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Dieses Buch umfasst eine riesige Auswahl an Bildern chinesischer Fotografen seit 1949, was dem Leser eine visuelle Reise quer durch die Volksrepublik ermöglicht; herausgegeben von dem angesehenen Fotoreporter Liu Heung Shing, der lange als Korrespondent für Associated Press und Time Magazine tätig war. Im postmaoistischen China forderte der greise chinesische Staatsmann Deng Xiaoping seine Landsleute auf,"mit Hilfe von Fakten nach Wahrheit zu streben". Nachdem es Dengs Angebot angenommen hatte, ist China heute die wirtschaftlich erfolgreichste Nation des 21. Jahrhunderts. Der Prozess, in…mehr

Produktbeschreibung
Dieses Buch umfasst eine riesige Auswahl an Bildern chinesischer Fotografen seit 1949, was dem Leser eine visuelle Reise quer durch die Volksrepublik ermöglicht; herausgegeben von dem angesehenen Fotoreporter Liu Heung Shing, der lange als Korrespondent für Associated Press und Time Magazine tätig war. Im postmaoistischen China forderte der greise chinesische Staatsmann Deng Xiaoping seine Landsleute auf,"mit Hilfe von Fakten nach Wahrheit zu streben". Nachdem es Dengs Angebot angenommen hatte, ist China heute die wirtschaftlich erfolgreichste Nation des 21. Jahrhunderts. Der Prozess, in dessen Verlauf China sich von einer Randposition aus ins Zentrum der Weltpolitik manövriert hat, beherrscht auch die Debatte über Asiens und Chinas Verhältnis zur westlichen Welt. Der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Fotoreporter Liu Heung Shing zeichnet in Bildern die Geschichte und Fotografiegeschichte von sechzig Jahren Volksrepublik (1949-2008) auf. Mit den Arbeiten von 76 chinesischen Fotografen belegt dieser Bilderbogen,was die Menschen in China jahrzehntelanger Not zum Trotz hervorgebracht haben. Wenn China 2008 den Vorhang für die Sommerolympiade öffnet und die Welt auf Beijing blickt, werden diese Fotografien die Etappen der bemerkenswerte Reise illustrieren, die die Chinesen zurückgelegt haben, um sich dem Rest der Welt wieder anzunähern. Um die Bilder in den richtigen Kontext zu setzen, helfen eine vom nationalen chinesischen Institut für Geografie gezeichnete und aufbereitete Karte Chinas sowie eine Chronologie wichtiger politischer Ereignisse.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2008

Du sollst dir ein Bild machen

Chinas jüngere Geschichte ist ein Wechselbad der Gefühle. Der Fotojournalist Liu Heung Shing hat achtundachtzig Blicke auf die Volksrepublik zu einem Prachtband zusammengestellt.

Im Jahr 2006 kam eine Fotoausstellung aus China nach Deutschland, die Furore machte: "Humanism in China", eine Kollektion von Aufnahmen seit Gründung der Volksrepublik, zusammengesucht in den Ateliers und Archiven chinesischer Fotografen aus dem ganzen Land. 2003 war sie bereits in China selbst gezeigt worden, und die Bilder aus tabuisierten Phasen wie denen der Kulturrevolution von 1966 bis 1976 oder dem Schlüsseljahr 1989, als die chinesischen Studenten spüren mussten, dass mehr Demokratie tatsächlich ein Wagnis bedeutet, rissen unter den Besuchern alte Wunden wieder auf, wurden zugleich aber auch als Heilmittel betrachtet, weil plötzlich wieder das Leben der Menschen in den Mittelpunkt zumindest dieser Bildergeschichtsschreibung rückte - die alle Obstruktionen einer Diktatur dokumentierte, aber auch die kleinen Freuden und das reiche Erbe einer Kulturnation ohne Beispiel ausführlich darstellte.

