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Heerführer gehen in die Geschichte ein. Sie leben als Heroen des Untergangs oder des Sieges in der Erinnerung fort. Doch was ist mit den einfachen Soldaten? Sie verblassen oft zu bloßen Komparsen der Geschichte, anonymisiert in Stärkemeldungen und Verlustlisten. Mehr als 500 000 Soldaten fast aller Länder und Nationen kämpften 1812 für die politischen Ziele des französischen Kaisers Napoleon. Karl J. Mayer geht es in seinem spannenden Buch um genau diese Dragoner, Husaren, Kürassiere, Füsiliere, Jäger, Voltigeure, Grenadiere und Kanoniere. Wie sah ihr Alltag in der Grande Armée aus? Wie…mehr

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Produktbeschreibung
Heerführer gehen in die Geschichte ein. Sie leben als Heroen des Untergangs oder des Sieges in der Erinnerung fort. Doch was ist mit den einfachen Soldaten? Sie verblassen oft zu bloßen Komparsen der Geschichte, anonymisiert in Stärkemeldungen und Verlustlisten. Mehr als 500 000 Soldaten fast aller Länder und Nationen kämpften 1812 für die politischen Ziele des französischen Kaisers Napoleon. Karl J. Mayer geht es in seinem spannenden Buch um genau diese Dragoner, Husaren, Kürassiere, Füsiliere, Jäger, Voltigeure, Grenadiere und Kanoniere. Wie sah ihr Alltag in der Grande Armée aus? Wie erlebten sie den Krieg? Aus Tagebüchern und Briefen rekonstruiert Mayer ein authentisches Bild vom Leben der gemeinen Soldaten. Wovon ernährten sie sich? Wie gestaltete sich die medizinische Versorgung? Mayer lässt den Kriegsalltag der napoleonischen Soldaten aus einer Sicht von unten in zahlreichen Facetten lebendig werden.
Autorenporträt
Karl J. Mayer, Dr. phil., geb. 1955, ist Historiker und Archivar im Stadtarchiv Calw.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thomas Speckmann bedenkt Karl J. Mayer Buch über die Soldaten in Napoleons Armee mit viel Lob. Die Perspektive von unten, die der Historiker gestützt auf Quellen wie Briefe und Tagebücher einnimmt, vermittelt für ihn einen eindringlichen Einblick in das Leben der einfachen Soldaten, die in Napoleons Feldzug gegen Russland zu Hunderttausenden in den Tod geschickt wurden. Mayer gelingt es in seinen Augen, die Realität der damaligen Kriegsführung, das Gemetzel und das Chaos der Schlachten, aber auch Aspekte wie Ausbildung, Unterbringung, Ausrüstung oder Ernährung überzeugend zu rekonstruieren. So würdigt er das Buch auch als ein Denkmal für diejenigen, die in der Geschichtsschreibung über Napoleons Feldzüge bisher vorwiegend "Statisten" geblieben sind.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.04.2012

Metzelei
ohne Erbarmen
Karl J. Mayer erkundet den
Alltag in Napoleons Armee
Vor nunmehr zweihundert Jahren marschierte Frankreichs Grande Armée in Russland ein und damit in ihren eigenen Untergang. Von Kaisern, Zaren, Königen, Generälen und Marschällen ist nun also wieder viel die Rede, von großer Politik und Strategien, von Entwürfen einer Neuordnung Europas. Doch wer waren diejenigen, die zu Hunderttausenden mit ihrem Leben, mit Invalidität oder mit Gefangenschaft für den Sieg oder die Niederlage ihrer Befehlshaber bezahlten? Was dachte der einfache Soldat? Wie sah er seine Zeit, sein Leben, sein Schicksal? Wie verarbeitete er seine oftmals traumatischen Erlebnisse? Diese Fragen werden immer noch zu wenig gestellt.
Karl J. Mayer hat sich auf die Spuren der einfachen Soldaten in der Napoleonischen Armee begeben. Der Historiker und Archivar nimmt Napoleons Kriege „von unten“ in den Blick, aus der Sicht der Truppen, wie sie sich in Tagebüchern und Briefen spiegelt. Hier wird nicht nur die Realität der damaligen Kriegsführung sichtbar, sondern auch undramatischere Facetten des Alltags in den Streitkräften: von der Ausbildung und der Unterbringung über die Ausrüstung bis hin zur Ernährung.
