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Die Stücke der niederländischen Autorin werden auf vielen deutschen Bühnen mit großem Erfolg gespielt. In ihrem ersten Roman erweist sie sich als großartige Erzählerin. Marlena, Mitte zwanzig, wohnt in Polen auf dem platten Land und ist zum Kummer ihrer Mutter noch immer nicht verheiratet. Dann verliebt sie sich plötzlich bis über beide Ohren in einen Amerikaner, der als Journalist über die Zeit nach dem Kommunismus berichtet. Marlena hat das Glück, zu lieben und geliebt zu werden, aber sie weiß es nicht, oder wenigstens: Sie kann es nicht glauben. Und so ähnlich geht es ihrem Geliebten auch,…mehr

Produktbeschreibung
Die Stücke der niederländischen Autorin werden auf vielen deutschen Bühnen mit großem Erfolg gespielt. In ihrem ersten Roman erweist sie sich als großartige Erzählerin. Marlena, Mitte zwanzig, wohnt in Polen auf dem platten Land und ist zum Kummer ihrer Mutter noch immer nicht verheiratet. Dann verliebt sie sich plötzlich bis über beide Ohren in einen Amerikaner, der als Journalist über die Zeit nach dem Kommunismus berichtet. Marlena hat das Glück, zu lieben und geliebt zu werden, aber sie weiß es nicht, oder wenigstens: Sie kann es nicht glauben. Und so ähnlich geht es ihrem Geliebten auch, der schließlich nach Amerika zurückkehrt. Dass sie ein Kind erwartet, wird er nie erfahren. Ein melancholischer Schleier scheint über Marlenas Leben zu liegen; stets bricht etwas entzwei, ohne dass es eigentlich eine Schuld gibt oder gar einen Schuldigen. Alle sind schuldlos Schuldige: Liebende, die tragisch verkettet sind in Verhältnisse, die sie nicht durchschauen. Drei Männern begegnet Marlena, die jeder auf seine Weise ihrem Leben eine entscheidende Richtungsänderung geben. Ihr Weg führt sie aus dem Dorf nach Warschau, über eine Heiratsvermittlung in die Niederlande zu einem Bauern, Jahre später zurück nach Polen. Lot Vekemans erzählt aus drei Perspektiven über das Verlangen, seinem Leben eine Richtung zu geben, und über die unvorhersehbaren Folgen, die es hat, wenn man es wirklich wagt. Ihre Charaktere, Marlena, drei Männer und ein Junge, gehen einem nicht mehr aus dem Kopf.
Autorenporträt
Lot Vekemans geb. 1965, studierte Geographie, später an der Schriftsteller-Akademie Colofon in Amsterdam. Seit 1995 schreibt sie Theaterstücke. Sie sind in mehr als fünfzehn Sprachen übersetzt und wurden vielfach preisgekrönt. Ihr Stück »Gift" feiert derzeit in Deutschland Triumphe. »Ein Brautkleid aus Warschau" ist ihr Romandebüt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2016

Mit voller Wucht

Gleich drei Dramatiker gehen fremd und veröffentlichen ihre ersten Romane: Roland Schimmelpfennig, Nis-Momme Stockmann und Lot Vekemans. Alle drei sind mit diesen Romanen für literarische Auszeichnungen nominiert. Zu Recht?

IIst das was Ernstes? Folgenreicher Betrug? Oder nur ein kurzer Sprung zur Seite. Ins Nebenbecken. Zum Abkühlen, Untertauchen, Schwungholen. Lohnt überhaupt die quälende Frage nach dem Warum? Warum gerade jetzt, warum mit ihm, warum überhaupt? Oder wäre schweigendes Darüber-Hinwegsehen klüger? Erst einmal abwarten, wie lange das Abenteuer seinen Reiz behält.

Gleich drei Dramatiker gehen dem Theater in diesem Bücherfrühling mit dem Roman fremd. Drei Bühnenautoren wechseln die narrative Gangart, das darstellende Medium, tauschen Drama gegen Prosa ein. Und werden dafür auch gleich ausgezeichnet. Zwei von ihnen, Roland Schimmelpfennig und Nis-Momme Stockmann, sind mit ihren Debütromanen auf der Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse. Die dritte Seitenspringerin, die niederländische Dramatikerin Lot Vekemans, wurde in ihrer Heimat schon preisgekrönt. Aber - jenseits aller öffentlichen Anerkennung - lohnt sich der Dramatiker-Schritt vom Wege auch für die Leser?

