Hier wird die ungeheure Geschichte eines Getriebenen geschildert, der sich - während der Nationalsozialismus die Alte Welt in die Katastrophe treibt - quer durch Europa, von London bis Trier, von Paris bis Barcelona, von Prüm bis Wien, »fast zu Tode verausgabt durch Sauferei, durchgemachte Nächte und Bettgeschichten. Diese willentliche und systematische Verausgabung ist eine Methode, die die Verlorenheit in Erkenntnis umwandelt und den Himmel im Niederen entdeckt«. Mit diesem alles umstürzenden Roman, der kaum einer ist, beginnt die Literatur unserer Zeit. »Ein sehr lebhafter Wunsch: dass die jungen Leute an unserer Stelle über Bataille zu reden wagen, dass sie wagen, was wir nicht zu tun wagten.«
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Muss man lesen, denkt man gleich, liest man Burkhard Müllers Besprechung des 1936 geschriebenen Romans von George Bataille. Die Zweifel, die Müller zwischendurch säht, indem er auf die Schwierigkeiten der von Bataille verfochtenen "Literatur der Raserei" hinweist (die will ja auch geschrieben sein, in aller Form), fegt er selber gründlich wieder weg. Gut, da ist keine großartige Sprache, da sind nicht diese "Stellen" wie in "Die Geschichte des Auges". Dass der teils autobiografisch inspirierte Text in seiner "sachlichen Knappheit" dennoch nicht zur Mystik gerät, dafür, lässt Müller wissen, sorgt Bataille schon selbst: Beharrlichkeit ist schließlich auch was Außerordentliches. Man müsse nur lange genug dran reiben, dann beginne das Stumpfe zu leuchten. Sagt der Rezensent und bewundert den szenischen Einfallsreichtum Batailles, dieses "beunruhigende" Gefühl aus Glück und Verzweiflung, das er "um nichts in der Welt verlieren möchte".
© Perlentaucher Medien GmbH
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