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Er ist Deutschlands schillerndster Politiker. Wer ihn für einen Partylöwen hält, wird nach dieser ungewöhnlich offenen Lebensbeschreibung sein Urteil überdenken. Denn kein deutscher Politiker hat sich seinen Aufstieg so hart erarbeitet wie Klaus Wowereit. Von seiner Jugend als eines von fünf Kindern einer alleinerziehenden Arbeiterin in Berlin-Lichtenrade bis zur Wiederwahl zum Regierenden Bürgermeister von Berlin spannt sich der Bogen dieser Autobiographie, die zugleich eine politische Standortbestimmung ist. Wowereits Kennzeichen ist Mut: Er verordnete Berlin ein riskantes Sparprogramm, er…mehr

Produktbeschreibung
Er ist Deutschlands schillerndster Politiker. Wer ihn für einen Partylöwen hält, wird nach dieser ungewöhnlich offenen Lebensbeschreibung sein Urteil überdenken. Denn kein deutscher Politiker hat sich seinen Aufstieg so hart erarbeitet wie Klaus Wowereit. Von seiner Jugend als eines von fünf Kindern einer alleinerziehenden Arbeiterin in Berlin-Lichtenrade bis zur Wiederwahl zum Regierenden Bürgermeister von Berlin spannt sich der Bogen dieser Autobiographie, die zugleich eine politische Standortbestimmung ist. Wowereits Kennzeichen ist Mut: Er verordnete Berlin ein riskantes Sparprogramm, er wagte eine umstrittene Koalition, er bekennt sich zu seiner Homosexualität.
Autorenporträt
Klaus Wowereit wurde 1953 in Berlin geboren und studierte Jura. Drei Jahre nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen wurde er Berlins jüngster Stadtrat. 1995 Wahl ins Abgeordnetenhaus von Berlin, 1999 Wahl zum Vorsitzenden der SPD-Fraktion Berlin. Am 16. Juni 2001 wurde er mit den Stimmen der SPD, GRÜNEN und der PDS zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Seit fast sechs Jahren führt er eine überraschend geräuschlos und effektiv arbeitende Koalition aus SPD und PDS.

Hajo Schumacher, Jahrgang 1964, studierte Journalistik, Politologie, Psychologie. Er arbeitete von 1990 bis 2000 beim SPIEGEL, zuletzt als Co-Leiter des Berliner Büros. Von 2000 bis 2002 war er Chefredakteur der Zeitschrift MAX. Er lebt als freier Autor mit seiner Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2007

Mehr Neigung zum Showbusiness
Klaus Wowereit hat sich hochgerackert und schreibt nun so darüber, wie er spricht

Wenn Politiker die deutsche Sprache nicht nur in Reden, sondern sogar in ihren Memoiren schänden, braucht man sich über die miserable Sprachbeherrschung von anderen ja nicht mehr aufzuregen. Nivelliert wird bekanntlich nach unten. Klaus Wowereit, seit 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin, hat gemeinsam mit Hajo Schumacher ein Buch geschrieben. Dass hier ein Provinzler über sein Idyll schreibt, wird schon in den Eingangspassagen klar: "Tag und Nacht liegt ein Flirren über dieser Stadt, eine Glocke aus Kraft und Kreativität", behauptet Wowereit über Berlin, das im Vergleich mit beinahe jeder anderen Großstadt menschenleer ist und wo ein gemächliches Tempo herrscht.

Der Stift muss nicht besonders spitz sein, um in Wowereits Buch Fehler und Ungeschicklichkeiten in Mengen zu markieren. Ihn zu lesen ist, wie ihm zuzuhören: Man weiß, was gemeint ist, gesagt aber hat er es nicht. "Meine älteste Schwester Helga war mit 18 Jahren parallel schwanger mit meiner Mutter, die mich im Bauch trug." Wer ist da mit wem wie verwandt? Und die unselige Berliner Liebe zum Plusquamperfekt - "Urlaub war schön jewesen . . ." - ließ sich in den gewiss vielfach durchgesehenen Memoiren nicht unterdrücken: "Es war in meiner Familie immer selbstverständlich gewesen, sich in großen sozialdemokratischen Organisationen zu organisieren." Was bei vielen ein Kompliment wäre, markiert bei Wowereit, höflich gesagt, eine Herausforderung: Er schreibt, wie er spricht.

