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Katharine, die Große: Sie gewann vier Oscars und zwölf Nominierungen, ein einzigartiger Hollywood-Rekord. Fachjournalisten wählten sie zur "Besten Filmschauspielerin aller Zeiten"(1983) und zur "Besten Schauspielerin in der 100-jährigen Geschichte des Films" (1995). Die Welt ist sich einig, dass mit Katharine Hepburn der legendärste Filmstar des Jahrhunderts die Bühne des Lebens verließ - eine Frau, die siebzig Jahre lang im Licht der Öffentlichkeit stand, die buchstäblich nichts als Hauptrollen spielte in der Film- und Theaterszene, verehrt von Cineasten weltweit, bewundert und geliebt als…mehr

Produktbeschreibung
Katharine, die Große: Sie gewann vier Oscars und zwölf Nominierungen, ein einzigartiger Hollywood-Rekord. Fachjournalisten wählten sie zur "Besten Filmschauspielerin aller Zeiten"(1983) und zur "Besten Schauspielerin in der 100-jährigen Geschichte des Films" (1995).
Die Welt ist sich einig, dass mit Katharine Hepburn der legendärste Filmstar des Jahrhunderts die Bühne des Lebens verließ - eine Frau, die siebzig Jahre lang im Licht der Öffentlichkeit stand, die buchstäblich nichts als Hauptrollen spielte in der Film- und Theaterszene, verehrt von Cineasten weltweit, bewundert und geliebt als Vorbild ganzer Generationen moderner Frauen.
Und dennoch verstand es diese Frau, ihr Leben ganz nach ihren eigenen Regeln zu gestalten und ihre Privatsphäre vor der Öffentlichkeit weitgehend zu schützen.
Als sie 1983 den 33-jährigen Biographen A. Scott Berg kennen lernte, war sie fünfundsiebzig; dennoch wurde er ihr ein enger Freund und Vertrauter. Scott Berg und Kate Hepburn haben viel Zeit miander verbracht und zahllose Gespräche geführt in den letzten zwanzig Jahren ihres Lebens.
Sie wusste und sie wollte, dass er über sie schreibt, und sie nutzte die gemeinsamen Stunden auch dazu, sich zu erinnern, nachzudenken über sich, über Menschen und Ereignisse aus ihrer Vergangenheit, ab und zu sogar über den Sinn des Lebens. Er war ein Chronist, wie sie ihn sich gewünscht hatte, und so vertraute sie sich ihm an, vertraute ihm auch viele Details aus ihrem Leben an, die erst nach ihrem Tod - durch dieses Buch - an die Öffentlichkeit kommen sollten.
Wir erleben die ungewöhnliche Familie, die wilde Kindheit, die rasanten ersten Erfolge und schmerzlichen Niederlagen, den ganzen verschlungenen Weg dieser steilen, unvorstellbar langen Karriere, den Katharine Hepburn unbeirrbar geht. Und genauso unbeirrbar ist sie auch in ihren Gefühlen - für Männer, für Frauen, für Freunde und Weggefährten. Dass dabei eine Vielzahl erlesener, klingender Namen auftaucht, ist in ihrem Fall nur natürlich!
Autorenporträt
A. Scott Berg wurde 1950 geboren und studierte an der Princeton University. Für seine zwei äußerst erfolgreichen Biografien Max Perkins – Editor of Genius (über den bekannten Lektor bedeutender Autoren wie F. Scott Fitzgerald) und Goldwyn: A Biographie, erhielt er mehrere Auszeichnungen. Er lebt in Los Angeles.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.08.2003

