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Es geht um die Macht der Ideen in der Politik und in diesem Kontext um Auswärtige Bewusstseinspolitik, um Auswärtige Bewusstseinspolitik als eine Form der Aussenpolitik, die darauf zielt, Ideen und Denkansätze anderer Völker zu beeinflussen. Der Autor weist nach, dass mit Auswärtiger Bewusstseinspolitik in der Vergangenheit bei sehr geringem Kostenaufwand Erfolge erzielt wurden, die alles in den Schatten stellte, was mit konventioneller Politik zu erreichen war. Und dass sich solche Erfolge auch in der Gegenwart erzielen lassen. Als Beleg hierfür führt er an: Die Beeinflussung der…mehr

Produktbeschreibung
Es geht um die Macht der Ideen in der Politik und in diesem Kontext um Auswärtige Bewusstseinspolitik, um Auswärtige Bewusstseinspolitik als eine Form der Aussenpolitik, die darauf zielt, Ideen und Denkansätze anderer Völker zu beeinflussen. Der Autor weist nach, dass mit Auswärtiger Bewusstseinspolitik in der Vergangenheit bei sehr geringem Kostenaufwand Erfolge erzielt wurden, die alles in den Schatten stellte, was mit konventioneller Politik zu erreichen war. Und dass sich solche Erfolge auch in der Gegenwart erzielen lassen. Als Beleg hierfür führt er an: Die Beeinflussung der kambodschanischen Revolution durch französische linke Soziologen, die Erfolge der alliierten Propaganda im Ersten Weltkrieg, die auswärtige Bewusstseinspolitik der Wahabiten und der Regierungen Israels.
Der Verfasser führt die Abneigung deutscher Politiker, sich auf Auswärtige Bewusstseinspolitik einzulassen, auf eine weit in die deutsche Geschichte zurückreichende Tradition zurück, Geist und Macht in der Politik voneinander getrennt zu halten. Die deutsche Auswärtige Kulturpolitik beschreibt er als eine Variante von Bewusstseinspolitik und begründet, warum sie bisher politisch und gesellschaftlich weitgehend wirkungslos geblieben ist. Ihre Strukturen müssten grundlegend verändert werden und das gelte nicht nur für die deutsche Auswärtige Kulturpolitik, sondern auch für die deutschen Kulturinstitute. Zu den Gründen für die geringe Effizienz der deutschen Auswärtigen Bewusstseinspolitik zählt der Autor, dass die dafür verantwortlichen deutschen Politiker hierfür bisher keine Strategie hätten. Eine solche Strategie könne man aus den Erfahrungen der Geschichte jedoch entwickeln. Und eben das unternimmt er in diesem Buch.
Autorenporträt
Der Autor studierte Germanistik und Philosophie an der Freiburger Universität, unterrichtete Deutsch an der Technischen Hochschule Mansoura in Ägypten und arbeitete als Lehrer und Berater in der Ausbildungsabteilung der Misr Spinning and Weaving Company in Mahala el Kubra. Anschließend war er Dozent des Goethe- Instituts in Alexandria, Rom und Berlin. Er ist heute unternehmerisch tätig und lebt teils in Deutschland, teils in Amerika.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2006

Noch ein Begriff . . .
Auswärtige Bewußtseinspolitik versus Auswärtige Kulturpolitik

Martin Mumme hat als Dozent an den Goethe-Instituten in Alexandria, Rom und Berlin gewirkt. Da die Auswärtige Kulturpolitik in der Bundesrepublik nach wie vor die Rolle eines Aschenputtels spiele und schon aufgrund der geringen finanziellen Haushaltsmittel nicht zur dritten Säule der Außenpolitik geworden sei, schlägt er den Wechsel zu einer "Auswärtigen Bewußtseinspolitik" vor. Unter dieser versteht er "die Beeinflussung des Bewußtseins anderer Völker mit einer politischen Zielsetzung". An Hand von historischen Beispielen will er den Erfolg einer solchen Politik belegen.

