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Die erste Biografie über des flämischen Bildromanciers Frans MasereelDies ist ein so subtil abgewogenes Zusammenspiel von breitgefächerten Übersichten einerseits und minuziös ausgearbeiteten intimen Augenblicken aus dem Leben und der künstlerischen Laufbahn des grossen Grafikers andererseits, dass die Jury zu dem Schluss gekommen ist, diesem hervorragenden Buch sei nichts, auch nicht das kleinste Detail, hinzuzufügen. Ein Auszug aus dem Urteil der Gouden Uil Jury (Goldene Eule], des grössten flämisch-niederländischen Literaturpreises, anlässlich der Verleihung 1996 an Masereel. Een…mehr

Produktbeschreibung
Die erste Biografie über des flämischen Bildromanciers Frans MasereelDies ist ein so subtil abgewogenes Zusammenspiel von breitgefächerten Übersichten einerseits und minuziös ausgearbeiteten intimen Augenblicken aus dem Leben und der künstlerischen Laufbahn des grossen Grafikers andererseits, dass die Jury zu dem Schluss gekommen ist, diesem hervorragenden Buch sei nichts, auch nicht das kleinste Detail, hinzuzufügen. Ein Auszug aus dem Urteil der Gouden Uil Jury (Goldene Eule], des grössten flämisch-niederländischen Literaturpreises, anlässlich der Verleihung 1996 an Masereel. Een BiografieDas Interesse an der Ausstellung des flämischen Grafikers und Malers Frans Masereel (1889-1972) 1997 in Mannheim hat gezeigt, dass sein Werk auch ein junges Publikum anspricht. Nicht einmal in seiner belgischen Heimat war und ist das Werk so bekannt wie im deutschsprachigen Raum. Es gibt Dutzende deutsche Ausgaben seiner Holzschnittfolgen, 1987 wurde in Saarbrücken die Frans-Masereel-Stiftung gegründet, die neueste Bibliografie seines grafischen Werkes erschien 1992 in München. Ausserdem ist die Biografie Masereels mehr als nur die Lebensgeschichte eines faszinierenden Künstlers und eines besonderen Menschen. Sie schildert zugleich auf spannende Weise 80 Jahre europäischer Kulturgeschichte: Flandern um die Jahrhundertwende, Genf und die internationalistischen Pazifistenkreise während des Ersten Weltkriegs, Berlin und Paris in den zwanziger Jahren, Moskau in den dreissiger Jahren, das besetzte Frankreich während des Zweiten Weltkriegs sowie die Nachkriegsverhältnisse in Deutschland. Während man in der Masereel-Literatur immer wieder auf dieselben Quellen stösst, ist die erste umfassende Biografie das Resultat einer mehr als fünf Jahre dauernden Bearbeitung von Originaldokumenten - Briefe, Tagebücher, Zeitungen und Zeitschriften - im Deutschen Literaturarchiv in Marbach, in der Stadtbibliothek von Winterthur, der Bibliotèque Nationale in Paris, der Koninklijke Bibliotheek in Brüssel und in Archiven in Gent, Antwerpen, Belvès (F), Offenbach, Saarbrücken und Genf. Unveröffentlichte Fotos und noch nirgendwo sonst abgedruckte Werke Masereels illustrieren das Buch. Vorzugsausgabe: Mit der Biografie bietet die edition 8 eine auf 150 handnummerierte Exemplare limitierte Vorzugsausgabe an. Die Masereel-Biografie mit einem separaten Schutzumschlag, ein zweites, 114-seitiges Buch im gleichen Format, mit 100 von Joris van Parys ausgewählten Masereel-Holzschnitten, dazu ein Druck von einem Original-Druckstock von Frans Masereel, Das Buch mit den Illustrationen handsigniert von Joris van Parys, alles zusammen im Schuber, Fr.150.-/DM 175.-, ÖS 1070.-. Jetzt erst weiss man, wie wenig man von ihm wusste. (.) Nachdem Masereel kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs den Holzschnitt für sich entdeckt hatte, blieben ihm noch sechzig Jahre Lebenszeit. Er hat sie vielfälltig genutzt, und mittlerweile entdecken Grafiker und vor allem Comiczeichner ihn als Vorläufer. Masereels Kunst verdient also einen intensiven Blick. Nach der längst überfälligen Biografie sind nun die Kunsthistoriker neu gefragt Frankfurter Allgemeine ZeitungJoris van Parys (*1944) ist Niederlandist. Nach seinem Studium an der Universität Löwen war er bis 1980 Redaktor bei einem Verlag in Antwerpen, danach bis 1997 Übersetzer beim europäischen Ministerrat in Brüssel. Er hat mitgearbeitet an Frans Masereel. Zur Verwirklichung des Traums von einer freien Gesellschaft (1989) und an Frans Masereel. Eine annotierte Bibliografie des druckgrafischen Werkes, herausgegeben von Paul Ritter (1992).
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.05.2000

