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"Ich muss noch mal kurz hoch ins Büro, Schatz!" - das sind die letzten Worte, die Berthold Schulz von seiner Frau hört. Seit über einem Jahr ist sie verschwunden, doch es liegen keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen vor. Eine interessante Story, denkt sich auch der Erzähler dieser Geschichte, ein Journalist. Er recherchiert, schreibt über den Fall, bittet um Hinweise über den Verbleib der Architektin Maren S.: Hat sie tatsächlich Aufziehvögel vor dem Centre Pompidou verkauft? Auch in Polen will man sie gesehen haben, unterwegs auf einem Fahrrad. Dann ist sich ein Leser sicher: Sie sei…mehr

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Produktbeschreibung
"Ich muss noch mal kurz hoch ins Büro, Schatz!" - das sind die letzten Worte, die Berthold Schulz von seiner Frau hört. Seit über einem Jahr ist sie verschwunden, doch es liegen keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen vor. Eine interessante Story, denkt sich auch der Erzähler dieser Geschichte, ein Journalist. Er recherchiert, schreibt über den Fall, bittet um Hinweise über den Verbleib der Architektin Maren S.: Hat sie tatsächlich Aufziehvögel vor dem Centre Pompidou verkauft? Auch in Polen will man sie gesehen haben, unterwegs auf einem Fahrrad. Dann ist sich ein Leser sicher: Sie sei Tennislehrerin in einem All-Inclusive-Club auf Djerba - ein Foto lässt keine Zweifel. Der Journalist ist elektrisiert. Sofort bucht er einen Tenniskurs und fliegt nach Tunesien. Doch warum nennt er seiner Frau ein falsches Reiseziel?
Brillant spielt Thomas Weiss mit dem bekannten Odysseus-Motiv des "ewig Suchenden" - im Zentrum: eine Frau. Ein gleichwohl kluges wie leichtsinniges Stück Literatur, das eines deutlich macht: die Sehnsucht nach der "Befreiung aus dem Hamsterrad" kennen wir alle.
Autorenporträt
Weiss, Thomas
Thomas Weiss, Dr. med., 1952 in Heidelberg geboren, studierte Medizin und Soziologie, Zusatzausbildung in Psychotherapie und Psychoanalyse. Seit 1988 arbeitet er als Psychotherapeut mit Schwerpunkt Naturheilverfahren in Mannheim.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Christoph Schröder vermisst nach "Flüchtige Bekannte" den alten Thomas Weiss, den, der erbarmungslos das Seelenleben seiner Figuren auslotet. Der alte Thomas Weiss hätte den klischeebefrachteten Anfang dieses Romans ironisch aufs Korn genommen, ist sich der Rezensent sicher: eine Frau verschwindet scheinbar spurlos, nachdem sie Mann und Tochter gesagt hatte, noch eine Weile im, Büro zu sein, ein Journalist (und der Erzähler des Romans) stöbert sie auf Djerba auf, wo sie Tennisunterricht gibt, und entschließt sich, gleich dort zu bleiben und gleichfalls Reißaus von der Heimat zu nehmen, fasst Schröder zusammen. Diese Konstellation wird dann mit allerlei Floskeln über "das Wie und Warum des Weitermachens" und über Neuanfänge begossen, um schließlich in einem wirren Traum zu enden, der, unnötig, sämtliche Handlungsfäden leerlaufen lässt, bedauert der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.08.2014

In Untiefen
verschwinden
Thomas Weiss’ dahinplätschernde
Odyssee „Flüchtige Bekannte“
Karlheinz’ Frau ist vor einem halben Jahr gestorben, trotzdem macht er jetzt Cluburlaub in Tunesien. Das erzählt er bei Hummersalat und Seezunge. Und dass er sich nicht getraut habe, die Sachen seiner Frau wegzuräumen, fortzuschaffen. Eigentlich sei er, Karlheinz, ja Fan von Hannover 96. Aber in dieser Situation habe er sich an den ehemaligen Trainer von Eintracht Frankfurt erinnert, Dragoslav Stepanovic, der seinerzeit den Satz geprägt hat: „Lebbe geht weiter.“ Auch darum geht es, um das Wie und Warum des Weitermachens nach einem Verlust. Und wenn man als Eintracht Frankfurt-Fan pingelig wäre, dann müsste man Thomas Weiss ankreiden, dass Stepanovic diesen Satz nicht, wie im Roman behauptet, nach einem verschossenen, sondern nach einem fälschlicherweise nicht gegebenen Elfmeter gesagt hat.
