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Wolfgang von Wangenheim führt in diesem reich bebilderten Band durch eine imaginäre Sammlung europäischer Skulptur der Antike bis zur Neuzeit und bringt bekannte und unbekannte Meisterwerke zum Sprechen über die Geheimnisse der Schwerkraft. Die Darstellung des Widerstandes des Menschen gegenden Sog nach unten liegt der Skulptur zu Grunde und weist über sie hinaus. Der Autor zeigt, wie Schwerkraft zum Mittel der Kunst wird: Auf welche Weise steht Apoll, steht David, sitzen Maria oder Laokoon? Wie liegen Ariadne und Rivière? Wie hangen Marsyas und Jesus Christus?

Produktbeschreibung
Wolfgang von Wangenheim führt in diesem reich bebilderten Band durch eine imaginäre Sammlung europäischer Skulptur der Antike bis zur Neuzeit und bringt bekannte und unbekannte Meisterwerke zum Sprechen über die Geheimnisse der Schwerkraft. Die Darstellung des Widerstandes des Menschen gegenden Sog nach unten liegt der Skulptur zu Grunde und weist über sie hinaus. Der Autor zeigt, wie Schwerkraft zum Mittel der Kunst wird: Auf welche Weise steht Apoll, steht David, sitzen Maria oder Laokoon? Wie liegen Ariadne und Rivière? Wie hangen Marsyas und Jesus Christus?
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Autorenporträt
von Wangenheim, Wolfgang§Nach einem Studium der Germanistik in Göttingen lehrte Wolfgang von Wangenheim an den Universitäten Paris, Abidjan und Dakar. Seit 1977 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin und publizierte zu Winckelmann und Casanova, Wilhelm Heinse, Hans Henny Jahnn und Hubert Fichte. Im Mittelpunkt seiner Beschäftigung mit Kunst und Literatur stehen zwei Themen: das Verhältnis von Mythos und Kunstwerk sowie die Rezeption der Antike seit der Renaissance bis zu Winckelmann.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.06.2010

Schwerkraftbewältigung
Wolfgang von Wangenheim verführt zur Plastik
Der „Paragone“, der alte Wettstreit der Künste Malerei und Bildhauerei um den ersten Platz, scheint beim heutigen Publikum entschieden zu sein. Die Gemäldesammlungen sind überall populärer als die Skulpturensammlungen. In Florenz sind die Uffizien stets überfüllt, während es unweit von dort im Obergeschoss des Palazzo del Bargello, wo die besten Pionierwerke neuzeitlicher Plastik von Donatello und anderen stehen, eher still und luftig bleibt, zwischen all den schönen Leibern. Ähnlich ist die Situation an den anderen bedeutenden Museumsorten. Auch im wunderschön neugemachten Berliner Bodemuseum – wo man die Skulpturen weiterhin nach moderner Manier von den Gemälden getrennt hält, abgesehen von ein paar zweitrangigen Dekorationsstücken – treten die Besucher sich selten auf die Füße.
Das dreidimensionale Sehen, das selbsttätiges Umschreiten und Umschmeicheln erfordert, scheint vielen bei der wachsenden Menge zweidimensionaler Bilder zu anstrengend geworden zu sein. Wer die seltener gewordene Begeisterung für Meisterwerke der Plastik erklären wollte, der hätte eine umfassende Geschichte der modernen Kunstbetrachtung zu entwickeln. Aber auch ein anderes Mittel ist recht: Anstelle der Erklärung sind Versuche der Verführung und Hinführung willkommen.
Einen solchen Versuch hat jetzt Wolfgang von Wangenheim mit dem schmalen Band „Ponderation“ vorgelegt. Der Autor hat vor einigen Jahren eine besonders für den erotischen Blick sensible Biographie Johann Joachim Winckelmanns geschrieben, des Mannes, der Europa das Schauen nackter Marmorleiber gelehrt hat. Sein neues Buch nun ist eine kleine, reich bebilderte Geschichte der abendländischen Skulptur seit dem alten Ägypten, sortiert nach dem Gesichtspunkt, wie die Bildhauer mit dem Problem der Schwerkraft umgegangen sind; ist doch eine Hauptleistung der Plastik, so Wangenheim, die „Darstellung des Widerstandes eines Körpers gegen den Sog nach unten, gegen das Erliegen“. So sagte auch Hegel über die stehende Haltung der Statue, sie sei „ein Wollen, denn hören wir auf, stehen zu wollen, so wird unser Körper zusammensinken und zu Boden fallen. Dadurch schon hat die aufrechte Stellung einen geistigen Ausdruck.“
Diese kleine Sehschule folgt der Tradition bürgerlicher Schau-Bücher, wie etwa Paul Brandts „Sehen und Erkennen“ (1910), das einst ein beliebtes Konfirmationsgeschenk war. Wangenheims Gliederung in stehende, sitzende, liegende und hängende Figuren hat den Vorteil, körpernah und anschauungsnah zu sein: Es geht mehr um Haltungen als um Epochen. Gelegentlich stimmt der Autor einen gesucht altväterlichen Kunsthistorikerton an: „In der Gewichtung tritt Geistiges, tritt Kunst zutage.“ Und er fügt dem gehäuteten Marsyas in Florenz einen Relativsatz im Stil der Winckelmannzeit bei: „. . . der mich einst erschütterte“.
Gleichwohl macht das Büchlein insgesamt Lust auf eine Betrachtung der Bildwerke, die nicht nur kunsthistorisch informiert, sondern auch anthropologisch interessiert ist. Die alte Bedeutung der Grabplastik wird gestreift, die Erwin Panofsky betonte; Wangenheim spricht vom „magischen Kern“ der Skulptur, insofern sie auf „eine uralte Vorstellung von Lebenssicherung“ verweist.
Das nebenstehende Bild zeigt eine der berühmtesten Skulpturen der Neuzeit, zugleich einen der kühnsten Versuche der Schwerkraftbewältigung: Giambolognas geraubte Sabinerin in der Loggia dei Lanzi neben dem Rathaus von Florenz. Wangenheim schreibt dazu einen schönen Satz: „Zwei Männer bemühen sich um eine Frau als solche.“ Die fotografischen Reproduktionen in dem Buch sind übrigens ziemlich schlecht – als sollte damit gesagt werden, dass man die Skulpturen möglichst selber anschauen möge. JOHAN SCHLOEMANN
WOLFGANG VON WANGENHEIM: Ponderation. Über das Verhältnis von Skulptur und Schwerkraft. Matthes & Seitz, Berlin 2010. 165 S., 14,80 Euro.
Raub der Sabinerin:
„Zwei Männer bemühen sich
um eine Frau als solche.“
Giambologna, Raub der Sabinerin (1583), Florenz Foto: AGE/F1online
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Abbildungen sind es jedenfalls nicht, was Johan Schloemann so freut an diesem Band. Allerdings liest er diesen reprotechnischen Mangel freundlich als Einladung, sich die bildhauerischen Werke, die hier von Wolfgang von Wangenheim schon mal im alväterlichen Kunsthistorikerton gepriesen werden, gleich an Ort und Stelle anzuschauen, zu "umschmeicheln", wie er sagt. Auf solche Worte kommt Schloemann durch den vom Autor gepflegten "erotischen Blick". Das färbt ab. Lässt den Rezensenten aber nicht vergessen, wie insgesamt gelungen diese auf Haltungen, nicht Epochen spezialisierte Sehschule auch als Geschichte der abendländischen Skulptur funktioniert. Lustmachend, meint Schloemann.

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