In einer Schlacht hatte der einfache Soldat meist nur wenig Bewegungsspielraum. Er musste dort ausharren, wo ihn sein General postiert hatte. Oft stand er lange bewegungslos und wartete auf einen Befehl zum Angriff, zum Stellungswechsel oder zum Rückzug. Wurde er währenddessen beschossen, dann zeigten sich seine Nerven in der Regel aufs Äußerste angespannt. Manche Einheiten hielten diesem psychischen Druck nicht stand. Viele Soldaten nutzten jede sich bietende Gelegenheit, sich vor dem Gemetzel in Sicherheit zu bringen. So musste Napoleon immer wieder befehlen, dass Verwundete oder Gefangene nicht von Unverwundeten hinter die Kampflinie eskortiert werden durften.
Was in gegenwärtigen Konflikten als posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet wird, trat auch in den Napoleonischen Kriegen auf. Das Erlebnis der Schlacht lag den Soldaten häufig noch lange auf der Seele. Während des Schlafes beherrschten Schreckensbilder von Gefallenen und toten Pferden die Phantasie wie „Geisterwelten“ – so der damalige Sprachgebrauch.
Dabei war den Soldaten aller Seiten die brüchige Linie zwischen berechtigter und maßloser Gewalt wohl bewusst. So ist in den von Karl J. Mayer versammelten Erinnerungen mitunter die Rede davon, es seien Gefangene „gegen jeden Kriegsbrauch“ misshandelt worden. Auch die Praxis, der Zivilbevölkerung im Feindesland mehr an Nahrung wegzunehmen, als man selbst wirklich benötigte, empfanden viele Soldaten durchaus als Unrecht.
Der Rückzug oder die wilde Flucht gehörte zu den schlimmsten Erfahrungen der Männer – nicht nur beim Versuch der französischen Armee, im russischen Winter bei unerträglicher Kälte, verfolgt von feindlicher Kavallerie und gequält von Hunger, Durst und Krankheit, in die Heimat zurückzumarschieren: Der schützende Zusammenhalt der eigenen Einheit ging verloren. Befehle wurden kaum noch erteilt. Jeden Moment konnten russische Kosaken die beinahe wehrlosen Infanteristen niederreiten.
Auch auf dem französischen Rückzug zum Rhein nach Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig herrschte Chaos. „Denn ein jeder ging für sich dahin, ohne sich um Offiziere und Kommando zu bekümmern“, zitiert Mayer einen Soldaten.
Derlei Szenen erscheinen oft als die aufwühlendsten in den Erinnerungen. Mayer schildert etwa das Schicksal des fünften französischen Korps, das im August 1813 von Preußen und Russen an der Katzbach schwer geschlagen worden war. Die überlebenden Soldaten zogen sich im strömenden Regen zurück – von nachdrängenden Kosaken ständig bedroht. Nachdem es einem der französischen Infanteristen gelungen war, trotz des Regens, der das Schießpulver unbrauchbar machte, einen der Kosaken aus dem Sattel zu schießen, holten die Russen ihre Geschütze heran, schossen die Franzosen zusammen und ritten die Überlebenden nieder, von denen einer notierte: „Gott, was gab das für eine Metzelei! Alles, was unter den Säbel kam, wurde ohne Erbarmen niedergehauen und -gestochen.“
Indem Mayer den einfachen Soldaten der napoleonischen Ära eine Stimme gibt, setzt er denjenigen ein Denkmal, die in der Historiographie zu Napoleons Feldzügen bislang vor allem als Statisten vorgekommen sind: den Hunderttausenden, die nicht heimkehrten – erschossen, erschlagen, verhungert, erfroren, an Krankheiten und Seuchen gestorben, in Gefangenschaft geblieben. So kommt Mayers Buch im Jahr des 200-jährigen Gedenkens an Napoleons Scheitern in Russland eine Bedeutung zu, die über das jetzige Jubiläum hinausgeht. Mayers Perspektive des beinahe unbekannten Soldaten eröffnet Einsichten, die für die zukünftige Erinnerung und ihre Literatur Maßstäbe setzen dürfte.
THOMAS SPECKMANN
KARL J. MAYER: Napoleons Soldaten. Primus Verlag, Darmstadt 2011. 136 Seiten mit ca. 50 farbigen Abbildungen, 19,90 Euro.
„ . . . ein jeder ging für sich
dahin, ohne sich um Offiziere
und Kommando zu bekümmern.“
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