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Wenn Bob Dylan den Literaturnobelpreis erhält, dann kommt dieses Buch zur richtigen Zeit.Dirk von Petersdorff liest Lieder und Songs als Gedichte. Sie sind »leicht« und »einfach«, wie schon Herder feststellte, gehen aus der »reichen und für alle fühlbaren Natur hervor« und verbinden Sprache und Musik. Lieder und Songs sind in Lebensvollzüge eingebunden, und gerade in ihrer Einfachheit können sie komplizierte Gefühlszustände ausdrücken.Dirk von Petersdorff untersucht drei Phasen der Geschichte des Lieds: Die Romantik von Clemens Brentanos Erfindungen alter Lieder bis zu Heinrich Heines…mehr

Produktbeschreibung
Wenn Bob Dylan den Literaturnobelpreis erhält, dann kommt dieses Buch zur richtigen Zeit.Dirk von Petersdorff liest Lieder und Songs als Gedichte. Sie sind »leicht« und »einfach«, wie schon Herder feststellte, gehen aus der »reichen und für alle fühlbaren Natur hervor« und verbinden Sprache und Musik. Lieder und Songs sind in Lebensvollzüge eingebunden, und gerade in ihrer Einfachheit können sie komplizierte Gefühlszustände ausdrücken.Dirk von Petersdorff untersucht drei Phasen der Geschichte des Lieds: Die Romantik von Clemens Brentanos Erfindungen alter Lieder bis zu Heinrich Heines Selbstparodien; die 1920er Jahre mit dem Witz der Comedian Harmonists, den Liebesexperimenten Marlene Dietrichs und den vielen Stimmen der Dreigroschenoper; die Gegenwart seit den 1970er Jahren von Udo Lindenbergs Wiedereinsatz, über die skeptischen Songs von Tocotronic bis zu den Erkundungen eines ungesicherten Ich bei Sven Regener, Judith Holofernes oder im Rap. Immer geht es um die Form von Liedern, also um ihre Rhythmik oder den Einsatz von Reimen, aber ebenso um den historischen Zusammenhang, in dem sie entstehen. Der Lyriker und Literaturwissenschaftler zeigt, dass die Songwriter selbst ein Bewusstsein von der Geschichte des Lieds besitzen, dass sie um ihre Vorläufer wissen und deren Lieder weitersingen.
Autorenporträt
Dirk von Petersdorff, geb. 1966, ist Literaturwissenschaftler und Lyriker. Er unterrichtet an der Universität Jena.Veröffentlichungen u. a.:In der Bar zum Krokodil. Lieder und Songs als Gedichte (2017); Nimm den langen Weg nach Haus. Gedichte (2. Aufl., 2017).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.04.2017

Nah am Herzen
Dirk von Petersdorff über die Bar
zum Krokodil und andere Lieder
Dirk von Petersdorff gehört zu jener Minderheit zeitgenössischer deutscher Lyriker, die gerne zu Strophe, Metrum und Reim greifen. Diese traditionellen Mittel haben ja durchaus ihre Vorzüge; solche Gedichte gehen leichter ins Ohr und ins Gedächtnis als freie Verse, und man kann ein Übriges tun und sie vertonen. Dann ist ihnen der Sprung ins Lied gelungen.
Es überrascht daher nicht, dass von Petersdorff sich mit der Poetik des Liedes beschäftigt: In diese Richtung geht die Sehnsucht seines eigenen Schaffens. „Was ist ein Lied?“, fragt er in einem einleitenden Kapitel. Und gibt darauf, obwohl er drei verschiedene Definitionen aus dem „Handbuch der literarischen Gattungen“ anführt, keine Antwort, aus der sich ersehen ließe, mit welchem Begriff davon er arbeiten will. Über die spezifische Wechselwirkung von Sprache und Musik macht er sich wenig Gedanken und landet stattdessen gleich bei den Einzelfällen.
Bei Eichendorffs „Es war als hätt’ der Himmel“ lautet der Befund: „Das Lied gibt keine Gewissheit, sondern sagt: Denkt über Gewissheit nach, sucht nach ihr, empfindet sie in bestimmten Momenten!“ Zu Heine fällt ihm ein: „Menschen können sich im Herzen ganz nahe sein, und wenn sie sich gegenüberstehen, empfinden sie auch Fremdheit.“ Zu den Comedian Harmonists (die auch den Titel des Buchs liefern dürfen: „In der Bar zum Krokodil“): „Man erkennt daran: Liedtexte nutzen Veränderungen der gesellschaftlichen Umwelt, um neues Material zu gewinnen.“ Zu Udo Lindenberg: „Wenn er in witziger Weise die Freiheitseinschränkungen in der DDR erwähnt (’du ziehst dir doch heimlich auch gerne mal die Lederjacke an / und schließt dich ein auf’m Klo und hörst West-Radio'), dann benennt er damit gleichzeitig ein ernstes politisches Problem. (. . .) Songs übergreifen eben nicht nur Zeiten, sondern auch Räume.“ Zu Judith Holofernes: „Welches Problem steckt dahinter? Der Song stellt die Frage, ob man eine feste Zweierbeziehung so führen kann, dass daraus keine Einschränkung der innerlichen Beweglichkeit hervorgeht.“
Man kann Dirk von Petersdorff in der Behandlung seines Themas nicht einmal akademische Trockenheit vorwerfen. Was er liefert, gehorcht vielmehr den Konventionen der gymnasialen Gedicht-Interpretation, einschließlich der beliebten Frage: Was will uns der Dichter damit sagen? Bei einem Autor, der etliche Bände Lyrik und Prosa veröffentlicht, promoviert wurde und sich habilitiert hat, steht man doch einigermaßen verblüfft vor so viel Unbedarftheit.
BURKHARD MÜLLER
Dirk von Petersdorff: In der Bar zum Krokodil. Lieder und Songs als Gedichte. Wallstein Verlag, Göttingen 2017. 114 S., 14,90 Euro. E-Book 11,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Mit Erkenntnissen wie diesen (...) lässt man sich gerne für das Kunstvolle im Populären begeistern.« (Stefan Dorsch, Augsburger Allgemeine, 26.04.2017)