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"Dezsö Kosztolányi war ein Genie, vielleicht auch ein Gott." - Süddeutsche Zeitung
Kornél Esti, schillernder Kaffeehausliterat, ist überall zuhause, in der Provinz wie in Metropolen. So vielfältig wie die Orte und Menschen, die er aufsucht, sind die Abenteuer, die er so frech wie bravourös besteht. Paris gilt Estis besondere Liebe - die nicht alle seine Landsleute teilen. So zwingt ihn sein Gefährte Bandi in der Hochburg verfeinerter Lebensart zu schlichter magyarischer Gastlichkeit. Ein anderer, ehemals Zigarrenspitzenfabrikant, bringt Esti in die Bredouille, als er nach seinem Bankrott…mehr

Produktbeschreibung
"Dezsö Kosztolányi war ein Genie, vielleicht auch ein Gott." - Süddeutsche Zeitung
Kornél Esti, schillernder Kaffeehausliterat, ist überall zuhause, in der Provinz wie in Metropolen. So vielfältig wie die Orte und Menschen, die er aufsucht, sind die Abenteuer, die er so frech wie bravourös besteht. Paris gilt Estis besondere Liebe - die nicht alle seine Landsleute teilen. So zwingt ihn sein Gefährte Bandi in der Hochburg verfeinerter Lebensart zu schlichter magyarischer Gastlichkeit. Ein anderer, ehemals Zigarrenspitzenfabrikant, bringt Esti in die Bredouille, als er nach seinem Bankrott spurlos untertaucht und eine Schar von Angehörigen und Gläubigern zurücklässt. Selbst auf dem Land ist dem gefragtesten Mann Budapests keine Ruhe vergönnt - ein harmloser Apothekenbesuch mündet in schierem Wahnsinn. Die Kunst der wahren Lüge, der Umgang mit schwierigen Zeitgenossen, die Erkenntnis, dass das Ende der Welt ihren Anfang bedeute, die Frage nach dem einzig echten Glück und nach dem Sinn von Leben und Tod: Der unvergleichliche Kornél Esti gewährt kostbare Einblicke in alle Bereiche des menschlichen Daseins.
Autorenporträt
Dezso Kosztolanyi (1885-1936) veröffentlichte nach einem abgebrochenen Philosophiestudium und journalistischer Tätigkeit 1920 seinen ersten Gedichtband. Als Lyriker, Erzähler, Essayist und Übersetzer (u.a. der Werke von Oscar Wilde, Rilke und Stefan George) gehört er zu den prägenden Gestalten der ungarischen Literatur in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren. 1931 war er erster Präsident des ungarischen PEN-Clubs.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2006

Vergeßt Márai!
Genialer Einzelgänger: Dezsõ Kosztolányis Hauptwerke liegen jetzt auf deutsch vor

Als Dezsõ Kosztolányi 1936 gestorben war, widmete ihm die Literaturzeitschrift "Nyugat" fast die komplette Dezemberausgabe. Das Inhaltsverzeichnis auf der ersten Seite kündigt in einem schwarzen Kasten eine ganze Reihe von Nachrufen auf den ersten ungarischen PEN-Präsidenten an, unter anderem von Mihaly Babits (dessen "Storchkalif" zu den Klassikern der phantastischen Literatur zählt) und Oszkár Gellért, den beiden Redakteuren der Zeitschrift.

Auch ein weiterer langjähriger Weggefährte, der Schriftsteller Frigyes Karinthy, beteiligte sich: Unter dem Titel "Die grüne Tinte ist versiegt" (Kosztolányis Vorliebe für diese Schriftfarbe war bekannt), den Karinthy einst gemeinsam mit dem Freund festgelegt haben will, schildert er den Verstorbenen als "tapferen, wahren Soldat Seiner Majestät, des Individuums", der "den Menschen mehr als die Menschheit geschätzt" habe, der mit verbindlichen Umgangsformen und großer Höflichkeit einem radikalen Partisanentum gehuldigt habe, wo es um die Freiheit des einzelnen gehe.