Thomas Mann wollte gar nicht ins Kino gehen
Wenn Frans Masereel zeichnete, war genug im Leserkopf los: Joris van Parys hat die erste Biografie des Bildromanciers geschrieben

Jetzt erst weiß man, wie wenig man von ihm wusste. Ja, es gab das schöne "Marbacher Magazin" Nr. 31 von 1984, in dem man sein seltsames platonisches Verhältnis mit Thea Sternheim dokumentiert findet. Aber nur durch seine Briefe, sie dagegen bleibt stumm. Da konnte man noch einen Schwärmer vermuten. Jetzt weiß man, dass er zahlreiche Affären hatte, die nicht so harmlos-ratlos blieben. Und es gab vor zehn Jahren den Saarbrücker Band "Zur Verwirklichung des Traums von einer freien Gesellschaft", der viele wundervolle Illustrationen versammelte, aber nur wenig über den Mann erzählte, der sie geschaffen hatte: über den Zeichner Frans Masereel, eine europäische Berühmtheit vor allem der Zwischenkriegszeit, der Freundschaften pflegte mit Romain Rolland, Stefan Zweig, George Grosz, Klaus Mann, Carl Sternheim, Kurt Tucholsky, später noch mit Picasso, und die Bewunderung von Thomas Mann, Hermann Hesse, Carl Georg Heise, Kurt Wolff und Wieland Herzfelde genoss - um nur den engsten Kreis zu nennen. Trotzdem schrieb er Thea Sternheim 1923: "Ich habe nicht einen Freund."

Diese Selbststilisierung zerstört die lesenswerte Masereel-Biografie von Joris van Parys, erschienen als Debütband eines neuen Schweizer Verlags. Möge er so in seinem Programm fortfahren. Der Niederländer Parys hat dem belgischen Flamen Masereel ein Buch gewidmet, das keine Hagiographie betreibt und vor allem Jugend- und Lehrzeit seines Objekts einer Revision unterzieht. Parys korrigiert vor allem Masereel selbst, der zum Beispiel zeit seines Lebens glauben machen wollte, er sei Autodidakt und seine Zeit als Abendstudent an der Akademie der Schönen Künste in Gent sei für seine ästhetische Entwicklung bedeutungslos - die Angaben Masereels in Briefen und Aufzeichnungen zur Dauer seines dortigen Studiums schwanken zwischen einem halben und zwei Jahren. Parys kann nun belegen, dass Masereel immerhin drei Jahre lang dort Kurse belegte, während er seine Druckerlehre absolvierte, und durchaus nützliche Anregungen mitnahm.