Butter in der Suppe
Der Biograph als Selbstdarsteller: A. Scott Berg über sich und Katharine Hepburn
Von bahnbrechenden Enthüllungen war die Rede, als A. Scott Berg kurz nach Katharine Hepburns Tod am 29. Juni ein Buch über sie herausbrachte. „Katharine Hepburn – Ein Jahrhundertleben” liegt inzwischen in der deutschen Fassung vor, und auch wenn die Geschwindigkeit nahelegt, dass man sozusagen auf das Ableben von Hepburn nur noch gewartet hat: Es gibt keine schmutzigen Details, keine Respektlosigkeiten; dazu war Berg viel zu sehr vernarrt in sie. Es steht tatsächlich drin, das Spencer Tracy ihr im Suff einmal eine geklebt hat – aber das ist eine sehr unspektakulär und würdevoll erzählte Episode. Klug, angenehm boshaft und sehr bodenständig ist sie in Bergs Geschichte – und es wird, was nie verkehrt ist, permanent gegessen.
„Jahrhundertleben” ist der persönliche Bericht eines jungen Mannes, der sich zu einer alternden Diva hingezogen fühlt. Sie schickt ihn erstmal aufs Klo und ermutigt ihn dann in seiner Hingabe – weil, so glaubt Berg, sie kaum noch jemanden hat, mit dem sie über die alten Zeiten reden kann. Weil, so ahnt man, sie sich ein bisschen geschmeichelt fühlt und ihn mag. Und weil eine Frau, die ihre eigene Karriere so geschickt durchgezogen hat, vielleicht auch wusste, dass der junge Kerl, der 1983 in ihrem Haus in New York auftauchte, es noch weit bringen würde als Autor – sie hat ihn also mit Geschichten gefüttert, und er hat ihr den Gefallen getan, sie zu einem spannenden Buch zusammenzutragen.
Berg, der zwanzig Jahre lang mit Hepburn befreundet war, ist gerade wegen seiner Charles-Lindbergh-Biographie im Gerede, für die er einen Pulitzer-Preis bekommen hat: Lindberghs Münchner Zweitfamilie, die sich am Wochenende in der SZ outete, kam bei Berg nicht vor. Berg zweifelt weiterhin an der Münchner Liebesgeschichte – sie würde, findet er, nicht passen zu Lindbergh. Diese Haltung passt aber zu A. Scott Berg: Der Mann hat die Distanz zu den Gegenständen seiner Biographien verloren. Im Fall von „Katharine Hepburn – Ein Jahrhundertleben” ist der Biograph sogar dermaßen Teil der Geschichte geworden, dass gar keine Biographie dabei herausgekommen ist. „Jahrhundertleben” ist eher ein dokumentarischer Roman, in dem eine der beiden Hauptfiguren zufällig die größte Schauspielerin aller Zeiten ist. Und wenn man so herangeht, ist Bergs Hepburn-Buch gelungen.
Die Geschichte, wie es zu ihrem letzten Kino-Auftritt kam – in „Love Affair”, als alte Tante von Warren Beatty –, gehört zu den schönsten Episoden. Berg kannte Hepburn schon zehn Jahre, hatte gar seine Finger im Spiel, und schildert genüsslich die Zusammenkünfte mit Beatty vor und bei den Dreharbeiten, als habe ihm gedämmert, wie sehr sich hier seine eigene Beziehung zu Hepburn spiegelt: Beatty ist hin- und hergerissen zwischen tatsächlicher Zuneigung und bloßer Befriedigung der eigenen Eitelkeit. Beatty war richtiggehend verliebt in diese Frau – wer den Film je gesehen hat, weiß das auch ohne bei Berg zu lesen, wie Beatty ihm das gesteht. Genauso, wie Berg es nicht zu gestehen braucht: Es steht auf jeder Seite zwischen den Zeilen.
Selbstsüchtiges Karrieregirl
Die Zeit in Los Angeles mit Beatty verrät aber auch viel von dem Kontext, in dem Hepburn ihre Karriere gemacht hat, von Hollywood – Hepburn hat es aus gutem Grund nie zu einer eigenen Immobilie im Großraum L.A. gebracht. Hepburn lästert, als Berg bemerkt, Beatty und seine Frau Annette Bening seien sehr verliebt: „Ja, und zwar beide in den selben Mann.” Hepburn hat bestimmt viel von Selbstdarstellung verstanden, aber sie hat dabei, wie Berg es in Hinblick auf die schwierigen 25 Jahre mit dem alkoholkranken Spencer Tracy formuliert, nie vergessen, auf sich selbst acht zu geben. In dem Bild, das Berg von Warren Beatty zeichnet, verbergen sich hinter der Star-Fassade Unsicherheit und Leere. Man möchte also gar nicht rückschließen müssen, wieviel seelisches Elend die Traumfabrik zu bieten hat zwischen den Extremfällen Beatty, immerhin einer der klügsten Köpfe Hollywoods, und Michael Jackson, der durch ein weiteres Kapitel des „Jahrhundertlebens” spukt.
Eine Abneigung gegen Klatsch hat Berg nicht – er erweist sich selbst als patente Klatschbase in „Jahrhundertleben”. Zu den schönsten Tratschpirouetten, die er zu bieten hat, gehört die minutiöse Schilderung eines Abendessens mit Michael Jackson auf der Höhe seines Ruhms, die hier angemessen breitgetreten werden soll: Jackson kommt rüber als ein hilfloser, nicht besonders aufgeweckter kleiner Irrer, der andere Berühmtheiten sammelt, komplett langweilig ist und nicht einen einzigen Film mit Katharine Hepburn kennt. Berg und Hepburn, im vollen Bewusstsein, dass sie Geschichte machen, notierten sich das Nötigste über den bizarren Abend. Kate hatte, merkt Berg an, in ihrer Version vergessen, wie sich Jackson einen gigantischen Klumpen Butter statt Sauerrahm in seine Suppe rührt und darauf besteht, das Gebräu trotzdem zu essen.
Die anderen Berühmtheiten in dieser Geschichte wirken mitleiderregend; so wirkt – es ist die größte Stärke von Bergs Buch – Katharine Hepburn nie. Hepburn und ihr Freund, Regisseur George Cukor, bleiben Außenseiter, die sich im Tollhaus Hollywood ein gesundes Verhältnis zu sich selbst bewahrt haben und damit die Fähigkeit zu echten menschlichen Bindungen. Berg widmet sich Hepburns Filmen nur am Rande, aber seine Innenansicht ergibt am Ende auch für ihre Schauspielerei einen Sinn: Ausgerechnet Hepburn, die sich so gern als selbstsüchtiges Karrieregirl skizzierte, hat ihr Leben nicht dem Kino geopfert, ihre Beziehungen nicht mit Blick auf ihren Nutzen unterhalten, nie das Bild verinnerlicht, das sich die Welt von ihr gemacht hat. Vielleicht verrät das tatsächlich mehr über ihre Präsenz auf der Leinwand als jede Analyse ihrer Schauspielerei: Man muss ein Leben haben, um Fiktionen eines einhauchen zu können.
SUSAN VAHABZADEH
A.SCOTT BERG: Katharine Hepburn. Ein Jahrhundertleben. Karl Blessing Verlag, München 2003. 384 Seiten, 21 Euro.
Diesseits von Afrika: Lauren Bacall, der künstlich erhöhte Humphrey Bogart und Kate in London bei ihrer Rückkehr von den Dreharbeiten zu „The African Queen” in Belgisch-Kongo. Wir entnehmen das Bild dem Band von Ronald Bergan, Katharine Hepburn. Eine Bildbiographie, erschienen im Wilhelm Heyne Verlag.
Foto: Juliet Brightmore
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.08.2003

