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Der Kampf um die kapitalistische Weltherrschaft ist längst entschieden. Unter dem Dach der Pax Americana hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg ein neues, nach dem Untergang des östlichen Staatskapitalismus vereinheitlichtes Weltsystem entwickelt. Die betriebswirtschaftliche Globalisierung macht den alten nationalimperialen Kampf um territoriale Einflußzonen gegenstandslos. Auf der Ebene staatlicher Gewalt bildet die Militärmaschine der letzten Weltmacht USA den konkurrenzlosen und uneinholbaren Garanten dieser herrschenden planetarischen Ordnung. Aber durch den Quantensprung der dritten…mehr

Produktbeschreibung
Der Kampf um die kapitalistische Weltherrschaft ist längst entschieden. Unter dem Dach der Pax Americana hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg ein neues, nach dem Untergang des östlichen Staatskapitalismus vereinheitlichtes Weltsystem entwickelt. Die betriebswirtschaftliche Globalisierung macht den alten nationalimperialen Kampf um territoriale Einflußzonen gegenstandslos. Auf der Ebene staatlicher Gewalt bildet die Militärmaschine der letzten Weltmacht USA den konkurrenzlosen und uneinholbaren Garanten dieser herrschenden planetarischen Ordnung.
Aber durch den Quantensprung der dritten industriellen Revolution wird gleichzeitig die Mehrzahl der Menschheit außer Kurs gesetzt; eine Weltregion nach der anderen erweist sich als kapitalistisch reproduktionsunfähig. Wie ein Schatten folgt der Globalisierung des Kapitals ein Prozeß sozialer Zerrüttung, moralischer Verwilderung und gesellschaftlicher Paranoia, der in eine substaatliche Terror- und Plünderungsökonomie mündet. Diese anwachsende Systemkrise wird von den westlichen Funktionseliten stur geleugnet.
An die Stelle des einstigen Machtkampfs zwischen Nationalstaaten tritt der perspektivlose Weltordnungskrieg des in der NATO vereinigten "ideellen Gesamtimperialismus" gegen seine eigenen Krisengespenster in der Gestalt von Schurkenstaaten, Gotteskriegern und Ethnobanditen. Dieser Krieg wird verloren in demselben Maße, wie die gesellschaftliche Zersetzung auch in den westlichen Zentren selbst fortschreitet und das Gesamtsystem an seinen inneren Widersprüchen erstickt.
Autorenporträt
Robert Kurz, 1943 geboren, lebt als freier Publizist, Journalist und Referent im Kultur- und Wirtschaftsbereich in Nürnberg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2003

Beißende Systemkritik
Amerikanisierung der Weltordnung und Entwicklungsländer

Robert Kurz: Weltordnungskrieg. Das Ende der Souveränität und die Wandlungen des Imperialismus im Zeitalter der Globalisierung. Horlemann Verlag, Bad Honnef 2003. 446 Seiten, 19,80 [Euro].

Seit Ende des Kalten Krieges dominieren die Vereinigten Staaten die Weltpolitik mit einer beispiellosen Kombination aus politischer Führungskraft, militärischer Stärke, Wirtschaftskraft und kultureller Meinungsführerschaft - letztere nicht zuletzt als Ergebnis der von Washington angetriebenen technologischen Revolution und ökonomischen Globalisierung. Für Kritiker wie Robert Kurz steht fest, daß beide Entwicklungen zwar den Austausch von Kulturen und ihren Gütern befördern, dieser Prozeß aber in den letzten Jahren zunehmend zur Einbahnstraße geworden ist: Diversität ist längst zugunsten von Uniformität im Sinne von "Amerikanisierung" aufgehoben; unter dem Dach der Pax Americana hat sich nach dem Untergang des "Staatskapitalismus" ein "vereinheitlichtes Weltsystem" entwickelt, in dem die letzte Weltmacht Amerika den konkurrenzlosen Garanten dieser herrschenden Ordnung bildet.

Deutlich wird die durch die dritte industrielle Revolution beförderte Kluft zwischen den Vereinigten Staaten und dem Rest der Welt nicht nur in der enormen amerikanischen Wirtschaftskraft; seit 1995 stellen die Amerikaner die Konkurrenten Japan und Europa mit einem atemberaubenden Investitionsboom, verstärkt durch die Euphorie um die New Economy, in den Schatten und präsentieren sich so als der klare Sieger der Globalisierung. Gravierender noch aber sind die unterschiedlichen ordnungspolitischen Vorstellungen zwischen Washington und dem Rest der Welt in Fragen des Welthandels und der Rolle internationaler Organisationen. In Washingtons Grundphilosophie ("Washington Consensus") vom ungehinderten Marktzugang und einer möglichst geringen Rolle des Staates in der Wirtschaft sieht der Verfasser so etwas wie die ideologische Kampagne eines "Raubtierkapitalismus" (Helmut Schmidt) zu Lasten der Mehrzahl der Menschheit im allgemeinen und einer ausgewogenen Sozialpolitik im besonderen. Eine Weltregion nach der anderen, so Kurz, erweise sich als kapitalistisch "reproduktionsunfähig". Und indem die Vereinigten Staaten Wettbewerbern auf den internationalen Märkten einen möglichst hohen Grad an Freiheit belassen - das heißt vor allem den großen multinationalen Unternehmen und Finanzanbietern - , zeigten sie zugleich ihre Vorliebe für das big business, jenem Grundübel im Prozeß sozialer Zerrüttung, moralischer "Verwilderung" und gesellschaftlicher "Paranoia". Das Ergebnis, so der Verfasser, sei eine substaatliche Terror- und Plünderungsökonomie.

