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Biografie einer faszinierenden Persönlichkeit und zugleich ein Panorama des 20. Jahrhunderts.
Geboren 1913 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in Dortmund, wuchs Muens - terberger in die turbulenten Jahre der Weimarer Republik hinein, besuchte die Odenwaldschule, studierte Ethnologie und Kunstgeschichte und gelangte in dieKünstlerbohème von Amsterdam und Monte Verità, die ihn für sein Leben prägen sollte. Eine Freundin rettete ihm das Leben, indem sie ihn jahrelang in ihrem Ams - terdamer Haus vor der Gestapo versteckte. Nach dem Krieg emigrierte er in die USA, arbeitete als…mehr

Produktbeschreibung
Biografie einer faszinierenden Persönlichkeit und zugleich ein Panorama des 20. Jahrhunderts.
Geboren 1913 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in Dortmund, wuchs Muens -
terberger in die turbulenten Jahre der Weimarer Republik hinein, besuchte die
Odenwaldschule, studierte Ethnologie und Kunstgeschichte und gelangte in dieKünstlerbohème von Amsterdam und Monte Verità, die ihn für sein Leben prägen
sollte. Eine Freundin rettete ihm das Leben, indem sie ihn jahrelang in ihrem Ams -
terdamer Haus vor der Gestapo versteckte.
Nach dem Krieg emigrierte er in die USA, arbeitete als Psychoanalytiker und lehrte
als Professor für Ethnopsychatrie in New York. Dort begründete er nicht nur seine
bedeutende Sammlung afrikanischer Kunst - er gehörte, bis zu seinem Tod 2011, zu
den schillernden Figuren der intellektuellen Szene. Lisa Zeitz hat ihn über mehre re
Jahre begleitet. Auf der Grundlage vieler Gespräche und bisher unveröffentlichter
Dokumente zeichnet sie nun diese einmalige Lebensgeschichte nach. Eine Ausnahmegestalt
- und ein faszinierendes Panorama des 20. Jahrhunderts.
Autorenporträt
Lisa Zeitz, geboren 1970, studierte Kunstgeschichte in Freiburg, München und Venedig und promovierte über Tizian. Sie ist ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet des internationalen Kunstmarkts, hat u. a. das New Yorker Büro der Villa Grisebach geleitet und war viele Jahre als Korrespondentin für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG tätig. Seit 2012 ist sie Chefredakteurin der Zeitschrift WELTKUNST sowie von KUNST UND AUKTIONEN. Lisa Zeitz lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.03.2013

Der Mann, der James Deans Träume kannte
Lisa Zeitz' mitreißende Biographie des Psychoanalytikers und Kunstsammlers Werner Muensterberger

Ein Haus in New York, Upper East Side, 68. Straße: Unten am Fahrstuhl steht eine ältere Dame mit Leopardenrock und Pelzkragen, das Gesicht wie eine Maske, daneben ein Dogwalker, der einen Pekinesen ausführt. Eine lautlose Fahrt bis in den 17. Stock, dort öffnet sich die Tür, ein kleiner, hochbetagter Mann im karierten Sakko mit tadellos gebügeltem Hemd taucht auf: Werner Muensterberger, Psychoanalytiker, Kunstsammler, Ethnologe, geboren 1913 in Westfalen, Sohn eines deutschen Fabrikanten und einer niederländischen Mutter, nach eigenem Bekunden areligiöser Jude.

Muensterberger bittet herein in eine ungewöhnliche Wohnung: über dem Esstisch ein rußschwarzes Relief aus Pavianschädeln und Knochen, offenbar Relikt einer Zeremonie in der Savanne, irgendwo ein kratziges Samtsofa "in der Farbe von vertrocknetem Moos", ein kopfloser Torso mit langem Phallus, finstere afrikanische Masken, Lampen von Diego Giacometti. Und mitten in dieser Wohnung ein Mann, der fast ein Jahrhundert alt ist. Der befreundet war mit Bruce Chatwin und Andy Warhol. Ein Mann, der als Kind auf die deutsche Odenwaldschule ging, nackt auf dem Monte Veritá tanzte, Gast im Hause Thomas Manns war.