Die First Lady von Hollywood
Arbeit am Mythos: A. Scott Bergs Buch über Katharine Hepburn bewahrt alle Geheimnisse

Katharine Hepburn ist eine Klasse für sich. Jemanden zu finden, der sie nicht verehrt, ist fast unmöglich, und das hat nicht nur mit den Filmen zu tun, in denen sie spielte, oder mit ihrer Theaterkarriere, die im Umfang ihre Arbeit im Film bei weitem übertraf. Verehrt wird Katharine Hepburn, weil sie für Unabhängigkeit stand, für Liberalität, eine gewisse yankeehafte Grimmigkeit, wenn es um Dinge ging, die ihr am Herzen lagen - ein selbstbestimmtes Leben, den Schutz ihrer Privatsphäre, Chancengleichheit, Freundschaften und Loyalitäten -, für schlagfertigen Humor, und weil sie, ein Star in Hollywood, von Glitzerei und Falschheit unberührt blieb. Sie war ein Ostküstengeschöpf, lebte nur vorübergehend in Kalifornien, und wenn es jemanden gab, mit dem sie die Liebe des Publikums teilte, so waren es nicht die anderen weiblichen Filmstars ihrer Zeit, Bette Davis, Vivien Leigh oder Joan Crawford, sondern Eleonor Roosevelt, eine First Lady und Vorbild wie sie.

Sie wirkte in allem, was sie tat, wahrhaftig, auch, weil sie das Glück (und den Verstand) hatte, mit Regisseuren wie George Cukor, Howard Hawks oder John Huston zu arbeiten, die ihre Rollen so anlegten, daß eine Figur erstand, die sich glaubhaft als "Katharine Hepburn" der Öffentlichkeit präsentierte. Es sieht tatsächlich so aus, als habe Katharine Hepburn immer sich selbst gespielt. Daß es eine Persönlichkeit gab, die jenseits dieser so authentisch wirkenden Kunstfigur existierte, hat sie selbst in ihrem Memoirenbuch "Ich" (1991) beschrieben. Darin stellte sie sich als vollkommene Egoistin vor ihr Publikum, die von kaum etwas außerhalb ihres eigenen Weltausschnitts zu bewegen war. Weil sie auch dies mit der ihr eigenen ironischen Schärfe formulierte, ohne sich anzubiedern oder zu entblößen, also gleichsam in ihrer Rolle bliebt, änderte das Buch nichts an ihrem Image - was natürlich auch daran lag, daß sie noch so viel anderes erzählte, von ihrer wilden Kindheit und Jugend in Hartford in Connecticut etwa, von der Liebe zu ihrem Vater, der Arzt war, und ihrer Mutter, die für Frauenrechte kämpfte, aber immer pünktlich zu Hause war zum Tee.