"Ich beneide dich um deinen Mut", schreibt Karinthy dem an Kehlkopfkrebs gestorbenen Freund hinterher, "mit dem du offen gewagt hast, dich vor dem Tod zu fürchten, dir nichts vorgemacht hast, winziger Käfer, dem schrecklichen Rachen entgegensehend, den er vor dir aufgerissen hat. Nun ist es geschehen, du hast es überstanden. Die geschwätzige Grabrede erwähnt ,ein vollendetes Werk', ,ein rundes und fertiges Leben'. Lachen wir uns an, Didus. Hier ist kein fertiges Werk und kein Torso - in jedem deiner Augenblicke war dein ganzes Leben enthalten, nicht aber in jener ,Unsterblichkeit', mit dem dieser lange Augenblick in dem Abschnitt von ein, zwei Jahrhunderten der Literaturgeschichte ausgedrückt wird."

Vielleicht muß man einem Autor sehr nahestehen, um ihn so schrecklich zu vermissen, daß man das Leben so zu dessen Gunsten gegen das Werk hält: Was sind zweihundert Jahre posthume Unsterblichkeit gegen einen einzigen Moment mit dem lebendigen Freund? Karinthy, der Kosztolányi zwei Jahre später nachfolgen sollte (sein Buch "Reise um meinen Schädel" von 1937 berichtet vom Leben mit der Krankheit), konnte nicht voraussehen, wie rasch sich das Werk dieses Feuilletonisten von Gnaden zum modernen Klassiker der ungarischen Literatur entwickeln würde, wie dauerhaft es sich als Bezugspunkt jüngerer Autoren etablieren würde - und welche Rolle es siebzig Jahre nach dem Tod des Autors in Deutschland spielen würde.

Ein Foto, aufgenommen in den dreißiger Jahren, zeigt Kosztolányi im Gespräch mit Thomas Mann, beide in Abendkleidung, der Ungar lächelnd und elegant, der Deutsche ernst und offensichtlich konzentriert. Wie sehr er Kosztolányi schätzte, hatte er schon bekundet, als er dessen Roman "Nero" im Manuskript zu lesen bekam - eine glasklare Schreckensvision über einen absoluten Herrscher, der sich langweilt und zum Künstler berufen fühlt -, und das "überraschende" Werk überschwenglich lobte. Überraschend? "Es will sagen, daß das Werk mehr ist als ein Produkt der Kultur und eines nationalen oder selbst europäischen Niveaus: daß es das Zeichen persönlicher Gewagtheit an der Stirne trägt, aus kühner Einsamkeit stammt und unseren Sinn mit einer Menschlichkeit, die wehe tut, so wahr sie ist, berührt. Das ist das Wesen des Dichterischen."

Fünf Romane hat Kosztolányi in kurzer Zeit in den Zwanzigern geschrieben, vier davon lagen bald auf deutsch vor: "Der schlechte Arzt", ein allerdings sehr mäßiger Roman um ein Ehepaar, das aus Nachlässigkeit und Sparsamkeit den Tod des Kindes verschuldet ("Schade um die Zeit", hat ein Vorbesitzer in mein Exemplar geschrieben, ein zweiter ergänzte: "Ja! und um den Druck" - das Buch wurde denn auch seither auf deutsch nicht mehr aufgelegt), dann aber folgten rasch "Nero" und vor allem "Anna Edes", ein Dienstmädchenroman vor dem Hintergrund der ungarischen Räterepublik 1919 und der dann folgenden Restaurationszeit. Hans Magnus Enzensberger hat den Roman in die "Andere Bibliothek" aufgenommen, und unter den dort versammelten Funden strahlt er besonders hell: als Leidensgeschichte einer Magd, die so sanft und anspruchslos ist, daß sie schließlich einen Doppelmord begeht; als Studie einer Gesellschaft, die im politischen Umbruch nicht ein noch aus weiß und sich als allererstes von ihrer Ethik trennt; als Kommentar schließlich eines grimmigen Bohemiens, der aus dem Zusammenspiel von Lebensart und Mitgefühl die schönsten Funken schlägt. Und der eine Prosa schreibt, vor deren Eleganz und Klarheit vieles verblaßt, was seine Zeitgenossen an sogenannter engagierter Literatur publiziert haben.

