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Produktdetails
  • Palmbaum Texte Bd.17
  • Verlag: quartus-Verlag
  • Seitenzahl: 104
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 161g
  • ISBN-13: 9783936455274
  • ISBN-10: 3936455279
  • Artikelnr.: 14201814
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2005

Ratschläge statt Huftritte
Marlene Baum untersucht Goethes Verhältnis zu Pferden

Eine der eindrücklichsten Stellen im Werk Goethes, die mit Pferden zu tun hat, findet sich im Drama "Egmont": "Kind! Kind! nicht weiter! Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht, gehen die Sonnenpferde der Zeit mit unsers Schicksals leichtem Wagen durch; und uns bleibt nichts, als mutig gefaßt die Zügel festzuhalten, und bald rechts, bald links, vom Steine hier, vom Sturze da, die Räder wegzulenken. Wohin es geht, wer weiß es? Erinnert er sich doch kaum, woher er kam." Steht das Bild der Sonnenpferde und des Wagenlenkers hier für die Fährnisse des Lebenswegs, der für Egmont in der Hinrichtung mündet, so stellte Goethe das gleiche Gleichnis Jahrzehnte später an das Ende des vierten Buches von "Dichtung und Wahrheit", das mit seiner Einladung nach Weimar 1775 schließt.

Das in Goethes Worten "Dämonische", das sich darin ausdrückt, die Abhängigkeit von höheren Kräften, die das Schicksal des einzelnen bestimmen, bildet eines der Hauptmomente, die Marlene Baum in ihrer Untersuchung des Pferdemotivs bei Goethe selbigem zuschreibt. Allerdings ist es nicht immer so symbolisch aufgeladen wie in diesem Kontext: Es kann ebenso, wie etwa beim Scheuen von Weislingens Pferd im "Götz", pars pro toto für seinen Reiter stehen, also als Attribut zur Personencharakterisierung verwendet werden, oder für sich selbst bedeutsam sein und in diesem Sinne Schönheit und Anmut verkörpern.

Bleiben die Ausführungen zu Goethes alltäglich-praktischem Umgang mit Pferden etwas blaß, da sie ihn zu wenig in den sozial- und kulturgeschichtlichen Hintergrund einordnen, so sind die kunstgeschichtlich-ästhetischen Aspekte durchaus aufschlußreich: Goethe besaß nicht nur eine große Sammlung von Pferdeabbildungen, die der Band in Auswahl wiedergibt, sondern bevorzugte in Abwendung von der heroisch-repräsentativen Tradition von Reiterbildnissen eher unheroische, alltägliche Darstellungen - ein Seitenblick auf die Selbstdarstellung der Weimarer Fürsten und deren Kunstsammlungen wäre in diesem Kontext sicherlich aufschlußreich.

Schließlich führt Marlene Baum auch eine Vielzahl an Belegstellen aus Goethes Werk an, die in unterschiedlichster Weise Pferde zum Thema haben. Besonders ergiebig ist in dieser Hinsicht das Spätwerk: In dem Roman "Wilhelm Meisters Wanderjahre" spiegelt sich in Felix' Umgang mit Pferden sein Reife- und Bildungsprozeß, mit dem es freilich nicht sehr weit her ist. Und im "Faust II" wird das Pferd gar selbst zum Erzieher, wenn der weise Kentaur Chiron, das Mischwesen zwischen Mensch und Pferd, wiederkehrt und Faust Ratschläge erteilt.

THOMAS MEISSNER

Marlene Baum: "Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!" Zur Poesie des Pferdemotivs in Goethes Alltag und in seinem Werk. Quartus-Verlag, Bucha bei Jena 2004. 104 S., br., 11,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Durchaus aufschlussreich waren für Rezensent Thomas Meissner die kunstgeschichtlich-ästhetischen Aspekte dieser Studie zu Johann Wolfgang von Goethes Verhältnis zu Pferden. Dazu zählt er auch den Abdruck einer Auswahl von Pferdeabbildungen aus dem Besitz des Weimarer Dichterfürsten, in dessen Werk dem Rezensenten zufolge Pferde immer wieder eine Rolle spielen. Zu Meissners Bedauern bleiben jedoch die Ausführungen zu Goethes alltäglich-praktischem Umgang mit Pferden etwas blaß, was er der Tatsache zuschreibt, dass sie zuwenig in den sozial- und kulturgeschichtlichen Hintergrund eingeordnet worden sind.

© Perlentaucher Medien GmbH