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Michael Hauck entfaltet in seiner Dokumentation Leben und Wirken L. Albert Hahns, einer der großen und zu Unrecht heute vergessenen Söhne der Stadt Frankfurt am Main. Anlässlich seines vierzigsten Todestages entwirft er detailreich und mit viel Sympathie das Porträt dieses Mannes und seiner Zeit: Die familiären Wurzeln und das soziale Umfeld im Frankfurter Westend werden beleuchtet, ebenso Hahns Bedeutung für den Finanzsektor und in der universitären Lehre. So sind etwa seine Beiträge zur Geld- und Makroökonomie ebenso wie die mit bisweilen bissiger Ironie dargelegten Theorien gegen den…mehr

Produktbeschreibung
Michael Hauck entfaltet in seiner Dokumentation Leben und Wirken L. Albert Hahns, einer der großen und zu Unrecht heute vergessenen Söhne der Stadt Frankfurt am Main. Anlässlich seines vierzigsten Todestages entwirft er detailreich und mit viel Sympathie das Porträt dieses Mannes und seiner Zeit: Die familiären Wurzeln und das soziale Umfeld im Frankfurter Westend werden beleuchtet, ebenso Hahns Bedeutung für den Finanzsektor und in der universitären Lehre. So sind etwa seine Beiträge zur Geld- und Makroökonomie ebenso wie die mit bisweilen bissiger Ironie dargelegten Theorien gegen den vorherrschenden Keynesianismus heute aktueller denn je - zumal sie bei ihm aus der Praxis eines engagierten Bankiers kommen.
Das Buch ist auch eine Schrift gegen das Vergessen: Der demütigende Zwang zur Emigration im Nationalsozialismus, die Jahre im Exil, die Rückkehr in die geliebte - und zerstörte - Heimatstadt sorgten immer wieder für Brüche in der Biographie Albert Hahns.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2009

Ökonom. Bankier. Frankfurter.
Eine zeitgemäße Biographie Albert Hahns

Das Unwissen über Albert Hahn (1889 bis 1968) begann mit seinem Namen. "L. Albert Hahn" stand unter zahlreichen Schriften, aber weil niemand wusste, was das "L." bedeutete, nahm man irgendwann einfach an, es müsse für "Ludwig" stehen. Michael Hauck, Frankfurter Privatbankier und Herausgeber eines Buches über Hahn, hat nun das Rätsel gelüftet. "L." stand für "Lucien".

Hahn war ein ungewöhnlicher Mann. Aus einer seit Jahrhunderten in Frankfurt ansässigen Bankiersfamilie stammend, übernahm er die Leitung der Deutschen Effecten- und Wechselbank, die von seiner Familie kontrolliert wurde. Doch fühlte er sich dem Geschäft nicht verbunden, weil ihn die Wissenschaft eher reizte. Innerhalb der Ökonomenzunft blieb Hahn ebenfalls Außenseiter, weil er zwar eine Honorarprofessur erhielt, aber niemals einen ordentlichen Lehrstuhl besaß und mit dem Blick des Praktikers wissenschaftliche Fragen anging. Als Bankier zu sehr Ökonom, als Ökonom zu sehr Bankier, so nahm er seine Wirkung wahr.

Dabei hatte Hahn einiges zu sagen. Als junger Mann sorgte er mit dem Buch "Volkswirtschaftliche Theorie des Bankkredits" für Aufsehen, indem er eine Sicherung des Wachstums durch expansive makroökonomische Politik begründete. Das seinerzeit vieldiskutierte Werk machte Hahn zu einem "Keynesianer vor Keynes", und in mehreren Veröffentlichungen deutete Hahn an, Keynes könnte bei ihm abgeschrieben haben.

Als Keynes im Jahre 1936 seine "General Theory" veröffentlichte, hatte Hahn längst das Lager gewechselt. Unter dem Einfluss österreichischer Ökonomen wie Ludwig von Mises war er zu einem Antikeynesianer geworden. An dieser Ausrichtung hielt er auch in späteren Schriften fest; seine Ansichten zur Geldpolitik der frühen Nachkriegszeit wurden damals innerhalb der Deutschen Bundesbank sehr beachtet. Hahn war zudem ein sehr erfolgreicher Kapitalanleger, der ein Gespür für erfolgreiches Handeln in der Krise besaß. Nicht zuletzt deshalb ist das Werk zeitgemäß.

Haucks Buch erinnert aber nicht nur an den Bankier und Ökonomen Hahn. Es beschreibt auch den Frankfurter Bürger und das bürgerliche Milieu der Stadt vor dem Zweiten Weltkrieg. Hahn musste wegen seiner jüdischen Herkunft die Heimat, die er liebte, verlassen. Über Kuba kam er nach New York, wo er geschäftlich reüssierte, sich aber nicht wirklich wohl fühlte. Ein paar Jahre nach Kriegsende kehrte Hahn nach Europa zurück. Er selbst hätte sich wohl im zerbombten Frankfurt niedergelassen, aber mit Rücksicht auf die Einwände seiner Frau wählte er Paris als Lebensmittelpunkt mit einer Villa in Südfrankreich als Zweitwohnsitz.

Michael Hauck hat Albert Hahn gut gekannt, und er versteht sich ebenso als Frankfurter Bürger. So ist ein einfühlsames Buch entstanden, das über eine untergegangene Epoche der Stadt berichtet und über einen Mann, in dem sich alter Geldadel und Bildungsbürgertum verbanden und dessen Fliege äußeres Zeichen seines Nonkonformismus war. Hahn war Privatbankier, aber kein geldhungriger Banker, und er führte lieber geistreiche Gespräche mit seiner Freundin Marion Gräfin Dönhoff als eine Kreditverhandlung. Haucks Dokumentation, wie er sie nennt, sollte den Beginn einer Wiederentdeckung Albert Hahns einleiten.

GERALD BRAUNBERGER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Gerald Braunberger eröffnet der Band den Blick auf eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Dass der Bankier und Ökonom Albert Hahn ein Gespür für das Handeln in Krisenzeiten besaß, verleiht dem Buch laut Rezensent einen aktuellen Bezugspunkt. Einen weiteren interessanten Aspekt der Biografie sieht Braunberger in dem einfühlsamen Panorama des untergegangenen Frankfurter Bürgertums, das Michael Hauck entfaltet. Hahn erscheint ihm hier gleichermaßen als Mann des Geldes und des Bildungsbürgertums wie als Nonkonformist in der Welt der Banker.

© Perlentaucher Medien GmbH