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Dies ist das neue Buch von Meistererzähler David Lodge über das Leben und Lieben des H. G. Wells, dem vormals meistgelesenen Schriftsteller der Welt. Der alte, kränkelnde Herbert George Wells - H. G. ('Aigee') fu¨r seine Freunde und Familie - lebt im Jahr 1944 zurückgezogen in seinem Londoner Stadthaus am Regent's Park und blickt zurück auf sein Leben, seine Bücher, seine Frauen, seine Begegnungen mit den Großen und Mächtigen dieser Welt. War dieses Leben nun ein Erfolg? Er war ein- mal 'der Mann, der die Zukunft erfand', jetzt fühlt er sich wie einer von gestern, niedergeschlagen vom…mehr

Produktbeschreibung
Dies ist das neue Buch von Meistererzähler David Lodge über das Leben und Lieben des H. G. Wells, dem vormals meistgelesenen Schriftsteller der Welt. Der alte, kränkelnde Herbert George Wells - H. G. ('Aigee') fu¨r seine Freunde und Familie - lebt im Jahr 1944 zurückgezogen in seinem Londoner Stadthaus am Regent's Park und blickt zurück auf sein Leben, seine Bücher, seine Frauen, seine Begegnungen mit den Großen und Mächtigen dieser Welt. War dieses Leben nun ein Erfolg? Er war ein- mal 'der Mann, der die Zukunft erfand', jetzt fühlt er sich wie einer von gestern, niedergeschlagen vom Zusammenbruch seiner Visionen. Er erinnert sich an seine hoffnungslose Kindheit, seinen Kampf um eine anständige Ausbildung und Anstellung, an seinen sagenhaften Aufstieg zu Erfolg und Ruhm als Schriftsteller von prophetischer Einbildungskraft und an seine Fähigkeit, sich in die Herzen der Leser aller Schichten zu schreiben. Er erinnert sich an seine Begegnungen mit den bedeutenden Literaten, Intellektuellen und Politikern seiner Zeit, an seinen Sprung in die sozialistische Politik, an seinen Glauben an die freie Liebe und die Energie, danach zu leben. David Lodge enthüllt ein erstaunliches Leben, so genial wie widerspru¨chlich: Wells war ein Sozialist, der seinen Reichtum genoss und großzu¨gig teilte, ein anerkannter Romancier, der sich vom Roman abwandte, ein feministischer Macho, hochsensibel und unheilbar romantisch, gelegentlich vereinnahmend aber immer mitfühlend und unwiderstehlich.
Autorenporträt
David Lodge, geboren 1935 in London, lehrte 30 Jahre Englische Literatur an der Universität Birmingham. Zu seinem Werk zählen 14 Romane, Drehbücher, Theaterstücke und wissenschaftliche Schriften. Ortswechsel (1986), Therapie (1995), Denkt (2001) und Autor, Autor (2006) sind im Haffmans Verlag erschienen. Die Romane Kleine Welt: Eine akademische Romanze (1984) und Saubere Arbeit (1988) wurden fu¨r den Booker Prize nominiert. Der selbsterklärte Neurotiker lebt mit seiner Familie in Birmingham. Hier kann er sich damit beschäftigen, seinen Ruf als 'komischster Autor Großbritanniens' (Observer) zu verteidigen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Recht viel salzige Details aus dem Liebesleben des Romanciers und Visionärs H.G. Wells erfährt man hier, berichtet der insgesamt mitgerissene, wenn auch nicht unkritische Rezensent Martin Halter. Romanhaft ausgeschmückt, aber sehr wohl auf Quellen basierend, erzähle Lodge, der "König der Campus Novel", hier das mit geschätzten hundert Geliebten recht abwechslungsreiche Liebesleben Wells', der übrigens eine sympathische erotische Vorliebe für früh emanzipierte Schriftstellerinnen, Sufragetten und Radikalfeministinnen sowie sowjetische Agentinnen hegte - ein "Pionier der sexuellen Revolution" also. Zumindest eine seiner Ehefrauen ließ ihm das alles wohlwollend durchgehen, so lange sie nicht selbst mit ihm ins Bett musste. Sie half auch, "die unehelichen Kinder zu versorgen". Wells' Literatur habe das ausschweifende Leben am Ende doch geschadet, merkt Halter an, aber auf diese Frage scheint sich Lodge auch gar nicht so zu konzentrieren.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.01.2013

Der Mann,
der alles wollte
David Lodge schreibt einen
Roman über H. G. Wells
Die Großschriftsteller ihrer Zeit neigen dazu, wenn diese Zeit abgelaufen ist, zu verschwinden – nicht spurlos zwar, aber doch so, dass sich kaum mehr ein Mensch findet, der mit ihnen eine wirkliche Leseerfahrung gemacht hätte, und sie als Denkmäler ihrer selbst fortdauern. Von den britischen Autoren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leben fort Virginia Woolf, die den schreibenden Frauen den Weg wies; George Orwell mit seiner scharfsinnigen Skepsis gegen den Totalitarismus; und selbst der profund kauzige Gilbert K. Chesterton, dem seit einiger Zeit eine Renaissance zuteil wird. Doch der seinerzeit wirkungsmächtigste von ihnen allen ist merkwürdig absent: H. G. (für Herbert George) Wells.
