Der Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland -- einzigartiger Überblick über unser Land in zwölf BändenDer zwölfbändige Nationalatlas wird ein umfassendes Bild von Deutschland an der Schwelle zum 21. Jahrhundert vermitteln, das -- wie ich finde -- nach 50 Jahren Bundesrepublik Deutschland und 10 Jahren Wiedervereinigung mehr als überfällig war. Ich freue mich, in meiner Funktion als Bundestagspräsident und als Bürger dieses Landes, dass es -- wie von anderen europäischen Ländern schon seit langem -- nun auch von Deutschland einen Nationalatlas geben wird, und wünsche diesem bedeutenden Projekt langlebigen Erfolg.Die Themenblöcke des Bandes "Dörfer und Städte"Allgemeine Prinzipien der SiedlungsstrukturStadttypen und Stadtentwicklung im ÜberblickStädte im ländlichen RaumVerdichtungsräumeAnalyse innerstädtischer Strukturen und ProzesseLandeshauptstädte und die Bundeshauptstadt BerlinDer neue Band des "Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland" widmet sich den Siedlungsformen und -strukturen in unserem Land. Wie und wann sind die verschiedenen Dorfformen entstanden, die wir heute beobachten können? Wie sehr sind traditionelle Strukturendurch moderne Entwicklungen überprägt worden? Wie lässt sich die innere Differenzierung der Städte charakterisieren? Welchen Tendenzen folgt die moderne Dorf- und Stadtentwicklung? Welche Verkehrsprobleme müssen in Großstädten und Vororten gelöst werden? Diese und viele weitere Fragen werden in dem außerordentlich breit angelegten Band in bewährter "Nationalatlas"-Qualität mit aufschlussreichen Texten und zahlreichen Karten, Grafiken und Tabellen beantwortet.An vielfältigen Beispielen ländlicher und städtischer Siedlungen wird deutlich, dass sich der alte Gegensatz von Stadt und Land in Lebens-, Bau- und Siedlungsformen inzwischen zu einem Kontinuum gewandelt hat. Ein Rückblick zeigt, dass die historische Entwicklung eine ganze Reihe von Stadttypen hervorgebracht hat - beispielhaft seien hier nur Hafenstädte, Garnisonsstädte oder Bischofsstädte genannt -, deren Grundstrukturen bis heute die Stadtbilder prägen. Ein weiterer Themenkomplex beschäftigt sich mit den Prozessen, die in den letzten Jahrzehnten zu großen Veränderungen im Siedlungsgefüge geführt haben; allen voran die Suburbanisierung, aber auch Tertiärisierung, Segregation oder Citybildung sind wichtige Schlagworte. Schließlich kommen auch moderne Sonderentwicklungen zur Sprache, wie die stadtbildprägende Kraft von Moscheen, die vielerorts neu gebaut werden, die Umwandlung zu Fußgänger- und Fahrradstädten oder die Entwicklung Berlins von der geteilten Stadt zur Bundeshaupt- und Kulturstadt.
Die deutsche Nabelschau, das Großprojekt des auf zwölf Bände angelegten „Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland” ist nun in den Dörfern und Städten unseres Landes angekommen und hat sie in aufwändige Statistiken und Informationskarten aufgelöst. In den vorherigen Bänden wurden Staat und Gesellschaft, Bevölkerung, Bildung und Kultur, Freizeit und Tourismus untersucht. Der neue Band möchte die Siedlungsgewohnheiten der hier ansässigen Bevölkerung offen legen, aber auch vieles, was damit zusammenhängt: Bildungseinrichtungen, Freizeitverhalten, Gesellschaftliches. Oder, in den Worten des Vizepräsidenten des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Wendelin Strubelt, der das Geleitwort geschrieben hat: „Die Ubiquität des Städtischen korrespondiert hier mit einem Potenzial des überall Möglichen, auch wenn sich die räumlichen Konkretisierungen noch als unterschiedliche Typen fassen lassen.”
Man wird keinen Atlas wegen der Qualität der Begleittexte kaufen. Die Begleittexte zu über 50 Teilaspekten der Dorf-Stadt-Problematik, die in dem Atlas untersucht werden, dienen vor allem der Beschreibung des Datenmaterials unter gelegentlicher Zuhilfenahme fortgeschrittener Sprachformen der Soziologie. Es überwiegen die Fallstudien: zur städtebaulichen Erweiterung von Freudenstadt, der Flächennutzung in Chemnitz, der funktionalen Gliederung von Rosenheim. Rückschlüsse, was das für die Lebensqualität bedeutet und wie eine sinnvolle Kommunalpolitik aussehen müsste, kann jeder Leser selbst ziehen.
Die Statistiken und Karten zeigen ein Land in innerer Zerrissenheit. Ob Bevölkerungswachstum oder Abwanderung, die Preise von Bauland, der Anteil der Sozialhilfeempfänger, Einkommensmillionäre und Ausländer oder die Versorgung mit Schulen und Ärzten (Karten oben): die Unterschiede zwischen benachbarten Regionen und selbst von einem Stadtteil zum nächsten liegen oftmals weit über hundert Prozent. Wer vor der Veröffentlichung des Atlas nur auf die Durchschnittswerte geschaut hat, dem war das Wesentliche entgangen. ukü
INSTITUT FÜR LÄNDERKUNDE, Leipzig (Hrsg.): Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Band 5: Dörfer und Städte. Spektrum Akademischer Verlag, Heidel- berg 2003. 194 Seiten, 99 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Auf insgesamt zwölf Bände ist die große deutsche Nabelschau des Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland angelegt, informiert der mit "ukü" zeichnende Rezensent, der vorliegende siebte Teilband behandelt Siedlungsstrukturen in Dörfern und Städten. Die versammelten Statistiken und Karten zeigen für den Rezensenten "ein Land innerer Zerrissenheit". Besonders legt der Rezensent all denjenigen den Band ans Herz, die bisher nur auf die Durchschnittswerte geblickt haben: Denn ob beim Bevölkerungswachstum, den Preisen von Bauland, der Einkommensverteilung oder der Versorgung mit Ärzten und Schulen - die Unterschiede zwischen einzelnen Regionen, manchmal gar Stadtteilen, liegen häufig über hundert Prozent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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