Ja, allein schon wegen des Titels, ist man versucht mit Blick auf Roland Schimmelpfennig zu sagen: "An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts". Das klingt so schön fundamental, dass allerdings von dem, was danach kommt, nicht mehr viel bleibt. Der Inhalt fällt hier hinter den Titel zurück. Denn auch wenn Schimmelpfennig bestechend nüchtern vom Schicksal und seinen diversen Tiefschlägen erzählt, mit unaufdringlicher Geste beschreibt. wie ein junges Liebespaar aus dem Berliner Umland vor verwahrlosten Familienzusammenhängen flüchtet und sich zu Fuß in die Großstadt aufmacht, wie ein stummer polnischer Bauarbeiter von seiner Freundin betrogen wird und ein Späti-Betreiber den Verstand verliert, obwohl er bei alldem die Traurigkeit der Abgehängten und Verlorengegangenen immer wieder andeutet - bleibt es am Ende doch bei unverbundenen Episoden, fehlt der Mut zum erzählerisch verdichtenden Ausfallschritt.

Da hilft auch ein einsamer Wolf nicht, der als heimlicher Spielleiter die Szenen miteinander verbinden soll. Zu viele Nebendarsteller treten auf, zu wenig existentielle Rahmenhandlung findet statt. Als würde der Dramatiker seiner Erzählung die Lebensenergie mit Absicht entziehen, als ob er schon vom Tempo her mit aller Kraft unterbieten wolle, was er in seinen Theaterstücken gewöhnlich auf den Weg bringt: hin und her schnellende Dialoge, überraschende Wendungen, scharfgestellte Ironie.

Die kurze, lakonische Form der Beschreibung führt in Schimmelpfennigs Prosa manchmal geradewegs zur Unterkühlung. Die Figuren bleiben oft statisch, bilden nur den Hintergrund für Bilder, die symbolisch überladen werden: ein toter Jäger im Schnee, ein Feuer in der Winternacht, ein Wolf vor den Toren der Stadt und ein Trinker, der in sich zusammensackt, während "ein paar Meter entfernt jemand Bratwürste verkauft". Schimmelpfennig gibt sich immer wieder mit der Erzeugung von Stimmungen zufrieden und macht gar nicht erst den Versuch, daraus eine Handlung, ein Geschehen zu entwickeln.

Und doch gelingen ihm berührende Momentaufnahmen, wie die vom greisen Paar im Erdgeschoss eines völlig entkernten Berliner Mietshauses: Ein halbnackter Greis schneidet bei Kerzenschein eine Fleischwurst in Stücke und schleudert sie auf den Fußboden, von dem sie seine alte, zahnlose Frau tief gebeugt zusammensammelt. Hier reicht das eine Bild, um alles zu erzählen: die Grausamkeit des gemeinsamen Alterns, die Schmach, die es bedeutet, aufeinander angewiesen zu sein.

Schimmelpfennigs Roman ist da am stärksten, wo er szenisch, nicht wo er narrativ schreibt: Eine Vernissage hinter der Fensterscheibe, eine Frau mit roten Schuhen und ein Mann mit grauen Haaren, lachend erst, dann, plötzlich, schlägt sie ihm ins Gesicht. Ein Ausbruchsversuch aus dem gewöhnlichen Smalltalk. Emblem für den Irrsinn des Kulturbetriebs. Und eine waschechte Theaterszene. Die man gern möglichst bald auf der Bühne sehen würde. Der Gattungswechsel hat bei Schimmelpfennig nicht zum großen Gegenentwurf geführt. Sein Roman bleibt ein ungeschriebenes Theaterstück. Er wirft zu wenig Prosa-Fleisch auf die Waage, die zersplitterten Short Cuts fügen sich nur zu einem mageren Ganzen zusammen.

Das Gegenteil kann man von Nis-Mommse Stockmanns Debütroman "Der Fuchs" behaupten. Hier hat die Wucht, mit der das Erzählfleisch geworfen wurde, die Waagschale geradewegs in den Bewertungsboden gerammt. Was auch immer nur von Ferne an Theaterszenen erinnern könnte, ist vollkommen überschüttet worden mit ausufernder, elliptischer Prosa. 715 Seiten lang ist der Roman des 1981 geborenen Dramatikers, dessen Stücke seit 2009 meist auf den kleinen Bühnen der großen Häuser gespielt werden. Denen oft vorgehalten wurde, in ihrer Themenwahl allzu autobiographisch zu sein: das schwierige Vater-Sohn-Verhältnis, die Asozialität der Vorortsiedlung, die theoriegesättigten Uni-Seminare. Damit hält der Prosaautor Stockmann sich nicht lange auf. Sein erstes Buch feiert die Apokalypse. Und stellt damit selbst alles in den Schatten, was er bisher fürs Theater geschrieben hat.

