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Siegfried Kracauers Kulturdiagnose, ihrer Zeitgebundenheit, Übersetzbarkeit und Reichweite ist dieser Band gewidmet und soll Scharnierstellen zwischen verschiedenen Seiten seines Werkes sichtbar machen. Angeregt von der Kracauer-Forschung seit 1989, werden Ausblicke eröffnet auf das Gebiet von Filmtheorie und urbaner Ethnographie ebenso wie auf die Medienwissenschaft, die sich schon zu Kracauers Zeiten von der Kunstgeschichte emanzipierte. Auch die bisher zu wenig gewürdigte Teilnahme Kracauers an der zeitgenössischen Architektur- und Städtebaudiskussion findet Beachtung, dürfte dies doch dem…mehr

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Produktbeschreibung
Siegfried Kracauers Kulturdiagnose, ihrer Zeitgebundenheit, Übersetzbarkeit und Reichweite ist dieser Band gewidmet und soll Scharnierstellen zwischen verschiedenen Seiten seines Werkes sichtbar machen.
Angeregt von der Kracauer-Forschung seit 1989, werden Ausblicke eröffnet auf das Gebiet von Filmtheorie und urbaner Ethnographie ebenso wie auf die Medienwissenschaft, die sich schon zu Kracauers Zeiten von der Kunstgeschichte emanzipierte.
Auch die bisher zu wenig gewürdigte Teilnahme Kracauers an der zeitgenössischen Architektur- und Städtebaudiskussion findet Beachtung, dürfte dies doch dem Bild des metaphysisch gestimmten, von Modernitätsemphase freien Kracauer der Frühzeit teilweise widersprechen. Die Anordnung der Beiträge ist systematisch, folgt aber nicht der Werkbiographie.

Mit Beiträgen von Inka Mülder-Bach, Philippe Despoix, Lorenz Jäger, Christine Holste und Volker Breidecker.
Autorenporträt
Christine Holste ist Lehrbeauftragte für Kulturwissenschaft und Architektursoziologie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2007

Blickkontakt
Ein lesenswerter Sammelband zu Kracauers Theorie der Oberfläche

Der Blick, der die Dinge durchschaut, hält sich nicht an der täuschenden Oberfläche auf. Doch eben deshalb steht er auch in Gefahr, doch nur das zu sehen, was er vorher schon wusste. Dem Freund Ernst Bloch hat Siegfried Kracauer einmal in späten Jahren einen solchen Blick attestiert, der "das Nächste, mit dem wir es zu tun haben, so überaus transparent macht, dass wir kaum noch sehen, was und wie es ist". Damit war im Kontrast auch benannt, wie es Kracauer selbst mit der Betrachtung der Dinge hielt: Der Blick blieb nahe an ihnen, denn von Oberflächenphänomenen erwartete er sich die entscheidenden Winke, wie die Wirklichkeit konstruiert sei, an welchem historischen Ort sie stehe und wohin die Reise gehen könnte.

"Kracauers Blick" ist der Titel eines schmalen Bandes, dessen Beiträge Facetten von Kracauers Arbeiten und ihre methodischen Maximen behandeln. Der Akzent auf den "Blick" bringt dabei von Anfang ins Spiel, dass Kracauers Denken auf eine besondere Weise dem Akt des Sehens verpflichtet war, wie es Lorenz Jäger in seinem Beitrag formuliert, der von Kracauers Dissertation aus dem Jahr 1914 über "Die Entwicklung der Schmiedekunst" seinen Ausgang nimmt. Diese besondere Weise der Anschaulichkeit entsprach einem Gespür für die nicht auflösbare Opakheit des Wirklichen, die von Theorie so wenig aufgelöst werden kann wie von Blochs überstürztem Messianismus.

Gegenüber hochgestochenen Erwartungen, theoretischen wie praktischen, wahrte Kracauer von Beginn an skeptischen Abstand. Die Verlustrechnung der gesellschaftlichen Diagnosen mochte in den Texten der zwanziger Jahre noch recht deutlich mit metaphysischen Sinndefiziten operieren. Aber die Versuche, wieder unter das "Obdach" der Transzendenz zu kommen, fanden in ihm einen unbarmherzigen Kritiker. Inka Mülder-Bach, Herausgeberin der Werkausgabe Kracauers, verfolgt in ihrem Beitrag die Entwicklung von den frühen Feuilletons bis zum Buch über "Die Angestellten" von 1930, mit dem der Soziologe als recherchierender Ethnograph das Feld betritt.

Christine Holste bietet eine anregende Engführung von Kracauers Beschreibungen Pariser Straßen mit Eugène Atgets Fotografien, Philippe Despoix zieht Verbindungslinien von Kracauers Stadtbeschreibungen zu dessen Filmanalysen, und auch Volker Breidecker beendet seinen eleganten Parcours am Leitfaden von Kracauers Aufmerksamkeit für die unscheinbaren kleinen Dinge mit Kracauers und Erwin Panofskys Würdigung des Kinos als zeitdiagnostisches Instrument und "Museum der Gegenwart". Entstanden ist so ein gut komponierter und sehr lesenswerter Band.

HELMUT MAYER

Christine Holste (Hrsg.): "Kracauers Blick". Anstöße zu einer Ethnographie des Städtischen. Philo Verlagsgesellschaft, Hamburg 2006. 186 S., br., 19,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sehr lesenswert findet Helmut Mayer diesen Sammelband mit Aufsätzen zu Siegfried Kracauers Werk und Methodik. Für "anregend" hält der Rezensent nicht nur den Text der Herausgeberin Christine Holsten über Kracauers Stadtbeschreibungen im Zusammenhang mit der Fotografie, sondern auch den Gesamtakzent des "gut komponierten" Buches. Wie Kracauer die Oberflächlichkeit des Wirklichen gegen die Transzendenz verteidigt, konnte Mayer anhand der Beiträge offenbar problemlos nachvollziehen.

© Perlentaucher Medien GmbH