  Mehr als hundert Bücher hat er im Lauf von mehr als fünfzig Jahren verfasst; lediglich zwei davon haben auch heute noch ihr Publikum, ziemlich schmal, beide ganz am Anfang seiner Karriere geschrieben: „Die Zeitmaschine“ und „Der Krieg der Welten“. Mit ihnen trat er wie ein Komet in die Literatur ein – und nützte, diesen Eindruck wird man bei der Lektüre schwer los, das folgende halbe Jahrhundert dazu, seine plötzlich erworbene Reputation in langem Sinkflug zu verspielen.
  „Ein ganzer Mann“ hat sein deutscher Verlag den Titel übersetzt. Das ist eine glatte Falschmeldung, denn im Original von David Lodge heißt er „A Man of Parts“, was den Charakter des Protagonisten zweifellos besser trifft. Man könnte es geradezu als Wells’ Tragik bezeichnen, dass er alles auf einmal wollte – die Literatur, die Politik, die Volksaufklärung, nicht zu vergessen die Annehmlichkeiten des Ruhms und der Erotik, die sich bei ihm eng miteinander verzahnen – und seine Teile sich eben in dem Maß, wie er es kriegt, nicht zum Ganzen fügen. Darum wirkt Wells’ Leben, so umtriebig und anekdotenreich es sich im Einzelnen auch gestaltet, merkwürdig leer, er selber bloß wie eine Folie, auf der sich das Dasein vieler anderer abspielt.
  Diese anderen stellen jeder etwas Bestimmtes dar: sein schlauer Widersacher Bernard Shaw; sein preziöser Freundfeind Henry James; seine Frau Jane, die geduldig Wells’ Konzept der freien Liebe hinnimmt, obwohl sie davon ausschließlich den Schaden hat; seine undurchschaubare russische Geliebte Moura, die wahrscheinlich von Stalin und Gorki als Spionin auf ihn angesetzt worden ist. Einmal holt der Vater des Mädchens, mit dem er fliehen will, wutschäumend beide aus dem schon abfahrenden Zug; einmal stiehlt sich eine verschmähte Gespielin nackt in sein Haus, um sich vor seinen Augen die Pulsadern aufzuschneiden; an Ereignissen besteht kein Mangel. Und es ist auch nicht so, als ob dieser Mann, der seine viel jüngeren Geliebten an ungeliebte Ehemänner verkuppelt, sobald im prüden England Scherereien drohen, es an Feigheit, Eitelkeit, Opportunismus und Egoismus fehlen ließe. Aber selbst die Summe seiner üblen Eigenschaften ergibt kein Bildnis. Er bleibt in aller Schlechtigkeit ein alter Langweiler und alle seine Leidenschaft Manie.
  Das ist wahrlich nicht die Schuld von David Lodge. Doch fragen darf man sich schon, warum er sich gerade diesen Mann gewählt hat, um ein fast siebenhundertseitiges Buch aus ihm zu machen. Es haben sich für ihn, obwohl er nun wirklich ein alter Hase der Prosa ist, in erstaunlicher Weise Probleme bei der Form der Darstellung ergeben. „Roman“ nennt er das Buch, obwohl es doch eigentlich eine Biografie ist. Er hält sich mit seinem Urteil zurück, wohl wissend, dass sein Gegenstand dabei nicht allzu gut wegkäme. Stattdessen lässt er den todesnahen Wells Selbstgespräche mit seinem eigenen besseren Ich führen, das um ihn herum zu sein scheint wie die „Sprechende Grille“ um Pinocchio. Was fehlt, wird nachgetragen durch erfundenen Dialog, durch Briefe und durch lange Berichte, die irgendwie in einer unglücklichen Mitte zwischen dem Allgemeinen und dem Besonderen, dem Innen und Außen schweben. Es klingt so:
  „(. . .) er war nie einem Mädchen begegnet, das zugleich so jungfräulich in Benehmen und Aussehen gewesen war und so ungehemmt über Dinge wie Freie Liebe und Geburtenkontrolle diskutierte – und sie würde ihre Jungfräulichkeit nur für bedingungslose Liebe hergeben. Ebenso wenig konnte er sich vorstellen, dass sie eine heimliche Geliebte sein wollte, die ihren Geliebten mit einer Ehefrau teilte. Nein, wenn er eine Affäre mit ihr beginnen sollte, würde es rasch herauskommen, und es würde einen Krach geben. Also musste er sich zurückhalten, obwohl es schwer war, der Versuchung zu widerstehen, das feurige junge Mädchen in die Arme zu nehmen und zu küssen, wenn sie allein unter den Bäumen des Parks waren oder abends in einer Gasse mit tiefen Schatten zwischen den Gaslaternen.“
  Wer spricht hier? Offenbar weder ganz der Held selber, dem Lodge nicht recht über den Weg traut, noch auch will sich der Erzähler allzu sehr einmischen. Der Mann der faulen Kompromisse hat zuletzt seinen Biografen angesteckt.
BURKHARD MÜLLER
David Lodge: Ein ganzer Mann. Roman. Aus dem Englischen von Martin Richter und Yamin von Rauch. Verlag Haffmans & Tolkemitt, Berlin 2012. 667 Seiten, 26 Euro.
Selbst die Summe aller üblen
Eigenschaften von
H. G. Wells ergibt kein Bildnis
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