Eine enorme Flutwelle hat die norddeutsche Kleinstadt Thule heimgesucht und ein Inferno biblischen Ausmaßes angerichtet: Aufgedunsene Seniorenleiber hängen in den Baumkronen, Tiere mit heraushängenden Eingeweiden kämpfen um ihr Leben, Babys brüllen, Hubschrauberwracks knallen gegen Hauswände, ein stinkender flüssiger Müllteppich fließt zäh ins Nirgendwo. Götterdämmerung im Juli 2012 - "der Kosmos kotzt". Ein paar Überlebende haben sich aufs Dach gerettet. Unter ihnen ist Finn Schliemann. Auf den immer schon alles eingestürzt ist, der sich sein Gehirn stets von anderen hat "besticken lassen" und dabei nichts als einen seltsam metallischen Geschmack im Rachen hatte. Von der Katastrophe erschöpft, hockt er jetzt mit "verkrampften Augenlidern" in der Gluthitze und fällt immer wieder ins Delirium.

Erinnerung und Phantasma verschwimmen, bald schieben sich wahnsinnige Bilder wild übereinander: abgerissene Traumfetzen, Mythenvisionen, Kindheitsrückblenden. Hin und wieder bildet sich ein erzählerischer Strang heraus, springt die Handlung in die frühen 1990er Jahre, als der zehnjährige Finn - dessen Bruder schwerbehindert, dessen Vater von eigener Hand (durch Abtrennung derselben!) gestorben und dessen Freundeskreis auf ein paar traurige Außenseiter beschränkt ist - Katja kennenlernt. Sie ist keine von diesen "inzestuösen Schmalzfressen, keine Allerweltsbratze", wie sie sonst in der Stadt rumhängen. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach einem unsichtbaren Imperium, recherchieren, imaginieren, finden in der Fiktion den Ausweg aus der Hölle der Provinz. Als eines Tages ein blutender Menschenarm in der Hecke hängt, wird es ernst: "Klingenmänner" mit roten Augen und vernarbter Haut treten auf, eisiger Wind weht aus schwarzen Löchern, Käferschwärme verdunkeln das Sonnenlicht. "Du musst immer so leben, dass du im Falle einer Apokalypse gut dastehst", rät Katja und gibt Finn den Decknamen "Fuchs". Längst kann der da schon Fiktion und Realität nicht mehr voneinander trennen. Aber wozu auch, denn: Verstehen bedeutet immer Vorstellen, "Erinnern immer Erfinden".

Das ist gewissermaßen die erkenntnistheoretische Zwischenbilanz, die Stockmann (mit Verweis auf David Hume) zieht. Aber dafür hätten es vielleicht auch weniger Seiten getan. Was wirklich interessant ist an diesem Roman, was einen mitreißt und anfixt, ist seine halsbrecherische Überladung mit Narrativen. Was zunächst wie eine Mischung aus Splatter-Romantik, barockem Allegorien-Schwulst und klassischem Abenteuerroman daherkommt, verwandelt sich im nächsten Moment in eine tragische Coming-of-Age-Story, wird bald darauf zur Edgar-Allen-Poe-haften Gruselgeschichte, springt wild hin und her zwischen babylonischem Götterkampf und trister SPD-Kommunalpolitik und endet schließlich irgendwo im Chaos der Zeitenwende. Ab der Hälfte des Buches sind die einzelnen Textpassagen versetzt gedruckt, damit der Leser eine bessere Übersicht behält. Tut er aber nicht. Im Gegenteil, alles verschwimmt, wird zum aussichtslosen Puzzlespiel, kein Teil passt zum anderen, ein wildwucherndes Wurzelgeflecht aus furioser Phantasmagorie.