Die Revolution in Kambodscha sieht Mumme als besonderes Lehrstück für die Wirksamkeit einer "Auswärtigen Bewußtseinspolitik". Die punktuelle Instruktion einer Handvoll Menschen ohne nennenswerten finanziellen Aufwand habe gewaltige Konsequenzen gehabt. Gemeint ist das Studium von einigen der späteren Führer der Roten Khmer in den fünfziger Jahren an Hochschulen in Paris. Dort seien diese von kaum mehr als einem Dutzend Professoren der Wirtschaftswissenschaften, der Soziologie sowie in Seminaren der Kommunistischen Partei auf das radikale Modell eingestimmt worden, welches schließlich 1,2 Millionen Kambodschaner das Leben gekostet habe. Die ihnen beim Studium in Frankreich vermittelte Gesellschaftstheorie hätte den Führern der Roten Khmer "als eine Art Blaupause ihrer Revolution" gedient.

Nach diesem für eine Verbesserung auswärtiger Kulturpolitik allerdings nicht ansprechenden, einmal ganz abgesehen von seinem Erklärungswert eher geschmacklosen Beispiel preist der Autor für die Effizienz "Auswärtiger Bewußtseinspolitik" den Erfolg der britischen Propaganda im Ersten Weltkrieg. Diese Propaganda habe es vermocht, die Vereinigten Staaten an der Seite der Alliierten gegen die Mittelmächte zu führen. Einem Hobby-Historiker muß nachgesehen werden, daß er für den Kriegseintritt Washingtons eine monokausale Erklärung liefert und etwa die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs von deutscher Seite nicht einmal erwähnt. Für die Vertreter einer Auswärtigen Kulturpolitik, die eine intensive Kommunikation zwischen den Kulturen, den Aufbau kulturpolitischer Dialogstrukturen auf internationaler Ebene und einen gleichberechtigten Dialog anstrebt, muß allein schon der Hinweis auf erfolgreiche Propaganda höchst abschreckend wirken.

Ebensowenig vermögen die Hinweise auf die erfolgreiche "Auswärtige Bewußtseinspolitik" des Staates Israel oder der katholischen Kirche für das Anliegen des Autors werbend zu wirken. Schließlich setzt die vom Leser bereits erwartete Schelte der Auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik ein, und auch der frühere Arbeitgeber Goethe-Institut bekommt in einem längeren Kapitel sein Fett weg. Mag auch das ein oder andere erwähnte Manko in Struktur und Inhalt richtig erkannt sein; ein überzeugendes Plädoyer für seine "Auswärtige Bewußtseinspolitik" gelingt dem Autor nicht. So muß sich die Auswärtige Kulturpolitik der Bundesrepublik - der kürzlich vom Bundesaußenminister für die Zukunft immerhin mehr Haushaltsmittel zugesagt worden ist - auch ohne "Bewußtseinspolitik" den neuen weltpolitischen Konstellationen überzeugend stellen.

REINER POMMERIN

Martin Mumme: Strategien Auswärtiger Bewußtseinspolitik. Von der Macht der Ideen in der Politik. Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2006. 209 S., 19,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rainer Pommerin bemüht sich, dem Autor sein Plädoyer für eine "Auswärtige Bewusstseinspolitik" nicht gleich um die Ohren zu hauen. Die Beispiele, mit denen Martin Mumme hantiert, findet er abschreckend bis geschmacklos. Wer den Erfolg politischer Beeinflussung anderer Völker mit der Schreckensherrschaft der Roten Khmer oder der britischen Propaganda im Ersten Weltkrieg illustriert, so gibt Pommerin zu verstehen, der hat etwas nicht richtig begriffen. Dass der "Hobby-Historiker" Mumme einige Mängel in der Auswärtigen Kulturpolitik durchaus "richtig erkannt" hat, fällt für den Rezensenten da kaum ins Gewicht.

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