mit Einschränkungen, das Kino bewahren. Teilweise legt er seiner dichten und kenntnisreichen Argumentation einen etwas idealisierten Film(kunst)begriff zugrunde, was aber dem Kern seiner Beobachtung keinen Abbruch tut: Derzeit droht eine kulturelle Praxis verloren zu gehen, die dem Theater, dem Konzert und dem Buch als Kunstform gleichzusehen ist.
NICOLAS FREUND
Lars Henrik Gass: Film und Kunst nach dem Kino. Strzelecki Books, Köln 2017. 160 Seiten, 14,80 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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