Bald achtet man nur noch auf den geradezu artistischen Tonlagenwechsel: Mal umgangssprachlich rauh, mal lyrisch-melodisch klingt Stockmanns Prosa-Stimme, sie kann verraucht erzählen wie ein Lagerfeueropa und stylisch in "Matrix"-Manier schocken. Hinter all dieser, manchmal auch nervtötenden poetologischen Registerzieherei taucht an verschiedenen Stellen der sehnsuchtsvolle Gedanke auf, dass diese - unsere - graue Zeit bald von einer ungeheuren Veränderung erschüttert werde. Dass das leblose Netzwerk, in dem "alles miteinander verbunden ist, aber sich nichts mehr berührt", zusammenbreche und unsere "emotional begradigte Welt" mit einem lauten Knall untergehe.

Der Wunsch nach Neustart, nach einem Leben jenseits vom Zynismus des "Wohlstandsprojekts" steckt Stockmanns "Fuchs" tief in den Knochen. Aus ihm heraus entwickelt er eine überdrehte Erzähl-Collage, die mit ihrer spezifischen Form der poppigen Archaik den Anschluss an die postmoderne Tradition der Apokalypsen-Sehnsucht sucht. "Irgendwo muss doch das stattfinden, was die Menschen ,Geschichte' nennen", flüstert Stockmann dem Leser einmal zu, "was das heißen kann: Am Leben sein." Da hält er für einen Moment inne, ist kurz stiller Träumer. Aber häufig passiert das nicht. Die meiste Zeit schmeißt er sich fast manisch in immer neue Strukturwellen hinein. Während Schimmelpfennigs "Wolfs"-Roman das Theater unter Wert betrügt, schläft sich Stockmann mit seinem "Fuchs"-Prosawerk ganz nach oben.

Man ringt mit diesem Buch, zweifelt, versucht die Gegenwehr und muss sich am Ende doch seiner fundamentalen Erzählkraft, seinem unerschöpflichen Assoziationsreservoir ergeben. Das ist ein echter Wurf. Ein Schleuderwurf.

Zuletzt noch Vekemans. Die Dramatikerin aus Holland, deren erfolgreichstes Theaterstück "Gift" von der Wiederbegegnung eines geschiedenen Elternpaares am Grab des verunglückten Sohnes handelt. Angeblich soll es umgebettet werden, weil Gift auf dem Friedhof gefunden wurde, in Wahrheit ist das nur eine Erfindung der Frau, die ihren Mann wiedersehen will, das einsame Leiden, das Verlassen-Sein nicht mehr aushält. Unvergesslich, wie Dagmar Manzel in der aktuellen Inszenierung von "Gift" am Deutschen Theater in Berlin den Blick flehentlich auf Ulrich Matthes richtet und der, alle aufkommende Trauer unterdrückend, allen verzweifelten Wahnsinn seiner Exfrau abwehrend, die Flucht ins Ironische versucht. In "Gift" bleibt die Frau zurück, während der Mann zu seiner neuen Familie heimkehrt.

In Vekemans erstem Roman, "Ein Brautkleid aus Warschau", sind es jetzt die Männer, die zurückbleiben. Es ist die Geschichte von Marlena, einer jungen Polin vom Dorf, die nicht an die Treue ihres verzweifelten Geliebten glaubt, aber schwanger ist und sich von einer Heiratsagentur nach Holland zu einem verwitweten Bauern vermitteln lässt. Dort dann lebt, ihren Sohn aufzieht, den neuen Ehemann zum Vater macht, nur um ihn eines Tages kaltblütig zu verlassen und heimzukehren nach Polen, ohne Mitleid für den Schmerz des schweigsamen Landwirts, der seinen falschen Sohn liebt wie nichts auf der Welt. Marlena flieht zu einem, der sie immer schon wollte, einem reichen Hotelier mit Geld und einem Geheimnis, das der vor Kummer verstockte Sohn zufällig lüftet. Und wieder bricht Marlena auf, reißt ihren kleinen Jungen mit sich fort. Immer gehen, nie bleiben.

