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  • Broschiertes Buch

Produktdetails
  • Verlag: Jonas Verlag
  • Seitenzahl: 78
  • Erscheinungstermin: August 2006
  • Deutsch
  • Abmessung: 240mm
  • Gewicht: 239g
  • ISBN-13: 9783894453732
  • ISBN-10: 3894453737
  • Artikelnr.: 20867669
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.10.2006

Die Farbe des lauen Fahrtwindes

Rot sind die Feuerwehr und die Liebe. Blau sind der Himmel und das Gewand der Mutter Gottes. Gelb sind die Chinesen und die Telefonbücher. Grün sind die Weide und der Grüne Punkt. Braun sind der Bär und die Blockflöte. Bunt ist der Herbst. Schwarz trägt die Trauer und der Geist. Orange aber ist die Jugend.

Orange war im Westen Deutschlands in den siebziger Jahren ein beliebte Farbe. Mit der Creme 21 sollte sich die Jugend eincremen, weshalb die Creme in eine Dose kam, die orange war. Orange macht frisch, so frisch wie ein frisch gepreßter Apfelsinensaft zum Frühstück. Orange war zum Einrichten gut (Bettbezüge, Stühle) und ließ sich gut tragen (Unterhose, Bikini, T-Shirt).

Das Orange war lieb und nett, es tat nicht weh, es war weich und sanft, es sah zum Kuscheln aus und nach einer Fahrt mit den Haaren im Wind. (Unsere Abbildung zeigt eine Polystyroldose der Firma Emse, in der Wattebäusche lagen.)

Aber das Orange konnte auch anders (so menschlich ist es). Es konnte wild und ungestüm und eigensinnig sein. Die Niederlande haben sich in Orange dem katholischen Spanien widersetzt, der protestantische Oranier-Orden in Irland trägt Orange auf, und die Lieblingsfarbe der Revolution in der Ukraine war ebenfalls Orange.

Ist das Orange im Reich der großen Koalition vielleicht wieder auf dem Vormarsch? Wer den Trend nicht verpassen will, muß die Farbe des Trends kennen. Das ZDF hat Lunte gerochen und bekennt nun Farbe. Seit dem 2. Juni 2001 präsentiert sich der öffentlich-rechtliche Sender in der alten Farbe der Jugend und des lauen Fahrtwindes.

All diese kleinen Ausflüge finden sich in einem dem Orange gewidmeten Büchlein, aus dem wir nicht allzuviel Neues haben lernen können, was aber gar nichts macht und ganz gut zu der Farbe Orange paßt, so wie es ihr hier in Deutschland ergangen ist. Ein Bikini in Orange ist ja nun auch nicht gerade sofort das Gelbe vom Ei.

Orange, das ist fast so wie: Bitte, freundlich lächeln. Orange das ist: Hab dich nicht so, alles halb so schlimm. Orange sieht so aus wie: Wird schon. Wenn jetzt die schwarzen Socken, Hosen und Hemden der Kritischen Theorie noch etwa zu sagen hätten, dann würden sie sagen: Orange ist die Farbe der Affirmation ans System. Hätten aber die schwarzen Socken, Hosen und Hemden der Kritischen Theorie damit recht? Noch vor zwei Wochen konnte man auf große orange Felder stoßen, Felder, auf denen Kürbisse lagen, die nicht geerntet wurden, sondern dort verfaulten, was aber kein Systemfehler war, sondern pure Absicht.

EBERHARD RATHGEB

Sabine Weißler (Hrsg.): "Mein Orange". Mehr als eine Generationenfarbe. Jonas Verlag, Marburg 2006. 80 S., br., 10,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eberhard Rathgeb hat dem von Sabine Weißer herausgegebenen Buch über die Farbe Orange zwar nicht viel Neues entnehmen können, aber das ist gar nicht schlimm, wie er munter meint. Denn, so der Rezensent in seiner Kurzkritik, irgendwie passt es auch zu der Farbe, die in den 70ern schon mal mächtig in war und nun wieder im Trend liegt, denn mehr noch als revolutionär, wofür sie ja mitunter auch stehen kann, sei diese Farbe "lieb und nett" und lasse an Jugendlichkeit und "lauen Fahrtwind" denken, so Rathgeb nicht ganz ernst.

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