Mit dieser fulminanten Begegnung im Jahr 2005 beginnt Lisa Zeitz, Chefredakteurin der "Weltkunst" und eine der besten Kennerinnen des internationalen Kunstmarkts, die Lebensgeschichte eines Mannes, dessen Biographie auch eine Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts ist: Werner Muensterberger studierte ab 1934 in Berlin, wurde ein früher Experte für außereuropäische Kunst, musste aber bald vor den Nationalsozialisten fliehen, ging in Holland in den Widerstand, wurde im Zweiten Weltkrieg von seiner Freundin vor der Gestapo versteckt und kam schließlich 1947 nach Amerika, wo er einer der erfolgreichsten Psychoanalytiker seiner Zeit wurde - James Dean gehörte ebenso zu seinen Patienten wie Marlon Brando. Warum, denkt man sich schon nach den ersten Seiten dieses Buchs, hat noch niemand vorher diese Geschichte aufgeschrieben?

Muensterberger hatte keine sorglose Kindheit. Seine Mutter starb, als er fünfzehn war. Der Analytiker Karl Landauer therapierte ihn und weckte sein Interesse für die Psychoanalyse: "Ich war fünfzehn, tief beeindruckt, ich wusste, dass ich auch Analytiker werde will", schreibt Muensterberger später. Schon einige Jahre zuvor war er, als Kind noch, mit seiner Mutter nach Amsterdam gereist, wo Baron Eduard von der Heydt lebte, der mit einer von Muensterbergers Tanten verheiratet war. Von der Heydt besaß eine der größten Sammlungen außereuropäischer Kunst in Europa und war ansonsten, wie Muensterberger der Autorin anvertraute, eine unselige Figur: Er habe eine Art Grammophon, mit dem sich Schallwellen in eine Platte ritzen ließen, unter dem Bett seiner Frau installiert, um sie eines Seitensprungs zu überführen und sich daraufhin scheiden lassen. Muensterberger blieb dennoch in Kontakt mit dem neurotischen Ex-Onkel, er folgte ihm, als von der Heydt den Monte Veritá kaufte, und verbrachte einige Jahre lang jeden Sommer in der Künstlerkolonie bei Ascona, wo die einzige Anforderung des Onkels an ihn war, "jeden Sommer vor dem Fenster des Barons nackt zu baden".

Lisa Zeitz hat Muensterberger jahrelang, bis zu seinem Tod 2011, immer wieder getroffen und das schier endlose, disparate Material aus den Gesprächen zusammen mit Archivmaterialien einfühlsam zum Porträt einer epochalen Figur verdichtet - von den frühen Tagen am Monte Verità über die Odenwaldschule, wo ihn der Schulleiter als "egozentrischen Psychopathen" bezeichnet, über die ersten Studienjahre in Berlin, wo schon der Druck der nationalsozialistischen Diktatur zu spüren ist, bis zu den Jahren in Holland und zum Tod des Vaters, der in Auschwitz ermordet wurde. Man erfährt von Muensterbergers Reise zu den Ureinwohnern von Borneo, deren Ornamentik ihn interessierte, von seiner Bisexualität, von der Renitenz, mit der Muensterberger reagierte, als man ihm nach 1947 in New York erklärte, er müsse seinen Namen ändern, wenn er als Analytiker arbeiten wolle, Werner Muensterberger klinge nicht gut, wie Monsterburger. Muensterberger änderte seinen Namen tatsächlich: Er nannte sich jetzt Warner Muensterberger, mit einem A. Wenig später wurde James Dean Patient in seiner New Yorker Praxis und der Mann mit dem A einer der erfolgreichsten Analytiker seiner neuen Heimat - und einer der angesehensten Experten für "primitive Kunst", deren Name ihm, wie er 1955 im Vorwort seines Standardwerks "Sculpture of Primitive Man" schreibt, immer ein Dorn im Auge war.

