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Ein besonderes Geschenkbuch für Genießer und Weinkenner: Sybille Bedfords kenntnisreiche, lebendige Schilderung einer denkwürdigen Degustationsreise zu den Weinschlössern bei Bordeaux.

Produktbeschreibung
Ein besonderes Geschenkbuch für Genießer und Weinkenner: Sybille Bedfords kenntnisreiche, lebendige Schilderung einer denkwürdigen Degustationsreise zu den Weinschlössern bei Bordeaux.
Autorenporträt
Sybille Bedford, geb. 1911 in Berlin als Tochter des Barons von Schoenebeck und seiner englischen Gattin, wuchs in Deutschland, England, Italien und Frankreich auf. Als junges Mädchen lebte sie mit ihrer Mutter und derem zweiten, italienischen Ehemann an der Cote d'Azur, dem Zufluchtsort für viele europäische Künstler und Intellektuelle der Zeit. Alle ihre Romane und Reiseerzählungen schöpfen aus dem reichen biographischen Hintergrund. Sybille Bedford hat außerdem viele Jahre als Gerichtsreporterin berühmten Prozessen beigewohnt und darüber für 'Esquire' und 'Life' berichtet. Die Autorin ist am 17. Februar 2006 in London gestorben. Ihre Autobiographie, mit dem Titel 'Quicksands' 2005 in den USA und in England erschienen, wurde von der angelsächsischen Presse enthusiastisch gefeiert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.07.2008

Die alte Dame und der Trunk
Neu verkostet: Sybille Bedfords „Weinprobe in Bordeaux”
Vor kurzem erschien posthum das Buch „Am liebsten nach Süden” mit Reiseschilderungen der 2006 im Alter von 96 Jahren verstorbenen deutsch-britischen Autorin Sybille Bedford. Es enthält acht Skizzen über Reisen nach Frankreich, Italien, die Schweiz, Dänemark und das damalige Jugoslawien aus den Jahren 1948 bis 1978. Man erfährt darin viel über die Kunst des Reisens. Die war der Autorin offenbar  angeboren und wurde zum Elixier eines langen Lebens.
Sybille Bedford war auch eine Kulinarikerin mit enzyklopädischem Wissen um die europäische Kochkunst, das sie als Kind vom Vater vermittelt bekam. Weine wusste sie nach eigenem Bekunden zu unterscheiden, ehe sie lesen und schreiben konnte. So werden die Beschreibungen von Speisen und Getränken – sei es die ligurische Fischsuppe il cacciucco  oder  ein menu à 16 NF in der Auvergne – zu kulturellen Konstanten in einer sich wandelnden Welt.
In dem Band ist auch eine Reportage enthalten, die dem Verlag so besonders erschien, dass er sie in einer kleinen bibliophilen Liebhaberausgabe herausbrachte: „La Vie de Château – eine Weinprobe in Bordeaux”. Eine vergnügliche Milieuschilderung für alle, die zwar gerne diese Weine genießen, aber nie ein Château von innen gesehen  haben, geschweige denn von einem der Schlossherren zu Tisch gebeten wurden. Aber es ist auch ein Bericht aus dem Herzen des Systems, ein Dokument mit präzisen Beobachtungen, das ein wenig den Vorhang um das Mysterium Bordeaux lüftet.
Man muss in dieser Reportage nur zwischen den Zeilen lesen. Auf Château Haut-Brion notiert Bedford: „Das Ganze besitzt den ästhetischen Reiz von Geometrie plus allergrößter Sauberkeit.” Auf Château Lafite erlebt sie eine ganz andere Welt. „Die Schönheit des chai (des Fasslagers) ist hier dunkler und älter. Wenn Haut-Brion etwas von einer königlichen Yacht hat, so erinnert Lafite an eine Kathedrale. Kein Edelstahl. Hier werden die Weine nach wie vor in riesigen, einfachen Holzfässern vinifiziert, im Keller lagern unzählige Fässer im rembrandtschen Halbdunkel, und schweigsame Männer – reifender Wein braucht Stille – gehen ihrer anspruchsvollen, zielstrebigen Tätigkeit nach.”
