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Tine hat sich ihr Leben lang um ihre kleine Schwester gekümmert. Als Jane ihre Ausbildung schmeißt, verschafft ihr Tine sofort einen Job als Parfümerieverkäuferin auf der Fähre Rødby-Puttgarden, wo sie selbst auch arbeitet. Die beiden Schwestern leben trotz gelegentlicher Affären ein Leben ohne Männer, schnuppern tagtäglich den Duft der großen weiten Welt - Paris, Arpège, White Linen - und schippern von Rødby nach Puttgarden und zurück. Jeder Auf- und Ausbruchsversuch von Jane endet unwillkürlich wieder in Tines Obhut. Doch eigentlich wäre es ein fröhliches Leben mit Tine und ihrer kleinen…mehr

Produktbeschreibung
Tine hat sich ihr Leben lang um ihre kleine Schwester gekümmert. Als Jane ihre Ausbildung schmeißt, verschafft ihr Tine sofort einen Job als Parfümerieverkäuferin auf der Fähre Rødby-Puttgarden, wo sie selbst auch arbeitet. Die beiden Schwestern leben trotz gelegentlicher Affären ein Leben ohne Männer, schnuppern tagtäglich den Duft der großen weiten Welt - Paris, Arpège, White Linen - und schippern von Rødby nach Puttgarden und zurück. Jeder Auf- und Ausbruchsversuch von Jane endet unwillkürlich wieder in Tines Obhut. Doch eigentlich wäre es ein fröhliches Leben mit Tine und ihrer kleinen Tochter Ditte im Königskarree, wenn ihnen nicht ständig der Tod begegnen würde.
Autorenporträt
Helle Helle, geboren 1965, debütierte 1993 mit Eksem pel på liv (Beispiele von Leben), es folgten u. a. die Romane Die Vorstellung von einem unkomplizierten Leben mit einem Mann (2002, dt. 2012), Rødby - Puttgarden (2005; dt. 2010) und Färsen insel (2008, dt. 2015). Ihre Bücher wurden bislang in achtzehn Sprachen übersetzt und sie wurde mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie in Lynge bei Sorø. Weitere Informationen zu Helle Helle auf www.hellehelle.net.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2011

Die Welt soll verduften
Helle Helle sagt wenig und enthüllt viel

Verblüffend, mit welch geringen Mitteln diese Autorin größte Effekte erzielt; sie schreibt quasi mit gebremstem Schaum, aber das Ergebnis strahlt. In Dänemark wurde Helle Helle - bürgerlich heißt sie Helle Olsen - 1996 durch Kurzgeschichten bekannt, die an Raymond Carver und Kjell Askildsen geschult waren. Vor knapp zehn Jahren erschien mit "Haus und Heim" ihr erster Roman auf Deutsch. Schon darin fiel der minimalistische Realismus auf, der nur das Notwendigste sagt, aber vieles enthüllt.

Auch der neue Roman, der zum großen Teil in der flachen Gegend von Rødbyhavn spielt, wo Helle Helle 1965 geboren wurde und die Ankunft der Fähre aus Puttgarden das aufregendste Ereignis ist, macht nicht viele Worte. Tine hat ihrer vier Jahre jüngeren Halbschwester Jane einen Job in der Parfümerie auf der Fähre verschafft. Tine hat ein Töchterchen, auf das Frau Lund aufpasst. Die Schwestern sind bei ihrer Mutter aufgewachsen, die früh starb - es wird hier viel und plötzlich gestorben -, Väter aber gibt es keine, Großväter auch nicht. Überhaupt spielen Männer kaum eine Rolle. Höchstens für kleine Affären. Doch Gefühle sind in diesem Buch abgeschrieben. Einmal fährt Jane mit einem Mann nach Hamburg, er arbeitet dort als Elektriker, von Hamburg sieht Jane nichts. Im Hotel wohnt ein Kollege nebenan, er spricht ihren Namen englisch aus, das findet sie toll und küsst ihn. Dann weint sie und kann nicht mehr aufhören, und zum ersten und einzigen Mal schreibt sie etwas auf, nämlich, wie sie sich fühlt: "Betäubt und erleichtert." Doch die Wörter sagen ihr nichts.

