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Der Autor ist der bedeutendste Konzertveranstalter Deutschlands. Zusammen mit seinem verstorbenen Partner Horst Lippmann organisierte er über Jahrzehnte hinweg die Deutschlandkonzerte der nationalen und internationalen Größen aus Jazz, Blues, Entertainment, Rock und Pop - von Duke Ellington bis Jimi Hendrix, von Marlene Dietrich bis Madonna und von Muddy Waters bis Miles Davis, Udo Lindenberg und den Rolling Stones. Humorvoll und unterhaltend - aber auch nachdenklich - erzählt er von seiner Jugend in Nazideutschland, seinen Anfängen im Heidelberger Jazzkeller Cave 54 bis hin zum international erfolgreichen Konzertpromoter.…mehr

Produktbeschreibung
Der Autor ist der bedeutendste Konzertveranstalter Deutschlands. Zusammen mit seinem verstorbenen Partner Horst Lippmann organisierte er über Jahrzehnte hinweg die Deutschlandkonzerte der nationalen und internationalen Größen aus Jazz, Blues, Entertainment, Rock und Pop - von Duke Ellington bis Jimi Hendrix, von Marlene Dietrich bis Madonna und von Muddy Waters bis Miles Davis, Udo Lindenberg und den Rolling Stones.
Humorvoll und unterhaltend - aber auch nachdenklich - erzählt er von seiner Jugend in Nazideutschland, seinen Anfängen im Heidelberger Jazzkeller Cave 54 bis hin zum international erfolgreichen Konzertpromoter.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2005

Ein virtuoser Buchhalter der Träume
Der Konzertagent Fritz Rau spricht / Von Wolfgang Sandner

Als "Industrie der menschlichen Glückseligkeit" hat sich die Phonobranche in einem Anfall von Selbstüberschätzung einmal bezeichnet. Haifischbranche wurde sie von jenen Insidern genannt, die von ihr abhängig waren, von ihr profitierten oder unter ihr gelitten haben. Man kann die Veranstalter von Popkonzerten mit zu diesem Kreis von Machern rechnen, die sich als Glücksbringer verstanden und als Abzocker in Verruf gerieten. Denn Schallplattenindustrie und Konzertagenturen lebten, zumindest in den paradiesischen Urzeiten vor MP3 und iPod, als das Geld noch reichlich floß, in einer unauflöslichen Symbiose. Und niemand wußte so genau, wer der verlängerte Arm des anderen war: Hat die Phonoindustrie mit ihren Produkten für volle Konzerthallen gesorgt oder waren die Veranstalter von Konzerten die nützlichen Idioten für die Schallplattenbranche und den massenhaften Verkauf von Tonträgern? Wie auch immer. Mit der größer und größer werdenden Nachfrage nach Popmusik seit Elvis selig schossen auch die Agenturen aus dem Boden, wurde das Veranstalten von Konzerten vom Freundschaftsdienst für Bekannte und dem amateurhaft unprätentiösen Bereitstellen von Jugendzentren und Jazzkellern selbst zu einer Industrie, zur globalen Logistikbranche mit einem weitverzweigten Netz von lokalen Konzertausrichtern, Subunternehmen und Veranstaltungskonzernen.

Fritz Rau gehört zu den ganz Großen unter den Konzertagenten der Nachkriegszeit in Europa. Vom "besten Kofferträger für Musiker" (Fritz Rau über Fritz Rau) bei Konzerten im Heidelberger Jazzkeller Cave 54 hat er es - zunächst mit dem Frankfurter Schlagzeuger und Hotelbesitzer Horst Lippmann, später in einer Fusion mit Mama Concerts - zum Tycoon unter den Agenten weltweit gebracht. Von ihm sprachen Popgiganten wie die Rolling Stones und Eric Clapton oder Jazzheroen wie Oscar Peterson, Miles Davis und Albert Mangelsdorff nur mit Hochachtung, weil sie wußten, wenn Fritz mit im Tournee-Boot saß, gab es keine Pannen, aber volle Häuser, keinen Dilettantismus mit zu kleinen Hallen oder ungesichertem Open-air-Gelände, dafür perfektes Konzertmanagement und garantierte Gagen.