Elf Tage, nachdem Katharine Hepburn am 29. Juni dieses Jahrs im Alter von sechsundneunzig Jahren gestorben war, erklärte der Verlag G.P. Puntman's, daß nun ein Buch herauskommen könne, das man unter Verschluß gehalten habe, solange sie noch lebte. Die Schauspielerin selbst habe diese Bedingung der postumen Veröffentlichung gestellt, bevor sie sich für die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens auf Gespräche und schnell auch auf eine nahe Freundschaft mit A. Scott Berg einließ, der dieses Buch geschrieben hat. "Kate Remembered" erschien am zwölften Tag nach ihrem Tod, "Katharine Hepburn - Ein Jahrhundertleben" lautete der deutsche Titel, der nun mit wenigen Wochen Abstand folgt.

Der Wirbel um den Zeitpunkt der Veröffentlichung und die Tatsache, daß es fix und fertig in der Schublade nur auf das Ableben seiner Heldin wartete, ließ die Erwartungen an das Buch ins Kraut schießen. Gewiß hatte Katharine Hepburn den Band authorisiert, glaubten wir. Wahrscheinlich würden mit ihm die Leerstellen gefüllt, die ihre Autobiographie gelassen hatte. Wir würden Näheres über die langjährige außereheliche Gemeinschaft mit Spencer Tracy erfahren, über seine Alkoholkrankheit, über ihre sexuelle Orientierung, auch tiefergehende Reflexionen über den Selbstmord ihres Bruders und einiger anderer Familienmitglieder. Nach Lektüre der postum ans Licht gebrachten Bekenntnisse könnten wir Ereignisse und Affären, von denen wir bereits wußten, durch im Rückblick gewonnene Einsichten der bewunderten Darstellerin neu bewerten und würden über noch unbekannte Ereignisse, vielleicht auch neue Affären, unterrichtet. Endlich wären wir in der Lage, all die Legenden zu überprüfen und festzustellen, ob Katharine Hepburn auch im Angesicht der ganzen Wahrheit dem Bild standhielt, das sie von sich entworfen und das wir so bereitwillig angenommen hatten.

A. Scott Bergs Buch enttäuscht all diese Erwartungen. Es löst keines der Geheimnisse, die Katharine Hepburn umgaben. Was sie in "Ich" nicht erzählen wollte, hat sie sich auch von Berg nicht entlocken lassen. Das ist die gute Nachricht. Die weniger gute ist, daß das neue Buch keine überraschenden Gedanken birgt und einen Ettikettenschwindel betreibt: Denn während die Verlagsankündigungen so klangen, als hätte Katharine Hepburn die Veröffentlichung nach ihrem Tod gleichsam angeordnet, bleibt A. Scott Berg jeden Beleg selbst für ihre bewußte Mitwirkung schuldig. Einmal habe Katharine Hepburn ihn als "meinen Biographen" vorgestellt. Reicht das als Legitimation aus von einer Frau, die ihre Haushälterin als "meine Alice B. Toklas" einführt, worauf diese zurückschießt, sie sei "keine alte Lesbe"? Tatsächlich läßt sich bis zum Schluß nicht erkennen, was, wieviel und in welcher Form Katharine Hepburn von dem Buch wußte, von einer Authorisierung zu schweigen. Ob es statt einer Vereinbarung zwischen ihr und Berg nicht doch nur ein Marketingtrick Bergs und seines Verlags war, diese Veröffentlichung den Nachrufen unmittelbar folgen zu lassen?

In ihrer Autobiographie hatte Katharine Hepburn geschrieben, sie wolle ihr Schauspieler-Ich nun hinter sich lassen: "Du bist nicht ich", heißt es da in direkter Ansprache ihres öffentlichen Selbst. Als A. Scott Berg in den frühen achtziger Jahren zum ersten Mal an der Tür ihres Stadthauses in Turtlebay auf Manhattans East Side klingelte, hatte sie diesen Satz noch längst nicht geschrieben. Sie trat dem jungen Journalisten, der gekommen war, um sie für ein Hochglanzmagazin zu interviewen, als die gegenüber, die er erwartet hatte: als Katharine Hepburn, wie sie in ihren besten Rollen war. Zunächst unterwirft sie den unbekannten Gast drei Prüfungen und einer Gewissensfrage: Ob er folgsam wäre (er war), Humor hatte (er hatte), einen Drink mischen und vertragen und auch Feuer machen konnte (ja) und ob er etwa rauchte (nein). Damit war die Grundlage einer Beziehung gelegt, in der Katharine Hepburn dem mehr als vierzig Jahre Jüngeren erzählte, woran sie sich erinnerte.