Jane, die eigenbrötlerische Ich-Erzählerin, lebt fast autistisch. Einmal will sie mit ihrer Schwester essen gehen, das Restaurant hat zu, sie gehen wieder nach Hause. Geräusche dringen zu ihnen hin, das Meer "hinter der Sparkasse", das Sausen "von der Autobahn", nichts aber kommt ihnen nah, sie lassen die Welt nicht an sich ran. "In Wahrheit träumte ich davon, für den Rest meines Lebens zu Hause zu sitzen", sagt Jane. Ein Umzug gerät zur Vertreibung aus dem Paradies. Die Parfümflaschen mit den vielversprechenden Namen "Paris", "Arpège", "White Linen" sind Welt genug.

Helle Helle arbeitet mit dem Nichtgesagten, sie ist vom Nouveau Roman beeinflusst, besonders der beinahe kalte Blick auf das Geschehen zeugt davon (Alain Robbe-Grillet hat viel über Dynamik und Energie von Auslassungen geschrieben).

Zupackend lässt ihre Sprache das Schweigen erklingen, dramatisch die Szenen vibrieren, in denen nichts geschieht und sich doch so vieles ereignet. Diesen unterkühlten, hintergründigen Roman hat Flora Fink sehr treffend übersetzt.

PETER URBAN-HALLE

Helle Helle: "Rødby-Puttgarden". Roman.

Aus dem Dänischen von Flora Fink. Dörlemann Verlag, Zürich 2010. 285 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Aldo Keel stellt sehr freundlich die dänische Autorin Helle Helle vor, die für ihren Roman "Rodby-Puttgarden" den dänischen Kritikerpreis erhalten hat, eine Entscheidung, die er begrüßt. Der Titel des Romans bezieht sich auf die Fährverbindung zwischen der dänischen Insel Lolland und der deutschen Fehmarn, und hier, in dieser abgelegenen Provinz leben die Halbschwestern Tine und Jane, die auf der Fähre als Parfumverkäuferinnen arbeiten. Eigentlich hätte aus ihnen was werden können, aber sie sind in Rödby hängengeblieben, erzählt Keel, der in diesem Fährroman auch eine Geschichte vom Verlieren und "Dahindämmern" sieht, die ihn mit seinen sparsamen Mitteln sehr überzeugt hat.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Helle Helle arbeitet ... mit sublimen, nuancierten Mitteln, und obwohl ihr Buch ein Ich-Roman mit Jane in der Rolle der Erzählerin ist, bleibt die Innensicht fast völlig ausgespart, was dem Text einen besonderen Reiz verleiht. Helle Helles Blick ist ein äußerlicher, beobachtender. Sie gebe immer nur die halbe Geschichte, denn die halbe Geschichte sei die beste Geschichte, sagt sie. Vermutlich dachte Per Olov Enquist an dieses Erzählen der halben Geschichte, als er Helles 'meisterlichen Minimalismus' rühmte. Vor einem Jahr überreichte er ihr sogar den 'Enquist-Preis', mit dem er alljährlich einen jüngeren Autor oder - wie dieses Mal - eine Autorin auszeichnet.«
Aldo Keel, Neue Zürcher Zeitung

»Verblüffend, mit welch geringen Mitteln diese Autorin größte Effekte erzielt; sie schreibt quasi mit gebremstem Schaum, aber das Ergebnis strahlt ... Zupackend lässt ihre Sprache das Schweigen erklingen, dramatisch die Szenen vibrieren.«
Peter Urban-Halle, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Helle Helle gelingt es, den Ton der Provinz einzufangen, den Ton von Menschen, die mehr fühlen als sie sagen. Und sie macht mit besonderer Einfühlung die Atmosphäre auf dem Passagierschiff spürbar.«
Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung

»Helle Helles Romane erinnern an den Nouveau Roman: die detaillierten Beschreibungen, die Abwesenheit von Psychologie und ein beinahe kalter Blick auf das Geschehen zeugen davon. Uns selbst lässt ihr Roman überhaupt nicht kalt. Zu packend lässt sie die 'Sprache des Schweigens' erklingen, zu dramatisch die Szenen vibrieren, in denen nichts geschieht und sich vieles ereignet. - Diesen coolen, erregenden, hintergründigen Roman hat die junge Flora Fink sehr talentiert, sehr selbstbewusst übersetzt.«
Peter Urban-Halle, Deutschlandradio Kultur

»Sparsam und präzise erzählt, sanft zwischen Fröhlichkeit und Trauer hin- und herschaukelnd, ist dies ein wunderschöner und noch dazu hervorragend übersetzter Roman.«
Wolfgang Bortlik, 20 Minuten
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