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Freundschaftsbande und Beziehungskisten ist ein facettenreiches und aus unterschiedlichen Perspektiven geschriebenes Buch über eine deutsch-deutsch-afrikanische Dreiecksgeschichte.Die damals noch junge Volksrepublik Mosambik war in den achtziger Jahren eines von drei Ländern im südlichen Afrika, zu denen die DDR intensive auswärtige Beziehungen unterhielt. Der 1979 abgeschlossene Freundschaftsvertrag führte Tausende von DDR-Bürgern nach Mosambik, brachte Zehntausende von Mosambikanern in die DDR. Im Westen bildete sich eine eigenständige Mosambik-Soli-Szene. Vielfältige Beziehungen…mehr

Produktbeschreibung
Freundschaftsbande und Beziehungskisten ist ein facettenreiches und aus unterschiedlichen Perspektiven geschriebenes Buch über eine deutsch-deutsch-afrikanische Dreiecksgeschichte.Die damals noch junge Volksrepublik Mosambik war in den achtziger Jahren eines von drei Ländern im südlichen Afrika, zu denen die DDR intensive auswärtige Beziehungen unterhielt. Der 1979 abgeschlossene Freundschaftsvertrag führte Tausende von DDR-Bürgern nach Mosambik, brachte Zehntausende von Mosambikanern in die DDR. Im Westen bildete sich eine eigenständige Mosambik-Soli-Szene. Vielfältige Beziehungen freundschaftliche wie problematische sind bis heute geblieben.Lange Zeit wurde die Solidarität der DDR entweder hochgelobt, verklärt oder verteufelt. Die Entwicklungspolitik der BRD wurde mit dem Klischee unzureichend bis imperialistisch bedacht. Heute ist Mosambik ein Schwerpunktland der bundesdeutschen Entwicklungspolitik und eines von vier Pilotländern, die von der Bundesregierung für die Umsetzung ihres »Aktionsplanes 2015« ausgewählt wurden. Die in der bisherigen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Mosambik entstandenen »Freundschaftsbande« und »Beziehungskisten« sind noch längst nicht aufgearbeitet. Das Buch mit Beiträgen von Regierungsvertretern, der Kirchen, von Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftlern und Zeitzeugen aus Mosambik, der ehemaligen DDR sowie der alten und neuen Bundesrepublik bietet wichtige Impulse für einen kritischen Dialog.Es liefert Anregungen zur Lösung der im Zuge der Wiedervereinigung entstandenen Probleme um die erzwungene Rückkehr der ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter. Bis heute kämpfen die »Madgermanes«, wie sie in Mosambik genannt werden, um die ihnen vorenthaltenden Teile ihrer bis 1990 erarbeiteten Arbeitseinkommen und Rentenansprüche.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wie zu MfAA-Zeiten
Die üble Mosambik-Politik der DDR läßt sich auch verklären

Hans-Joachim Döring/Uta Rüchel (Herausgeber): Freundschaftsbande und Beziehungskisten. Die Afrika-Politik der DDR und der BRD gegenüber Mosambik. Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2005. 213 Seiten, 14,90 [Euro].

Mosambik, eines der ärmsten Länder der Welt, war im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ein Spielball der Mächte im Kalten Krieg. Als Portugal im Jahr 1975 seine ehemalige Kolonie nach jahrelangen Unruhen in einer überstürzten Aktion in eine ungewisse Zukunft entlassen hatte, eroberten marxistische Rebellen der Frelimo unter Samora Machel in blutigen Kämpfen die Macht. Fortan war die Bundesrepublik nicht mehr als ein Zaungast. Um so intensiver entwickelten sich die Beziehungen zur DDR. Sie erreichten einen ersten Höhepunkt in einem gegenseitigen "Freundschaftsvertrag" vom 24. Februar 1979.

Die fünfundzwanzigjährige Wiederkehr des Vertragsabschlusses bot den Anlaß für eine Tagung in Wittenberg, deren Ergebnisse nun als Sammelband vorliegen. Manche Beiträge zeichnen sich durch eine romantisch-verklärende Sichtweise aus, die den ideologischen Charakter der inzwischen recht gut erforschten DDR-Entwicklungshilfe lieber nicht so genau zur Kenntnis nehmen möchte. Die Beiträge der ehemaligen DDR-Diplomaten vermitteln den Eindruck, als ob jenes Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten - kurz MfAA genannt - als Institution immer noch existiere. So ist das Ganze eher ein Potpourri unterschiedlichster Erinnerungen als eine wissenschaftlich abgewogene Darstellung.

Die DDR entwickelte in den siebziger Jahren unter dem Schlagwort der "antiimperialistischen Solidarität" ein neues Selbstbewußtsein, das mit Blick auf die Staaten Afrikas gar zum Sendungsbewußtsein geriet. Seit Mitte des Jahrzehnts diente die Hilfe für die verschiedenen "Befreiungsbewegungen" als Mittel, um sich gegenüber Moskau ebenso zu profilieren wie gegenüber dem Konkurrenten Bonn. Die optimistische Einschätzung ihres ökonomischen Potentials führte dazu, daß Ost-Berlin sich in Mosambik und Angola und anderen Ländern mit "sozialistischer Orientierung" engagierte, Berater und Experten für die Ausbildung von Polizei- und Sicherheitskräften entsandte und sich schließlich 1978 am Horn von Afrika sogar als Vermittler in den Grenzkonflikten zwischen Somalia, Äthiopien und Eritrea versuchte.

