Stimme aus dem Verlag
"Endlich ist es einmal gelungen, die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik und der DDR in einem Band zu vereinen und das Treiben der deutschen Geheimdienstchefs im Kalten Krieg so darzustellen, dass auch deutlich wird, wie jede Seite auf die andere bezogen war. Zugleich treten dabei die markanten Unterschiede hervor: Während die Konspirateure im Westen ihr Handwerk vor allem im Geheimdienstapparat des Dritten Reiches gelernt haben, wurden die Ostagenten im Partisanenkampf bei der Roten Armee geprägt. Spannende Gegensätze und überraschende Ähnlichkeiten treten hervor."
(Christoph Links, Verleger)
"Endlich ist es einmal gelungen, die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik und der DDR in einem Band zu vereinen und das Treiben der deutschen Geheimdienstchefs im Kalten Krieg so darzustellen, dass auch deutlich wird, wie jede Seite auf die andere bezogen war. Zugleich treten dabei die markanten Unterschiede hervor: Während die Konspirateure im Westen ihr Handwerk vor allem im Geheimdienstapparat des Dritten Reiches gelernt haben, wurden die Ostagenten im Partisanenkampf bei der Roten Armee geprägt. Spannende Gegensätze und überraschende Ähnlichkeiten treten hervor."
(Christoph Links, Verleger)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.2003Schattenmänner
ELF GEHEIMDIENSTCHEFS in beiden deutschen Staaten sind die biographischen Skizzen gewidmet, die Dieter Krüger und Arnim Wagner herausgeben. Einleitend stellen die Potsdamer Historiker den Unterschied heraus zwischen Nachrichtendiensten, die in der Regel an militärischen, politischen und wirtschaftlichen Informationen interessiert sind, und Geheimpolizeien, die sich aufgrund polizeilicher und staatsanwaltlicher Befugnisse meistens auf die Verfolgung politischer Gegner konzentrieren. Beide Aufgabenfelder würden häufig "unter dem wenig trennscharfen, dafür aber leichter zugänglichen Begriff des Geheimdienstes zusammengefaßt". Und beide Aufgaben wurden vom Ministerium für Staatssicherheit parallel wahrgenommen: in erster Linie Überwachungs- und Unterdrückungsapparat, in zweiter Linie Auslandsaufklärung. Für den einen Strang stand Erich Mielke, der "oberste DDR-Tschekist" und Verfechter des Konzepts der "politisch-ideologischen Diversion". Dieses geheimpolizeiliche Leitbild unterstellte einfach allen DDR-Bürgern, durch westliches - insbesondere bundesrepublikanisches - Gedankengut beeinflußbar zu sein. Für den anderen Strang stand Spionagechef Markus Wolf, zu dessen größten Erfolgen im Dauerversuch der Unterminierung der Bundesrepublik der Stimmenkauf beim fehlgeschlagenen konstruktiven Mißtrauensvotum der CDU/CSU-Opposition gegen Willy Brandt im April 1972, der Kanzleramts-Spion Günter Guillaume und die "Kundschafterin" mitten in der Pullacher Zentrale des Bundesnachrichtendienstes Gabriele Gast zählen. Auf der westdeutschen Gegenseite endet die Porträtgalerie leider schon mit Gerhard Wessel, BND-Chef bis 1978 und Erbe des vielfach überschätzten Reinhard Gehlen. Gehlens größte Stärke lag darin, sich um ein positives Bild des BND in der Presse zu kümmern. Im Gegenzug versorgte er die Zeitungsleute mit solchen Informationen, an deren Veröffentlichung er selbst interessiert war. "Viele angesehene Journalisten standen auf der Gehaltsrolle des Dienstes", hebt Krüger hervor. Näheres erfährt der neugierige Leser nicht, weil die Akten der westdeutschen Dienste "noch immer weitgehend verschlossen" seien. Ob die gut lesbaren Lebensläufe dazu beitragen, daß der Zugang endlich geregelt wird? Irgendwann müssen der BND, das Bundesamt für Verfassungsschutz und der Militärische Abschirmdienst es sich doch gefallen lassen, daß ihre verstaubten Uralt-Akten gründlich durchgelüftet werden. (Dieter Krüger/Arnim Wagner : Konspiration als Beruf. Deutsche Geheimdienstchefs im Kalten Krieg. Ch. Links Verlag, Berlin 2003. 352 Seiten, 19,90 [Euro].)
