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Karl Kraus (1874-1936) hatte Anfang April 1899 die Zeitschrift "Die Fackel" gegründet, mit der er versprach, den Phrasensumpf in Literatur und Theater, Politik und Wirtschaft trockenzulegen. Bald sagten ihm seine Gegner nach, er würde alles schlechtmachen. Dabei rühmte er bereits in der zweiten Nummer von Mitte April eine Schauspielerin als "die Herrlichste von Allen". Sie war ihm in der Aufführung einer französischen Posse am Wiener Volkstheater aufgefallen - und sie war bis zu diesem Tag ein Niemand. Annie Kalmar (d.i. Elisabeth Kaltwasser, 1877-1901) dankte dem ihr unbekannten Rezensenten…mehr

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Produktbeschreibung
Karl Kraus (1874-1936) hatte Anfang April 1899 die Zeitschrift "Die Fackel" gegründet, mit der er versprach, den Phrasensumpf in Literatur und Theater, Politik und Wirtschaft trockenzulegen. Bald sagten ihm seine Gegner nach, er würde alles schlechtmachen. Dabei rühmte er bereits in der zweiten Nummer von Mitte April eine Schauspielerin als "die Herrlichste von Allen". Sie war ihm in der Aufführung einer französischen Posse am Wiener Volkstheater aufgefallen - und sie war bis zu diesem Tag ein Niemand.
Annie Kalmar (d.i. Elisabeth Kaltwasser, 1877-1901) dankte dem ihr unbekannten Rezensenten gerührt - und nun lernten beide sich kennen. Kraus hat alles Menschenmögliche getan, um ihr am neugegründeten Deutschen Schauspielhaus in Hamburg eine Bühnenlaufbahn zu eröffnen; doch die geliebte, junge Frau stirbt vor ihrem ersten Auftritt an einem Krebsleiden in ihrer zerstörten Lunge.
Karl Kraus setzt dem Andenken von Annie Kalmar ein Denkmal, einen Grabstein, der auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg bis heute gepflegt wird. Schon zu seinen Lebzeiten gedenkt er ihrer in der "Fackel" immer wieder. Um Annie Kalmar entsteht bald ein Kult postumer Treue, an dem sich Detlev von Liliencron oder Franz Werfel beteiligen, auch Frank Wedekind. Werner Kraft ist schon in den dreißiger Jahren der erste Biograf dieser Leidenschaft.
Der Band enthält alle Briefe und Dokumente, soweit sie in öffentlichen Sammlungen und aus Privatsammlungen zugänglich sind.
Autorenporträt
Leider ist derzeit keine AutorInnenbiographie vorhanden.

Karl Kraus (1874-1936) war als Herausgeber und fast alleiniger Verfasser der »Fackel« einer der meistverehrten und zugleich meistgehassten Kritiker seiner Zeit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.1999

Aufgelesen

Das erste Beiheft zur Marbacher Karl-Kraus-Ausstellung ist nun erschienen: Es behandelt in einer bisher ungekannten dokumentarischen Dichte Karl Kraus' Beziehung zu der Schauspielerin Annie Kalmar (1877 bis 1901), die er in Wien kennen lernte und nach ihrem Engagement ans Deutsche Schauspielhaus regelmäßig in Hamburg aufsuchte ("Wie Genies sterben" - Annie Kalmar. Briefe und Dokumente. 1900 bis 1999. Herausgegeben von Friedrich Pfäfflin. Beiheft 1 zum Marbacher Katalog 52, Deutsche Schillergesellschaft Marbach 1999, 164 S., 40,- DM). Viel tiefer noch als die Liebe zu Sidonie von Nádherny hat das Erlebnis mit Annie Kalmar Kraus' Denken und Fühlen beeinflusst; sie ist das Zentrum seiner Konstruktion von Erotik. In den biografischen Zusammenhängen spiegeln sich Leitmotive des Werkes: der Kampf gegen ein Theater, das die Schauspielerin "als Augenweide für ein Stammpublicum von Lebemännern" ausbeutet; die Freundschaften (Altenberg und Liliencron); der Hass auf einen Journalismus, der - wie es hier Maximilian Harden tat - seine Angriffe mit Anspielungen auf das privateste Leben des Gegners verbindet.

JOACHIM KALKA

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ganz begeistert ist Paul Jandl davon, dass der Wallstein Verlag "zwei vorbildlich edierte Bände" mit Briefwechseln von Karl Kraus und Annie Kalmar und Karl Kraus mit Mechtilde Lichnowsky herausgegeben hat. Denn diese Briefe zeigen, so der Rezensent, dass der Satiriker und Humorist privat "ein Mann von geradezu zartfühlender Konsistenz" gewesen sei. Mit der Schauspielerin Annie Kalmar hatte den Schriftsteller eine tiefe Liebe verbunden, die auch nach dem Tod von Kalmar im Jahr 1901 lange Zeit fortdauerte. Der Briefwechsel zwischen Kalmar in Hamburg und Kraus in Wien mache deutlich, dass Kraus seine Briefpartnerin Kalmar, die sich in einem anderen Milieu als Kraus bewegt hatte, als "Ergänzung" für seine "geistige Produktivität" gesehen hatte.

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