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Die Gedichte in seinem neuen Band sind lebensbang und auf Abschied gestimmt, die Motive kommen aus "fortschreitender Desillusionierung, Trauer über die unaufhaltsam dahinrasende Zeit" (Michael Braun). Rolf Haufs bewundert die Balance zwischen Trauer und Lebenswut bei dem Expressionisten Trakl. Lakonie hält diese Pole in Haufs Gedichten auf wunderbare Weise in Augenhöhe. "Im Gedicht. muss etwas zum Ausdruck kommen, das andere Formen der sprachlichen Fixierung der sprachlichen Fixierung nicht auf der Palette ihrer Möglichkeiten haben. Natürlich kennt er die literarischen Techniken und…mehr

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Produktbeschreibung
Die Gedichte in seinem neuen Band sind lebensbang und auf Abschied gestimmt, die Motive kommen aus "fortschreitender Desillusionierung, Trauer über die unaufhaltsam dahinrasende Zeit" (Michael Braun). Rolf Haufs bewundert die Balance zwischen Trauer und Lebenswut bei dem Expressionisten Trakl. Lakonie hält diese Pole in Haufs Gedichten auf wunderbare Weise in Augenhöhe. "Im Gedicht. muss etwas zum Ausdruck kommen, das andere Formen der sprachlichen Fixierung der sprachlichen Fixierung nicht auf der Palette ihrer Möglichkeiten haben. Natürlich kennt er die literarischen Techniken und rethorische Figuren.ganz genau, aber all das hat für ihn mit dem Wichtigsten wenig zu tun.: mit der Sprache und dem Bewusstsein, dass es hinter den sichtbaren Dingen auch noch etwas anderes gibt, das via Assoziation, Rhythmus, Reim, Zeilenbruch sichbar, spürbar, anwesend wird im Gedicht." (Christoph Buchwald aus einem imaginären Dialog)
Autorenporträt
Rolf Haufs, geboren 1935 in Düsseldorf, lebt seit 1960 als Autor in Berlin. Veröffentlichte Lyrik, Prosa und Hörspiele, darunter »Größer werdende Entfernung« (Gedichte, 1979) im Rowohlt Verlag, »Ob ihr´s glaubt oder nicht« (Kindergeschichten, 1980) im Huber Verlag, »Juniabschied« (Gedichte, 1984) im Rowohlt Verlag, »Felderland« (Gedichte, 1986), »Selbst Bild« (Prosagedichte, 1988), »Allerweltsfieber« (Gedichte, 1990, »Vorabend« (Gedichte, 1994), »Augustfeuer« (Gedichte, 1996), »Aufgehobene Briefe« (ausgewählte und neue Gedichte, 2001) alle im Hanser Verlag. Mitglied im P.E.N. und in der Akademie der Künste Berlin. Bei zu Klampen veröffentlichte er »Ebene der Fluß« (2002).Heinz Kattner, geboren 1947 in Hildesheim, lebt und arbeitet in Leestahl bei Lüneburg/Niedersachsen. Studium der Pädagogik (Theologie, Deutsch, Kunst), Schriftsteller, Lektor, Dozent, Lehrauftrag an der Universität, Gründer und Berater verschiedener literarischer Aktivitäten u.a. Literaturbüro und Heine-Stipendium im Heinrich-Heine-Haus Lüneburg. Lektor und Herausgeber der »Lyrik Edition« im zu Klampen Verlag. Darin veröffentlichte er »Worin noch niemand war« (1987), »Rückreise« (1990), »Nachfahren« (1995), »Wasser Elegien« (1997), »Morgen Blaues Tier« (1997), »Nachtgeviert« (1997, 2014), »Klarträumer« (1998), »Wetterpapiere« (1998), »Préludes« (1998), »Schierling und Stern« (1999), »Tagwerk« (1999), »Hingegend« (1999, 2001), »Verlässliche Schatten« (2000), »Immer wieder alles« (2000, 2001), »Blut im Schuh« (2001), »Neue Heiterkeit« (2001), »Unauffälliges Zittern« (2001), »Ebene der Fluss« (2002), »Verschlossene Kammern« (2002), »Postkarte für Nofretete« (2003), »Rückseite der Ges

ten« (2003), »Verzückte Distanzen« (2004, 2013), »Die Leuchttürme tun was sie können« (2004), »Ohne Botschaft« (2005), »Die Ordnung des Schnees« (2005), »Mittelwärts« (2006), »Male« (2006), »Als riefe jemand den eigenen Namen« (2007), »Schöner Platz« (2007), »Reglose Jagd« (2007, 2014) und zuletzt »Lautloses Rufen« (2013).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2003