Bedford beschreibt eine Reise, die sie im Juni 1978  ins Médoc und nach Pessac-Léognan führte. Anlass war die Fête de la Fleur. Dieses Fest der Rebblüte  fand in jenem Jahr auf Château Ducru-Beaucaillou statt und die Autorin beschreibt den äußeren Rahmen mit knappen Worten: „Auf dem Rasen der Aperitif, zwei Weißweine, gefolgt vom Bankett für 440 Personen unter einem Zeltdach (heiß), Ansprachen: M. le Ministre und Erwiderungen – vor dem Essen. Es gibt eine Kapelle.”
Sie ist unterwegs in Gesellschaft Gleichgesinnter, zu der auch Michel Lemonnier („professioneller Weinkritiker, Franzose, cherubinisch, ausgeglichen”) und vor allem der Amerikaner Richard Olney („passionierter Weinfreund. Strahlendes Licht in der großen Welt der Kochkunst”) zählen. Olney ist ein kulinarisches Schwergewicht seiner Zeit. Maler, Koch,  Autor zahlreicher Koch- und Weinbücher. Mit seiner Arbeit legte er den Grundstein für die moderne amerikanische Küche. Alice Waters, deren Restaurant Chez Panisse zur Keimzelle der kalifornischen Küchenrevolution wurde, war seine gelehrige Schülerin.
Sybille Bedford selbst, geboren 1911 in Berlin als Sybille Aleid Elsa von Schoenebeck, Tochter von  Baron Maximilian von Schoenebeck und der Engländerin Elizabeth Bernard, wuchs in Deutschland, England, Italien und Frankreich auf, lebte seit Mitte der 1920er Jahre in Sanary sur Mer an der Côte d’Azur und später bis zu ihrem Tode in London – eine polyglotte Weltbürgerin.
Olney und Bedford sind Celebrities ihrer Zeit, geistreich, kosmopolitisch, literarische Flaneure mit einem ausgeprägten Hang zum französischen savoire vivre. Das musste in Bordeaux Gefallen finden. Die Bordelaiser Wein-Granden umgaben sich stets gerne mit einer solchen Entourage. Und so wird in zielstrebiger Gastfreundschaft  alles aufgeboten, was die Keller hergeben. 61er Ducru-Beaucaillou, 55er Lafite, 45er de Pez und die beiden Yquems 1967 und 1937.
Bedford trägt das Ihre dazu bei mit wunderbaren Sätzen wie  „Wie oft, wie selten wird ein gut gemachter, gut ausgebauter Wein auch gut getrunken?”  Einige Gläser Lafite und Latour  weiter widmet sie ihren Gastgebern auf der Domaine de Chevalier diese Eloge: „Als wir am Nachmittag aufbrechen, weiß ich, dass dort, am Tisch dieser liebenswürdigen Familie, die bereit war, ihr kultiviertes Vergnügen der Sinne mit uns zu teilen, ein Wein sein richtiges, wahres Ende gefunden hat.”
Höhepunkt der Reise ist der Besuch auf Château Haut-Brion, wo man sie den jungen Jahrgang aus dem Fass probieren lässt. „Wir schauen hin, wir riechen, wir nehmen einen Schluck. Wir kauen, wir denken nach. Es ist ein langsamer, überaus fordernder  Prozess (man steht, wenngleich nicht immer still), fast schon eine Tortur – das raue Tannin gerbt den Gaumen, malträtiert ihn, aber im Kern entdeckt man eine Andeutung . . . nun, von Textur, Struktur, vielerlei Gerüchen, entsprechenden Aromen; man ahnt Langlebigkeit, künftige Harmonien. Dieser Wein ist noch sehr jung, sehr ungestüm, (dabei vielversprechend, trotz allem, was man gehört hat).” War dies bloße Höflichkeit gegenüber den Gastgebern?
1977 gilt als wahrhaft schwaches Jahr mit katastrophalen Wachstumsbedingungen.  Broadbents Beschreibung klingt zum fürchten: „Strenge Fröste im Frühjahr beeinträchtigten einige Weinberge stark. Späte Blüte. Kalter, nasser Juni, extrem nasser Juli, die erste Augusthälfte heiß und trocken, danach kühles, feuchtes Wetter. Trockenster September seit 1851; ziemlich späte, sonnige Lese. Die Herbstsonne rettete, was zu retten war, aber in den meisten Fällen war der Schaden bereits angerichtet.”