Lot Vekemans skizziert mit wenigen Strichen das Porträt einer Frau, die jedes Vertrauen aufs Gefühl verloren hat. Deren Leben Flucht ist vor allem, was Liebe war und sein könnte. Aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt sie das Geschehen, auch aus der der Männer. Aber Gerechtigkeit erfährt hier trotzdem niemand. Und so bleibt jeder ihrer Figuren am Ende nur der schwermütige Gedanke an "ein Leben, das man nicht gehabt hat". Vekemans schreibt in einem altmodischen Sinne empfindsam, berührt durch die ruhige Art ihrer Seelenschau, ihres einfühlsamen psychologischen Realismus. Man stört sich nicht an ihrem klassizistischen Motiv-Repertoire, daran, dass hier Küsse unter Linden ausgetauscht werden und Geheimnisse in Briefen versteckt sind. Wenn die Konvention so herzklopfend daherkommt, nimmt man sie gerne in Kauf. Vekemans erster Roman ist eine formvollendete Fortsetzung des Dramas mit anderen Mitteln. Sie malt, so könnte man sagen, feinfühlig aus, was für die Bühne geschrieben, in gesprochener Rede immer Schema bleibt: das Innenleben der Menschen, die da oben ostentativ handeln, fehlen und leiden müssen.

Und das darf am Ende doch als der größte Triumph der Prosa gelten, wenn es ihr gelingt, das auszufüllen, was das Drama an heimlichen Leerstellen offenlässt. Dann lohnt sich der Betrug auch für das betrogene Theater.

SIMON STRAUSS

Roland Schimmelpfennig: "An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts". Roman. S. Fischer, 256 Seiten, 19,99 Euro