Die Hoffnung, der Export des Sozialismus in die Länder Afrikas werde einen Beitrag zum Sieg des Weltkommunismus leisten, wurde allerdings durch die Realität bald getrübt. Die vielschichtigen Konflikte und Probleme Afrikas ließen sich nicht allein durch kapitalistischen "Neokolonialismus" erklären, wie Ost-Berlin glauben machen wollte. Uneigennützig war die "Solidarität" erst recht nicht: Sie war für die kapitalschwache DDR stets auch der Versuch, im harten Konkurrenzkampf mit der wirtschaftlich überlegenen Bundesrepublik zu reüssieren.

Die Entwicklungshilfepolitik Ost-Berlins hatte daher zum Ziel, die völkerrechtliche Anerkennung durch Staaten der Dritten Welt mit Devisengewinnen und Rohstofflieferungen zu koppeln, um der stets drohenden Zahlungsunfähigkeit entgegenzuwirken. Der von der DDR praktizierte "Warentausch" mit den Staaten der Dritten Welt - der Export von Investitionsgütern und der Import von Rohstoffen - entsprach mehr oder weniger dem gleichen handelspolitischen Prinzip, das man dem Westen fortwährend vorwarf. Viele der landwirtschaftlichen Großprojekte, so zeigt der Beitrag von Hans-Joachim Döring, hatten weniger die unter der Mangelwirtschaft leidende Bevölkerung Mosambiks im Visier als die gefährdete Grundversorgung der DDR. Aber selbst diese Projekte scheiterten meist auf ganzer Linie. Die landwirtschaftlichen Experten der DDR blieben mit ihren Ideen auf der Strecke, weil sie sich nach "Kommando, Plan und Auftrag" richten mußten. Auch der Sowjetunion wurde Mosambik bald lästig, weil schlicht kein Geld mehr für sozialistische Experimente vorhanden war und die mangelnde Effizienz und Verschwendung der Regierung Machel selbst in Moskau auf wachsende Kritik stießen. Damit war auch für die spezifische Afrika-Politik des "zweiten deutschen Staates" das Ende eingeläutet.

Nicht viel positiver fällt das Urteil über die Behandlung der über 21 000 Mosambiker aus, die im Laufe der Jahre mit dem Versprechen in die DDR geholt wurden, dort als "Facharbeiter" ausgebildet zu werden. Die vielgepriesene "Völkerfreundschaft" hörte für die SED bei ihren "Gastarbeitern" schnell auf: Meist lebten diese in ghettogleichen Wohnsiedlungen. Vertragsgemäß standen jedem von ihnen fünf Quadratmeter Wohnfläche zu. Nur die nötigsten Sprachkenntnisse wurden vermittelt, Kontakte zu den Deutschen erfolgten zumeist auf dem Verordnungsweg über die berühmt-berüchtigten "Solidaritätsveranstaltungen". Wer durch Krankheit oder Schwangerschaft als Arbeitskraft ausfiel, wurde ohne großes Aufheben ins Heimatland zurückgeschickt. Die vielfältigen Versuche der evangelischen Kirche, die Isolation der Schwarzafrikaner zu überwinden, wurden mit Mißtrauen quittiert. Almuth Berger, Pastorin und 1990 Staatssekretärin und Ausländerbeauftragte beim Ministerrat der DDR, beklagt rückblickend die vielfachen Diffamierungen: "Ich habe damals vermißt, daß das Solidaritätskomitee oder die Liga für Völkerfreundschaft sich in solchen Fällen einmal zu Wort gemeldet hätten. Aber es war wohl so, daß die Zuständigkeiten sehr genau aufgeteilt waren und man seine Grenze eben nicht überschritt."

JOACHIM SCHOLTYSECK

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Recht aufschlussreich findet Rezensentin Marina Mai diesen Band über die Afrikapolitik der DDR gegenüber Mosambik. Sie hebt hervor, dass die Beiträge historische Fakten erhellen, die weit über die Afrikapolitik der DDR hinausreichen. Mai berichtet etwa über die Bemühungen der DDR, Agrarprodukte wie Kaffee, Südfrüchte und Tierfutter aus Mosambik zu beziehen, und diese mit Lkws oder Landmaschinen statt mit Devisen zu bezahlen. Sie hebt hervor, dass sich die versammelten Texte hinsichtlich ihrer Darstellung und Sicht sehr unterscheiden. So stehen wissenschaftliche Beiträge neben literarische Porträts und Erinnerungsberichten. Insgesamt aber ergeben sie für Mai ein "informatives Gesamtbild". Dabei nimmt sie die Beiträge am Ende des Bandes ausrücklich aus, die die bundesdeutsche Entwicklungszusammenarbeit in den 70er- und 80er-Jahren beschreiben. Diese stünden kaum im Bezug zu den anderen, sodass die von den Herausgebern angekündigte deutsch-deutsch-afrikanische Dreiecksgeschichte nicht plastisch werde.

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