Nebenbei lässt Parys im ersten Teil seines Buchs ein kleines Sittengemälde der Jahrhundertwende entstehen, ein Porträt des zweisprachigen Belgien, dessen wohlhabender Bevölkerungsanteil, zu dem auch die Eltern des 1889 geborenen Masereel zählten, das Französische kultivierte, während das Flämische als Armeleutesprache galt. Seine französischsprachige Kindheit erleichterte Masereel den Weg nach Paris, wo er 1912 erste Aufträge als Zeitschriftenillustrator erhielt, die ihm Henri Guilbeaux vermittelte. Mit Guilbeaux hat Masereel eine der schillerndsten politischen Gestalten der Vorkriegszeit kennen gelernt, der dank seiner Begeisterung für Lenin später zum Ehrenbürger der Sowjetunion ernannt werden sollte. Der überzeugte Pazifist ging trotz seiner Ausmusterung 1915 in die Schweiz, um von neutralem Boden aus für das Rote Kreuz zu arbeiten, und Masereel folgte ihm - auch politisch.

Hatte der Belgier 1914 noch Zeichnungen zu einem Buch angefertigt, das die Verbrechen der deutschen Armee in seinem Heimatland anklagte (und dabei vor allem der Gräuelpropaganda der Entente verpflichtet war), so wandelte er sich binnen weniger Monate zum überzeugten Kriegsgegner, der keine einseitigen Schuldzuweisungen mehr vornahm, sondern auf allen Seiten nur noch Unmenschlichkeit sah. Für die in Genf erscheinende Monatszeitschrift "Les Tablettes" fertigte er Holz- und Linolschnitte an, die seinen Ruf als kompromissloser Pazifist begründeten. Mit der dreijährigen Arbeit für die tägliche Genfer Zeitungsbeilage "La Feuille", die er täglich mit einer das politische Geschehen kommentierenden Zeichnung versorgte, wurde er berühmt.

Und in seinem Heimatland verhasst. Belgien gestand dem als Wehrdienstflüchtling eingestuften Masereel erst 1929 wieder einen Pass zu; bis dahin musste er sich auf Frankreich beschränken, wohin er nach dem Krieg zurückgekehrt war. Da der Zeichner seine größten Bewunderer in Deutschland finden sollte, war diese Einschränkung von großem Nachteil. Selbst ein Kinoprojekt mit Carl Theodor Dreyer, der nach seiner "Jeanne d'Arc" einen von Masereel ausgestatteten Film drehen wollte, scheiterte daran, dass der Zeichner nicht nach Kopenhagen reisen konnte.

War Masereel durch seine Illustrationen in "La Feuille" bekannt geworden, so schuf er mit seinen seit 1918 entstehenden Bildgeschichten eine ganz neue Ausdrucksform. Sie bestehen jeweils aus umfangreichen Zyklen meist kleinformatiger einseitiger Abbildungen (die berühmteste Arbeit, "Mein Stundenbuch", erschienen 1920, versammelt 167 einzelne Holzschnitte), die ohne Worte die Handlung wiedergeben. Der überzeugte Sozialist Masereel hatte mit dieser Erzählform ein allgemein verständliches Medium gefunden, dessen Wirkung allein darunter litt, dass seine Verleger zunächst nur teure Liebhaberausgaben seiner Geschichten drucken ließen.

Parys bemüht sich auf rührende Weise, das gängige Bild Masereels als eines unkritischen Bewunderers des Kommunismus zu revidieren. Dabei aber tut er des Guten zu viel. Immer wieder weist das Buch darauf hin, dass Masereel die Diktatur Stalins verabscheut habe, doch die Schilderung der ersten Reise in die Sowjetunion (1935) beweist, dass sich der Zeichner just in dem Moment begeistern ließ, als sein greiser Freund Rolland, der das Aushängeschild des Bolschewismus in Westeuropa gewesen war, nach einer ähnlichen Tour völlig desillusioniert zurückkehrte. Von einer kritischen Haltung à la Gide ist bei Masereel auch Jahre später nichts zu spüren.