"Anna Edes" ist unter Kosztolányis Romanen der einzige, der sich der Hauptstadt widmet. Anna kommt aus der Provinz, vom Plattensee, und ihren erstaunten Blick auf die Metropole teilt sie mit vielen Gestalten, die Kosztolányis Kosmos bevölkern, vermutlich auch anfangs mit ihm selbst. Im Werk des 1885 im südungarischen Szabadka - heute heißt die Stadt Subotica und gehört zu Serbien - geborenen Autors bildet die imaginäre Provinzstadt Sárszeg den zweiten Pol: Hier etwa lebt "Lerche", das ältliche Mädchen aus Kosztolányis gleichnamigem Roman, das mit seinen Eltern in einer Hölle aus Frustration, Anspruchsdenken und familiär motivierten Forderungen zusammenhaust. Einmal, ein einziges Mal fährt sie ein paar Tage zu Verwandten, und als ihre Eltern schließlich widerstrebend begreifen, was für eine schreckliche Bürde das launische Geschöpf für sie ist, kommt das Mädchen, ebenso unglücklich wie seine Eltern, auch schon wieder heim.

Oder Antal Novák, der Schulmeister von Sárszeg (auch Kosztolányis Vater war Lehrer, später Rektor des heimatlichen Gymnasiums), der sich in "Der goldene Drache" auf einmal in einen Kampf mit einem Schüler verstrickt sieht, den er nicht gewinnen kann, und was am Ende übrigbleibt, ist die grausam hellsichtig geschilderte Trostlosigkeit, wie sie die Endzwanziger befällt, die angekommen sind und auf vierzig weitere Jahre rechnen müssen - einzig der Lehrer hat sich "auf ungarisch" davongemacht; er hat sich erschossen.

Denn nichts schildert Kosztolányi so ausdauernd wie jenen Moment, in dem sich einer wegstiehlt, die Abreise mit unbestimmtem Ziel, nicht selten in den Tod. Schrecklicher als das Fortgehen ist freilich dann das Wiederkehren, etwa in der kleinen Erzählung "Der wundersame Besuch der Krisztina Hrussz", der das Erscheinen eines heftig beweinten toten Mädchens bei ihrem Verehrer schildert - sie haben dreißig Minuten, aber nichts mehr miteinander gemein, so daß Krisztina aus lauter Langeweile schon nach zehn Minuten wieder verschwindet.

Besonders in Kosztolányis Novellenzyklus um sein Alter ego Kornél Esti klingt das immer wieder an: daß zwei miteinander reden wollen, aber über Floskeln nicht hinauskommen; daß der eine von seinem kranken Kind erzählt, der andere nur von seinem entstehenden Werk und beide zwar die Relevanz dessen, was der andere berichtet, durchaus anerkennen, aber nicht bereit sind, darauf zu reagieren. Und wenn sich zwei dann in großer Herzlichkeit miteinander unterhalten, letzte Fragen anschneiden und sogar klären, dann liegt das - wie in der Erzählung vom bulgarischen Schaffner, den Kornél Esti in einer langen Nacht im Zug trifft - gerade daran, daß keiner die Sprache des anderen spricht.

Seit 1999 zum ungarischen Gastlandauftritt im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auch der fünfte Roman Kosztolányis ins Deutsche übertragen wurde, blieben die Novellen um Kornél Esti das letzte dringende Desiderat auf dem deutschen Buchmarkt. Der Verlag Rowohlt Berlin hat vor zwei Jahren einen ersten Band unter dem Titel "Ein Held seiner Zeit" herausgebracht und ließ jetzt einen zweiten folgen: "Die Abenteuer des Kornél Esti" versammelt Texte, die im ersten, ursprünglich 1933 erschienenen Band nicht aufgenommen worden waren, und so sind tatsächlich einige darunter, die man nicht unbedingt vermißt hätte.