Es gab vor allem aber etwas, was auch Stars bisweilen nötig haben: Seelsorge. Fritz Rau war und ist es bis heute geblieben: der Freund seiner Musiker, der gewissermaßen jeden Ton, den sie von sich gaben, zu seinem eigenen ästhetischen Bekenntnis machte. Vielleicht war das eines seiner Erfolgsgeheimnisse: daß er den Musikern das Gefühl gab, ihr größter Fan zu sein. Peter Alexander mußte wohl annehmen, sein Konzertveranstalter Fritz Rau höre in seiner Freizeit nichts anderes als Wiener Operettenmelodien, Bob Dylan konnte sicher sein, daß auch der alte Fritz aus Frankfurt nichts Besseres zu tun hatte, als gegen die Startbahn West und Umweltverschmutzung zu demonstrieren. Und Peter Maffay wird wohl bis heute denken, Fritz Rau liege nichts so sehr am Herzen wie das Bewahren des deutschen Liedgutes.

Was kann man erwarten, wenn ein solcher Mann, der die Unterhaltungsmusikbranche in- und auswendig kennt und mitorganisiert hat, sich aber in listigem Understatement selbst als "Kartenverkäufer" oder als "Buchhalter der Träume" bezeichnet, nun seine selbstverfaßten Erinnerungen aus fünfzig Jahren im Bühnenhintergrund vorlegt? Es ist genau das geworden, was man von einem intelligenten, wachen, Geist sprühenden Profi erwarten kann, der als ausgebildeter Gerichtsreferendar und Volljurist auch noch alle Winkelzüge des Popbusiness kennt: ein tiefer Blick auf den unsichtbaren Teil des Eisberges, dessen Spitze die Stars der Branche bilden. Fritz Rau hat es etwas anders ausgedrückt. Die Künstler seien die Sonne am Konzertfirmament, die Hinterbühne werde allenfalls durch Mondlicht erhellt: "Meine Aufzeichnungen bilden also sozusagen eine Art Mondscheinsonate in Buchform."

Solche nicht ganz ernst gemeinten Bemerkungen sind die Schmankerln bei der Lektüre dieses Buches, das man allen nur empfehlen kann, die sich für Kehrseiten von Medaillen interessieren, für das, was Brecht meinte, als er seinen lesenden Arbeiter auf die Behauptung, Caesar habe erfolgreich Feldzüge geführt, die lakonische Frage stellen ließ, ob er es wohl alleine getan habe, ob er nicht wenigstens einen Leibkoch bei sich hatte. Fritz Raus Erinnerungsbuch ist auch ein Handwerksbericht, die Geschichte der Popmusik aus der Perspektive des Helfers im Hintergrund, der sich seiner wichtigen Funktion bewußt ist, ohne sich selbst zu überschätzen. Es versteht sich, daß ein solch gewiefter Taktiker und Macher nicht frei von Stilisierung ist. Immerhin aber träufelt Rau eine gehörige Portion Selbstironie in den Weihrauch, den er gelegentlich über seine Berichte von Konzerten und seine Anekdoten zu Begegnungen mit Stars schwenkt. Und schwarze Stunden seiner Laufbahn als Konzertveranstalter wie die Verurteilung seines Kompagnons Marcel Avram wegen Steuerhinterziehung hat er dabei nicht ausgespart. Fritz Raus "Erinnerungen eines Konzertveranstalters" dient allen, die sich nicht blenden lassen wollen, sondern sich orientieren möchten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fritz Rau: "50 Jahre Backstage". Erinnerungen eines Konzertveranstalters. Vorwort von Udo Lindenberg. Palmyra Verlag, Heidelberg 2005. 303 S., 54 Fotos, geb., 19,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Fritz Rau ist eine Berühmtheit im Hintergrund. Als überaus erfolgreicher Konzertveranstalter hat er sich durch absolute Verlässlichkeit und Professionalität das Vertrauen der Popkünstler erworben und, auch für die Öffentlichkeit, den Ruf des Managers bewahrt, der an die Sache glaubt, die er verkauft. Wie nicht anders zu erwarten, erweisen sich, findet der Rezensent Wolfgang Sandner, seine Erinnerungen an fünfzig Jahre im Konzertgeschäft als fesselnde Lektüre. Fritz Rau sei auch im eigenen Rückblick der "intelligente, wache, Geist sprühende Profi", als den man ihn kenne. Reich ist der Anekdotenschatz, interessant der "tiefe Blick auf den unsichtbaren Teil des Eisbergs". Angenehm bei gelegentlich festzustellenden Tendenzen zur "Stilisierung" bleibt für Sandner doch die durchgehende Fähigkeit, mit "Selbstironie" eine gewisse Distanz zu den eigenen Verdiensten zu wahren.

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