Die Freude des Torklers beim Kopfstand
Allmählich verschwinden wir aus dem Gedächtnis der Gefährten: Rolf Haufs’ Lyrikband „Ebene der Fluß”
Seine Kunst bestand darin, „die Welt auf den Kopf zu stellen”. Hartnäckig ließ er die Bäume in der Luft wurzeln und kippte die Häuser ganz einfach aufs Dach. Doch weil er versuchte, die „Wahrheit zu finden”, diese sich aber ein ums andere Mal entzog, begann er stets zu toben. Betrank sich, wetzte Messer und grölte so lange, „bis es still war in ihm”. Jener „Torkler”, den Rolf Haufs 1990 in seinem Lyrikband „Allerweltsfieber” beschworen hat, jener Künstler des Widerständigen und der ironischen Volte – er geistert auch in den jüngsten Gedichten des 1935 geborenen Autors durch die Verse. Und fast scheint es, als sei die Ernüchterung dieser Figur in der Zwischenzeit umfassend geworden, nur mit umgedrehter Optik kann sie die Welt überhaupt noch begreifen: „Stell dich auf den Kopf und alles wird / Verständlich”.
Auch wenn Rolf Haufs zu jenen Schriftstellern gehört, die von pointierten Statements recht wenig halten, weil sie allein die Texte sprechen lassen wollen, so gibt es doch einen schönen gedanklichen Splitter, der einiges über sein Schreiben verrät. Im Nachwort zu einer Lyrikauswahl findet er sich, die Haufs langjähriger Lektor Christoph Buchwald vor kurzem herausgegeben hat. Gefragt nach einem besonders wichtigen Dichter verweist der Autor dort auf Georg Trakl und dessen Kunst, die „heikle Balance zwischen Trauer und Lebenswut” zu halten. Zwar mögen die Gedichte Rolf Haufs’ für Etiketten nicht taugen, doch auch sie verfügen über einen ganz eigenen Tonfall der Balance, über eine unverwechselbare Sprachbewegung, die im Idealfall zwischen Literatur und Leben, zwischen Skepsis und utopischen Resten, zwischen Kritik und ironischer Brechung changiert.
Bitte operieren!
Den Kern des neuen Gedichtbandes „Ebene der Fluß” bildet ein 25teiliger Zyklus gleichen Titels, dessen Fügung allerlei Assoziationen aufruft. Die „Mühen der Ebene”, die Brecht einst für Aufbau und gesellschaftliche Orientierung beschwor, als er das Gebirge des Krieges überquert glaubte, schwingen hier ebenso mit wie Klagen über die Vergänglichkeit oder wie jene „andere Ebene” hinter den Dingen, die Rolf Haufs im Gedicht sichtbar zu machen sucht. Die melancholische Grundierung der Bilder ist seit dem Band „Juniabschied” aus dem Jahr 1984 geblieben.
Die großen Formeln indes scheinen in der poetischen Denkbewegung nicht mehr zu greifen, vielmehr ist es die Erfahrung kruder Körperlichkeit, die den Gedichten eingeschrieben ist: „Hände Spinnenbeine / Der haarlose Kopf der schiefe Knochen / Sollen wir das alles noch operieren”. Zugleich schleicht sich Angst ein in das, was da „näher mit jedem Tag näher” kommt, die Angst, vergessen zu werden und eines Tages zu verstummen: „Gras wächst allmählich entschwinden wir / Aus dem Gedächtnis der Gefährten / Sie fahren hinaus aufs Meer und wittern / Den Sturm. Die Erde wackelt / Unsichtbar nehmen wir Platz und / Reden nicht mehr mit.” Hier spricht einer, der den „alten Ballast” abwerfen will, obwohl die Teufelchen immer noch ihre „obszönen Lieder” singen. Verglichen mit früheren Bänden mag es ein wenig überraschen, wie selten die Historie in den neuen Gedichten hervortritt, vereinzelt nur noch sind Spuren von Krieg und „Kanzelreden” zu entdecken. Der Torkler von einst kennt plötzlich das Gefühl, sich „übernommen” zu haben: „Zeitzeuge ein Maul das schweigt”.
Die ihnen eigene Offenheit gewinnen die Gedichte, indem sie zwischen brüchigen Stimmungsbildern und aufrührerischen Impulsen hin und her laufen. Rolf Haufs Virtuosität zeigt sich im selbstironischen Vers, der die Gegensätze in einem Atemzug zu nennen vermag: „Endlichkeit! Auf zu den Märchen.” Wo solche Relativierung fehlt – und in der zweiten Hälfte des Bandes kommt dies bisweilen vor – geht den Versen das Spielerische verloren. Was bleibt, ist zivilisationskritisches Raunen, eine Meinung, die sich problemlos von der ihr äußerlichen Strophenform ablösen ließe: „Wollten doch in eine Gegend wo uns / Jemand beim Namen ruft stattdessen / Tanz mit den Unübersichtlichkeiten / Tamtam wir kleiden uns bunt.”
Solche Einwände aber – sie nehmen sich gering aus gegenüber Haufs Kunst des selbstironischen Schnörkels. Mit langem Atem vermisst er die Räume zwischen Dingen und Sprache. Und aller Ernüchterung zum Trotz gelingt es ihm ein ums andere Mal, die Welt auf den Kopf zu stellen – für Momente jedenfalls: „In meiner Wohnung staut sich die Hitze / Sie legt sich nieder und wiehert.”
NICO BLEUTGE
ROLF HAUFS: Ebene der Fluß. Gedichte. zu Klampen Verlag, Lüneburg 2002. 48 Seiten, 17 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Nico Bleutge klingen im Titel des neuen Gedichtbandes von Rolf Haufs Brechts "Mühen der Ebenen" an. Der 25-teilige Zyklus "Ebene der Fluss" bildet den melancholisch grundierten Kern des Buches, so Bleutge, rufe jedoch auch ganz andere Assoziationen hoch, meint Bleutge: vor allem an die Vergänglichkeit des Lebens, des eigenen Körpers. Die Kunst Haufs' bestünde im selbstironischen Vers, besser: im selbstironischen Schnörkel, schreibt Bleutge, die sich dadurch manifestiere, dass der Autor Gegensätze in einem Atemzug zu nennen vermöge. Ein Beispiel: "Endlichkeit! Auf zu den Märchen", zitiert Bleutge aus dem Gedichtband. Wo solcherlei Relativierungen fehlten, meint der Rezensent, ginge auch das Spielerische der Verse verloren; dann vernehme man nicht mehr als zivilisationskritisches Raunen, kritisiert er verhalten und atmet auf: meistens lasse die Selbstironie den Autor nicht im Stich, zu der sich allerdings eine gewisse Nüchternheit hinzugesellt habe.

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