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Produktdetails
  • Verlag: Ferber, Gießen
  • Seitenzahl: 150
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 294g
  • ISBN-13: 9783932917356
  • ISBN-10: 3932917359
  • Artikelnr.: 23962120
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2003

Normannische Nöte

Wenn einer ein Haus im Ausland kauft, hat er viel zu erzählen. Denn was nach dem Kauf folgt, hat mit Urlaub nichts mehr zu tun, sondern ist der Alltag in der Fremde. Dazu gehört die von der Küstenschutzbehörde erforderliche Genehmigung beim Kauf eines Grundstücks, vorausgesetzt, selbiges liegt am Meer. Das Haus von Jutta Seifert liegt am Meer, genauer gesagt, tief im Westen der Normandie. Es hat "vue sur mer", sogar einen schönen Blick aufs Wasser, wie der Titel ihres Buchs bekundet. Das Meer ist in diesem Fall der Ärmelkanal, das Departement heißt La Manche, zu deutsch der Ärmel, und zählt zu den am wenigsten bereisten Küsten Frankreichs. Deutsche fahren daran vorbei, weil sie die dank Castor-Transport via Valognes hinreichlich bekannte Wiederaufbereitungsanlage nuklearer Brennstoffe auf dem Cap de la Hague fliehen. Franzosen fürchten hingegen das Wetter. "Les Parapluies de Cherbourg" heißt ein Film mit der blutjungen Cathérine Deneuve, die in den Gassen von Cherbourg unter dem Regenschirm Lieder trällert - mit dem Erfolg, daß ganz Frankreich bei Cherbourg an Regen denkt. Es regnet oft in der Manche. Nur Briten lassen sich davon nicht schrecken, und einige unerschrockene Freunde dieses unverbastelten Zipfels Frankreichs, darunter Jutta Seifert. Unvergeßlich die Hotelbesitzerin in Barfleur, die allmorgendlich den Wetterbericht von Météo France mit dem Aufschrei "C'est politique!" kommentierte. Die nationale Wettervorhersage in Paris verbreite mit Vorsatz Regenmeldungen für die Manche, weil man sich dort noch immer gegen die besagte Wiederaufbereitungsanlage wehre, weil Bewohner von Paris vom Wochenendausflug in die Manche abgehalten werden sollen, um die Kaufkraft in der Hauptstadt zu halten, weil . . . Während Madame sich echauffierte, regnete es. Jeden Tag. Es sind solche Geschichten aus der tiefen Provinz, die Jutta Seifert erzählt. Manchmal kommen die Pointen etwas bemüht daher, statt die Beobachtungen einfach für sich stehen zu lassen. Aber alles ist wahr.

ksi.

"Belle vue sur mer" von Jutta Seifert. Verlag der Ferber'schen Universitätshandlung, Gießen 2002. 150 Seiten, Zeichnungen von Michel Petzold. Broschiert, 14 Euro. ISBN 3-932917-9.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Lob des Rezensenten mit dem Kürzel "ksi" klingt reichlich gedämpft. Vielleicht liegt es am regnerischen Wetter dieser wenig bereisten französischen Region. Im Buch erzählt eine Deutsche, die auf der französischen Seite des Ärmelkanals in der Normandie ein Haus am Meer gekauft hat, von selbigem Hauskauf und Region drumherum. Einige Strecken des Buches haben, wie man den Ausführungen des Rezensenten entnehmen kann, durchaus ihren Charme. Gelegentlich kommen die Pointen für seinen Geschmack allerdings etwas bemüht daher. Oft scheint er die Geschichten aus der tiefen Provinz aber auch schlicht langweilig zu finden.

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