  „Flüchtige Bekannte“ ist Thomas Weiss’ vierter Roman. Besonders in den beiden ersten, „Schmitz“ und „Folgendes“, hat Weiss sich als ein Autor erwiesen, der seinen Figuren und deren angekratzten Seelenzuständen auf geradezu erbarmungslose Weise zu Leibe rückt. Er pflegte eine Form von subtiler literarischer Rücksichtslosigkeit, wie man sie selten findet. Einige Motive der ersten Romane tauchen in „Flüchtige Bekannte“ wieder auf; ansonsten muss man aber mit Bedauern feststellen, dass von Weiss’ Stärken kaum etwas übrig geblieben ist.
  Bereits die Ausgangssituation ist derart klischeeüberfrachtet, dass sie förmlich danach schreit, auf originelle Weise gebrochen zu werden (wofür Weiss im Übrigen auch prädestiniert gewesen wäre): Eine Frau, erfolgreiche Architektin, geht gegen Abend noch einmal in ihr Büro, um ein paar Stunden zu arbeiten – und verschwindet spurlos. Ihr Mann und die Tochter bleiben zurück. Erzählt wird die ganze Geschichte von einem Journalisten und entfernten Bekannten des Paars, der sich schließlich, nach einem in der Redaktion gelandeten Hinweis, dass die Frau angeblich gesehen worden sei, auf die tunesische Ferieninsel Djerba begibt (seiner eigenen Frau erzählt er etwas Anderes). Dort hält sich Maren, die Architektin, auch tatsächlich auf; sie arbeitet als Tennislehrerin, doch anstatt das Ergebnis seiner Recherchen in die Heimat zu übermitteln, schweigt der Journalist und nimmt stattdessen Tennisstunden.
  Ein doppelter Ausbruch also, denn auch der Ich-Erzähler flieht aus seiner Beziehung, seiner prekären beruflichen Situation, seinem schal gewordenen Alltag. Daraus schlägt „Flüchtige Bekannte“ allerdings keinerlei Funken: Sehnsüchte kommen hier aus dem Fertigbaukasten („dem Leben noch einmal eine ganz andere Richtung geben, bevor es zu spät ist, das alte über Bord werfen und ein neues beginnen, unverdorben, unbeschrieben, noch einmal von vorn starten“); die Reisebeschreibungen sind matt und lustlos, manche Passagen wirken sprachlich erstaunlich ungelenk, und was immer hinter der erzählstrategischen Entscheidung stecken mag, auch der verschwundenen Maren in kursiv gedruckten Passagen Raum zu geben für ihre eigene Perspektive auf die Dinge, wird nicht ersichtlich, weil diese zweite Erzählstimme keine eigene Modulation erhält.
  So folgt man also einem etwas abgehalfterten Schreiber mit Identitätskrise (als gäbe es davon nicht genug!) durch eine recht flache Odyssee. Es spricht auch nicht unbedingt für einen Roman, wenn der Autor ihn in eine katastrophischen Traum münden lässt und sich so der Verantwortung entzieht, die noch losen Handlungsfäden sinnvoll zu verknüpfen. Lebbe geht trotzdem weiter. Auch wenn es manchmal quälend ist.
CHRISTOPH SCHRÖDER
Thomas Weiss: Flüchtige Bekannte. Roman. Berlin Verlag, Berlin 2014. 192 Seiten, 16,99 Euro, E-Book 12,99 Euro.
Bevor hier das alte Leben über
Bord geworfen wird, ist eine
Großladung Klischees zu löschen
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"In Thomas Weiss' Roman "Flüchtige Bekannte" geht es um Fragen, die sich wahrscheinlich jeder schon einmal gestellt hat: Wie wäre es, aus dem Hamsterrad auszubrechen und einfach alles hinter sich zu lassen? [...]. Der Autor nähert sich diesen Themen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven und verwebt sie zu einer spannenden Geschichte, ohne ein moralisches Urteil zu fällen.", Staubinger Tagblatt (dpa), Ira Kugel, 30.01.2016