Marktplatzangebote
15 Angebote ab € 2,00 €
  • Gebundenes Buch

Ein Sommermorgen in einer deutschen Großstadt. Wie durch Zufall bewegt sich eine Handvoll Menschen aufeinander zu. An einer einsamen Autobahnraststätte kommt es schließlich zu einer folgenschweren Begegnung. Zwei Menschen bleiben auf der Strecke, und niemand weiß, warum...
Eine verregnete Sommernacht irgendwo in Deutschland. Ein junger Mann steht am Fenster seiner Wohnung und wirft seine ganze Einrichtung in den Hinterhof, Stück für Stück, alles. Doch er ist nicht der Einzige, der in dieser Nacht nicht schlafen kann. Sein Nachbar Dieter, der mit seiner Freundin Lily im selben Haus wohnt,…mehr

Produktbeschreibung
Ein Sommermorgen in einer deutschen Großstadt. Wie durch Zufall bewegt sich eine Handvoll Menschen aufeinander zu. An einer einsamen Autobahnraststätte kommt es schließlich zu einer folgenschweren Begegnung. Zwei Menschen bleiben auf der Strecke, und niemand weiß, warum...

Eine verregnete Sommernacht irgendwo in Deutschland. Ein junger Mann steht am Fenster seiner Wohnung und wirft seine ganze Einrichtung in den Hinterhof, Stück für Stück, alles. Doch er ist nicht der Einzige, der in dieser Nacht nicht schlafen kann. Sein Nachbar Dieter, der mit seiner Freundin Lily im selben Haus wohnt, hat für den nächsten Tag eine Gaunerei vor und grübelt. Der Polizist Georg macht einen Streifzug durch die Kneipen und lernt die mysteriöse Maren kennen, die vor irgendetwas auf der Flucht ist und die Stadt verlassen will. Georgs schwangere Frau Evi ist allein zu Hause und liegt wach im Bett. Richard und Karin sind auf dem Weg in die Stadt zu Karins Bruder und verbringen die Nacht im Auto. Es wird Morgen. Lily und Dieter stehen auf. Dieter bringt seine Freundin in die Nähe der Autobahnraststätte, wo sie einen Job an der Kasse hat. Heute Abend soll die Plackerei endlich ein Ende haben. Wenn alles klappt, wollen sie morgen schon in Kuba sein. Lily hat Angst. Aber
sie lässt sich nichts anmerken. Wie jeden Tag streitet sie mit ihrer älteren Kollegin Gertrud. Richard und Karin machen Halt in der Raststätte, um zu frühstücken. Sie sind ein eingespieltes Team, das Leben zu zweit hat für sie nicht mehr viele Überraschungen parat. Der schwangeren Evi macht schon am frühen Morgen die Hitze zu schaffen. Sie beklagt sich bei Georg, weil er in der Nacht so spät nach Hause gekommen ist, und schleppt sich zu ihrer Arbeit in einem Reisebüro. Auch Georgs Tag als Polizist beginnt. Richard und Karin nehmen bei ihrer Weiterfahrt Maren mit, die es sich anders überlegt hat und wieder in die Stadt zurückwill. In ihrem Koffer ist ein Hochzeitskleid. Während der Fahrt zieht sie es an, denn die Zeit wird knapp. In der Stadt wartet ihr Bräutigam auf sie, den sie noch nie gesehen hat. Dieter reserviert in dem Reisebüro, in dem Evi arbeitet, Tickets nach Kuba und fährt mit einer Pistole in Richtung Autobahn. Anders als geplant, fallen bei dem Überfall auf die Rastste Schüsse.
Georg und sein Kollege Günter erhalten einen Einsatzbefehl. Doch es kommt zu einer fatalen Verwechslung ... Andree Hesse selbst zu seinem Roman: " Aus welchem Grund auch immer ist eine einfache Geschichte über Menschen zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Heimat und Fremde, zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Leben und Tod. Bevor sie in dem Hinterhof endet, in dem sie auch begonnen hat, kreuzen sich an diesem frühen Sommermorgen ihre Wege, die notgedrungen beliebig, zugleich bestimmt und zufällig sind, in einer einsamen Raststätte an der Autobahn. Einem magischen Ort zwischen Rast und Unrast, Kommen und Gehen, Stillstand und Bewegung. Und trotz all ihrer individuellen Träume und Sehnsüchte treiben ihre Wege schließlich unversehens auf ein gemeinsames und geteiltes Schicksal zu: aus welchem Grund auch immer." Hesses Debütroman ist eines dieser Bücher, die von der ersten Seite an eine unglaubliche Sogwirkung entwickeln. Mit erfrischender Schlichtheit geschrieben,rweist er sich bei näherem Hinsehen als überaus vielschichtiger Text, doch wie raffiniert er konstruiert ist, merkt der Leser erst, wenn er an seinem überraschenden Ende angelangt ist. Erst vor dem Hintergrund dieses Endes nämlich gewinnen viele der Anspielungen und Vorausblicke - und nicht zuletzt eine verborgene Identität - eine neue Bedeutung, und man ist versucht, zur ersten Seite zurückzublättern und gleich noch einmal von vorne zu beginnen. Gerade diese Mischung aus filmischer Knappheit und Hintergründigkeit, die an Paul Austers New-York-Trilogie und an Robert Altmans verzwickten Episodenfilm "Short Cuts" erinnert, machen das Buch - und seinen Autor - zu einer echten Entdeckung.
Autorenporträt
Andree Hesse wurde 1966 in Braunschweig geboren. Nach einer Sattlerlehre und dem Studium an der Fachhochschule Celle führte er Theaterregie in Marburg und studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Er schrieb Drehbücher, Theaterstücke und Kurzgeschichten. 1991 Förderpreis des 8. Jungen Literaturforums Hessen. 1998 Literaturstipendium der Stadt München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.06.2001