Nun ist beim Taschen Verlag in gewohnt guter Druckqualität und zu immer noch ungewöhnlich günstigem Preis ein voluminöser Fotoband erschienen, der sich die Grundidee von "Humanism in China" zu eigen macht. Sein Herausgeber Liu Heung Shing wurde 1951 in Hongkong geboren, wuchs dann aber in der Volksrepublik China auf, wurde nach dem Desaster des "Großen Sprungs" mit neun Jahren von den Eltern nach Hongkong zurückgeschickt und ging 1970 in die Vereinigten Staaten, wo er sich zu einem angesehenen Fotoreporter entwickelte, der seit Maos Tod 1976 ein besonderes Augenmerk auf den Wandel in seiner Heimat richtete. Er ist gleichfalls in den letzten Jahren durch ganz China gereist, um unerschlossene oder verborgene Fotoschätze zu heben, und das Resultat, eine Bilderchronik der Jahre 1949 bis 2008 aus den Objektiven von achtundachtzig Fotografen, liegt nun auf mehr als vierhundert Seiten im Überformat vor: "China - Porträt eines Landes".

Auf das Ausstellungsvorbild (zu dem es auch einen herausragenden Katalog gibt) verweist Liu zwar nicht. Das ist aber auch schon der einzige Makel eines rundum sehens- und auch lesenswerten Buches - keine Selbstverständlichkeit für einen Fotoband. Doch jedes Bild ist darin akribisch erläutert, zu jedem Jahrzehnt gibt es eine kurze Einführung, die die wichtigsten politischen Ereignisse referiert, und am Beginn des Ganzen stehen drei Essays, in denen Liu selbst die Entstehung des Buchs referiert, der amerikanische Journalist James Kynge, langjähriger Bürochef der "Financial Times" in China, die Geschichte der Volksrepublik Revue passieren lässt und die in Peking lebende britische Kunsthistorikerin Karen Smith die Rolle der Fotografie für Chinas neue kulturelle Entwicklung würdigt - alles drei exzellent geschriebene und informative Texte, dazu wie das ganze Buch dreisprachig gedruckt, nämlich Englisch, Deutsch und Französisch.

Leider, muss man sagen, nicht Chinesisch. Denn dieses Buch ist keine weitere Hagiographie der aufstrebenden Großmacht in Fernost, wie man sie nun vor den Olympischen Spielen in Peking im Dutzend billiger bekommt, sondern eine kritische Darstellung nicht nur der Vergangenheit, sondern gerade auch dieses Wiederaufstiegs bis in die unmittelbare Gegenwart. Selbst die Unruhen in Tibet vom vergangenen März und sogar das verheerende Erdbeben in Sichuan vom 12. Mai 2008 haben noch ihren Weg ins Buch gefunden, und wenn man auf einem Foto aus Lhasa, das notwendig anonym bleiben muss, die Barriere sieht, die chinesische Bereitschaftspolizisten aus ihren Schildern gegen tibetische Steinewerfer errichtet haben, dann weiß man, dass dort mehr geschehen ist, als uns die Propaganda seither glauben machen will.

Direkt darunter ist das erschütternde Bild abgedruckt, das Guo Tieliu in der Stadt Beichuan von einem verschütteten Mann gemacht hat, der siebzig Stunden nach dem Erdbeben vom 12. Mai eingeklemmt in einem eingestürzten Haus gefunden wurde, gerettet wurde und dann im Krankenhaus an seinen Verletzungen starb. Auf etlichen Bildern in diesem Band sieht man Menschen ins Gesicht, die bald sterben werden, zum Tode Verurteilten und vor allem politisch Entmachteten, doch bei keinem leidet man derart mit wie beim Blick in die unter der Betonlast auf seinem Rücken verzerrten Züge des Verschütteten. Es wird häufig gesagt, dass ein Menschenleben in China nicht viel zählt, wenn es um die Gesellschaft geht. Aufnahmen wie die von Guo erzählen etwas anderes: Die offiziösen Bilder aus China proklamieren mehr und mehr den Wert des Individuums - ob aus junger Überzeugung oder Opportunismus gegenüber der westlichen Einstellung, das muss sich noch erweisen.

Zu Guo Tieliu findet sich kein Eintrag im Register, das zu den Fotografen biographische Angaben und vor allem die Seiten im Buch bietet, auf denen Arbeiten zum Abdruck kamen. Guo, obwohl ja derzeit tätig, zählt damit zu denjenigen neun von insgesamt achtundachtzig Fotografen im Buch, über die Liu nichts in Erfahrung bringen konnte. Dass der Herausgeber selbst neben Du Xiuxian, dem mittlerweile zweiundachtzigjährigen Cheffotografen der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, der meistberücksichtigte Bildberichterstatter in seinem eigenen Werk ist, hat ein wenig Hautgout, doch zumindest die Aufnahmen, die Liu 1989 nach dem Massaker der Volksarmee auf dem Tiananmen gelangen, zählen zu den Höhepunkten des Bandes. Danach schränkte er seine eigene Tätigkeit als Fotograf in China klugerweise ein.

