Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 6,99 €
  • Broschiertes Buch

Produktdetails
  • Essay Bd.38
  • Verlag: Literaturverlag Droschl
  • 1999.
  • Seitenzahl: 177
  • Deutsch
  • Abmessung: 180mm
  • Gewicht: 184g
  • ISBN-13: 9783854205104
  • ISBN-10: 3854205104
  • Artikelnr.: 08066870
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2000

Der Buddhist als Schmerzensmann
Köstliches Gefühl, untätig zu sein: Hans-Jürgen Heinrichs schaut Bataille beim Räumen zu

"Tod und Krieg, Ekstase und Irrsinn, das Heilige, Blut, Opfer, Überschreitung und das Böse: ich nehme diese Begriffe und Vorstellungen immer weniger konkret." Zu Recht hält Hans-Jürgen Heinrichs in seinem Einführungsbändchen vieles an Batailles Werk für historisch, durch die katholischen Ursprünge etwa geprägt. Nur verrät er hinterrücks eine seltsame Fixierung auf absolute Wahrheit, wenn er glaubt, das Konkrete als Historisches wegschieben zu können. Überschreitung, Revolte, Subversion, sie sind Handlungen bestimmter Negation und damit an die vorgefundene Situation gebunden. Gerade der Historiker ist so philosophisch gefragt. Im Nachzeichnen des Konkreten könnte er in die zugrunde liegende Haltung einüben. Heinrichs aber möchte die Haltung ohne ihre Gegenstände haben. So ist das Resultat dürftig.

Zweierlei Eintönigkeiten soll uns Bataille Seite für Seite lehren. Gegen die blinde Bejahung und Verfestigung des Wissens im Tatsachenglauben, die erkenntnisfeindliche wissenschaftliche Orientierung an Ziel und Nutzen, die Tendenz zur Erstarrung in den akademisch institutionalisierten Wissenschaften, die homogenisierenden Tendenzen der clanhaft organisierten Wissenschaft sollen wir ein offenes, gleitendes, experimentierfreudiges, erfahrungsgesättigtes, sich verausgabendes, im gewissen Sinn auch meditatives Denken pflegen. Und nachahmen sollen wir die Bedingungslosigkeit und Radikalität, mit der Bataille die Abgründe menschlichen Seins und Handelns darstellt und die Grenze zum Schweigen, zum Wahnsinn, zum Nichtsagbaren und Inkommensurablen hinausschiebt.

In Wahrheit gleitet bei Heinrichs überhaupt nichts. Was die Philosophie damals noch an "Ideologischem und Verbrauchtem" gehabt habe, sei inzwischen "abgestreift". Die Vorstellungen, mit denen Bataille zu tun hatte, waren "letztlich noch wegzuräumende Barrieren" auf dem Weg zu dem, "was das Denken und das ihm zugrunde liegende Unbewusste ihrem Wesen nach sind". Bataille war wie Lacan ein verkappter Buddhist. Daran ist nicht der Buddhismus problematisch, sondern dass Heinrichs ihn wie eine Lehre behandelt, zu der man sich bekennen könnte, von der irgendwo nachzuschlagen wäre, was sie ist. Offenbar verspürt, wer länger mit beweglichem Stil in den schweigenden Abgründen des Wesens umhergeleuchtet hat, irgendwann das Bedürfnis nach einem festen Halt. Und sei es der eines Namens.

GUSTAV FALKE

Hans-Jürgen Heinrichs: "Der Wunsch nach einer souveränen Existenz". Georges Bataille: Philosoph. Dichter. Kunsttheoretiker. Literaturverlag Droschl, Graz/Wien 1999. 178 S., S/W-Abb., br., 26,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensent Hans-Peter Kunisch bespricht drei Neuerscheinungen zu Georges Bataille: zwei deutsche Übersetzungen von Bataille-Texten und eine Einführung zu Werk und Biografie.
1) Georges Bataille: "