Dabei hat er wirklich etwas zu erzählen. Aufgewachsen als Benjamin einer Kriegerwitwe, die ihre fünf Kinder (von drei Männern) allein großzog. Früh mit Tod und Krankheit vertraut, seine älteste Schwester starb mit 24 Jahren, als Wowereit vier war, als er zwanzig war, erlitt ein Bruder einen Unfall und blieb querschnittsgelähmt. Als Wowereit 23 war, starb ein anderer Bruder. Die Mutter war von 1971 an leidend, erst an Krebs, dann an den Strahlenschäden der Behandlung. Der junge Wowereit studierte Jura an der Freien Universität Berlin, trat in den öffentlichen Dienst ein, wurde mit 30 Jahren Volksbildungsstadtrat im Bezirk Tempelhof - und pflegte nebenher zu Hause jahrelang Bruder und Mutter.

Erst 1993, mit 40, nicht einmal zehn Jahre vor dem titelgebenden Satz vor dem Parteitag, der ihn zum Spitzenkandidaten nominierte - "Ich bin schwul, und das ist auch gut so" -, lernte er den Mann kennen, mit dem er seither lebt. Vorher ließ er sich als munterer Junggeselle von der Damenwelt verehren und suchte vergeblich einen Mann, wie er rührend schildert. Und weil er schwul ist, in der politischen Welt also angreifbar, sind seine Wahrnehmungen der Regeln und Ungerechtigkeiten der Pressebeobachtung besonders genau.

An seinem 42. Geburtstag starb seine Mutter. Kurz drauf wurde er Abgeordneter - und seither spielt Wowereit auf der Berliner Bühne. Inzwischen hält er sich offenbar für befähigt, auch in der Bundespolitik tätig zu werden, und wenn er sich die Mühe machte, der krausen Prosa, die er spricht und schreiben lässt, einmal ein Argument zu entringen, dann müsste man ihm dabei sogar alles Gute wünschen: Sozialdemokratisch ist laut Wowereit nicht, "mehr Geld ins System" zu geben, sondern diejenigen zu belohnen, "die mitmachen wollen". Überrascht liest man, wie hoch er die Bedeutung der Bildung ansetzt. Außer der Entscheidung, Jürgen Zöllner zum Bildungssenator zu machen, zeigte der Regierende Bürgermeister bisher mehr Neigung zu Talmi und Showbusiness als zu Forschung und Schule. Aber auf Seite 106 steht es: "Schule ist das Herzstück jeder Kommune." Aufgabe von Politik, sozialdemokratischer zumal, sei es, fasst Wowereit zusammen, "Perspektiven und Wege aufzuzeigen, auf denen jeder, der will, sich hochrackern kann". Das passt zu Wowereits Äußerung, die Arbeitsmarktreformen von Rot-Grün seien "halbherzig", die Agenda 2010 müsse "radikalisiert werden". Heute stellt sich Wowereit als Vertreter der Linken in der SPD dar, ohne dass der Kurswechel, falls es sich um einen handelt, erklärt worden wäre.

Hochgerackert hat sich Wowereit, mit Glück und einem guten Gefühl für Timing in Machtfragen. Übermäßig viel Fleiß, Takt und Vornehmheit waren, folgt man seinem Buch und der Anschauung seiner Amtsführung, wohl nicht dabei. Seinen sozialdemokratischen Vorvorgänger Walter Momper etwa, dem Rot-Rot ein Gnadenbrot als Parlamentspräsident gönnt, nennt Wowereit "zu stalinistisch", andere Parteifreunde werden ähnlich abgefertigt. Für seine ersten fünf Jahre als "Regiermeister" gibt Wowereit sich eine gute Note: "Was war mir besonders schwergefallen? Eigentlich nichts."

