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Durch eine Verwechslung wird das Leben des kleinen Bluffers Felix Gidden 1957 in Düsseldorf vollkommen aus der Bahn gehoben, als er von Schlägern brutal zugerichtet wird. Barbara, die junge Frau des Industriellen Johannes Gidden, hat in einem Kasino in Istanbul Spielschulden gemacht, darum ist man hinter einem Gidden her. Felix muss beweisen, dass er der falsche Gidden ist, denn sein Leben ist bedroht. Er findet den anderen Gidden und willigt ein, für ihn nach Istanbul zu reisen, um die Verwechslung aufzuklären und die Spielschuld zu begleichen. Während seines Aufenthalts in der Türkei kommt…mehr

Produktbeschreibung
Durch eine Verwechslung wird das Leben des kleinen Bluffers Felix Gidden 1957 in Düsseldorf vollkommen aus der Bahn gehoben, als er von Schlägern brutal zugerichtet wird. Barbara, die junge Frau des Industriellen Johannes Gidden, hat in einem Kasino in Istanbul Spielschulden gemacht, darum ist man hinter einem Gidden her. Felix muss beweisen, dass er der falsche Gidden ist, denn sein Leben ist bedroht. Er findet den anderen Gidden und willigt ein, für ihn nach Istanbul zu reisen, um die Verwechslung aufzuklären und die Spielschuld zu begleichen. Während seines Aufenthalts in der Türkei kommt er mit Selim Bay zusammen, einem berühmten Spieler, der den jungen Felix in die Kunst des spielerischen Betrugs einführt.
Besessen bleibt Felix zeitlebens von jener schemenhaften Barbara Gidden, die er nie finden kann, darum beauftragt er schließlich einen Privatdetektiv, nach ihr zu fahnden. Dessen Ergebnisse decken internationale Machenschaften auf, die alle bisherigen Betrügereien in den Schatten stellen.

"Das perfekte Spiel" ist die Lebensgeschichte des attraktiven Gauners und leidenschaftlichen Lügners Felix Gidden, alias Hassan Dirim, alias Dr. Johannes Schneider alias Theo Theissen,der den Leser zum Komplizen in seinem ruchlosen Spiel um Träume und Ängste macht. Gidden erzählt sein bewegtes Leben und berichtet von seiner Kindheit im Waisenhaus, von seinen gro0en Spielen, von Plänen und Träumen. Bisweilen jedoch bleckt Giddens dunkle, paranoide Seite auf, dann ist er jemand ohne Wurzeln, ohne Skrupel und vor allem ohne Gewissen und wer ihm gefährlich werden könnte, dessen Leben gerät unmittelbar in Gefahr.
Autorenporträt
Herbert Genzmer, geboren 1952 in Krefeld, lebt als Autor und Übersetzer in Tarragona und Krefeld. 1998 erschien seine deutsche Grammatik Sprache in Bewegung.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Bleischwere am Ende durch Themen wie Menschenhandel und Drittes Reich verzeiht Oliver Pfohlmann dem Autor nicht. Zu süffig, leichtfüßig erscheint ihm, was er zuvor gelesen, zu liebenswert der vom Autor eingeführte Hochstapler (er verkauft Menschen die Zeit!) auf internationalem Parkett. Thomas Mann und Highsmith grüßen herüber. Gekonnt findet Pfohlmann auch die Perpektivwechsel und die rasante Erzählweise, mit der Herbert Genzmer seine abenteuerliche Geschichte präsentiert. Schade drum, findet der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2012

Der Gimpel
Herbert Genzmer kennt "Das perfekte Spiel"

Wann ist der Mensch ein Mensch? Nur da, wo er spielt, behaupten Schiller und - Felix Gidden. Wie der Schlawiner seinem Arzt im Altenheim erklärt, bleibe der Mensch "ohne die Befreiung, die ihm das Spiel gewährt, auf der untersten Entwicklungsstufe der Gattung" stehen. Allerdings ist "Spiel" für Gidden kaum mehr als ein Euphemismus für Betrug. Und seine "Spieler" sind in Wahrheit Meister in der Kunst, den "Gimpeln" Träume zu verkaufen.

Das allerdings, so viel Idealist ist der Bluffer aus Leidenschaft, auf möglichst lustvolle, "orientalische" Weise. So wird es Gidden im türkischen Izmir von seinem Lehrmeister Selim Bay beigebracht. In einer herrlichen Passage in Herbert Genzmers Roman "Das perfekte Spiel" schickt Bay seinen Schüler auf den Konak-Platz, wo er Menschen die Zeit verkaufen soll. Wer immer zu Izmirs Wahrzeichen, der Saat Kulesi, dem maurischen Uhrturm, aufblickt, wird von Hassan Dirim alias Felix Gidden aufgefordert, für die angezeigte Uhrzeit zu bezahlen. Nach kurzer Irritation finden alle die Forderung legitim; schließlich gehört ihm die Uhr, wie Dirim-Gidden mittels gefälschter Dokumente beweisen kann. Es dauert keine Woche, und es findet sich ein Gimpel, der Gidden sein "Eigentum" abkauft.

Also ein liebenswerter Hochstapler à la Felix Krull? Mit Thomas Manns Figur hat Gidden zwar mehr als nur den Vornamen gemein, doch erinnert er ebenso an Patricia Highsmiths talentierten Mr. Ripley. Wer immer dem Paranoiker gefährlich werden könnte, wird skrupellos aus dem Weg geräumt. Viele Mitwisser hat Gidden nicht: Als Solitär ist er sich selbst der beste Ratgeber, und als menschliches Chamäleon verbringt er die meiste Zeit in Hotelzimmern, wo er für seine Betrügereien Sprachen lernt und Rollen einstudiert.

Ein schillernder Protagonist also, dessen Erfinder einst über "Lügenstrategien in Deutsch, Englisch und Spanisch" promovierte. Genzmer, der dieses Jahr sechzig geworden ist, zeigt sich als vielseitiger Autor, der linguistische Sachbücher vorlegte, literarische Reiseführer sowie Romane, die mit ihrer Erzähl- und Detailfreude ihre Vorbilder aus der amerikanischen und lateinamerikanischen Literatur nicht leugnen können. Gekonnt wechselt er hier zwischen Ich- und Er-Perspektive und springt temporeich durch die rastlose Lebensgeschichte seines Helden. Und wie schon in früheren Werken spielt auch "Das perfekte Spiel" vor internationaler Kulisse: Das vom Wirtschaftswunder wieder erblühende Düsseldorf ist nur der Ausgangspunkt für eine abenteuerliche, süffig erzählte Lebensreise.

Mit dem anbrechenden Computerzeitalter kommt Gidden nicht mehr zurecht; alt geworden, schlägt er sich am Ende wieder mit kleinen Tricksereien im Altenheim durch. Dort erst erfährt er, warum er sein Leben lang nur der Gimpel eines viel besseren Spielers war, besser gesagt: einer Spielerin, die in ihrem Hass auf die Deutschen auf raffinierte Weise die Saat für künftige soziale Spannungen säte. Ein gelungenes Lesevergnügen - würden den bis dahin so leichtfüßigen Roman nicht plötzlich bedeutungsträchtige Themen wie Menschenhandel und das Dritte Reich bleischwer werden lassen.

OLIVER PFOHLMANN

Herbert Genzmer: "Das perfekte Spiel". Roman.

Berlin University Press, Berlin 2012. 356 S., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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