Literatur
Ruhige Empirie
Paare, Zufälle und der Tod
in Andree Hesses Debütroman
Es ist Nacht. Ein Mann steht am Fenster und wirft seinen Hausrat in den Hof. In der gegenüberliegenden Wohnung lebt Dieter mit seiner Freundin Lily. Dieter sieht den fremden Mann auf der anderen Seite des Hofes. „Mit dem jungen Mann verband ihn nichts.” Dieter sieht Lily beim Schlafen zu und fühlt sich von ihr verlassen. „Aber ich liebe dich doch, sagte Lily jedes Mal, wenn sie aufwachte und sein Gesicht sah, ein ängstliches Gesicht, und es klang immer wie eine Drohung. Sie versteht mich nicht, dachte er, und er konnte es auch nicht erklären. Er hatte nur diese Ahnung, dass es, wenn man sich liebte, doch eine so tiefe Verbundenheit geben müsse, die niemand trennen dürfe, auch der Schlaf nicht.”
Die Einsamkeit, der Schlaf. Drei junge Paare, eine ältere Frau, ein Unbekannter. Eine Nacht und ein Tag. Andree Hesse spielt in seinem Debütroman „Aus welchem Grund auch immer” (Knaus-Verlag, 221 Seiten) virtuos mit den dramaturgischen Mustern der Fernseh- und Kinounterhaltung. „Pulp Fiction”, Schimanski und Robert Altmans „Short Cuts” – vieles wird da anzitiert und dann ganz anders als erwartet weitererzählt. Man wartet auf die Schießerei, aber stattdessen kommt ein Herzinfarkt. Auch Ingo Schulzes „Simple Storys” mit ihrem Kosmos aus 30 Randfiguren, könnte Pate gestanden haben für diesen Roman: Lose Verflechtungen, ein Treffen an der Tankstelle, ein flüchtiges Gespräch in der Kneipe.
Hesses Figuren scheinen allesamt ruhige Empiriker zu sein, Menschen, die ihre Umwelt, den Alltag so genau und verwundert wahrnehmen wie Richard als kleiner Junge: „Oft hatte er dann seinen Kopf zurück auf die Hutablage gelegt und durch die Heckscheibe in den Himmel geschaut und gedacht, alles was ich sehe, fliegt oder fährt an mir vorbei, ich aber bewege mich keinen Schritt.” Am Ende sind sie alle keinen Schritt weiter. Aber einer von ihnen lebt nicht mehr. Und einer ist, ohne es zu wollen, zum Mörder geworden.
alex
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2001

Weiche Reifen, harte Schnitte
Das Leben ist eine Raststätte: Andree Hesses Debütroman

Den Nachahmereffekt gibt es auch bei Debütanten. Hat erst einmal ein Senkrechtstarter mit seinem literarischen Konzept die Gipfel gestürmt, erscheinen wenig später Bücher mit ähnlichen Strukturen. Keine Kopien. Aber Erzählkonstruktionen, in denen deutlich das Vorbild als Schattenriß eingezeichnet ist. Das Debüt des fünfunddreißigjährigen, in Celle aufgewachsenen und vor drei Jahren mit dem Literaturstipendium der Stadt München ausgezeichneten Andree Hesse ist so ein Fall. In seinem Roman in dreiundvierzig durchnumerierten Sequenzen lassen sich die Konturen des Vorbildes Ingo Schulze und seiner "Simple Stories" ausmachen. Nicht unbedingt zum Vorteil allerdings. Denn ein Vorbild möchte nicht unterboten werden.