MECHTHILD KÜPPER

Klaus Wowereit mit Hajo Schumacher: . . . und das ist auch gut so. Mein Leben für die Politik. Karl Blessing Verlag, München 2007. 288 Seiten, 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2007

Dieses Private ist nicht politisch
Eine Parade der Banalitäten: Klaus Wowereit erzählt, wie er mit Sabine knutschte, warum er gern TV-Serien guckt und weshalb er der SPD-Führung ein Ruderseminar empfiehlt – die Autobiographie eines Politikers, der es für unhöflich hält, einer Party fernzubleiben Von Philip Grassmann
Klaus Wowereit hat immer penibel darauf geachtet, sein Privatleben von seiner Existenz als Politiker zu trennen. Mit einer Ausnahme. Das Bekenntnis „Ich bin schwul, und das ist auch gut so” war die Offenbarung des Allerprivatesten und der Ausgangspunkt für seinen Aufstieg zu einem der bekanntesten SPD-Politiker. Der Satz aus dem Jahr 2001 ist nun zum Titel von Wowereits Autobiographie geworden, und es geht dabei erneut vor allem um die Enthüllung des privaten Wowereit. Der Regierende Bürgermeister von Berlin leuchtet in diesem Buch geradezu lustvoll noch die entfernteste Ecke seiner Erinnerungen aus. Er möchte, heißt es im ersten Kapitel, dass man ihn besser kennenlernt: „Nach Lektüre jedenfalls dürften Zustimmung oder Ablehnung zu meiner Person auf einem sehr viel stabileren Fundament ruhen.”
Selbst geschrieben hat Wowereit das Buch nicht, er hat seine Erinnerungen vielmehr dem Journalisten Hajo Schumacher erzählt. Aufgeschrieben sind sie in kurzen, einfachen Sätzen. Es geht im Plauderton durch Wowereits Leben. Er berichtet von seiner Mutter Hertha, die ihr Leben lang hart arbeitete und allein fünf Kinder von drei Männern durchbringen musste. In Wowereits Augen war es eine schwere, aber keineswegs unglückliche Westberliner Kindheit, obwohl es auch immer wieder Schicksalschläge gab: Zwei Geschwister starben früh, sein Bruder Achim fiel vom Gerüst und war querschnittsgelähmt. Seine Mutter erkrankte in den siebziger Jahren an Krebs. Er pflegte sie bis zu ihrem Tod Anfang der neunziger Jahre zu Hause.
Doch an dieser Stelle ist noch lange nicht Schluss für Wowereit. Er holt weit aus, um zu erzählen, wie es nun wirklich war, zu Hause in Berlin-Lichtenrade. Es ist eine Parade der Banalitäten. Wer sich dafür interessiert, kann unter anderem folgendes erfahren: Die Sozialisation zum pflichtbewussten Partygänger erfolgte bereits früh. Seine Mutter habe jede Feier nicht nur für Vergnügen, sondern auch für ein soziales Ereignis gehalten. „Feiern, so lernte ich früh, waren gesellschaftlich relevante Termine; Nichterscheinen galt als grobe Unhöflichkeit. So halte ich es bis heute”, erzählt Wowereit.
Es gab zu Hause einen Partykeller, in dem er viel mit Sabine getanzt hat. Bei Nights in White Satin von den Moody Blues geriet der Gastgeber in Wallung. „Wir haben geknutscht, bis uns schwindelig war. Unsere Auftritte waren legendär.” Später, als Stadtrat im Berliner Bezirk Tempelhof, schwärmt er von dem „riesengroßen Flirtfaktor” bei den Elternvertreterinnen. Er vergisst auch nicht zu erwähnen, dass er zwei langjährige Beziehungen zu Frauen hatte, die er allerdings beendete, als ihm klar wurde, dass er sich doch mehr zu Männern hingezogen fühlt. Seinen Freund Jörn Kubicki („mein Anker, mein Freund, mein Berater, meine Erdung”) lernte er 1993 kennen, in der Kreuzberger Bar Centrale.
