also, hier kommt der ganze Vorschautext: Wie im Wort 'Tracht' das fleißig Eingeheimste der Bienen genauso wie eine Tracht Prügel mitschwingt und wie in der Pflicht zur Tracht eo ipso der Widerstand gegen die unbefragt konventionelle Form angestachelt wird, so sind im neuen Textbuch von Bodo Hell die Fundstücke aus der Natur- und Medienwelt zu Sprach- und Sprechkonvoluten gesammelt, nämlich in einer Art TextWabenStock aufgehoben.Durch die elaborierte Technik des Vorführens, Verschneidens und Montierens schlägt der uns allen bekannte Sprachgebrauch auf die Intentionen der Verwendung zurück und läßt die klischierten Sprech- und Welthaltungen in nicht unbedenklich erheiternden Brillantfeuerwerken zerstieben, die vorm Leser und der Hörerin in der jeweiligen Text- und Kopflandschaft niedergehen.Es sind Spracharbeiten zu vielerlei Gegenständen - andere Natur/Wahrnehmung, masculin/feminin, kleine Anthropologien/Körper, Stichwort Stadt, im Stau, Nachruf Tod und andere - und aus vielen Jahren, darunter auch der früheste Text von Bodo Hell aus dem Jahr 1972 und die jüngsten Texte, die auch in seinem neuen Theaterstück (mit dem gleichnamigen Titel Tracht: Pflicht), uraufgeführt im März 2003 in Graz, zu hören sind.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit der schlichten Logik des Narrativen hat es der österreichische Autor Bodo Hell nicht so sehr, stellt der Rezensent Günther Stocker gleich zu Beginn fest. Umso mehr aber mit dem Sprachspiel und Sprachzauber. Seine Texte, die Hell mit viel Erfolg oft selbst vorträgt, zeichnen sich aus durch "rhythmische Strukturen, Assonanzen und Wortspiele", unverkennbar die Orientierung an den Großmeistern der "Wiener Gruppe". Disparat allerdings die Themen und Gegenstände seiner in Richtung Lyrik tendierenden Prosatexte. Von Philosophischem und Gelehrtem reicht das zu Beobachtungen des Alpenlands, die daher rühren, dass Hell die Sommer als Senner im Dachsteingebiet verbringt, schreibt unser Rezensent. Nicht alle, aber doch die gelungenen Texte "funkeln", so Stocker, "vor sprachlichem Witz und poetischer Frische".
© Perlentaucher Medien GmbH
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