Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.08.2010Kaffee Togo
mit Tucholsky
„Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf“, steht bei Kurt Tucholsky. Dummerweise wird diese Waffe meist gegen einen gerichtet, und zwar von den Bösen. Zurückschießen wäre da reine Notwehr für jeden, der wie Wiglaf Droste eine „dünne Ohrenhaut“ besitzt. Doch wenn Droste seine Sprache entsichert, fließen eben nicht Blut oder Galle, sondern Weisheit und Witz. „Wer Unfug als solchen erkennt, hat ihn bereits dingfest gemacht und muss sich nicht benehmen, als gäbe es eine Meldepflicht für schlechte Laune“, schreibt der fröhliche Sprachkritikerin seinen gesammelten Glossen „Im Sparadies der Friseure“. Ein schönes Beispiel für sprachzivilen Ungehorsam fern von „Sprachschutzstaffeln“ und „kernseifenem Deutsch“, geben, so Droste, etwa jene, diesich dumm stellen und einen „Kaffee Togo“ bestellen. Damit bremsen sie den angeberischen „Coffee to go“aus. Christopher Schmidt
Wiglaf Droste: Im Sparadies der Friseure. Eine kleine Sprachkritik. Goldmann Verlag, München 2010. 160 S., 7,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
mit Tucholsky
„Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf“, steht bei Kurt Tucholsky. Dummerweise wird diese Waffe meist gegen einen gerichtet, und zwar von den Bösen. Zurückschießen wäre da reine Notwehr für jeden, der wie Wiglaf Droste eine „dünne Ohrenhaut“ besitzt. Doch wenn Droste seine Sprache entsichert, fließen eben nicht Blut oder Galle, sondern Weisheit und Witz. „Wer Unfug als solchen erkennt, hat ihn bereits dingfest gemacht und muss sich nicht benehmen, als gäbe es eine Meldepflicht für schlechte Laune“, schreibt der fröhliche Sprachkritikerin seinen gesammelten Glossen „Im Sparadies der Friseure“. Ein schönes Beispiel für sprachzivilen Ungehorsam fern von „Sprachschutzstaffeln“ und „kernseifenem Deutsch“, geben, so Droste, etwa jene, diesich dumm stellen und einen „Kaffee Togo“ bestellen. Damit bremsen sie den angeberischen „Coffee to go“aus. Christopher Schmidt
Wiglaf Droste: Im Sparadies der Friseure. Eine kleine Sprachkritik. Goldmann Verlag, München 2010. 160 S., 7,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Schon lustig, meint Rezensent Gustav Seibt, der sich in seiner Rezension kurz fasst. Erstaunlicherweise verbinde Wiglaf Droste in seinen Texten, was eigentlich nicht zusammenpasst: die polemische Schärfe des Satirikers und die den Urteilenden immer mit einbeziehende Perspektive des Humoristen. Oder, vielmehr, so recht verbinde er das gerade nicht. Darum steht es, findet Seibt, nebeneinander, was durchaus zu Nachfragen und zum Widerspruch reizt. Warum Droste auf Mobilfunkquassler schimpft, für Raucher aber alles Verständnis hat, das begreift Seibt nicht. Ohne Resümee schließt die insgesamt eher lustlose Rezension.
© Perlentaucher Medien GmbH
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