Aus den Bildern lässt sich eine Geschichte rekonstruieren, für die es schwerfällt, Worte zu finden. Das chinesische Experiment ist eine der großen Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts, und die Wirkung, die Mao mit seiner Weiterentwicklung der marxistischen Theorie hin zu einem Modell für den Übergang eines Agrarstaates zum Sozialismus ausübte, ist immer noch nicht genügend zum Gegenstand einer selbstkritischen Perspektive des Westens geworden. In Lius Fotoauswahl kann man aber immerhin überdeutlich sehen, mit welchen Mitteln sich der Große Vorsitzende inszenieren ließ: nämlich denen der chinesischen Tradition. In seinem eigenen Land heuchelte er damit ästhetische wie historische Kontinuität, im Ausland bediente er wohlfeile Klischees vom Reich der Mitte und dessen sanfter Philosophie.

Ungeachtet dessen, was das einundzwanzigste Jahrhundert für China und dieses für die Welt bereithält, kann es längst keine Rechtfertigung des maoistischen Terrors geben. Die Schätzungen für das Massensterben der fünfziger und sechziger Jahre gehen bis zu Zahlen von fünfunddreißig Millionen. Gleichzeitig künden die Bilder von der beispiellosen Faszination, die Mao noch in den schlimmsten Unterdrückungszeiten zu erzeugen wusste. Kaum ein Bild aus den sechziger oder frühen siebziger Jahren, wo nicht wie ein Körperekzem die "Worte des Großen Vorsitzenden" aus den Händen seines Publikums hervorwuchern, und bei einem der seltenen Farbbilder aus dieser Zeit, dem letzten Besuch Maos bei einer Parade der Jungen Garde 1966, haben nicht nur alle Gardisten diese "Mao-Bibel" erhoben - ein rotes Büchermeer, das zuverlässiger blühte als die "tausend Blumen", die der Vorsitzende 1957 als Äquivalent für Meinungsfreiheit feierte -, sondern auch der neben Mao im Militärfahrzeug sitzende Marschall Ye Jianying, die graue Eminenz der chinesischen Politik, die nach dem Tod des Vorsitzenden am 9. September 1976 zusammen mit Deng Xiaoping die Viererbande um die Witwe Maos entmachtete.

Auch Maos Gefolgsmann Lin Biao präsentiert bei jeder Gelegenheit das rote Buch, doch es half ihm schon zu Lebzeiten seines Mentors nichts: Im September starb dessen designierter Nachfolger unter dubiosen Umständen bei einem Flugzeugabsturz (vermutlich ein Abschuss durch die chinesische Luftwaffe), nachdem er Maos Gunst verloren hatte. In China wurde Lins Tod erst 1972 bekannt, und so konnte im Oktober 1971 noch die seit 1950 erscheinende regierungseigene Propagandaillustrierte "China Pictorial" mit einem Titelbild erscheinen, das Lin neben Mao zeigte. Mit der Bekanntgabe seines Todes wurde er postum zum Putschisten erklärt, und eine der vielen Säuberungswellen ging durch die Partei und über das ganze Land.

Es ist eine der grandiosen Ideen von Liu, in seinem Band regelmäßig kleine Reproduktionen der Titelbilder von "China Pictorial" abzudrucken. Dadurch wird die unabhängige Fotoauswahl mit der vom Regime gewollten Bildsprache konfrontiert. Zwar stammt auch die Mehrzahl der von Liu zusammengestellten Fotografien aus staatlich kontrollierten Qellen, doch die Auswahl ist so geschickt und die einzelnen Motive sind so gut erklärt, dass sich eine große Fortsetzungsgeschichte ergibt, die den Leser immer wieder zum Zurückblättern zwingt, zum Abgleich mit anderen Bildern. Dieser Fotoband liest sich wie ein Roman; als Genrebezeichnung taugte Horror.

