Produktdetails
- Verlag: Vacat
- Gesamtlaufzeit: 60 Min.
- Erscheinungstermin: Mai 2005
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783930752317
- Artikelnr.: 12969383
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.09.2004Aufmerksam justiert
Otto Sander liest Fontane
„Wer hätte im Laufe dieses Sommers vom neuen Eisenbahnprojekt von Charlottenburg über den Grunewald bis Potsdam gehört, ohne nicht sogleich den Vorsatz zu fassen, einen langversäumten Besuch ehemöglichst nachzuholen und die Havelforsten zwischen Pichelsberg und dem Wannensee auf ihren Schönheitsgehalt zu prüfen?”
Theodor Fontane, dieser große Theaterkritiker, hielt wenig davon, bei der Landschaftsbetrachtung alle ästhetischen Maßstäbe fahren zu lassen. Denn Landschaft bedeutete ihm geformte Natur. Die Sehnsucht nach Unberührtheit und ursprünglicher Wildheit, wie sie besonders im 19. Jahrhundert gepflegt wurde, war ihm fremd.Was Fontane am „Wannensee”, wie überhaupt an vielen Orten der Mark missfiel, war die „Monotonie” der Landschaft, die allein durch menschlichen Eingriff gebrochen werden könne. So schwärmt er von der Pfaueninsel, dieser königlichen Puppenstube.
Die Menschen, welche die Gegenden bewohnen, die er auf seinen „Wanderungen” durchstreift, kommen häufig noch schlechter weg als die Landschaften. Dem Stadtmenschen Fontane erscheinen die Märker grob, engstirnig und kleingeistig. Wie seine Theaterkritik ist allerdings auch seine Landschaftskritik und Menschenschilderung - die trotz allem eine gewisse Zuneigung oder Verbundenheit spüren lässt - von Ironie durchtränkt und mit zünftigem Witz gesättigt. Niemand brächte das besser zu Geltung als Otto Sander mit seiner markanten Stimme.
Auf dem Live-Mitschnitt, der bei der Feier zur Wiederveröffentlichung des 1913 erstmals erschienenen Buches „Berlin und die Mark Brandenburg. Ein Fontane-Brevier mit Farbaufnahmen von Rudolf Hacke” gemacht wurde, liest Sander einige besonders schöne Stücke, eben die über Pfaueninsel und Wannsee, daneben Gedichte, eine Preziose über die Insel Werder und etwas nicht minder Hübsches über das Städtchen Trebbin. Dabei schludert Sander bei all seiner Routine keinen Satz einfach hin; jeder wird mit einer eigenen Betonung versehen.
Was auf einer Studioproduktion vielleicht angestrengt wirken würde, dieses die Aufmerksamkeit jeden Moment neu justierende, kommt auf der Live-Aufnahme mit beeindruckender Lässigkeit und Leichtigkeit daher. Sander befindet sich - ohne dass er es dafür direkt ansprechen müsste - im beständigen Gespräch mit seinem Publikum. Dies dankt es ihm sehr. Selten wird bei Fontane soviel gelacht worden sein.
TOBIAS LEHMKUHL
OTTO SANDER liest Fontane live. Vacat, Potsdam 2004, 1 CD, 59 Minuten, 9 Euro.
Otto Sander liest Fontane
„Wer hätte im Laufe dieses Sommers vom neuen Eisenbahnprojekt von Charlottenburg über den Grunewald bis Potsdam gehört, ohne nicht sogleich den Vorsatz zu fassen, einen langversäumten Besuch ehemöglichst nachzuholen und die Havelforsten zwischen Pichelsberg und dem Wannensee auf ihren Schönheitsgehalt zu prüfen?”
Theodor Fontane, dieser große Theaterkritiker, hielt wenig davon, bei der Landschaftsbetrachtung alle ästhetischen Maßstäbe fahren zu lassen. Denn Landschaft bedeutete ihm geformte Natur. Die Sehnsucht nach Unberührtheit und ursprünglicher Wildheit, wie sie besonders im 19. Jahrhundert gepflegt wurde, war ihm fremd.Was Fontane am „Wannensee”, wie überhaupt an vielen Orten der Mark missfiel, war die „Monotonie” der Landschaft, die allein durch menschlichen Eingriff gebrochen werden könne. So schwärmt er von der Pfaueninsel, dieser königlichen Puppenstube.
Die Menschen, welche die Gegenden bewohnen, die er auf seinen „Wanderungen” durchstreift, kommen häufig noch schlechter weg als die Landschaften. Dem Stadtmenschen Fontane erscheinen die Märker grob, engstirnig und kleingeistig. Wie seine Theaterkritik ist allerdings auch seine Landschaftskritik und Menschenschilderung - die trotz allem eine gewisse Zuneigung oder Verbundenheit spüren lässt - von Ironie durchtränkt und mit zünftigem Witz gesättigt. Niemand brächte das besser zu Geltung als Otto Sander mit seiner markanten Stimme.
Auf dem Live-Mitschnitt, der bei der Feier zur Wiederveröffentlichung des 1913 erstmals erschienenen Buches „Berlin und die Mark Brandenburg. Ein Fontane-Brevier mit Farbaufnahmen von Rudolf Hacke” gemacht wurde, liest Sander einige besonders schöne Stücke, eben die über Pfaueninsel und Wannsee, daneben Gedichte, eine Preziose über die Insel Werder und etwas nicht minder Hübsches über das Städtchen Trebbin. Dabei schludert Sander bei all seiner Routine keinen Satz einfach hin; jeder wird mit einer eigenen Betonung versehen.
Was auf einer Studioproduktion vielleicht angestrengt wirken würde, dieses die Aufmerksamkeit jeden Moment neu justierende, kommt auf der Live-Aufnahme mit beeindruckender Lässigkeit und Leichtigkeit daher. Sander befindet sich - ohne dass er es dafür direkt ansprechen müsste - im beständigen Gespräch mit seinem Publikum. Dies dankt es ihm sehr. Selten wird bei Fontane soviel gelacht worden sein.
TOBIAS LEHMKUHL
OTTO SANDER liest Fontane live. Vacat, Potsdam 2004, 1 CD, 59 Minuten, 9 Euro.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Selten wird bei Fontane soviel gelacht worden sein", empfiehlt Tobias Lehmkuhl diesen Live-Mitschnitt von einer Veranstaltung, bei der Otto Sander "einige besonders schöne Stücke" aus dem Brevier "Berlin und die Mark Brandenburg" vorgetragen hat, etwa Fontanes Gedanken zur Pfaueninsel, zum Wannsee und "nicht minder Hübsches über das Städtchen Trebbin". Dabei erinnert das alles den Rezensenten an die Theaterkritiken Fontanes, die trotz einer gewissen Zuneigung von Ironie durchtränkt und mit zünftigem Witz gesättigt seien- und das, so findet Lehmkuhl- könnte keiner besser zur Geltung bringen, als die markante Stimme von Otto Sander, der trotz seiner Routine jeden Satz würdige und mit einer eigenen Betonung versehe, wie Lehmkuhl schwärmt. Genau das könnte bei einer Studioaufnahme anstrengend wirken, glaubt der Rezensent, doch in diesem Live-Mitschnitt komme es mit beeindruckender Lässigkeit und Leichtigkeit daher, eher wie ein beständiges Gespräch mit seinem Publikum.
© Perlentaucher Medien GmbH
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