Kurz' Frontalangriff auf das System gipfelt in dem Vorwurf an das politische Establishment des Westens - hier differenziert der Verfasser plötzlich nicht mehr zwischen Verursacher (Vereinigte Staaten) und Systemabhängigen (Allianzpartner Washingtons) -, diesen Prozeß der Selbstzerstörung zu leugnen und den Weltordnungskrieg gegen die eigenen "Kriegsgespenster in der Gestalt von Schurkenstaaten, Gotteskriegern und Ethnobanditen im Rahmen der Nato systematisch voranzutreiben".

So schnell werden Rolle von Opfer und Täter vertauscht, wird das Bündnis, dessen Existenzberechtigung derzeit Amerikaner weit mehr in Frage stellen als Europäer, als verschworene Interessengemeinschaft im Dienste des Kapitals und eines weltweiten ideologischen Kreuzzuges hingestellt, gar so, als gäbe es all die Spannungen und Diskussionen im transatlantischen Verhältnis um eben den derzeitigen unilateralen Kurs Washingtons nicht. Ebensowenig macht sich der Verfasser auch nur im Ansatz Gedanken über die Gründe für die zugegebenermaßen großen regionalen Disparitäten in der Weltwirtschaft. Tatsache aber ist - bei aller Richtigkeit, daß weite Teile der Nicht-OECD-Welt von der Globalisierung ausgeschlossen sind -, daß vor allem die Entwicklungsländer und gesellschaftlichen Gruppen, die sich den internationalen Märkten geöffnet haben, überproportional von den weltweiten Kapitalströmen und Direktinvestitionen profitiert haben. Ebenso gilt, daß alle Länder, die in der vergangenen Dekade wirtschaftlich weiter zurückgefallen sind, in der Regel zentralstaatlich organisiert sind und eine systematische Abschottungspolitik betrieben haben. Das größte Manko ist, daß ihre Potentaten die eigenen Märkte für ausländische Investitionen verschlossen halten, Investitionen in die Infrastrukturen ihrer Länder mehr behindern denn befördern und eine klientelistische Innenpolitik betreiben. Jedenfalls besteht nachweislich eine hohe Korrelation zwischen dem wirtschaftlichen Freiheitsgrad auf der einen sowie Wachstum und durchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen auf der anderen Seite.

Kurz' Antwort auf die Weltordnungskrise, die Renaissance radikaler Gesellschaftskritik, vermag daher kaum zu überzeugen - zumal der Verfasser eine nähere Erläuterung ihrer Möglichkeiten und Konsequenzen ohnehin schuldig bleibt. 433 Seiten beißender Systemkritik stehen knapp 6 Seiten Erörterung von Alternativen gegenüber, die in der Forderung nach der Transformation der linken Gesellschaftskritik und der Überwindung einer weltweiten "religiösen Regression" als entscheidender Treibsatz für die Barbarisierung der Welt kulminiert. Mit anderen Worten, der "primitive weltanschauliche Materialismus aufklärerischer und vulgärmarxistischer Provenienz" ist nach Kurz völlig ungeeignet, mit dem heutigen religiösen Krisenfundamentalismus fertig zu werden. Statt dessen drehen wir das Rad zurück in die Welt von Utopia und greifen die Idee der genossenschaftlichen Selbstverwaltung auf der höheren, übergreifenden Ebene des gesamtgesellschaftlichen Ressourcenflusses neu auf. Es lebe der transnationale, alle Grenzen hinter sich lassende Welt-Kibbuz. Wie dieser in der Praxis funktionieren soll, kann uns der Verfasser allerdings nicht verraten.

STEFAN FRÖHLICH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die "beißende Systemkritik", die Robert Kurz in seinem neuen Buch an der neuen Weltordnung auf fast 450 Seiten formuliert, hat Rezensent Stefan Fröhlich nicht immer überzeugt. Im Zentrum von Kurz' Attacke sieht Fröhlich die USA, die seit dem Ende des kalten Krieges mit einer beispiellosen Kombination aus politischer Führungskraft, militärischer Stärke, Wirtschaftskraft und kultureller Meinungsführerschaft die Weltpolitik dominierten - mit verhängnisvollen Folgen: Uniformität im Sinne von "Amerikanisierung", "Raubtierkapitalismus", soziale Zerrüttung, moralische "Verwilderung" und gesellschaftliche "Paranoia". Obwohl Fröhlich manches von Kurz' Kritik berechtigt erscheint - dessen Vorwurf, der Westen leugne diesen Prozess der Selbstzerstörung und treibe den Weltordnungskrieg voran, geht ihm zu weit. Auch hält er Kurz vor, hier plötzlich die Vereinigten Staaten und die Allianzpartner Washingtons undifferenziert in einen Topf zu werfen, "als gäbe es all die Spannungen und Diskussionen im transatlantischen Verhältnis um eben den derzeitigen unilateralen Kurs Washingtons nicht." Auch Kurz' Antwort auf die Weltordnungskrise, die Renaissance radikaler Gesellschaftskritik, findet Fröhlich wenig überzeugend.

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