ANDREAS PLATTHAUS

Liu Heung Shing (Hrsg.): "China". Porträt eines Landes. Englisch - Deutsch - Französisch. Taschen Verlag, Köln 2008. 424 S., Abb., geb., 39,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2008

Der lange Weg zurück in die Welt
Ein mächtiger Bildband dokumentiert die turbulente Entwicklung Chinas seit der Gründung der Volksrepublik
China rückt näher. Die internationale Resonanz auf die kommenden Olympischen Spiele beschleunigt nur, was ohnehin schon seit längerem zu beobachten ist: Der Westen bewegt sich mit rasch wachsendem Interesse auf ein Land zu, das bis vor einiger Zeit noch als großer grau-weißer Fleck auf dem Globus der Völkerschaften firmierte. Der sensationelle Erfolg der Foto-Ausstellung „Humanismus in China” in den vergangenen Monaten in Frankfurt, Stuttgart, München, Berlin und Dresden hat gezeigt, mit welcher fast schon voyeuristischen Lust derzeit Bildernachrichten aus dem Rätselland China verschlungen werden. Die Ausstellung wurde von chinesischen Fotohistorikern zunächst für China zusammengestellt und dokumentiert in erfreulich unideologisch-sachlicher Weise die differierenden Lebensformen in den Provinzen des rapide sich wandelnden kommunistischen China.
Mit einem vergleichbaren archäologischen Ansatz hat sich der Fotojournalist und Pulitzer-Preisträger Liu Heung Shing in seinem monumentalen Bildband „China. Porträt eines Landes” dem Riesenprojekt einer fotografischen Dokumentation der sechzigjährigen Geschichte der Volksrepublik verschrieben. Er hat aus den Privatarchiven von 88 chinesischen Fotografen – einige haben als offizielle Bildberichterstatter in den vordersten Reihen agiert, andere waren als stille Beobachter im Hintergrund tätig – die Bilder herausgesucht, die den Wandel des politischen und sozialen Klimas in den ländlichen Regionen und den Städten besonders drastisch spürbar machen, die schrillen ideologischen Kehrtwendungen in den Umgangsformen des Alltags schlaglichtartig beleuchten und die Turbulenzen in der wirtschaftlichen Entwicklung bildhaft prägnant zu visualisieren verstehen.
So taucht man – anders als in der erwähnten Ausstellung, wo die Politik ausgespart war – tief, ja oft sehr viel tiefer als den Betroffenen lieb sein konnte, in die Privatsphäre der Politiker ein. Man ist geduldeter Gast am Familientisch, ja beim Badeurlaub der Mächtigen, nimmt also Teil an intimen Peinlichkeiten, die den Volksführern Volksnähe attestieren sollten, heute aber wie Beutestücke böser Paparazzi wirken. Man ist Zeuge bei den schaurigen Schauprozessen der Kulturrevolution, bei öffentlichen Demütigungs- und Hinrichtungsritualen vor dichtest gedrängten Zuschauerreihen. Man sieht Bauernbrigaden mit primitivstem Gerät in der Erde wühlen, erschöpfte Industriearbeiter vor ihren Maschinen schlafen, Wanderarbeiter, die paarweise in kistengroßen Verschlägen hausen, Studenten, die beim Protestieren zusammengeschlagen werden; aber auch die Profiteure des neuen Reichtums, die sich zum Fotografieren auf die Motorhaube ihres Luxuscoupés legen, ihre Wohnungen alteuropäisch dekadent eingerichtet haben und im Farbenrausch der Discos ausstellen, was sie tagsüber eingekauft haben. China im Wandel – ein großes visuelles Abenteuer. GOTTFRIED KNAPP
China – Portrait eines Landes. Hrsg. v. Liu Heung Shing. Taschen Verlag Köln, 2008. 424 Seiten, 39,99 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gottfried Knapp gibt sich fasziniert diesem umfangreichen Bildband zu China hin, der den rasanten Wandel des Landes porträtiert. Zusammengestellt wurden die Bilder vom Fotojournalisten und Pulitzer-Preisträger Liu Heung Shing, der dafür in den Beständen von 88 Fotografen - darunter auch, aber nicht ausschließlich offizielle Reporter - forsten konnte, teilt der Rezensent mit. Sehr gefesselt haben ihn vor allem die Aufnahmen, die Einblick in das Privatleben von Politikern bieten und die mitunter ziemlich entlarvend sind, wie er findet.

© Perlentaucher Medien GmbH