Nis-Momme Stockmann: "Der Fuchs". Roman. Rowohlt, 720 Seiten, 24,95 Euro

Lot Vekemans: "Ein Brautkleid aus Warschau". Roman. Wallstein, 253 Seiten, 19,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Dass die niederländische Theaterautorin Lot Vekemans exzellente Dialoge schreiben kann, hat Rezensent Martin Zingg vermutet. Dass sie darüber hinaus aber auch eine grandiose Erzählerin ist, beweist ihm Vekemans Debütroman "Ein Brautkleid aus Warschau". Erzählt wird die Geschichte von Marlena, die von ihrer Mutter zur Heirat gedrängt wird, sich in den polnischstämmigen Amerikaner Nathan verliebt, schwanger zurück in Polen bleibt und sich über eine Heiratsagentur mit einem holländischen Bauern vermählt, resümiert der Kritiker. Wie die Autorin ihre Geschichte über versäumte Träume und gescheiterte Kommunikation aus drei Perspektiven - Marlenas, ihres Mannes Andries und Nathans Großonkel Szymon - erzählt, die drei Episoden gekonnt miteinander verknüpft und doch alles in der Schwebe lässt, findet der Rezensent brillant.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Schon die ersten Sätze haben mich verzaubert und dann hat es mich nicht mehr losgelassen und ist mir unter die Haut gekrochen. Mir gefällt die Sprache der Autorin und wie behutsam sie mit allen Figuren umgeht. Es gibt so viele verschiedene Wahrheiten, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man schaut. Zurück bleiben ganz intensive Bilder!« (Jacqueline Masuck, Dussmann das Kulturkaufhaus) »Ich war von diesem ruhigen, unaufgeregten und doch an vielen Stellen emotionalem Ton fasziniert. Die Geschichte aus drei Perspektiven erzählt, hat einen unglaublichen Sog. Ich musste den Roman in einem Rutsch lesen, konnten mich von den Figuren kaum lösen. Lot Vekemans ist eine großartige Beobachterin. Hoffentlich lesen wir noch mehr von ihr.« (Martina Kraus, RavensBuch Friedrichshafen) »Die Sprachlosigkeit von Marlena, oder vielmehr ihre Unfähigkeit, zu fragen, die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Geschichte und deren Geschichte: grossartig. Wie wurden die einzelnen Protagonisten zu den Menschen, die sie heute sind, was treibt sie an, diese oder jene Entscheidung zu treffen, treffen sie sie überhaupt selber oder werden sie durch »Schicksal« dazu bewogen, so oder anders zu entscheiden oder nicht zu entscheiden - das Buch wirft ganz nebenher auch viele Lebensfragen auf und zeigt die Vergänglichkeit.« (Ursula Zangger, Orell Füssli am Bellevue, Zürich) »Lot Vekemans kann mit einfachen Worten fantastisch erzählen und hat mich vom ersten Satz in die Geschichte hineingezogen.« (Carolin Brehmeier, Thalia Göttingen) »Lot Vekemans erzählt einfühlsam wie stark, aber auch zerbrechlich familiäre Bande sind. Ein wundervoller Roman über das, was Familie ausmacht.« (Claudia Mühlhausen, unibuch Kassel) »Eine wirklich beeindruckende Geschichte in elegant schlichter Diktion, der man ergriffen folgt. Die Botschaft lautet: Gefühle brauchen Sprache, sonst trägt das Schicksal den Menschen davon...« (Mechthild Heinen, Lehmkuhl München) »Ich bin sehr angetan, wollte auf meinem iPhone nur anlesen (was ich sonst nie mache) und konnte dann gar nicht mehr aufhören. Eine schöne Sprache, die eine interessante Geschichte erzählt und mich vollkommen mitnimmt. Sehr feinfühlig, melancholisch, nachdenklich sind die Zeilen, und im nächsten Atemzug kommen leichte, tippelnde Schritte dazwischen, Momente des Lächelns. Ein wahrlich besonderes Buch!« (Simone Finkenwirth, Hugendubel Berlin) »Ich habe das Buch sehr genossen! Für mich ist es ein ganz wunderbares Buch, das von vielen unerfüllten Wünschen und Sehnsüchten erzählt, aber trotzdem immer wieder Hoffnungsschimmer aufblitzen lässt. Ganz beeindruckt bin ich auch von der ausdrucksvollen Sprache, die die Autorin für ihre Protagonisten findet, die selbst eher wortkarge Leben führen.« (Kirsten Jahn, Decius Hildesheim) »In meinem langen Buchhändlerleben habe ich schon viel gelesen. 'Ein Brautkleid aus Warschau' war seit langen mal wieder ein Buch, das ich nicht weglegen konnte.« (Karin Born, Prolit Verlagsauslieferung) »'Ein Brautkleid aus Warschau' ist das Beste, was ich seit langem gelesen habe!« (Elke Ehlert, Buchhandlung Seitenweise, Hamburg) »Vorsicht: dieses Buch kann schwere Anfälle von Lesefieber auslösen. Einmal angefangen, lässt einen die Geschichte nicht mehr los. Man merkt, dass Lot Vekemans vom Theater kommt, so geschickt hält sie die dramaturgischen Fäden zusammen. Und dass sie dazu auch noch über eine literarische Prosastimme verfügt, macht diesen Titel zu einem echten Highlight des Frühjahrs 2016.« (Stefanie Westenberger, Buchhandlung Graff, Braunschweig) »Die Autorin hat ein sehr gut ausgeprägtes Gespür, Begegnungen von Menschen und die sich daraus ergebenden Komplikationen, Probleme und Wirrnisse bis hin zu fatalen Irrwegen mit der folgerichtigen Härte zu beschreiben.« (Martin Gaiser, Bücherpunkt Blaubeuren) »Lot Vekemans' Roman kommt in sparsamer, schlichter Sprache daher, klingt aber so intensiv nach. Der zweifache Perspektivwechsel lässt die Verstrickung der Personen deutlich hervortreten: Alle lieben - so eingeschränkt, wie es ihnen möglich ist -, sie benutzen andere und werden benutzt und alle gewinnen und verlieren dabei. Das einzige Kind allerdings, Stan, wird in diesem komplizierten Spiel zum Spielball, - eine Erfahrung, die ihn für sein Leben prägen wird.« (Heide Koller-Duwe, Buchhandlung Friedrich Schaumburg) »Lebensläufe, so lakonisch, so schlicht und alltäglich, beschrieben in einer so schlichten Sprache. Das Resultat: ein Roman, der zutiefst berührt in seiner Melancholie, mit langer Nachhaltigkeit. Und wir können ahnen, wie viele Menschen hier tatsächlich ähnliche Lebensläufe und Verstrickungen leben.« (Ingeborg Hack, Parzellers Buchservice) »'Das Brautkleid aus Warschau' ist ein richtig schönes Buch, ein Buch wie ich es schon länger nicht mehr gelesen habe. Schöner, wenn auch unprätensiöser Stil, Erfahrungen über das Leben und die Liebe, feine Ironie, ein »philosophisches" Buch« über die Wechselfälle des Lebens. Wirklich sehr lesenswert!« (Claudia Knopf, Orell Füssli Thalia AG, Zürich) »Eine großartige, berührende Geschichte von Menschen, die durch ihr Handeln und den dadurch entstehenden Schicksalslauf unglücklich werden und darüber nicht wirklich sprechen können... Ein schöner, sehr bewegender Roman.« (Hauke Harder, Buchhandlung Almut Schmidt, Kiel)…mehr