rab.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
ELF GEHEIMDIENSTCHEFS in beiden deutschen Staaten sind die biographischen Skizzen gewidmet, die Dieter Krüger und Arnim Wagner herausgeben. Einleitend stellen die Potsdamer Historiker den Unterschied heraus zwischen Nachrichtendiensten, die in der Regel an militärischen, politischen und wirtschaftlichen Informationen interessiert sind, und Geheimpolizeien, die sich aufgrund polizeilicher und staatsanwaltlicher Befugnisse meistens auf die Verfolgung politischer Gegner konzentrieren. Beide Aufgabenfelder würden häufig "unter dem wenig trennscharfen, dafür aber leichter zugänglichen Begriff des Geheimdienstes zusammengefaßt". Und beide Aufgaben wurden vom Ministerium für Staatssicherheit parallel wahrgenommen: in erster Linie Überwachungs- und Unterdrückungsapparat, in zweiter Linie Auslandsaufklärung. Für den einen Strang stand Erich Mielke, der "oberste DDR-Tschekist" und Verfechter des Konzepts der "politisch-ideologischen Diversion". Dieses geheimpolizeiliche Leitbild unterstellte einfach allen DDR-Bürgern, durch westliches - insbesondere bundesrepublikanisches - Gedankengut beeinflußbar zu sein. Für den anderen Strang stand Spionagechef Markus Wolf, zu dessen größten Erfolgen im Dauerversuch der Unterminierung der Bundesrepublik der Stimmenkauf beim fehlgeschlagenen konstruktiven Mißtrauensvotum der CDU/CSU-Opposition gegen Willy Brandt im April 1972, der Kanzleramts-Spion Günter Guillaume und die "Kundschafterin" mitten in der Pullacher Zentrale des Bundesnachrichtendienstes Gabriele Gast zählen. Auf der westdeutschen Gegenseite endet die Porträtgalerie leider schon mit Gerhard Wessel, BND-Chef bis 1978 und Erbe des vielfach überschätzten Reinhard Gehlen. Gehlens größte Stärke lag darin, sich um ein positives Bild des BND in der Presse zu kümmern. Im Gegenzug versorgte er die Zeitungsleute mit solchen Informationen, an deren Veröffentlichung er selbst interessiert war. "Viele angesehene Journalisten standen auf der Gehaltsrolle des Dienstes", hebt Krüger hervor. Näheres erfährt der neugierige Leser nicht, weil die Akten der westdeutschen Dienste "noch immer weitgehend verschlossen" seien. Ob die gut lesbaren Lebensläufe dazu beitragen, daß der Zugang endlich geregelt wird? Irgendwann müssen der BND, das Bundesamt für Verfassungsschutz und der Militärische Abschirmdienst es sich doch gefallen lassen, daß ihre verstaubten Uralt-Akten gründlich durchgelüftet werden. (Dieter Krüger/Arnim Wagner : Konspiration als Beruf. Deutsche Geheimdienstchefs im Kalten Krieg. Ch. Links Verlag, Berlin 2003. 352 Seiten, 19,90 [Euro].)
rab.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Recht spannend findet der Rezensent mit dem Kürzel "rab." die Biografien von elf Geheimdienstchefs aus DDR und Bundesrepublik. Dabei unterscheiden die Herausgeber Dieter Krüger und Armin Wagner in ihrer Einleitung zwischen zwei Strängen der Geheimdienst-Arbeit in der DDR: dem Überwachungs- und Unterdrückungsapparat, für den Erich Mielke stand, und der militärischen und politischen Aufklärung, für die Markus Wolf stand. Über Wolf , der auch für die "Unterminierung" der BRD zuständig war, erfahre der Leser viel Interessantes. Die westdeutschen Dienste sperrten sich dagegen noch weitgehend gegen Einsichtnahme in die "verstaubten Uralt-Akten", was der Rezensent ungemein bedauert, sodass die Porträtgalerie westdeutscher Geheimdienstchefs schon bei Reinhard Gehlens Nachfolger Gerhard Wessel endet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"In den unterschiedlichen Lebenswegen gerinnt der Kalte Krieg zu persönlichen Erfahrungen von nicht unbedeutenden Entscheidungsträgern. Die Gegenüberstellung dieser Biografien ist damit ein origineller und lesenswerter Ansatz zur Erforschung der jüngsten deutschen Geschichte." (Nordkurier, 14./15. Juni 2003) "Diese neue Sammlung mit 11 Porträts verdient ihren besonderen Platz: Die harte Konfrontation der oft extrem unterschiedlichen Lebenswege und Charaktere in Ost und West illustriert sehr krass die Politik beider deutscher Staaten zwischen Weltkriegs- und DDR-Ende." (ekz-Informationsdienst, 7/2003) "Die zumeist von hervorragenden Sachkennern reflektiert dargelegten Biographien zeigen typische geheimdienst-Karrieremuster und -Probleme im gesamten Nachkriegsdeutschland auf." (liberal, September 2003) "Aufschlussreich ist der Blick auf die Intrigen und Machtkämpfe in den Spitzen der Geheimdienste sowie auch die Charakterstudien der Personen, die interessante Einblicke in deren Denken und Fühlen vermitteln." (General-Anzeiger, 4.2.04)