Da sind die Jahre ihrer Kindheit mit dem ersten Trauma, dem Selbstmord des geliebten Bruders. Weitermachen, nicht zurückschauen, hieß die Losung, um damit fertig zu werden. Vielleicht - wir erfahren das weder in "Ich" noch in Bergs Buch - hat Katharine Hepburn ihr Geburtsdatum auf das dieses Bruders verschoben, weil sie spürte, daß in dem ständigen "go, go, go" auch über den Selbstmord hinweg ein Treuebruch lag, wie er all ihren Prinzipien widersprach. Immer wieder findet sich der Zwang zum Weitermachen nach Verletzungen und Niederlagen; eine Reflexion, über dieses Verbot zu trauern, lesen wir nicht.

Erinnerungen an Dreharbeiten, Freundschaften, Tourneen, Nominierungen und Oscars und viele charmante Anekdoten hat Katharine Hepburn mit Berg geteilt. Aber all dies hat sie ja auch unter eigenem Namen veröffentlicht, so daß man meinen könnte, sie habe in den Gesprächen mit Berg, jedenfalls in den ersten zehn Jahren, ihr eigenes Buch entworfen und für all die Talk-Shows und Interviews geübt, die sie in den neunziger Jahren nach Jahrzehnten vollkommener Zurückgezogenheit zu bedienen begann. Das einzig Gute an Talk-Shows sei, sagte Katharine Hepburn bei einer dieser Gelegenheiten "daß die Leute zuschauen können, wie man verrottet".

Irene Selznick war da anderer Meinung. Sie ist die einzige Figur in Bergs Buch, von der uns Katharine Hepburn selbst nichts erzählte. Irene Mayer Selznick, die ehemalige Frau des Hollywood-Moguls David O. Selznick, war für Jahrzehnte eine enge Freundin. Berg hatte sie im Zuge seiner Recherchen für eine Biographie von Samuel Goldwyn kennengelernt. Der Grund, daß die lange Frauenfreundschaft so sehr abkühlte, daß sich die beiden nur zweimal innerhalb von zwanzig Jahren trafen, war unter anderem Irene Selznicks Eindruck, daß ihre Freundin nicht aufhören konnte, an ihrer Legende zu arbeiten, und darüber vergaß, daß sie alt wurde und daß anderes zählte. Das ist sicher nicht gerecht. Aber ein wenig mehr solcher Gedanken und ein wenig weniger Verliebtheit des Autors in sich und seine großartigen Freundschaften zu den Größten aus Hollywoods goldener Zeit hätte aus der Mythensammlung des "Jahrhundertlebens" ein ehrlicheres Buch gemacht.

Alan Scott Berg: "Katharine Hepburn". Ein Jahrhundertleben. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Reiner Pfleiderer und Andrea Kann. Blessing Verlag, München 2003. 384 S., Abb., geb. 21,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein "spannendes Buch" erblickt Susan Vahabzadeh in A. Scott Bergs "Katharine Hepburn. Ein Jahrhundertleben". Respektvoll im Ton und ohne schmutzige Details, erscheint Hepburn bei Berg als "klug, angenehm böse und sehr bodenständig", berichtet Vahabzadeh. Frei von Tratsch ist das Buch allerdings nicht: Vor allem die minutiöse Schilderung eines Abendessens mit Michael Jackson, bei dem auch Berg zugegen war, hat die Rezensentin amüsiert. Eine Biografie im strengen Sinn ist Bergs Buch nach Einschätzung Vahabzadehs nicht. Wie schon bei Bergs Charles-Lindbergh-Biografie vermisst sie auch hier die Distanz zum Gegenstand - was sie nicht weiter verwundert, schließlich war Berg über 20 Jahre mit der am 29. Juni diesen Jahres verstorbenen Schauspielerin befreundet, ein Umstand, der sich in den stark selbstdarstellerischen Zügen des Buches niederschlägt. So gleicht "Ein Jahrhundertleben" für Vahabzadeh eher einem "dokumentarischer Roman", in dem eine der beiden Hauptfiguren zufällig die größte Schauspielerin aller Zeiten sei. Aus dieser Perspektive betrachtet findet sie Bergs Hepburn-Buch "gelungen".

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