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Erweiterte Neuausgabe der deutschen Erstausgabe von Amerika Amerika von 1963. Amerika Amerika (1963/64) war ursprünglich als reines Filmscript gedacht, und so liest sich der Roman wie die Beschreibung eines Films in einfachen, dabei intensiven und anschaulichen Bildern, wodurch das Buch auch zu einem mustergültigen Beispiel für filmisches Erzählen wird. Basierend auf seiner eigenen Familiengeschichte erzählt Kazan den abenteuerlichen Weg eines jungen Griechen aus dem Südosten der Türkei nach Amerika, dem "Land der Freiheit", vor dem Hintergrund der Unterdrückung der griechischen und…mehr

Produktbeschreibung
Erweiterte Neuausgabe der deutschen Erstausgabe von Amerika Amerika von 1963. Amerika Amerika (1963/64) war ursprünglich als reines Filmscript gedacht, und so liest sich der Roman wie die Beschreibung eines Films in einfachen, dabei intensiven und anschaulichen Bildern, wodurch das Buch auch zu einem mustergültigen Beispiel für filmisches Erzählen wird. Basierend auf seiner eigenen Familiengeschichte erzählt Kazan den abenteuerlichen Weg eines jungen Griechen aus dem Südosten der Türkei nach Amerika, dem "Land der Freiheit", vor dem Hintergrund der Unterdrückung der griechischen und armenischen Minderheiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Band enthält weiterhin als deutsche Erstveröffentlichungen zwei Gespräche mit Elia Kazan über die Entstehungsgeschichte und die Hintergründe des Films America America. In einem umfangreichen Interview zu On The Waterfront beschreibt Kazan auf faszinierende Weise seine Arbeit als Drehbuchautor und Regisseur, insbesondere die Dreharbeiten mit Marlon Brando, und nimmt Stellung zu seinen umstrittenen Aussagen vor dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten (HUAC) in der McCarthy-Ära.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2007

Regie: Elia Kazan

Es gibt nicht viele Leute, die "America America" (Die Unbezwingbaren) von 1963 für den besten Film Elia Kazans halten, und wenn man die Drehbucherzählung zum Film liest, erschließt sich schnell, warum nicht. Weitschweifig wird da mit einigen sentimentalen und folkloristisch-humoristischen Volten zur Legende hochgestemmt, was als etwas kleiner gehaltene Geschichte eines Einwanderers viel effektiver gewesen wäre. Doch dem Regisseur ist der Film, der aus dieser Erzählung wurde, sein liebster, und wie er das im Gespräch mit Jeff Young erklärt, hat es dann doch einige Überzeugungskraft: Weil er die autobiographischen Linien betont, etwa im Heranwachsen eines jungen Mannes unter Herausforderungen, die seine Kraft eigentlich übersteigen, weil er seine Figuren, vor allem die Hauptfigur Stavros, so über alles liebt, und weil er die Beschränkungen so deutlich sieht, die ihm die Entscheidung auferlegte, mit einem Amateur als Hauptdarsteller zu drehen. "America America", mit dem Kniefall auf dem endlich erreichten Boden der Neuen Welt, bei dem Stavros gleichzeitig entdeckt, wie ein paar Scheine unterm Tisch die Hände wechseln, ist eine Ergänzung zum lebendigen Bild seines Autors und dessen Mythenbildung im eigenen Werdegang, wie er es in seiner Autobiographie "A Life" entworfen hat - die fast zwanzig Jahre nach Erscheinen immer noch nicht auf Deutsch vorliegt.

"America America" ist in "Elia Kazan. Filmarbeit" nicht zum ersten Mal auf Deutsch zugänglich. Nicht nur deshalb sind es vor allem die beiden langen Gespräche zwischen dem Regisseur und Jeff Young aus den frühen siebziger Jahren, die das Buch bemerkenswert machen, und von diesen wiederum vor allem das zweite. In ihm spielt "America America" dann keine Rolle mehr, sondern in erster Linie "Die Faust im Nacken" aus dem Jahr 1954. Es ist ein Gespräch in der Tradition des Truffaut-Hitchcock-Buchs, das sehr detailliert Auskunft gibt über die Arbeitsweise Kazans. Allerdings werden auch die Vorbehalte des Interviewers gegen Kazan wegen seiner Aussage in McCarthys HUAC-Anhörungungen deutlich. So ist es teilweise ein Streitgespräch, und beide sind immer auf der Hut voreinander. Dadurch entsteht eine Lebendigkeit, in der das Gespräch nie in eitle Fachsimpelei abgleitet, sondern immer ganz nah an der Bedeutung einzelner Szenen, Regie- und Besetzungsentscheidungen bleibt.

Vor allem die Passagen über Marlon Brando sind herzerweichend. Natürlich war er die ideale Besetzung des nicht sehr intelligenten Hafenarbeiters Terry Malloy, der sich nach dem Mord an seinem Bruder gegen den Mafiaboss stellt, der die Hafengewerkschaft beherrscht. Es ist eine ambivalente Rolle, ein Held, der sich wandelt. Kazan beschreibt das so: "Brando war genauso. Er schämte sich so sehr - Gott weiß, warum. Er hatte die Fähigkeit, einen inneren Konflikt nach außen sichtbar zu machen." Und dann sagt er, dass der andere Schauspieler, der das überzeugend konnte, Frank Sinatra war. Und vor dem Auge des Lesers entsteht plötzlich ein ganz anderer Film, "Die Faust im Nacken" mit dem zierlichen Sinatra, der vielleicht doch nicht zum Ausdruck des ganz großen Schmerzes fähig gewesen wäre, den wir in Brando in diesem Film sehen, und nicht nur dort. Wenn Kazan dann beschreibt, wie er mit Objekten umgeht, wie er den Darstellern in schwierigen Szenen für die Hände etwas zu tun gibt, Brando etwa mit einer Stange die Tauben auf dem Dach dirigieren lässt und ihn damit erst einmal unzugänglich macht für ein Gespräch mit seiner Freundin, die ihm gefolgt ist, dann versteht man, warum nicht nur Brando, sondern zahlreiche andere Schauspieler diesem Regisseur große Karrieren verdanken.

VERENA LUEKEN

Elia Kazan: Filmarbeit. Amerika Amerika (Eine Filmerzählung) und zwei Gespräche über Schreiben, Regieführen und Schauspielen im Film. Mit einem Vorwort von Fatih Akin. Alexander Verlag Berlin. 296 S., Abb., 17,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Verena Lueken fasst sich kurz. Die in diesem Band enthaltene Filmerzählung "Amerika Amerika" kennt sie bereits aus einer anderen Veröffentlichung und stellt beim Wiederlesen fest, dass sie "weitschweifig" und als "kleiner gehaltene" Story womöglich effektiver gewesen wäre. Um so bemerkenswerter erscheinen Lueken die beiden erstmals auf Deutsch zugänglichen Gespräche Elia Kazans mit dem Regisseur Jeff Young, weil sie lebendig sind und die Arbeitsweise Kazans anhand einzelner Szenen und Regieentscheidungen "detailliert" darstellen. Bei den Passagen über Marlon Brando wird Lueken das Herz weich und sie versteht, warum so viele Schauspieler Kazan ihre Karriere verdanken.

© Perlentaucher Medien GmbH