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Jeden Tag des Jahres 1999 ein Foto zu machen - dies war der Plan von Frank Horvat. Es entstand ein gleichzeitig persönliches und allgemeingültiges Panorama unserer Zeit. Horvats Photodiary ist nicht nur ein Blick in die Welt des Fotografen, sondern auch eine Reportage über Europa am Ende des 20. Jahrhunderts, das in seiner erstaunlichen Vielfalt gezeigt wird. Die über 700 Farbabbildungen sind eine Einladung diesen großen Fotografen auf seiner Reise durch Zeit und Raum zu begleiten und gleichzeitig auch das eigene Jahr Revue passieren zu lassen.

Produktbeschreibung
Jeden Tag des Jahres 1999 ein Foto zu machen - dies war der Plan von Frank Horvat. Es entstand ein gleichzeitig persönliches und allgemeingültiges Panorama unserer Zeit. Horvats Photodiary ist nicht nur ein Blick in die Welt des Fotografen, sondern auch eine Reportage über Europa am Ende des 20. Jahrhunderts, das in seiner erstaunlichen Vielfalt gezeigt wird. Die über 700 Farbabbildungen sind eine Einladung diesen großen Fotografen auf seiner Reise durch Zeit und Raum zu begleiten und gleichzeitig auch das eigene Jahr Revue passieren zu lassen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.04.2001

Friedliches Millenniumsende: Frank Horvats Fototagebuch

Ein oder zwei Bilder täglich nahm Frank Horvat 1999 auf, um aus der Rückschau zu ergründen, welche dieser Fotos im neuen Millennium noch zu uns sprechen würden. Entstanden ist ein Tagebuch, in dem das Jahr in 423 Bildern komprimiert ist - Schnappschüsse, Stilleben, Selbstporträts, aber auch eindrucksvolle Hommagen an seine Kollegen; insgesamt ein Versuch, ein ereignisreiches Jahr wenigstens im Bild festzuhalten.

Die Frage, wie die Zeit vergeht und was bleibt, stellte sich Horvat schon sehr früh, vielleicht geprägt durch die wechselhafte Geschichte seiner Geburtsstadt: Geboren wurde er 1928 in Opatija, im heutigen Kroatien. Abbazia war in seiner Kindheit italienisch, zuvor gehörte die Stadt zu Österreich-Ungarn. Man rief ihn Franco, Francesco oder Franz, den Vornamen Frank wählte er selbst. Als Fünfzehnjähriger tauschte er seine Briefmarkensammlung gegen eine Kleinbildkamera ein. Von 1947 bis 1950 studierte er Kunst an der Accademia di Brera in Mailand. 1950 reiste er zum ersten Mal nach Paris, wo er die Gründer der Fotoagentur "Magnum", Robert Capa und Henri Cartier-Bresson, kennenlernte. 1952 und 1953 bereiste Horvat als freier Fotograf Pakistan und Indien, dann lebte er zwei Jahre in London. 1955 schließlich siedelte er nach Paris über, pendelte als Modefotograf fast dreißig Jahre zwischen Paris, London und New York. Zwischen 1990 und 1998 widmete er sich seinen fotografischen Buchprojekten - "Les sculptures de Degas" und "Ovids Metamorphosen" gehören zu den bekanntesten.

Horvats Jahr 1999 beginnt in seinem zweiten Zuhause in den Bergen der Haute Provence und endet dort mit dem Verbrennen von toten Ästen. Der Fotograf hat im Laufe des Jahres fünfzehn europäische Länder besucht. Das Grab seiner Mutter und seines Neffen liegt in Serra San Quirico in Italien. Seine Kinder leben in Frankreich und Belgien, die Enkelin fotografiert er in London und Irland.

Jedes der farbigen Bilder trägt die Handschrift der Magnum-Fotografen: Klarheit in der Aussage, signifikanter Moment der Aufnahme, Konzentration auf das Wesentliche - und nichts wird fotografiert, das dem eigenen Naturell zuwiderläuft. Diese Kunst der Verweigerung teilt Horvat mit Josef Koudelka, Marc Riboud oder Henri Cartier-Bresson: "Wenn du ein paar Jahre jünger wärest, Henri, und immer noch begierig, die Welt zu fotografieren, würdest du in einem solchen Ort Aufnahmen machen?" "Ganz bestimmt nicht!" antwortet Cartier-Bresson bei einem Treffen im unterirdischen Caroussel du Louvre: "Hier ist nichts authentisch, nichts wirklich."

Der zwanzig Jahre ältere Freund legte die Kamera beiseite, der Jagd nach dem entscheidenden Augenblick überdrüssig - ein Gefühl, daß Horvat bis heute fremd ist. Statt dessen überlegte er, ob dieser Überdruß daran liegt, daß man zunehmend die Wirklichkeit als virtuell begreift: "Es kam mir der Gedanke, daß das Problem nicht so sehr an der gegenwärtigen Wirklichkeit, sondern vielmehr am Mangel der eigenen Motivation, sie zu fotografieren, liegen könnte."

Was die Magnum-Fotografen auszeichnet, ist bei aller Konkurrenz der gegenseitige Respekt, der das Ende der aktiven Laufbahn überdauert. Edouard Boubat hat Horvat am 4. Mai besucht: "Edouard war mein bester Freund. Wir haben einander oft fotografiert. Diese Aufnahme ist die letzte, die ich von ihm machen konnte." Am 2. Juli fotografiert er sein Grab.

Das fotografische Tagebuch erzählt Geschichten aus einer friedlichen Welt. Es ist ein verlegerisches Wagnis, ein Fototagebuch herauszugeben, in dem es weder um "Sex and Crime" noch um voyeuristische Papparazzijagd geht. Horvats Kunst der stillen Beobachtung scheint einem anderen Jahrhundert anzugehören. Unsere Abbildungen zeigen das Pariser Aquaboulevard (4. März), Horvats Lebensgefährtin Véronique Aubry (24. April), Horvats Hände (2. August) und Schaulustige in Reims am Tag der Sonnenfinsternis, dem 11. August. (Frank Horvat: "Photodiary". Edition Braus im Wachter Verlag, Heidelberg 2000. 560 S., geb., Abb., 68,- DM.)

MILAN CHLUMSKY

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Magnum-Photograph ist im Jahre 1999 durch 15 europäische Länder gereist und hat dabei jeden Tag zwei Fotos gemacht, um - so der Rezensent Milan Chlumsky sentenziös - "aus der Rückschau zu ergründen, welche dieser Fotos im neuen Millennium noch zu uns sprechen würden". Zum Glück hält sich weder der fotografierte Moment, noch der technische Fortschritt an alberne Zeitgrenzen und so findet Chlumsky die Qualität der Bilder dort, wo er sie vermutlich auch schon vor der Jahrtausendwende entdeckt hätte: in der Magnum-typischen "Klarheit in der Aussage", im signifikanten Moment und in der bewußt subjektiven Konzentration auf das Wesentliche. Er empfindet es als "verlegerisches Wagnis" einen derart umfangreichen Fotoband ganz ohne Sex and Crime und Papparazzismo herauszugeben. Dafür ist er wirklich nicht teuer.

© Perlentaucher Medien GmbH