Die übrigen aber, allen voran die späten Novellen, zeigen jene eigentümliche Mischung aus Verspieltheit und unvermitteltem Ernst, der den Autor so auszeichnet. Ein Glanzstück wiederum geglückter Kommunikation, die davon lebt, daß man sich nicht versteht, ist etwa "Das Manuskript": Esti bekommt einen Berg Papier ausgehändigt, der einen ungedruckten Roman einer befreundeten Verfasserin enthält, und als er sich nach Monaten und einer Reihe zufälliger Begegnungen nicht mehr zu helfen weiß, als zu behaupten, er habe den Text gelesen, beginnt eine Art verbales Schattenboxen zwischen der Autorin und dem Rezensenten, in dem Esti verzweifelt nach Möglichkeiten sucht, aus ihren Äußerungen den Inhalt des Werks zu rekonstruieren (der gebürtige Ungar Ephraim Kishon hat später eine sehr ähnliche Erzählung verfaßt).

Vor allem aber finden sich hier Texte, die neuerlich nach den Verschwundenen fragen - und nach dem Verschwinden: Das Ende der Welt, weiß Kornél Esti, ist gar nicht so schrecklich, wenigstens nicht, wenn man es sich in allen Einzelheiten ausmalt. Es ist der Schritt ins Offene, die ganz große Freiheit, der Augenblick, der alle Rücksichten vergessen macht, der Moment des Individuums. So steht es in der letzten Kornél-Esti-Geschichte, die Kosztolányi kurz vor seinem Tod schrieb und die auch diesen Band beschließt.

Und weil sich darin alles zeigt, was diesen Autor ausmacht, weil Melancholie, Lebensgier und jener von Karinthy so bewunderte Käfermut angesichts des großen Rachens darin ein so festes Bündnis eingehen, ist dieses Buch ein Vermächtnis, wie es nur selten auf die Nachgeborenen kommt. Zumal wir vermutlich auf die Feuilletons, die Kritiken, die Gedichte und die übrigen Erzählungen Kosztolányis noch eine Weile warten müssen. Vielleicht sollte man auch einfach endlich Ungarisch lernen.

TILMAN SPRECKELSEN

Dezsõ Kosztolányi: "Ein Held seiner Zeit. Die Bekenntnisse des Kornél Esti". Rowohlt Berlin, 303 Seiten, 19,90 Euro (auch als Taschenbuch).

"Die Abenteuer des Kornél Esti". Rowohlt Berlin, 189 Seiten, 17,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.04.2006