Ruhm und Wirkung hat das keinen Abbruch getan. Zwar hat er seine "Bildromane" (die Thomas Mann wiederum als seine "Lieblingsfilme" bezeichnete) nur bis 1925 gezeichnet, aber auch der Maler Masereel war äußerst erfolgreich. Die wichtigen französischen und deutschen Museen kauften seine Werke an, und noch nach der deutschen Besetzung Frankreichs konnte Masereel durch Buchillustrationen und Holzschnitteditionen für die Schweiz sein Dasein im unbesetzten Teil des Landes fristen. Fast der ganze in Frankreich verbliebene Freundeskreis engagierte sich in der Résistance und wurde von den Deutschen ermordet. Den Einmarsch der Nazis im "Etat Français" überlebte Masereel dank gefälschter Pässe und treuer Helfer - eine Emigration nach Südamerika, die Stefan Zweig schon vorbereitet hatte, kam für ihn nicht in Frage.

Masereel engagierte sich direkt nach dem Krieg an der Saarbrücker Kunstschule, um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Franzosen zu fördern. Der Friedensbewegung bleib er als Illustrator erhalten, seit er 1937 deren Pavillon bei der Pariser Weltausstellung mit großformatigen Wandbildern ausgestattet hatte. Die Arbeiten der letzten beiden Lebensjahrzehnte aber halten den Vergleich mit den kraftvollen Holzschnitten der Zwischenkriegszeit meist nicht mehr aus. Die athletischen Figuren sind zu gefällig, der Stil ist zu pathetisch. Nur noch gelegentlich kommt hinter der Begeisterung für Mythologie und Volkssagen der fanatische Menschheitsfreund zum Vorschein. Parys bildet einige schöne Exlibris ab und einen großartigen Holzschnitt zum Jubiläum eines Büchersuchdienstes. Doch bis zu seinem Tod 1972 zehrte Masereel mehr von seinem politischen als von seinem künstlerischen Ruf.

Es ist ein Topos der aktuellen Kunstgeschichtsschreibung, dass Masereel nunmehr vergessen sei. Doch das unglücklich abgebrochene Projekt einer Gesamtausgabe seines druckgrafischen Werks liegt nicht einmal ein Jahrzehnt zurück und umfasste am Ende schon einen nennenswerten Teil des gigantischen OEuvres. Nachdem Masereel kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs den Holzschnitt für sich entdeckt hatte, blieben ihm noch sechzig Jahre Lebenszeit. Er hat sie vielfältig genutzt, und mittlerweile entdecken Grafiker und vor allem Comiczeichner ihn als Vorläufer. Masereels Kunst verdient also einen intensiven Blick. Nach der längst überfälligen Biografie sind nun die Kunsthistoriker neu gefragt.

ANDREAS PLATTHAUS

Joris van Parys: "Masereel". Eine Biografie. Aus dem Niederländischen von Siegfried Theissen. edition 8, Zürich 1999. 448 S., zahlr. Abb., geb., 62,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Platthaus begrüßt ausdrücklich das Erscheinen einer Biografie über den heute fast vergessenen belgischen Zeichner und Illustrator Frans Masereel, der 1918 mit seinen Bildgeschichten für "La Feuille" berühmt geworden war. Anerkennend beschreibt Platthaus, wie der Autor im ersten Teil des Buchs ein "Porträt des zweisprachigen Belgiens" der Jahrhundertwende erstehen läßt, während er gleichzeitig mit einigen Selbststilisierungen Masereels aufräumt: Masereel hatte sich offenbar gern als einsamen Autodidakten dargestellt. Tatsächlich hatte er jedoch die Kunstakademie besucht und zahllose Bewunderer und Freunde zu denen Thomas Mann, Romain Rolland, Stefan Zweig, Carl Sternheim und Picasso gehörten. Nur eine zarte Kritik bringt Platthaus an: van Parys versuche "auf rührende Weise" Masereels unkritische Bewunderung für den Kommunismus zu entschärfen. Damit tue er "des Guten zuviel", meint Platthaus. Auch nach einer Reise in die Sowjetunion 1935 habe Masereel, der in seinem Land als überzeugter Pazifist im Ersten Weltkrieg den Wehrdienst verweigert hatte, nie eine Kritik an Stalin geäußert.

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