Langlebigkeit ist beim Wein ein relativer Begriff. So notierte der Amerikaner Robert Parker über Haut-Brion 1977: „In diesem schlechten Jahrgang war der Nachbar La Mission Haut-Brion tatsächlich besser als der Haut-Brion mit seiner mittelrubinroten Farbe, seinem aromatischen, würzigen, aber etwas vegetabilem Aroma und ziemlich leichtem Geschmack und einiger Strenge im Abgang. Er sollte in den nächsten fünf Jahren getrunken werden.”
Während ich dies schreibe, steht eine Flasche dieses Weins vor mir. Das Château hat sie mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Und welch eine Überraschung. Ihr Inhalt  lässt alle pessimistischen Prognosen von damals zu Makulatur werden und bestätigt den Eindruck Sybille Bedfords.
Ich notiere mir über den Wein: Die Farbe sehr reif, aber nicht ältlich: granatrot mit einem  ganz leichten, dünnen hellen Braun-Orangerand. In der Nase ein zarter Kräuterduft, dazu die erdigen, stalligen Nuancen und Torf, die für Haut-Brion so charakteristisch sind, später auch deutliche dunkle Havanna-Tabaknoten. Lässt erst nach zwei, drei Stunden etwas nach. Wirkt dann etwas morbide mit dem Duft welker Astern und Heidekraut.  In diesem feinen, aber sehr komplexen Bukett zeigen sich wirklich Mineralität und Terroir. Am Gaumen zunächst eine überraschende Süße von roten Früchten, auch überraschend weich, geschmeidig und nicht die Spur dünn oder gar gezehrt, sondern noch mit Länge und Nachhall.  So jetzt eigentlich optimal zu trinken. In diesem Zustand kommt dieser über 30 Jahre alte Wein schon einem echten Mirakel gleich; es ist ein in allen Ehren gereifter und gealterter Wein und  ein lebendiger Beweis dafür, wie sich auch Großkritiker bei Prognosen zu Bordeaux-Weinen irren können. 
Es sind nur 57 Seiten eines schmalen Breviers, aber in ihnen steckt der ganze Kosmos von Bordeaux eingefangen wie in einem Prisma. Es ist für Anfänger der Weinkunde ebenso lesbar und nützlich wie für den, der sich bereits durch vier Jahrhunderte Médoc und Sauternes getrunken hat. Mir hat es zu einer jener wundersamen Begegnungen mit einem vergessenen Wein verholfen, wie man sie nur mit Bordeaux erleben kann.MARIO SCHEUERMANN
SYBILLE BEDFORD: La Vie de Chateau. Eine Weinprobe in Bordeaux. Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. SchirmerGraf Verlag, München 2008. 59 Seiten, 6,95 Euro.
Mario Scheuermann ist einer der angesehensten deutschen Weinkritiker und Autor des Weblogs „the drink tank”.
Kulinarikerin und literarische Flaneurin: Sybille Bedford Jerry Bauer/Opale
30 Jahre durfte dieser Haut-Brion reifen. . . Foto: M.S.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Geradezu ins Schwärmen gerät Mario Scheuermann über Sybille Bedfords "Weinprobe in Bordeaux". Die Reportage, die ihrem posthum erschienen Buch "Am liebsten nach Süden" entnommen ist, liegt zu seiner Freude nun in einer "kleinen bibliophilen Liebhaberausgabe" vor. Das schöne Buch zeichnet für ihn aus durch seine ebenso geistreiche wie amüsante und genaue Schilderung einer Reise in das Weinbaugebiet Bordeaux anlässlich des Rebblütenfests von 1978. Ihre Beschreibung des Milieus, die Einladung in ein Chateau, die Weinproben selbst und vor allem der Weine findet er ganz wunderbar. Einen der von Bedford beschriebenen Weine hat der Rezensent bei der Lektüre genossen und kann, selbst Weinkenner, nur staunen, wie präzise die Autorin diesen Wein charakterisiert hat. Auch wenn das für Anfänger wie Kenner der Weinkunde ebenso geeignete Buch nur 57 Seiten umfasst, ist seines Erachtens darin der "ganze Kosmos von Bordeaux eingefangen wie in einem Prisma".

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