Andree Hesse erzählt in seinem Autobahnraststätten- und Hinterhofroman eine Geschichte der Belanglosigkeit, der Banalität und der Leere. Das mag Konzept sein, denkt man am Anfang, ist aber vielleicht doch auch systemimmanente Schwäche, vermutet man am Ende der abenteuerlosen Lektüre, als das Gefühl der Gleichgültigkeit längst auf den Leser übergegriffen hat. Andree Hesses Figuren treiben orientierungslos und kaputt umher. Da ist Dieter, ein kleiner Gauner mit wenig Glück, der im Halbschlaf seinen kriminellen Projekten nachspinnt und gleichzeitig tiefschürfende Überlegungen über sein Verhältnis zu seiner Freundin Lily anstellt. Georg taucht auf, ein Polizist mit halbphilosophischer Ader, der den Dingen gerne gültige Begriffe gibt und zum Schluß kommt, daß der Tod vom Leben durch einen Atemzug getrennt ist, egal ob diese Trennung durch Kugel, Messer oder Ersticken eingeleitet wird.

Beide, Georg und Dieter, werden von aggressiven Impulsen heimgesucht, die sie nicht steuern können. Dieter verpaßt in diesen Fällen seiner Freundin eine Ohrfeige; Georg denkt über die Bändigung der Aggression in einem für einen Polizisten eher unüblichen Therapiejargon nach, denn eine Lösung gelang ihm immer dann, "wenn er selbst nicht Teil des Konfliktes war. Sobald er Teil eines Konfliktes war, erwies er sich meistens als völlig unfähig, zu einer Lösung zu finden." Maren, die Mysteriöse, schiebt sich an seine Seite und verschwindet ebenso plötzlich wieder. Sie trifft auf Richard und Karin, die sie auf einer Fahrt im städtischen Niemandsland mitnehmen.

Am vielschichtigsten unter all diesen lapidaren Figurenporträts erweist sich noch Gertrud, Bardame in der Autobahnraststätte, eine ältere, lebenskluge Frau mit einer Figur wie ein Gebirge, einer Leidenschaft für Margarine und ausgeprägtem Hang zu männlichen Barbesuchern, die in großen, ausländischen Schlitten vorfahren. In winzigen, verlorenen Momenten denkt sie über ihre Kindheit im Krieg nach und wie das Leben anders geworden wäre, wenn sie eine Ausbildung hätte machen können.

Andree Hesse führt seine Protagonisten ebenso unvermittelt ein, wie er sie unmotiviert durch den Erzählkosmos lenkt. Ein vages Konzept, das wohl weniger dem Willen zu harten Schnitten als der Unfähigkeit zu einem kohärenten Erzählkonzept entsprungen ist. Der finale Showdown in der Autobahnraststätte mit tödlichem Ausgang wirkt da nur noch als verkrampfter Gag, dem man allzu deutlich anmerkt, daß er das disparate Erzählen irgendwie zu einem Ende bringen soll. Andree Hesses Debüt erweist sich als viel zu zerfahren, als daß es überzeugend sein Motto umzusetzen vermöchte, das einmal in einem knappen Satz formuliert wird: "Zuweilen merken wir, wie hilflos und allein wir sind."

PIA REINACHER

Andree Hesse: "Aus welchem Grund auch immer". Roman. Knaus Verlag, München 2001. 224 S., geb., 36,- DM

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Naja, denkt der Rezensent mit dem Kürzel S.V.. Andree Hesses Fabel über Un- und Zufälle des Lebens, in der er eine Reihe von Personen in einem Auto, auf einer Raststätte und in einem Hinterhof zusammenführt, steckt für den Rezensenten noch in den Kinderschuhen, oder genauer, "am Reisbrett". Der Text sei zwar sauber gearbeitet, aber krampfhaft "verrätselt". Übriggeblieben ist für S.V. ein Prosastück, das er zu groß hält für das, was in ihm steckt und zu klein, um etwas anderes zu sein.

© Perlentaucher Medien GmbH