Wie man über ein Buch plaudert, ohne es gelesen zu haben
Charmant in allen Lebenslagen: „Die Abenteuer des Kornél Esti” von Dezsö Kosztolányi
Dezsö Kosztolányi, geboren 1885, war im ersten Drittel des Zwanzigsten Jahrhunderts der Tausendsassa der ungarischen Literatur. Sich auf irgendetwas festzulegen, widersprach offenkundig seinem Naturell. Er schrieb Romane, Gedichte und Essays, übersetzte Heine und Rilke, Shakespeare und Hölderlin. Für seinen vielleicht populärsten Roman „Ein Held seiner Zeit” erfand er die Figur des Kornél Esti - und die geriet ihm so vital, dass sie später in einem Erzählungsband weiterlebte. „Die Abenteuer des Kornél Esti” erschienen zum ersten Mal 1936, im Todesjahr Kosztolányis.
Im gleichen Jahr kam es bei den ungarischen Parlamentswahlen zu einem massiven Rechtsruck, die Antisemiten gewannen Oberwasser. Diese zufällige biografische, literarische und historische Koinzidenz lässt Kosztolányis Geschichten heute wie ein Vermächtnis erscheinen. Denn mit ihnen geht auch in Ungarn eine Literatur zu Ende, die eng mit dem Kaffeehaus und der Großstadt verbunden ist. Man darf sich Kornél Esti als einen Mann Anfang zwanzig vorstellen, früh vollendet: „Wir alle leben nur ein, zwei Jahrzehnte wirklich, die ersten Jahrzehnte unseres Lebens. Da lagern sich in unserer Seele die Schätze ab, in tiefen Schichten. Ein ganzes Leben genügt nicht, sie auszugraben.” Wer zu solcher Erkenntnis gelangt ist, wird sein irgendwie philologisches Studium nicht mehr besonders ernst nehmen und sich lieber um die Frauen und eine hoffnungslose Karriere als Literat bemühen.
Obwohl ihn chronische Finanznot plagt, gönnt sich Kornél Esti Reisen nach Paris, denn dort ist alles anders als im provinziellen, schmuddeligen Budapest. Ein Ungar zu sein, bedeutet für einen wie ihn eine biografische Kränkung, kommt der Verurteilung zu lebenslanger Blamage gleich. Unwahrscheinlich, dass er es jemals als Literat zu etwas bringen wird. Seine wahre Begabung liegt im spontanen Krisenmanagement, davon handeln seine gesammelten Abenteuer: Wie man sich unauffällig aus einem noblen Zürcher Restaurant verabschiedet, wenn man bei der Vorspeise merkt, dass die zu erwartende Rechnung auch nur den Gedanken an einen Hauptgang verbietet. Wie man mit einer ambitionierten Autorin formvollendet über deren 1308-Seiten-Manuskript plaudert, ohne auch nur eine Zeile gelesen zu haben. Wie man hoffnungslose Dichter tröstet und depressive Apotheker dazu.
Kornél Estis Begabung liegt darin, dass er eine Situation blitzschnell erfasst und dass ihm mindestens genauso schnell eine Idee zufliegt, wie er durch eine kleine Lüge, durch eine minimale Korrektur der Wirklichkeit einen Knoten zerschlagen oder eine Peinlichkeit überwinden kann. Beneidenswert, wem dieses Talent gegeben. Kornél Esti selbst aber weiß das gar nicht zu schätzen, weil er ganz auf seinen literarischen Ehrgeiz fixiert ist: Eine tragikomische Figur, die in immer neuen Situationen des Alltags bizarre Bewährungsproben besteht, ohne so recht zu wissen, wie ihm geschieht.
Der Einfallsreichtum Kosztolányis scheint unerschöpflich - man hätte nichts dagegen, mit seinem Helden noch mehr Abenteuer zu erleben. Doch zählen diese Geschichten zu den Hinterlassenschaften einer Welt, die bald darauf vernichtet wurde. Kornél Esti ist einer ihrer letzten Repräsentanten, urban, ironisch, melancholisch - ein Lebenskünstler, wie es ihn in dieser Gestalt nie mehr geben wird. TOBIAS HEYL
DEZSÖ KOSZTOLÁNYI: Die Abenteuer des Kornél Esti. Aus dem Ungarischen von Christina Viragh. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006. 187 S., 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dem 1885 geborenen Dezsö Kosztolanyi ist die Figur des Kornel Esti in seinem berühmten Roman "Ein Held unserer Zeit" offensichtlich derart "vital" geraten, dass er ihn auch in den vorliegenden Erzählungen noch seine Abenteuer erleben lässt, stellt Tobias Heyl fest. Es handelt sich bei Esti um einen jungen erfolglosen Schriftsteller, der in allen Lebenslagen die Fassung behält und dessen wahres Talent im "Krisenmanagement" liegt, meint der Rezensent. So könne Esti sich aus einem seine Mittel übersteigenden Restaurant genauso dezent entfernen, wie er mit einer Schriftstellerin "formvollendet" über ihr umfangreiches Roman-Manuskript diskutieren könne, das er nie gelesen hat, so Heyl amüsiert. Etwas wehmütig stellt er fest, dass die "urbanen, ironischen, melancholischen" Erzählungen, die 1936, im Todesjahr des Autors, erstmals erschienen, eine längst untergegangene Welt festhalten, denn er hätte zu gern von weiteren Erlebnissen des Esti gelesen.

© Perlentaucher Medien GmbH
Ein bedeutender Nachtrag zur Weltliteratur ... Der ungarische Thomas Mann wird endlich wiederentdeckt. Die Zeit