Man erfährt auch, dass das Bücherlesen nie zu Wowereits Leidenschaften gehörte. Er hat lieber ferngesehen. „Bis heute bin ich ein TV-Freak, Spezialgebiet Serien”, bekennt er freimütig. Sonntags war Waschtag, schreibt er an anderer Stelle. Dann mussten alle in die Badewanne. Man besuchte die Grüne Woche. Dem kleinen Klaus wurde ein Fahrrad geklaut, was er gemein fand. In diesem Stil geht es durch das Leben des aufstrebenden Jungpolitikers, und auf Seite 145, nach der Hälfte des Buches, ist er immer noch Stadtrat in Tempelhof. Die Offenbarung des Privaten kennt bei Wowereit kaum noch Grenzen. Da passte es gut, dass seine Erinnerungen im Vorabdruck in der Bild-Zeitung erschienen.
Das Politische dieser Politikerbiographie hält sich in überschaubarem Rahmen. Wowereit nimmt beispielsweise seine Lebensstationen zum Ausgangspunkt für Überlegungen zu politischen Großthemen. So philosophiert er im Kapitel, in dem er zum Bildungsstadtrat ernannt wird, über die Rolle von Schulen („Bildungspolitik ist eine Dauerbaustelle”); an die Schilderung der Pflegebedürftigkeit seiner Mutter schließen sich Gedanken zur Pflegesituation in Deutschland an. Und der Umstand, dass er mal zum Rudern am Kleinen Wannsee ging, veranlasst ihn zu der Empfehlung, die SPD-Führungsspitze solle mal ein 14-tägiges Ruderseminar machen, um den Teamgeist zu stärken. Auch zu der rot-roten Koalition, die seit sechs Jahren in Berlin regiert, fällt Wowereit nichts Neues ein. Er beschränkt sich auf das Notwendigste, darunter ein paar Bemerkungen zum Mentalitätswechsel, zum Flughafenneubau und zur Haushaltssanierung. Manches interessiert ihn anscheinend noch weniger: Der rot-grüne Übergangssenat wird mit einem Satz abgefertigt, und die verlorene Verfassungsklage um Bundeshilfen erwähnt er mit einem Halbsatz.
Klaus Wowereit hat seit dem Erscheinen des Buches immer wieder bestritten, dass es als Bewerbungsschrift für höhere Posten gedacht sei. Er sagt, er sei gerne Regierender Bürgermeister. Nach der Lektüre dieses Buches ist man geneigt, ihm das abzunehmen. Dass Wowereit Regierungschef des Landes Berlin ist, hat sich aber offenbar noch nicht bis zu seinem Verlag herumgesprochen. Im Klappentext heißt es, Wowereit sei 2001 zum Regierenden „Oberbürgermeister” von Berlin gewählt worden.
Klaus Wowereit
„ . . . und das ist auch gut so”
Mein Leben für die Politik. Karl Blessing Verlag. 288 Seiten, 19,95 Euro.
Feiern waren gesellschaftlich relevante Termine
Jetzt kommt der Klaus: Der Regierende Bürgermeister mit Ernie und Bert, mit Luftgitarre und mit Partner Jörn Kubicki. Fotos: dpa/Davids-Wüstenhagen/ddp
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Philip Grassmann kann der Autobiografie des regierenden Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit nicht viel abgewinnen. Im Vordergrund sieht er die private Seite des Politikers, über die er alles erfährt, was ihn nie interessiert hat. Das in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Hajo Schumacher entstandene Buch ist für ihn im Grunde eine einzige, im "Plauderton" gehaltene "Parade der Banalitäten". Ausführlich erzähle Wowereit, warum er gern TV-Serien guckt, wie er im Partykeller herumknutschte, seine kranke Mutter pflegte, nach zwei längerem Beziehungen zu Frauen seinen Freund kennen lernte und so weiter. Demgegenüber bleibt das Politische nach Grassmanns Ansicht doch erheblich unterbelichtet.

© Perlentaucher Medien GmbH