Lisa Zeitz schafft es, die prägenden Figuren auf Muensterbergers Weg, wie in einem epischen Familienroman, in kleinen, einprägsamen und lebendigen Exkursen vor Augen zu stellen - ob den neurotischen Baron von der Heydt, die später berühmte Schauspielerin Annie Elisabeth de Bruyn, mit der Muensterberger von 1942 bis 1947 zusammenlebte und die ihn in einem Wartungsschacht vor der Gestapo versteckte, oder den inzwischen greisen Händler Merton Simpson, den Zeitz in New York aufsucht.

So wird diese Biographie Muensterbergers sowohl zu einer Einführung in die intellektuellen und künstlerischen Bewegungen und Irrwege des zwanzigsten Jahrhunderts wie auch zu einer in die Theorie des Verbergens und des Identitätswechsels, die Muensterberger seit seinen ersten Aufsätzen zum "Ursprung der Maske" 1937 beschäftigte. Überhaupt besteht dieses Buch eigentlich aus vier ineinandergewobenen Büchern: einer Biographie, einem Epochenbild und einer Einführung in die Geschichte der "primitiven" Kunst und ihrer Erforschung - man erfährt wie nebenbei, was es mit dem langarmigen Senufo-Stampfer von der Elfenbeinküste, den Muensterberger besaß, auf sich hat und warum er die Abstraktionsleistungen der Dogon-Masken mehr schätzte als naturalistische Plastiken aus Kongo. Schließlich gibt es, als Anhang dieser packenden Biographie, noch das unvollendete letzte Buchprojekt Muensterbergers, das Zeitz behutsam ediert - ein Fragment gebliebenes Buch über die Psychologie des Fälschers, dem die großen Fälschungsskandale um Wolfgang Beltracchi und die Galerie Knoedler bestimmt noch viel aktuelles Material geliefert hätten.

NIKLAS MAAK

Lisa Zeitz: "Der Mann mit den Masken".Das Jahrhundertleben des Werner Muensterberger.

Berlin Verlag, Berlin 2013. 336 S., Abb., geb., 24,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Drei Bücher in einem liest Niklas Maak in dieser Biografie über den Psychoanalytiker und Kunstsammler Werner Muensterberger, die die Journalistin Lisa Zeitz anhand einer langen Reihe von Gesprächen verfasst hat. Neben der bewegten Lebensgeschichte des in die USA emigrierten Muensterberger, Freund von Chatwin und Warhol, Analytiker von James Dean und Brando und einem Epochenbild des 20. Jahrhunderts ist das Buch laut Maak eine Einführung in die Geschichte der "primitiven" Kunst, deren intimer Kenner Muensterberger auch war.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Als Psychoanalytiker behandelte er James Dean und Marlon Brando, als Kunstsammler trug Werner Muensterberger eine einmalige Kollektion afrikanischer Kunst zusammen. Jetzt hat ihm die Journalistin Lisa Zeitz eine berührende Biografie gewidmet. [...] Lisa Zeitz weiß sie an vielen Stellen mit Leben zu füllen, indem sie das Umfeld des Sammlers schildert und Exkursionen zu ihn prägenden Menschen unternimmt. Zu dem Psychoanalytiker Karl Landauer beispielsweise, der Muensterbergers Berufswunsch initiierte. Oder zu dem entfernten Verwandten Eduard von der Heydt, der eine der größten Sammlungen außereuropäischer Kunst hatte und bereits im achtjährigen Muensterberger die Sammelleidenschaft weckte. Auch machte der Graf ihn später mit vielen Persönlichkeiten auf seinem Gut am Monte Verità bekannt. Zeitz erweist sich als famose Kennerin der Lebensthemen ihres Freundes. Sie schreibt luzide über die "primitive Kunst" und Muensterbergers Streifzüge durch Galerien, wo er kostbare Stücke für wenig Geld erwerben konnte. Und auch die goldenen Jahre der Psychoanalyse, die ihm in New York Klienten wie James Dean oder Marlon Brando bescherten, lässt Zeitz Revue passieren.", Deutschlandradio Kultur, Eva Hepper, 13.06.2013